In den vergangenen Monaten haben zahlreiche Notenbanken die Leitzinsen erhöht — allen voran die US-Notenbank Fed. In normalen Marktphasen interpretieren Kapitalmarktexperten dies als Belastungsfaktor für Gold, aber von so etwas wie „Normalität“ sind wir mittlerweile seit Jahrzehnten meilenweit entfernt.

Massiver Anstieg der Renditen registriert

In diesem Jahr war der Anleihemarkt, der in der Regel als wenig volatile Anleiheklasse wahrgenommen wird, heftigen Turbulenzen ausgesetzt. So verlor zum Beispiel der Bund-Future, gemessen vom Anfang März erzielten Jahreshoch, in der Spitze fast 18 Prozent an Wert. Mit rund zehn Prozent fiel das Minus beim in Euro berechneten Goldpreis deutlich geringer aus. Mittlerweile übersprangen die Renditen zehnjähriger Bundesanleihen (aktuell: 1,77 Prozent) — erstmals seit 2014 — relativ mühelos die Marke von einem Prozent. Zehnjährige US-Staatsanleihen bieten aktuell sogar 3,19 Prozent p. a. Als zwingendes Kaufargument sollte dieser Umstand allerdings nicht interpretiert werden, schliesslich übertreffen die Inflationsraten mit 8,6 Prozent (USA) bzw. 7,9 Prozent (Deutschland) die erzielbaren Renditen relativ deutlich. Das heisst: Mit Anleiheinvestments ist derzeit eine systematische Vernichtung von Kaufkraft verbunden.

Die massiven Kursverluste der Anleihen führten zu deutlich höheren Zinsen, was vor allem auf den Kurswechsel der US-Notenbank Fed zurückzuführen war. Deren Mitte März erfolgte erste Zinsschritt nach oben fiel mit 25 Basispunkten noch relativ moderat aus. Anfang Mai schraubten die US-Notenbanker den Leitzins bereits um 50 Basispunkte nach oben und Mitte Juni gab es erstmals seit 1994 sogar eine Zinserhöhung um 75 Basispunkte zu vermelden. Die EZB wagte erst im Juli eine Anhebung der Leitzinsen um 25 Basispunkte auf aktuell 0,25 Prozent. Damit hinken die europäischen Leitzinsen denen in den USA (aktuell: 1,75 Prozent p. a.) deutlich hinterher. Dies hat den Dollar gestärkt und den Euro geschwächt, weshalb europäische Goldbesitzer von währungsbedingten Performancevorteilen profitiert haben.

Die Folgen höherer Zinsen für den Goldpreis

Aus folgenden Gründen gelten Zinserhöhungen als nachteilig für Gold. Zum einen fällt Goldbesitzern während Zinserhöhungszyklen der Verzicht auf höhere Anleiherenditen (Stichwort „Opportunitätskosten“) schwerer als in Phasen niedriger Zinsen. Zum anderen belasten steigende Zinsen häufig sowohl die Konjunktur als auch den Arbeitsmarkt. Sobald Anleger weniger Geld zur freien Verfügung haben, könnte dies das Interesse an Goldinvestments bremsen. Vor allem in China und Indien — den weltweit wichtigsten Konsumenten von Goldschmuck — gelten sinkende Einkommen erfahrungsgemäss als potenzieller Belastungsfaktor für den Goldpreis. Ausserdem könnte es im Zuge von Zinserhöhungen zu Turbulenzen an den Finanzmärkten kommen. Dann stellt sich vor allem eine Frage: Kommt es zu einer massiven Kapitalflucht in den sicheren Hafen Gold oder sind Investoren möglicherweise gezwungen, hohe Verluste in anderen Anlageklassen durch den Verkauf ihrer Goldpositionen auszugleichen?

Da wir derzeit alles andere als normale Zeiten erleben, sollte die aktuelle Entwicklung an den Goldmärkten stets differenziert betrachtet und kritisch hinterfragt werden. Altbewährte Korrelationen zwischen Gold und anderen Anlageklassen können zwar eintreffen, unter bestimmten Umständen aber auch ausfallen. Ob Anleihen dank steigender Zinsen (Opportunitätskosten) stark an Attraktivität gewinnen, darf angesichts der damit verbundenen Kursverluste und erhöhter Ausfallrisiken durchaus bezweifelt werden. Aufgrund hoher Teuerungsraten sind bei Anleihen bester Bonität zudem systematische Kaufkraftverluste praktisch vorprogrammiert.

