Prof. Dr. Andreas Burkert ist u. a. Ordinarius und Leiter des Lehrstuhls ‚Theoretische und Numerische Astrophysik‘ an der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität. Mit ihm führten wir ein Interview über seine elementare Sicht auf Gold.

// Am 11. Dezember wird Prof. Dr. Andreas Burkert im Goldhaus von pro aurum in München einen Vortrag über die Entstehung des Goldes halten. //
Hier finden Sie weitere Informationen zur Veranstaltung und die Möglichkeit zur Anmeldung.

pro aurum: Als Astrophysiker sehen Sie Gold wahrscheinlich mit anderen Augen als unsere Leser. Was wäre Ihre bevorzugte Beschreibung für das gelbe Edelmetall?

Andreas Burkert: Für Astrophysiker sind im Zusammenhang mit Gold mehrere Aspekte von erheblichem Interesse. So kommt Gold in Raumsonden oder auch in Weltraum-Teleskopen zum Einsatz. Mich fasziniert zum Beispiel, dass sich in den beiden Voyager-Raumsonden, von denen die erste 1977 ins All geschickt wurde, Gold befindet. Deren Hauptziel bestand im Erkunden der Planeten des äusseren Sonnensystems, insbesondere Jupiter und Saturn. Auf beiden Sonden befanden sich zudem mit Gold beschichtete Kupfer-Platten. Diese sogenannten „Golden Records“ enthielten eine Sammlung kultureller Botschaften der Menschheit in Form von Bild- und Audiomaterial. Ihnen wird eine Lebensdauer von 500 Millionen Jahre attestiert. Übrigens: Voyager 1 hat bereits im Jahr 2012 unser Sonnensystem verlassen und bewegt sich nun im interstellaren Raum. Und wer weiss, vielleicht werden die „Golden Records“ – trotz der zweifellos extrem geringen Wahrscheinlichkeit – irgendwann einmal tatsächlich von Ausserirdischen gefunden. Dies alles finde ich sehr faszinierend.

Hochinteressant ist aber auch der Einsatz von Gold im James-Webb-Weltraumteleskop, mit dem wir unter anderem die Frühzeit des Universums erforschen. Dank der guten Reflexionseigenschaft von Gold im infraroten Wellenlängenbereich kommt es dort beim Fokussieren der Wärmestrahlung von Objekten des Universums auf den Zentralspiegel zum Einsatz. Dadurch kann man Dinge sehen, die einem ohne diese Technik verborgen blieben. Und diese Reflexion funktioniert nun einmal am besten mit Gold. Besonders interessant: Für die extrem grossen Spiegel des Teleskops benötigte man lediglich 48 Gramm Gold, da es möglich war, das gelbe Edelmetall dank seiner leichten Bearbeitbarkeit mit einer Schichtstärke von lediglich 600 Atomen aufzubringen.

… und welche Theorie zur Entstehung von Gold betrachten Sie unter Berücksichtigung der aktuellsten Forschungserkenntnisse als die zutreffendste?

Ein Astrophysiker möchte grundsätzlich wissen, wo alles herkommt. Grundsätzlich sollte man sich darüber im Klaren sein, dass Gold nicht im Urknall vor 13,8 Milliarden Jahren, sondern sehr viel später entstanden ist. Kurz nach dem Urknall existierten nämlich nur zwei Atome – Wasserstoff und Helium. Gold ist bekanntlich ein Atom, das man nicht auf chemischem Weg durch das Mischen irgendwelcher Substanzen zusammenbrauen kann. Um es künstlich herzustellen, müsste man durch Kernfusion oder Kernspaltung andere Atome wie Blei verändern, was einerseits sehr teuer und andererseits aufgrund der entstehenden radioaktiven Strahlung sehr gefährlich wäre.

Genau diese atomaren Kernprozesse finden aber bei einer sogenannten Supernovaexplosion statt, also wenn grosse Sterne explodieren. Bei dieser Explosion werden durch das Freisetzen unvorstellbar grosser Energiemengen leichtere Atome in Gold verwandelt. Diese Theorie reichte in der Vergangenheit aber nicht aus, um die grosse Menge an Gold im Universum zu erklären, ein Rätsel, das lange ungelöst war. Bis man durch die Entdeckung von sog. Gravitationswellen feststellte, dass extrem viel Gold entsteht, wenn zwei Neutronensterne miteinander verschmelzen. Bei Neutronensternen handelt es sich um den ausgebrannten Kern eines explodierten Sterns. Neutronensterne sind neben Schwarzen Löchern die am stärksten verdichteten Objekte des Kosmos. Ein Stück Neutronenstern, das so gross wie ein Zuckerwürfel ist, wiegt so viel wie die gesamte Menschheit. Wissenschaftler gehen davon aus, dass bei der Verschmelzung zweier Neutronensterne 200 Erdmassen an Gold entstehen, also eine unvorstellbar grosse Goldmenge.

