Der Monat Oktober war von einem stärker als erwarteten Rückgang der deutschen Inflationsrate gekennzeichnet. In der aktuellen Marktphase spielen Inflation und Zinsen aufgrund der geopolitischen Gefahrenlage allerdings eine eher untergeordnete Rolle.

Niedrigste Inflation seit August 2021

Laut vorläufigen Zahlen des Bundesamts für Statistik sank die jährliche Inflation von 4,5 Prozent im September auf nunmehr 3,8 Prozent und fiel damit niedriger als von Analysten erwartet aus. Ausserdem stellt dies die geringste Teuerung seit August 2021 dar, was vor allem auf rückläufige Energiepreise zurückzuführen war. Hier gab es nämlich erstmals seit Januar 2021 sogar einen Preisrückgang zu vermelden. Dieser belief sich auf minus 3,2 Prozent p. a. nachdem im Monat zuvor noch ein Zuwachs von einem Prozent gemeldet worden war.

Wenig erfreulich entwickelten sich im Oktober indes die Lebensmittelpreise. Obwohl sich hier eine Entschleunigung von 7,5 Prozent (September) auf 6,1 Prozent p. a. eingestellt hat, dürften viele Bundesbürger diesen Umstand weiterhin als relativ unangenehm wahrnehmen, schliesslich ist der Kostenblock Lebensmittel von elementarer Bedeutung. Kaum verändert haben sich die Preissteigerungen für Dienstleistungen, für die im Berichtszeitraum ein leichter Rückgang von plus 4,0 auf 3,9 Prozent p. a. zu vermelden war.

Der Trend einer rückläufigen Inflation war übrigens in den meisten Ländern der Eurozone zu beobachten. Innerhalb der Eurozone hat sich die Inflation sogar besonders stark verlangsamt. Nachdem im September noch ein Wert von 4,3 Prozent registriert worden war, fiel dieser Wert im Oktober auf 2,9 Prozent zurück. In folgenden Ländern der Eurozone herrscht derzeit eine besonders hohe Inflation: Island (7,9 Prozent), Slowenien (6,9 Prozent), Polen (6,5 Prozent), Kroatien (5,8 Prozent) und Österreich (5,4 Prozent).

Einen auffallend starken Inflationsrückgang von 5,3 auf 1,8 Prozent verzeichnete übrigens Italien. Nur zur Erinnerung: Vor der Einführung des Euros herrschte in Deutschland ein deutlich höheres Mass an Preisstabilität als in Italien – wer hätte zu DM-Zeiten gedacht, dass sich dieser Sachverhalt einmal ins Gegenteil verkehrte? Möglicherweise gilt das von der Fed hinsichtlich der Zinsentwicklung ausgesprochene Motto „Higher for longer“ auch für die Inflation. In einigen Jahren werden wir diesbezüglich um einiges schlauer und möglicherweise auch um einiges ärmer sein.

Vom Zielwert der EZB noch weit entfernt

Eine viel wichtigere Rolle als die gegenwärtige Inflationsrate dürfte in den Augen der Akteure an den Finanzmärkten allerdings die künftige Entwicklung der Lebenshaltungskosten spielen. Hier gibt es aber einige Unsicherheitsfaktoren zu berücksichtigen, die Prognosen zur Inflation erheblich erschweren. Dies trifft aufgrund der Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten vor allem auf den Energiesektor zu. Bislang blieb ein Flächenbrand in der arabischen Welt zwar aus, die weltweite Ölversorgung kann aber nach wie vor als ausgesprochen labil eingestuft werden.

Selbiges trifft auch auf wichtige Agrarrohstoffe zu. Sowohl die Ukraine als auch Russland gelten unter anderem bei Getreide als extrem wichtige Exportländer, deren Produktions- und Transportkapazitäten kriegsbedingt alles andere als sicher anzusehen sind. Ausserdem ist aufgrund des weltweiten Klimawandels verstärkt mit wetterbedingten Ernteausfällen durch Dürren, Überschwemmungen oder Stürme zu rechnen. Dies alles könnte zu einer ausgesprochen hartnäckigen Inflation führen. Die jüngsten Entspannungssignale von der „Inflationsfront“ sollten aber nicht zu positiv interpretiert werden, schliesslich übertrifft die Kerninflation den von der Europäischen Zentralbank seit Jahren kommunizierten Zielwert in Höhe von ungefähr zwei Prozent relativ deutlich.

Gold eignet sich als langfristiger Inflationsschutz

Im Allgemeinen wird Gold in der Finanzwelt vor allem als Inflationsschutz angesehen. Unter kurzfristigen Aspekten reagiert der Goldpreis nicht immer positiv (negativ) auf eine steigende (rückläufige) Inflation. In den vergangenen Monaten erwies sich dieser Umstand für Goldbesitzer als vorteilhaft, schliesslich erzielte das gelbe Edelmetall trotz signifikant gesunkener Teuerungsraten auf Eurobasis mit über 1.900 Euro sogar ein neues Rekordhoch. In der jüngsten Vergangenheit markierte Gold auch in anderen wichtigen Währungen wie zum Beispiel dem australischen sowie kanadischen Dollar, dem chinesischen Yuan, dem britischen Pfund, der indischen Rupie und dem japanischen Yen neue Allzeithochs.

Obwohl dem Goldpreis – in US-Dollar gerechnet – derzeit noch einige Prozentpunkte zu seinem im August 2020 erzielten Rekordhoch fehlen, kann man davon ausgehen, dass die Entdollarisierung das internationale Interesse an Gold eher verstärken als schwächen wird. Insbesondere autokratisch bzw. diktatorisch regierte Länder versuchen seit Längerem ihre Dollarreserven zu reduzieren, nachdem sie im Zuge des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine erkannt haben, dass milliardenschwere Geldvermögen auch eingefroren werden können.

Im Grunde genommen verliert das Inflationsgespenst unter den Bürgern nur dann an Schrecken, wenn die folgenden Szenarien eintreten sollten:

  1. Die eigenen Einkommenszuwächse fallen nach Steuern höher als die monatlich zu Buche schlagenden Kaufkraftverluste aus
  2. Die bei Aktienvermögen realisierten Kursgewinne inkl. Dividendeneinnahmen übertreffen nach Steuern die monatlichen Kaufkraftverluste
  3. Die bei Tagesgeld, Termingeld bzw. festverzinslichen Wertpapieren erzielten Renditen übertreffen die Monat für Monat anfallenden Einbussen der Kaufkraft

Bei den Punkten 2 und 3 kommt erschwerend hinzu, dass relativ hohe Vermögen notwendig sind, um die inflationsbedingt erhöhten Lebenshaltungskosten komplett durch Wertzuwächse oder Zinsen bzw. Dividenden auszugleichen. Über den Kauf von Gold zielt man vor allem auf Werterhalt ab und darauf, dass man bei langfristigem Anlagehorizont beim Tausch in Geld zumindest keine Kaufkraftverluste erleiden muss. Seit dem Jahr 1999 hat sich der Preis für den altbewährten Krisen-, Vermögens- und Inflationsschutz mehr als versiebenfacht, womit er sogar massiv an Kaufkraft gewonnen hat.

Bildquelle: 3quarks
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