Nach sieben Monatsverlusten in Folge winkt dem Goldpreis im November ein dickes Plus. Bei Redaktionsschluss (30. November) belief sich dieses auf über sieben Prozent. Aus fundamentaler und charttechnischer Sicht hat sich das Marktsentiment erheblich verbessert.

Rückenwind dank nachlassender US-Inflation

Als Initialzündung für die im November zu beobachtende rasante Kursrally des Goldpreises um in der Spitze fast zehn Prozent kann man zweifellos die niedriger als erwartet ausgefallene US-Teuerungsrate für den Monat Oktober betrachten. Statt einer prognostizierten Geldentwertung in Höhe von 8,0 Prozent „bejubelten“ die Finanzmärkte den tatsächlichen Wert in Höhe von 7,7 Prozent p.a., der allerdings das von der Fed angestrebte Inflationsziel von zwei Prozent weiterhin deutlich übertrifft. Dass die Zeit für eine generelle Entwarnung hinsichtlich des enormen Inflationsproblems noch nicht reif sein dürfte, zeigen die deutlich höheren Teuerungsraten innerhalb der Europäischen Union. Diese hat sich nämlich seit Januar von 5,6 auf 11,5 Prozent p.a. mehr als verdoppelt, wobei in der Eurozone im selben Zeitraum ein Anstieg von 5,1 auf 10,6 Prozent p.a. registriert worden war.

Insbesondere die gestiegenen Preise für Erdgas, Heizöl und Benzin stellen nicht nur Privathaushalte, sondern auch viele Unternehmen vor enorme Probleme. Obwohl viele Regierungen diese Belastungen durch neue Rettungspakete reduzieren möchten, müssen sich die Bürger auf beträchtliche Wohlstandsverluste einstellen. Da wir derzeit in extrem stürmischen Zeiten leben, sollten Geldanleger das gelbe Edelmetall, welches den Ruf eines „sicheren Hafens“ bzw. „Stabilitätsankers“ geniesst, bei der Allokation des eigenen Vermögens auf keinen Fall vernachlässigen.

Aktuell kann man davon ausgehen, dass bei der Krisenwährung Gold zwei Themen weiterhin das Marktgeschehen dominieren werden: Dollar und Zinsen. Robert Hartmann, der Mitgründer von pro aurum, weist darauf hin, dass die Märkte in puncto Zinserhöhung derzeit eine Verlangsamung erwarten. Darauf hätten in den vergangenen Wochen zumindest die Statements diverser US-Notenbanker hingedeutet. Durch die kleineren Zinsschritte möchte die amerikanische Notenbank Zeit gewinnen, um sich die Auswirkungen der Zinswende anzuschauen. Hartmann interpretiert dies folgendermassen und sagt: „Eine Rezession bzw. Depression will natürlich niemand, sondern am liebsten eine weiche Landung. Ob diese Wünsche erfüllt werden, bleibt aber abzuwarten.“

Terminmärkte hui, ETF-Sektor pfui

Als besonders interessant kann man den Umstand interpretieren, dass dem Goldpreis im November ein Ausbruch aus dem mehrmonatigen Abwärtstrendkanal gelungen ist, was in der Chartlehre als starkes Kaufsignal interpretiert wird. Hauptverantwortlich dürfte für diese Entwicklung vor allem der gestiegene Optimismus der Terminmarktprofis gewesen sein. Grosse Terminspekulanten (Non-Commercials) haben im November nämlich laut Daten der US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) ihre Netto-Long-Position (mehrheitlich optimistisch gestimmt) von 64.600 auf 116.100 Kontrakte (+79,7 Prozent) kräftig erhöht. Da sich ein Gold-Future auf 100 Feinunzen Gold bezieht, belief sich die gekaufte Goldmenge dieser hochspekulativen Marktakteure (zumindest auf dem Papier) auf über 160 Tonnen Gold.

In einem anderen wichtigen Marktsegment, dem ETF-Sektor, herrschte hingegen keine gute Laune. So rutschte zum Beispiel die gehaltene Goldmenge des weltgrössten Gold-ETFs am 18. November auf 904,62 Tonnen ab und markierte damit den niedrigsten Wert seit Januar 2020. Einen signifikanten Verkaufsdruck belegen auch die vom World Gold Council veröffentlichten Daten zur weltweiten Entwicklung des ETF-Sektors. Im November haben sich nämlich die Goldbestände sämtlicher ETFs um 34,8 auf 3.464,6 Tonnen (Stand: 25.11.22) reduziert, wobei der Löwenanteil dieses Gewichtsverlusts bei nordamerikanischen ETFs zu verzeichnen war.

Turbulenzen bei Bitcoin & Co.

Mit der Pleite der US-Kryptobörse FTX brachen die wichtigsten Kryptowährungen massiv ein. Es ist noch nicht lange her, dass vor allem der Bitcoin als „digitales Gold“ bezeichnet wurde. Da sich der mit grossem Abstand bedeutendste digitale Coin in diesem Jahr mehr als halbiert hat, versagte er als Inflationsschutz auf der ganzen Linie, wenngleich er auf Dreijahressicht noch hohe Buchgewinne aufweisen kann. In einem Punkt scheint der Bitcoin dem altbewährten Krisen-, Vermögens- und Inflationsschutz Gold hoffnungslos unterlegen zu sein: der Kursschwankungsintensität – besser bekannt als Volatilität.