Robert Hartmann, Mitgründer von pro aurum, weist darauf hin, dass viele Anleger gegenwärtig nur auf den Nominalzins starren, anstatt sich den Realzins — also den Nominalzins abzüglich der Inflationsrate — anzusehen. Sein Fazit lautet daher: „Solange der Realzins negativ ist, verlieren zinstragende Anlageklassen sukzessive Kaufkraft.“ Zudem könne man derzeit ohnehin nicht von hohen Zinsen sprechen, schliesslich belief sich beim letzten signifikanten Top des Goldpreises im Januar 1980 der Zinssatz US-amerikanischer Staatsanleihen auf mehr als 15 Prozent bei zugleich noch höherer Inflation. Er erinnert sich noch gut an diese Zeiten zurück und sagt: „Erst als die Inflationsraten auf Kosten einer scharfen Rezession zu sinken begannen, fiel der Goldpreis. Dieser Rückgang dauerte mehr als 20 Jahre und endete erst im April 2001 bei Kursen um 250 Dollar pro Feinunze.“

Eine Regel, die viele Anleger aktuell kaum beachten, besagt übrigens: Je höher die Renditechance eines Investments ausfällt, desto höher sollte man auch dessen Verlustrisiko einschätzen. Auf Anleihen trifft diese Behauptung besonders gut zu, schliesslich dürfte sich deren Tragfähigkeit angesichts explodierender Schuldenberge und steigender Zinsen erheblich verschlechtern. Eines sollten Anleger stets im Hinterkopf behalten: Anleihen basieren vor allem auf dem Vertrauen, dass der Schuldner bis zum Ende der Laufzeit Zins und Tilgung leisten kann. Ein solches Kontrahentenrisiko können die Besitzer von Goldmünzen bzw. -barren getrost ignorieren.

Gold bietet Schutz und Sicherheit

Selbst eine Rezession muss dem Goldpreis nicht zwangsweise schaden, denn schließlich dürfte in solchen Konjunkturphasen der Wunsch nach Schutz und Sicherheit besonders stark ausgeprägt bleiben. Sollten verunsicherte Investoren ihre Konsumausgaben zurückfahren und aufgrund einer notwendigen Risikovorsorge verstärkt Gold kaufen, könnte dies die Goldnachfrage und damit auch den Goldpreis weiter nach oben treiben. Zahlreiche Kapitalmarktexperten gehen davon aus, dass sich die aktuell hohe Inflation trotz höherer Zinsen als hartnäckig erweisen könnte, schliesslich ist der massive Preisauftrieb unter anderem auf Russlands Krieg gegen die Ukraine sowie die corona-bedingten Lockdowns in China zurückzuführen.

Als wichtiges Kaufargument für Gold gilt auch die negative Korrelation gegenüber Aktien. Sollte sich deren Talfahrt fortsetzen, könnte der Goldpreis von Umschichtungen in die Krisenwährung profitieren (Stichwort „sicherer Hafen). Auf lange Sicht können Anleger mit Blick auf die Absicherung ihres Vermögens Gold daher als „erste Wahl“ und „absolutes Must-have“ betrachten.

Bei pro aurum bleibt man trotz Zinswende relativ gelassen

Bei pro aurum macht man sich trotz der eingeläuteten Zinswende in wichtigen Wirtschaftsregionen derzeit keine grossen Sorgen bezüglich der weiteren Geschäftsperspektiven. Mit positiven Realzinsen sei in absehbarer Zukunft nämlich nicht zu rechnen, sodass Gold insbesondere für verunsicherte Investoren eine besonders attraktive Geldalternative bleiben wird. Aufgrund der Diskussionen um die hohe und hartnäckigere Inflation als erwartet rechnet pro aurum nicht mit einem signifikanten Rückgang der physischen Goldnachfrage. Eine wichtige Begründung liefert der erfahrene Edelmetallexperte Hartmann gleich mit und sagt: „Gold und Silber profitieren als sogenannte monetäre Edelmetalle von dem unglaublichen Inflationspotenzial, das sich nach den ständigen Interventionen und massiven Erhöhungen der Geldmengen durch die wichtigsten Notenbanken der Welt seit 2009 aufgebaut hat. Es war eigentlich nur eine Frage der Zeit, wann sich das aufgestaute Inflationspotenzial entladen würde.“

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