Zugegeben, Silber hat im Vergleich zu Gold einen schweren Stand. Das weisse Metall wird gern als „kleiner Bruder“ des Goldes bezeichnet oder sogar als „das Gold des kleinen Mannes“. Diese Formulierungen resultieren zumindest teilweise aus dem deutlichen Unterschied zwischen dem Gold- und dem Silberpreis. Doch ein Blick zurück in die Geschichte macht deutlich, dass Silber viel mehr als nur ein „kleiner“ Bruder ist und in früheren Zeiten deutlich wertvoller war als heute. Doch wie verhält sich der aktuelle Goldpreis zur historischen Entwicklung? Ist auch bei Silber, während Gold derzeit an einem neuen Allzeithoch arbeitet, das Ende der Fahnenstange erreicht?

Aufschluss bietet ein besonderer Wert, der immer wieder in Marktkommentaren zu Rate gezogen wird: Das Gold-Silber-Ratio ist ein weitverbreiteter Indikator, mit dem Analysten versuchen, eine Über- oder Unterbewertung von Silber gegenüber Gold festzustellen. Grundsätzlich erfolgt die Berechnung des Ratios denkbar einfach: Der Goldpreis wird durch den Silberpreis geteilt. Das Ergebnis zeigt, wie viele Unzen man benötigt, um eine Unze Gold zu kaufen. Als Faustregel hat sich am Markt etabliert: Je höher das Gold-Silber-Ratio, desto stärker ist Silber gegenüber Gold unterbewertet.

Bei der Analyse des Silberpreises ziehen viele Experten den historischen Durchschnitt des Gold-Silber-Ratios heran. So lässt sich sagen, dass sich in den vergangenen Jahrhunderten ein durchschnittliches Gold-Silber-Ratio von 50 etabliert hat. Im April 2023 lag der Goldpreis bei rund 2.000 US-Dollar und der Silberpreis bei rund 25 US-Dollar. Daraus ergibt sich ein Gold-Silber-Ratio von 80. Dieser Wert hat in den vergangenen Monaten abgenommen. Im März lag er noch bei 90. Dies liegt daran, dass Silber in den letzten Wochen gegenüber Gold deutlich stärker aufgeholt hat.

Doch was sagt das Gold-Silber-Ratio tatsächlich über den Wert von Silber aus? Es ist eine verlässliche Orientierung für Anleger, jedoch mit leichten Schwächen. So muss ein hohes Gold-Silber-Ratio nicht unbedingt bedeuten, dass der Silberpreis gegenüber dem Goldpreis steigen muss. Es könnte auch auf eine Überbewertung von Gold hindeuten und den Schluss zulassen, dass der Goldpreis fallen müsste. Dies kann auch durchaus passieren, weil die Wertentwicklung von Gold und Silber nicht 100-prozentig linear verläuft. Silber ist als Industriemetall deutlich stärker in der Industrie gefragt und stärkeren Schwankungen durch konjunkturelle Einflussfaktoren unterworfen.

Das Gold-Silber-Ratio hat sich in den letzten 100 Jahren stark verändert. Anfang des 20. Jahrhunderts konnte man für eine Unze Gold etwa 15 Unzen Silber kaufen. Während des Ersten Weltkriegs stieg das Ratio aufgrund der hohen Nachfrage nach Silber für die Rüstungsindustrie auf über 90 an. In den 1930er-Jahren sank das Ratio aufgrund des Silberabkommens auf etwa 35. In den 1960er- und 1970er-Jahren stieg das Ratio erneut auf über 50, während es in den 1980er-Jahren ein temporäres Hoch von über 100 erreichte. Seit den 1990er-Jahren hat das Ratio tendenziell aufgrund der Nachfrage nach Silber in der Elektronikindustrie und anderen Branchen abgenommen und lag in den letzten Jahren bei etwa 50, obwohl es zeitweise auf über 80 anstieg, etwa während der Finanzkrise 2008/2009. Das Rekordhoch lag übrigens bei rund 123 und wurde im März 2020 erreicht, als Silber nach dem Ausbruch der Corona-Pandemie massiv unter Druck geraten war.

Creator: NathalieVanBergen
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Bildquelle: https://stock.adobe.com


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