Der World Gold Council (WGC) legte kürzlich aktuelle Jahreszahlen zur Entwicklung des globalen Goldmarktes vor. Während der Goldpreis das Jahr 2021 mit einem Minus von 3,5 Prozent beendet hat, war bei der Goldnachfrage ein Wachstum im zweistelligen Prozentbereich registriert worden.

Markantes Jahresplus dank starkem Schlussquartal

In der 28 Seiten starken Publikation „Gold Demand Trends“ erfahren interessierte Anleger wichtige Informationen über die Entwicklung von Angebot und Nachfrage in den verschiedenen Marktsegmenten des weltweiten Goldmarktes. Ausserdem liefert der WGC einen Ausblick für das laufende Jahr.

Gegenüber dem Vorjahr hat sich die globale Goldnachfrage von 3.658,8 Tonnen auf 4.021,3 Tonnen (+9,9 Prozent), was vor allem auf das starke Wachstum im vierten Quartal (+49 Prozent p.a.) zurückzuführen war. Auf der Angebotsseite gab es für 2021 hingegen keine einheitliche Tendenz zu vermelden. Während nämlich bei der Minenproduktion auf Jahressicht ein Zuwachs von 3.474,7 auf 3.560,7 Tonnen (+2,5 Prozent) registriert worden war, verzeichnete der Recyclingsektor einen markanten Angebotsrückgang von 1.292,3 auf 1.149,9 Tonnen (-11,0 Prozent). Per Saldo hat sich dadurch (bereinigt um Hedging-Transaktionen) beim Gesamtangebot ein leichtes Minus von 4.721,1 auf 4.666,1 Tonnen (-1,1 Prozent) ergeben.

Das Jahr 2021 war in den meisten Marktsegmenten durch eine positive Entwicklung gekennzeichnet, lediglich im ETF-Sektor gab es eine extrem negative Tendenz zu vermelden. Nachdem 2020 noch rekordhohe Nettozuflüsse in Höhe von 874 Tonnen registriert wurden, gab es im vergangenen Jahr einen regelrechten „Aderlass“ im Volumen von 173,3 Tonnen zu beklagen, was vor allem auf die Verkäufe nordamerikanischer Investoren im Volumen von fast 200 Tonnen zurückzuführen war. Beim Handel von Goldbarren und -münzen schlug auf Gesamtjahressicht zwar ein Nachfrageboom von 899,6 auf 1.180,4 Tonnen (+31,2 Prozent) zu Buche, summa summarum erlitt der Investmentsektor dennoch einen Einbruch der Nachfrage von 1.773,6 auf 1.007,1 Tonnen (-43,2 Prozent).

Wachsende Schmucknachfrage in China und Indien

Mehr als kompensiert wurde dieser Negativtrend durch die massiven Nachfragezuwächse der Schmuckbranche, dem mit grossem Abstand wichtigsten Goldmarktsegment. Dank China und Indien entwickelte sich die globale Schmucknachfrage glänzend und legte gegenüber dem Vorjahreswert von 1.327,4 auf 2.220,9 Tonnen (+67,3 Prozent) zu. Mit 610,9 Tonnen (Indien) bzw. 674,6 Tonnen (China) repräsentieren diese beiden Länder ungefähr 58 Prozent der globalen Schmucknachfrage. Für den Nachfrageboom verantwortlich war vor allem das Aufheben der Lockdowns und die daraus resultierende markante wirtschaftliche Erholung. Der Industriesektor profitierte hingegen vom niedrigen Goldpreisniveau und dem Ausbau des 5G-Mobilfunkstandards, was zu einem Nachfrageplus von 302,8 auf 330,2 Tonnen (+9,0 Prozent) geführt hat.

Ausgesprochen positiv haben sich die Nettokäufe der Notenbanken entwickelt. Während im Jahr 2020 ein Volumen von insgesamt 255,0 Tonnen gemeldet worden war, stellte sich mit 463,1 Tonnen ein Plus von 81,6 Prozent ein. Laut offiziellen Meldungen liegen damit fast 35.600 Tonnen Gold in den Tresoren der Zentralbanken, was dem höchsten Wert seit fast 30 Jahren gleichkommt. Der stärkste Goldappetit war 2021 in den Notenbanken folgender Länder registriert worden: Thailand (90 Tonnen), Indien (77 Tonnen), Ungarn (63 Tonnen) und Brasilien (62 Tonnen).

