Mit Hochspannung warten die Akteure an den Finanzmärkten auf den vom 22. bis 24. August stattfinden BRICS-Gipfel im südafrikanischen Johannesburg. In dessen Vorfeld wurde über die Einführung einer neuen Währung spekuliert, die mit Gold gedeckt sein soll.

Keine Vorschusslorbeeren in Sicht

Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika (kurz: BRICS) planen laut dem russischen Sender RT die Einführung einer goldgedeckten Währung. Grundsätzlich stellt sich allerdings die Frage, ob es sich dabei um ein ernsthaftes Vorhaben oder lediglich um das Wunschdenken des russischen Präsidenten Putin handelt. Für Letzteres spricht vor allem der Umstand, dass bislang offensichtlich lediglich ein Staat die neue Währung vorantreibt. An den Finanzmärkten gab es weder im Währungssektor noch beim Goldpreis eine nennenswerte Reaktion zu vermelden, die in Zusammenhang mit der goldgedeckten Währung – wie sie auch immer heissen möge – gestanden haben könnte. Das heisst: Niemand scheint das Vorhaben auf Basis der aktuellen Nachrichtenlage als realistisch oder gar Erfolg versprechend einzuschätzen. Und daran dürfte sich nur dann etwas ändern, wenn sich die BRICS-Staaten in Johannesburg tatsächlich auf das Vorantreiben einer neuen Währung mit Goldanbindung einigen sollten.

Doch eines kann man bei einer neuen Währung auf keinen Fall durch vollmundiges Ankündigen schaffen: Vertrauen. Was soll man von einer Währung halten, die von Staaten vorangetrieben wird, in denen es weder eine funktionierende Gewaltenteilung noch ein unabhängiges Rechtssystem oder eine freie Presse gibt? China und Russland sind unter diesem Aspekt als besonders problematische Mitgliedsländer anzusehen.

Praktische Probleme bei Putins Plan

Keine Frage, Länder mit einem problematischen Verhältnis gegenüber westlichen Industrieländern mit demokratischen Strukturen, dürfte das Einfrieren russischer Geldvermögen eindrucksvoll vor Augen geführt haben, wie schnell man Zugriff auf Geld und Gold verlieren kann. Seit Jahren kann man daher in vielen Schwellenländern den Trend zur Ent-Dollarisierung beobachten, insbesondere in China und Russland. So hat zum Beispiel China seine Bestände an US-Staatsanleihen in den vergangenen zehn Jahren von 1.220,4 Milliarden auf 867,1 Milliarden Dollar (-29,0 Prozent) reduziert, während Russland (2012: 161,5 Milliarden Dollar) mittlerweile gar nicht mehr in der Statistik der grössten US-Gläubiger auftaucht.

Eines sollte man hinsichtlich einer neuen goldgedeckten Währung auf jeden Fall im Hinterkopf behalten: Einige BRICS-Staaten wie zum Beispiel China und Indien pflegen nicht gerade ein freundschaftliches Verhältnis zueinander. Und sollten die fünf derzeitigen Mitgliedsländer die Gruppe – wie bereits angekündigt – deutlich erweitern, dürfte dies das Entwickeln eines wettbewerbsfähigen Dollar-Konkurrenten nicht gerade erleichtern. Das Beispiel Europa zeigt, dass Solidarität häufig unter nationalen Eigeninteressen zu leiden hat.

Vertrauen lässt sich nicht verordnen

Allein das Entwickeln einer goldgedeckten Währungsalternative unter Beteiligung autokratischer Staaten, in denen Menschenrechte keinen hohen Stellenwert haben, dürfte nicht zwangsläufig Vertrauen schaffen, was an den internationalen Kapitalmärkten jedoch schon immer als wichtigste Währung gegolten hat. Ausserdem sollte sich jeder Geldanleger darüber bewusst sein, dass gegenwärtig lediglich Russland offensiv für eine Goldwährung der „Marke BRICS“ wirbt. Da Russlands Lage angesichts des Angriffskriegs gegen die Ukraine und nach dem Putschversuch im Juni alles andere als robust bezeichnet werden kann, dürfte sich das Kreieren einer „guten Goldwährung“ als ausserordentlich schwieriges Unterfangen erweisen.

Damit aus dem bislang lediglich in der Fantasie einiger Politiker existierende Newcomer ein ernsthafter Kontrahent für den Dollar wird, dürfte noch viel Zeit verstreichen. Über dessen Features wie zum Beispiel das Tauschverhältnis oder die Ausgestaltung der weiteren Konditionen kann derzeit ohnehin nur spekuliert werden. Ausserdem sollte man derzeit auf keinen Fall ausser Acht lassen, dass sich die Goldreserven der fünf BRICS-Staaten auf Basis der aktuellen Statistik des World Gold Council aktuell auf „lediglich“ 5.500 Tonnen belaufen, während die fünf westlichen Industrienationen mit den höchsten Goldbeständen gegenwärtig auf einen Wert von über 17.400 Tonnen kommen.

Fazit: Goldbesitzer sollten die jüngste Diskussion über die angedachte BRICS-Gemeinschaftswährung mit Goldanbindung vor allem als zusätzliches Kaufargument interpretieren, allerdings nicht mit einem baldigen Realisieren des Mammutprojekts rechnen. Wer derzeit von einer dauerhaften Werthaltigkeit bzw. Dominanz des Dollars nicht überzeugt ist, für den existieren mit Gold und Silber bereits interessante Alternativen, die sich nicht beliebig vermehren lassen und keinem Einzelstaat zuzuordnen sind.

Bildnachweis: Neuroshock
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Bildquelle: www.stock.adobe.com


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