Vergleicht man bei Gold und Bitcoin zum Beispiel deren historische Volatilität der vergangenen 250-Tage miteinander, tun sich Welten auf. Während nämlich diese finanzmathematische Kennzahl, die unter Anlegern in erster Linie als Risikobarometer wahrgenommen wird, beim gelben Edelmetall einen Wert von 17,4 Prozent anzeigt, fällt er bei der „wertvollsten Kryptowährung der Welt“ mit 65,8 Prozent um den Faktor 3,8 höher aus. Das heisst vereinfacht ausgedrückt: Ein Bitcoin-Investment erfordert ein deutlich robusteres Nervenkostüm als der Kauf von Gold. Verunsicherte Anleger, bei denen das Schutzbedürfnis besonders stark ausgeprägt ist, sollten diesen Sachverhalt bei ihren Entscheidungen stets im Hinterkopf behalten. Lange Rede, kurzer Sinn: Wer Schutz sucht, dürfte von starken Kursschwankungen wenig begeistert sein.

Edelmetallexperte Hartmann merkt an, dass Kursrückgänge von 75 Prozent und mehr bei den Kryptowährungen nicht aussergewöhnlich seien. Ob es im Anschluss an die jüngsten Verluste – wie in der Vergangenheit – jetzt wieder steil bergauf gehen wird, sei schwer vorherzusagen. Angesichts des Zusammenbruchs der Kryptobörse FTX gehe die Angst um, dass es zu weiteren Schockwellen bei den Kryptos kommen könnte. Er sagt: „Es scheint, als hätten viele Anleger das Vertrauen in die neue Anlageklasse verloren. Möglicherweise ein guter Einstiegszeitpunkt für Anleger, die sich in der Szene auskennen und wissen, welche Kryptowährungen sich am Ende durchsetzen werden.“

November: Orderaufkommen lässt nach

Das Orderaufkommen fiel bei pro aurum im November deutlich geringer als in den Monaten zuvor aus. Robert Hartmann sieht dies als gute Möglichkeit, die Lager wieder aufzufüllen. Gesucht waren die Unzenmünzen Krügerrand und Philharmoniker sowie Goldbarren in den Gewichtseinheiten eine Unze, 100 Gramm und 250 Gramm. Bei Silber konzentriert sich die Nachfrage aktuell auf die differenzbesteuerten Silbermünzen, die nur noch bis zum Jahresende in dieser Form verkauft werden dürfen. Ab dem 1. Januar 2023 gilt hier der volle Steuersatz von derzeit 19 Prozent.

Mit Blick auf den bevorstehenden Jahreswechsel weist Edelmetallprofi Hartmann darauf hin, dass der Goldpreis in diesem Jahr bereits dreimal die im Bereich von 1.620 bis 1.640 Dollar verlaufende Unterstützungszone erfolgreich getestet hat – zuletzt Ende Oktober. Seitdem kostet die Feinunze Gold rund 100 Dollar mehr. Er sieht dies recht positiv und sagt: „Ich denke, wir haben einen tragfähigen Boden gefunden, wenngleich auch kurze Rücksetzer bis 1.680 Dollar möglich sind. Dies wären dann aber meines Erachtens hervorragende Einstiegsmomente.“

Drei Fragen an die Privatkunden von pro aurum

An der Edelmetall-Stimmungsumfrage von pro aurum haben sich im November 1.254 Personen (Vormonat: 786) beteiligt. Dabei entsprach der Anteil der Kaufwilligen mit 45,9 Prozent (Oktober: 45,8 Prozent) exakt der Quote der Befragten, die derzeit eine abwartende Haltung einnehmen. Vor einem Monat war hier ein unwesentlich höherer Wert von 46,6 Prozent gemeldet worden. Nach wie vor befinden sich die Verkäufer eindeutig in der Minderheit. Deren Anteil hat sich gegenüber dem Vormonat von 7,6 auf 8,1 Prozent erhöht.

 Goldreport 11/22: Erster Monatsgewinn seit März

Mit Blick auf die Einschätzung der aktuellen Edelmetallpreise gab es im November eine signifikante Stimmungsveränderung zu beobachten. Eine Unterbewertung sehen mittlerweile lediglich 47,3 Prozent der Anleger, nachdem im Monat zuvor hier noch ein Wert von 65,8 Prozent zu Buche schlug. Die Ansicht, dass Gold & Co. derzeit fair bewertet sind, hat im Berichtszeitraum an Zuspruch gewonnen. Hier stellte sich nämlich ein Anstieg von 22,8 auf 33,3 Prozent ein. Zugenommen hat aber auch der Anteil skeptischer Anleger, welche die Edelmetallpreise gegenwärtig als überbewertet ansehen. Deren Quote hat sich nämlich von 11,4 auf 19,4 Prozent spürbar erhöht.

 Goldreport 11/22: Erster Monatsgewinn seit März

Bei der Frage nach der weiteren Preisentwicklung der Edelmetalle in den nächsten drei Monaten nahm die Zuversicht leicht zu. Mittlerweile erwarten 33,1 Prozent der Anleger (Oktober: 27,4 Prozent) weiterhin steigende Preise. Am stärksten ist mit 48,3 Prozent (Oktober: 50,7 Prozent) derzeit aber die Ansicht vertreten, dass auf Dreimonatssicht ein Seitwärtstrend zu erwarten ist. Leicht bergab ging es mit der Quote der Befragten, die fallende Preise erwarten. Sie hat sich nämlich gegenüber dem Vormonat von 21,9 auf 18,6 Prozent reduziert.

 Goldreport 11/22: Erster Monatsgewinn seit März


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