Auch im Juni befand sich die Inflation in Deutschland bzw. Europa auf dem Rückzug und fiel sogar niedriger als erwartet aus. In Deutschland bzw. in der Eurozone fielen die Teuerungsraten nämlich auf 2,2 bzw. 2,5 Prozent p. a. zurück.

EZB-Zielwert von zwei Prozent in Reichweite

Damit kann man der deutschen Teuerungsrate für die vergangenen zwölf Monate eine bemerkenswerte Talfahrt von 6,4 auf 2,2 Prozent p. a. attestieren. In der Eurozone stellte sich im selben Zeitraum ein Rückgang von 5,5 auf 2,5 Prozent ein. Die von der Europäischen Zentralbank (EZB) seit Jahren kommunizierte „Wunschinflation“ von ungefähr zwei Prozent wäre damit fast in Reichweite. Am 11. Juli erfahren die Akteure an den Finanzmärkten, wie sich im Juni die Inflation in den USA entwickelt hat. Zur Erinnerung: Im Mai fiel die jährliche Teuerungsrate jenseits des Atlantiks mit 3,3 Prozent deutlich höher als hierzulande aus.

Das vom Statistischen Bundesamt vorgelegte Zahlenwerk zur aktuellen Inflationslage war u. a. dadurch gekennzeichnet, dass im Juni die Kerninflationsrate mit 2,9 Prozent p. a. deutlich höher ausgefallen war. Sie beinhaltet weder Energie- noch Nahrungsmittelkosten. Beide Kostenblöcke haben somit den allgemeinen Preisauftrieb abgeschwächt, da bei Nahrungsmitteln ein moderater Anstieg von lediglich 1,1 Prozent und im Bereich Energie (Haushaltsenergie und Kraftstoffe) sogar ein Minus von 2,1 Prozent zu Buche schlug. Dienstleistungen, die etwas mehr als die Hälfte des repräsentativen Warenkorbs abbilden, haben sich auf Jahressicht mit 3,9 Prozent hingegen stark verteuert, während Waren (Anteil am Warenkorb: 49,7 Prozent) einen Preisanstieg von 0,8 Prozent verbucht haben.

Für den künftigen Inflationstrend ergeben sich dadurch zwei potenzielle Risiken. Sollten sich die Preise für Energie oder Nahrungsmittel – aus welchen Gründen auch immer – deutlich verteuern, droht ein signifikanter Inflationsschub. Selbiges träfe zu, falls die Löhne und Gehälter ihren derzeitigen Aufwärtstrend beibehalten bzw. beschleunigen sollten. Laut Daten von Trading Economics haben sich im ersten Quartal 2024 die Lohnzuwächse in Deutschland auf 3,8 Prozent p. a. (Q4 23: +1,8 Prozent p. a.) und in der Eurozone sogar von 3,2 auf 5,3 Prozent p. a. beschleunigt.

Was mit Blick auf die Inflation zu beachten ist

Grundsätzlich gelten relativ niedrige Inflationsraten als vorteilhaft für die Mehrheit der Bevölkerung, allerdings hat die Vergangenheit gezeigt, dass geringe Teuerungsraten auch häufig als Indiz für eine schwache Konjunktur anzusehen sind. So schwankt zum Beispiel das deutsche Wirtschaftswachstum seit Q2 2022 gegenüber dem Vorquartal wenig dynamisch zwischen minus 0,5 und plus 0,4 Prozent. Dies deutet darauf hin, dass Unternehmen Preiserhöhungen nicht durchsetzen können und dadurch in Schwierigkeiten geraten, was auch durch die wachsende Zahl an Insolvenzen und die auf sechs Prozent angestiegene deutsche Arbeitslosenrate zum Ausdruck kommt. Nur zum Vergleich: In den USA fällt die Inflation zwar höher als in Europa aus, allerdings weist die US-Wirtschaft dabei ein höheres Wirtschaftswachstum von 1,4 Prozent (Q1 24) und eine geringere Arbeitslosenrate von 4,0 Prozent aus.