So sieht der Ausblick des WGC für 2022 aus

Im weiteren Jahresverlauf erwarten die WGC-Analysten ein anhaltendes Tauziehen der beiden Determinanten Inflationsängste (positiv für Gold) und Zinssorgen (negativ für Gold). So könnte sich der Investmentsektor weiterhin schwertun, während die Kauflaune in den Marktsegmenten, Schmuck, Industrie sowie Barren & Münzen weiter anhalten könnte. Selbiges trifft auch auf den Notenbankensektor zu, wenngleich das Volumen der Käufe nachlassen dürfte. Das vergangene Jahr war nämlich von einigen Sondereinflüssen (Grosseinkäufen) geprägt, die sich 2022 höchstwahrscheinlich nicht wiederholen werden.

Sowohl die industrielle als auch die Schmucknachfrage könnten von relativ niedrigen Preisen in Kombination mit einem starken Konjunkturwachstum profitieren. In China stellen jedoch die aktuellen Corona-Restriktionen und das schwache Wirtschaftswachstum ein potenzielles Risiko für die nationale sowie die globale Nachfrage dar. Positive Impulse könnte die Schmucknachfrage jedoch im Falle einer niedrigen Volatilität erhalten. Den Investoren könnte die Lust auf Goldinvestment allerdings durch steigende Zinsen und „falkenhafte“ Töne der Notenbanken verdorben werden, schliesslich gelten steigende Opportunitätskosten (durch den Zinsverzicht von Goldbesitzern) als nachteilhaft für den Vermögensschutz Gold. Zugleich könnten sich die höheren Zinsen aber als schädlich für die Aktienmärkte erweisen und das Wirtschaftswachstum bremsen. Zum Thema „Zinserhöhungen“ merken die Analysten des WGC an, dass Gold — historisch betrachtet — in solchen Zinszyklen eine Outperformance erzielt hat.

Mit Blick auf den ETF-Sektor hält der WGC eine ähnliche Entwicklung wie 2021 für möglich, wo die Widerstandsfähigkeit der Wirtschaft und die steigenden Zinsen Gegenwind generiert hatten. Die Abflüsse im vergangenen Jahr sollten nach Ansicht des WGC aber nicht überbewertet werden, schliesslich verzeichnete dieser Sektor in den Jahren 2016 bis 2020 eine kräftige Gewichtszunahme um 2.200 Tonnen. Eine positive Überraschung sei möglich, falls der Inflationsdruck anhalten, Finanzmarktturbulenzen eintreten oder Covid-Restriktionen nicht verschwinden sollten.

Bei Barren & Münzen wird mit einer Nachfrage in einer engen Spanne gerechnet, die sich zwischen 1.000 und 1.200 Tonnen bewegen könnte. Die gegenüber anderen Anlageklassen vorteilhafte Volatilität und Inflationsängste könnten die Nachfrage beleben, wenngleich nach der starken Nachfrage in den vergangenen beiden Jahren eine nachlassende Tendenz durchaus möglich sei.

Weltweites Goldangebot könnte 2022 leicht schrumpfen

Kein Wachstum erwartet der WGC beim globalen Goldangebot — im Gegenteil. Grundsätzlich wird den Goldminen zugetraut, eine ähnliche Steigerung der Produktion wie im Jahr 2021 zu erzielen. Trotz steigender Kosten seien die Gewinnmargen zwar gesund, covid-bedingte Förderprobleme bergen aber nach wie vor ein gewisses Risiko. Im Recyclingsektor wird mit einem Rückgang der Produktion auf einen Wert zwischen 1.050 und 1.110 Tonnen (2021: 1.149,9 Tonnen) gerechnet.

Besonders interessant: Nach dem Gesetz von Angebot und Nachfrage, müsste die Kombination von rückläufigem Angebot und steigender Nachfrage zu einem steigenden Preis führen. An den Goldmärkten sollte eine solche vermeintliche Gesetzmässigkeit allerdings mit Vorsicht genossen werden, schliesslich beeinflussen in hohem Masse auch die Terminmärkte das „Wohl und Wehe“ von Gold. Weil der World Gold Council in seinen quartalsweise erscheinenden „Gold Demand Trends“ vor allem den physischen Goldhandel detailliert analysiert, bleiben Futures & Optionen sowie OTC-Geschäfte unberücksichtigt. Registrierten Nutzern bietet der WGC übrigens die komplette Analyse (PDF-Datei) sowie zahlreiche Tabellen (Excel-Datei) sowie eine Chart-Sammlung (Power-Point-Datei) zum kostenlosen Download an.

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