Unter vielen Analysten herrscht hinsichtlich der weiteren Perspektiven des Goldpreises eine tendenziell positive Grundhaltung. Während einige von ihnen extrem hohe Goldpreise prognostizieren, sind „bearische“ Einschätzungen eher rar.

Weniger restriktive Geldpolitik erwartet

Das vergangene Jahr war durch einen starken Inflations- und Zinsanstieg gekennzeichnet. Letzterer hat den Dollarindex, der die US-Währung mit sechs anderen wichtigen Währungen vergleicht, 2022 auf Gesamtjahressicht um mehr als acht und in der Spitze um über 19 Prozent ansteigen lassen, was an den Devisenmärkten fast schon als Kursbeben anzusehen ist. Das starke Interesse am Dollar war in erster Linie durch die enorm gestiegenen US-Renditen und seinen guten Ruf als „sicherer Hafen in stürmischen Zeiten“ ausgelöst worden. Im vergangenen Jahr hat die US-Notenbank Fed die Leitzinsen um insgesamt 425 Basispunkte nach oben geschraubt, so dass im laufenden Jahr die meisten Analysten mit einer deutlich weniger restriktiven US-Geldpolitik rechnen.

Kein Wunder, schliesslich wäre ein „Weiter so“ für viele hochverschuldete Staaten, Unternehmen und Privathaushalte schlichtweg unbezahlbar. Aktuell weist zum Beispiel das FedWatch-Tool des Terminbörsenbetreibers CME Group im Januar eine Wahrscheinlichkeit von fast 50 Prozent aus, dass wir Ende 2023 höhere Zinsen als heute sehen werden, während rund 30 Prozent für ein unverändertes und 20 Prozent sogar für ein niedrigeres Zinsniveau sprechen. Robert Hartmann, Mitgründer von pro aurum, kann sich ebenfalls sehr gut vorstellen, dass die „Zinsanhebungsorgie“ der Notenbanken wegen der drohenden bzw. bereits einsetzenden Rezession in vielen Industrieländern ab dem 2. Quartal 2023 erst einmal zum Stillstand kommt. Zugleich gibt er aber folgendes zu bedenken und sagt: „Die Inflationsrate wird sicherlich über dem Sparzins liegen, was zu negativen Realzinsen für Sparer führen wird. Ausserdem führt dies dazu, dass Schuldner ihre Schulden langfristig mit weniger werthaltigem Geld zurückzahlen müssen – wie dies in der Vergangenheit übrigens schon immer der Fall war.“

Prognosen reichen von 1.600 bis 3.600 Dollar

Bei der Berücksichtigung von Prognosen sollten Geldanleger das folgende Statement des US-Schriftstellers Mark Twain stets im Hinterkopf behalten: „Prognosen sind schwierig, vor allem, wenn sie die Zukunft betreffen.“ Teilweise gehen die aktuellen Meinungen der Experten hinsichtlich Gold sehr stark auseinander, was durch ein Beispiel besonders deutlich zum Ausdruck kommt. Während die offizielle Hausmeinung der Schweizer Bank Credit Suisse (nachzulesen im Investment Outlook 2023) für Ende des Jahres einen Goldpreis in Höhe von lediglich 1.750 Dollar prognostiziert, hält CS-Analyst Zoltan Pozsar sogar einen Anstieg auf 3.600 Dollar für möglich, falls sich Russland seine Öllieferungen in Zukunft in Gold bezahlen lassen sollte. Zur Erinnerung: Ein noch höheres Kursziel in Höhe von 4.000 Dollar (bis Ende 2023) prognostizierte im Jahr 2020 der Bloomberg-Intelligence-Analyst Mike McGlone.

Die Analysten der beiden Barrenhersteller Heraeus und PAMP erwarten beim Handel von Gold für 2023 eine Bandbreite von 1.620 bis 1.920 Dollar (Heraeus) bzw. 1.600 bis 2.100 Dollar (PAMP), wobei Letzteres als Basisszenario mit einer Eintrittswahrscheinlichkeit von 50 Prozent angesehen wird. Beim Eintreten eines „bullishen“ Szenarios (30 Prozent Wahrscheinlichkeit) heben die Analysten das potenzielle Jahreshoch auf 2.300 Dollar an, während beim „bearishen“ Szenario (20 Prozent Wahrscheinlichkeit) ein Jahrestief von 1.400 Dollar möglich sei. Als besonders interessant und nützlich kann man übrigens die auf der US-Website TradingEconomics veröffentlichten Prognosen einstufen, da diese auf globalen makroökonomischen Modellen und Analystenumfragen basieren. Auf Sicht von zwölf Monaten wird hier aktuell ein Goldpreis in Höhe von 1.960 Dollar in Aussicht gestellt.

Begrenzter Optimismus unter Banken

Einige Banken haben in den vergangenen Wochen im Rahmen von Marktstudien und Ausblicken konkrete Kursziele für Ende 2023 gewagt. Neben dem oben bereits erwähnten Kursziel der Credit Suisse in Höhe von 1.750 Dollar rechnet zum Beispiel die Deutsche Bank mit einem Goldpreis von 1.850 Dollar. Bei der Royal Bank of Canada fällt die Prognose mit 1.890 Dollar etwas höher aus. Echter Optimismus sieht sicherlich anders aus, schliesslich kostete das gelbe Edelmetall im Januar 2023 zeitweise bereits 1.880 Dollar.

Grundsätzlich sollten Goldpreisprognosen nicht zu sehr „für bare Münze genommen“, sondern eher als „nice to know“ interpretiert werden, da auch an den Goldmärkten – wie bei jedem Investment – erhebliche Prognoserisiken existieren. Wer das Timingrisiko reduzieren möchte, sollte sich in regelmässigen Abständen mit dem seit Generationen funktionierenden Krisen-, Vermögens- und Inflationsschutz eindecken. Eine Marktmeinung kann derzeit als besonders selten eingeordnet werden: Massive Preiseinbrüche des Goldpreises gelten als ausgesprochen unwahrscheinlich. Und für diese Sichtweise gibt es angesichts der hohen Inflation und der gestiegenen Geldmengen und Schuldenberge gegenwärtig viele Gründe.

Bildquelle: www.istockphoto.com


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