Dass relativ niedrige Inflationsraten nicht zwangsläufig eine gesunde wirtschaftliche Lage nach sich ziehen, beweisen die – nach Deutschland – bedeutendsten Volkswirtschaften Europas. Im Juni fiel der Kaufkraftverlust der Franzosen (2,1 Prozent p. a.) und Italiener (0,8 Prozent p. a.) zwar geringer als in Deutschland aus, dennoch litten beide Länder unter höheren Arbeitslosenquoten von 6,8 Prozent (Italien) bzw. 7,5 Prozent (Frankreich).

Goldanleger blenden Inflationsrückgang aus

Gold wird seit Generationen als wirksamer Inflationsschutz betrachtet. Dies bedeutet allerdings nicht, dass eine rückläufige Inflation – wie wir sie in diesem Jahr zweifellos gesehen haben – die Anziehungskraft von Gold zwangsläufig mindern muss. Robert Hartmann, Mitgründer von pro aurum, sieht dies ähnlich und sagt: „Offensichtlich gibt es für gewisse Marktteilnehmer wichtigere Parameter als Inflation und Realzinsen, die für den Golderwerb sprechen. Dabei dürften vor allem die Attribute ‚Unabhängigkeit‘ und ‚Werterhalt‘ eine wichtige Rolle spielen.“ Relativ immun zeigte sich die Krisenwährung Gold übrigens auch gegenüber dem starken Dollar und den hohen US-Renditen. Beides vermochte Goldbesitzer nicht zu verunsichern, sondern führte lediglich zu einer (gesunden) technischen Korrektur auf erhöhtem Niveau.

Dass Gold auf lange Sicht als Inflationsschutz bestens funktioniert hat, bekräftigten einmal mehr die beiden verantwortlichen Autoren des „In Gold We Trust“-Reports Ronald-Peter Stöferle und Mark J. Valek. Im Rahmen einer Spezial-Ausgabe stellten sie nämlich ihr Gold/Benzin-Ratio vor. Die Kennzahl bringt zum Ausdruck, wie viele Gallonen US-Benzin man mit einer Feinunze Gold kaufen kann. Wichtig zu wissen: Seit 1978 (2016) hat sich in den USA der Preis für eine Gallone Benzin von ungefähr 0,70 Dollar (ca. 2,10 Dollar) auf 3,80 Dollar verteuert. Während dieses Zeitraums schwankte das Gold/Benzin-Ratio zwischen unter 200 und über 900 (aktuell: 612). Weil der Goldpreis auf lange Sicht stärker anstieg als der Benzinpreis, erhält man heute für eine Unze Gold in der Regel deutlich mehr Benzin als in den vergangenen Jahrzehnten, als der Kraftstoff deutlich billiger war.

Ein ebenfalls interessanter Sachverhalt stellt die Tatsache dar, dass man 1978 für eine Unze Gold nicht einmal 5.000 Meilen zurücklegen konnte. Dank der höheren Benzinkaufkraft des Goldes und aufgrund wesentlich effizienterer Motoren der neuesten Automodelle kommt man nun mit ungefähr 20.500 Meilen für eine Unze Gold mehr als viermal so weit.

Weil bei Gold die Kaufargumente von vielschichtiger Natur sind und aller Voraussicht nach auf lange Sicht gelten werden, sollte man es unter den Aspekten Krisen-, Vermögens- und Inflationsschutz als absolutes Must-have-Investment betrachten. Gewinnmitnahmen bergen nämlich stets das Risiko, dass ein geplanter Wiedereinstieg möglicherweise nur zu deutlich höheren Goldpreisen möglich werden könnte. Wer beispielsweise vor März dieses Jahres Gold verkauft hat, wartete bislang vergeblich darauf, dass der damalige Verkaufspreis wieder unterschritten wurde.

Bildquelle: stock.adobe.com


Immer aktuell informiert: Folgen Sie pro aurum

So verpassen Sie nichts mehr! Informationen und Chartanalysen, Gold– und Silber-News, Marktberichte, sowie unsere Rabattaktionen und Veranstaltungen.
Facebook | Instagram | LinkedIn | Twitter

Der pro aurum-Shop

Die ganze Welt der Edelmetalle finden Sie in unserem Shop: proaurum.ch