… auf der Erde gelten Goldvorkommen jedoch als extrem selten.

Richtig! Das liegt in erster Linie daran, dass die Erde bei ihrer Entstehung flüssig war. Schwere Elemente wie Gold setzten sich aufgrund ihrer hohen Dichte nach und nach ins Innere ab. Schätzungen zufolge sollen sich im Erdmantel 30 Mrd. Tonnen Gold befinden. An dieses Gold kommt man allerdings nicht heran. Nach derzeitigem Kenntnisstand der Wissenschaft wird sich daran auch nichts ändern. Selbst Vulkane können in der Regel dieses Gold nicht effizient an die Erdoberfläche befördern. Da stellt sich natürlich die Frage nach der Herkunft der weltweiten Goldvorkommen. Ein grosser Teil des auf der Erdoberfläche und für uns erreichbaren Goldes kam wohl nicht aus dem Inneren der Erde, sondern aus dem All über den Einschlag von Asteroiden. Man nimmt an, dass ungefähr die Hälfte dieser Goldvorkommen bereits aus der Erde gegraben wurde.

Sind unter Wissenschaftlern bezüglich der „Geburt von Gold“ auch andere Theorien verbreitet?

Früher war die Herkunft von Gold ein Mysterium. Aber durch die jüngsten Forschungserkenntnisse bezüglich der Verschmelzung von Neutronensternen wurde dieses Rätsel mittlerweile gelöst. Hinsichtlich der generellen Entstehung von Gold ist sich die Wissenschaft daher einig.

Gibt oder gab es an Ihrem Lehrstuhl Forschungsprojekte zum Thema Gold?

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft fördert im Rahmen der „Exzellenzstrategie“ in München/Garching ein interdisziplinäres Gemeinschaftsprojekt, den sog. „ORIGINS Cluster“, den ich zusammen mit einem Kollegen der Technischen Universität leite. In „ORIGINS“ beschäftigen sich Bio-, Teilchen- und Astrophysiker mit den Fragen „Wie ist das Universum und in ihm Leben entstanden?“ und „Sind wir allein im Universum?“. Ein Teilaspekt dieser umfangreichen Studie ist die kosmische Elemententstehung und in diesem Zusammenhang auch die Frage nach der Herkunft von Gold.

Welche physikalische Eigenschaft beeindruckt Sie bei Gold am stärksten?

Das Material Gold ist auf jeden Fall etwas Besonderes. Neben seiner Langlebigkeit gefällt mir an dem Edelmetall auch dessen Korrosionsbeständigkeit sowie die leichte Verformbarkeit. Auch unter ästhetischen Aspekten weiss Gold – insbesondere in Form von Schmuck – zu gefallen. Man nimmt es in die Hand und spürt dadurch bereits dessen Besonderheit. Für mich stellt es gewissermassen eine interessante Kombination von Schönheit und Seltenheit dar.

Im Technologiesektor spielt das gelbe Edelmetall gegenwärtig keine sonderlich grosse Rolle und steht für weniger als sieben Prozent der globalen Goldnachfrage. In welchem Anwendungsgebiet könnte Gold Ihrer Meinung nach in Zukunft wichtiger werden?

Ich könnte mir gut vorstellen, dass Gold als Material auch in der Medizin an Bedeutung gewinnen wird, da es den Körper nicht so stark angreift. So habe ich davon gelesen, dass Gold als Therapie bei Gelenkentzündungen eingesetzt wird oder sich durch den Beschuss mit Gold-DNA Kugeln die DNA eines Menschen verändern lässt. Grundsätzlich könnte es durchaus sein, dass in Zukunft neue Anwendungsgebiete für den Einsatz von Gold erschlossen werden. Fortschritt und Forschung könnten daher meiner Meinung nach auch in Zukunft immer wieder für die eine oder andere positive Überraschung sorgen.

Zu guter Letzt noch eine Frage abseits der Astrophysik. Was halten Sie als Geldanleger von Investments in Gold?

Für mich ist Gold eine sichere, stabile und nicht zerstörbare Wertanlage. Ausserdem ist es so selten, dass allein das Gefühl, so etwas Seltenes zu besitzen, bereits dessen Kauf rechtfertigt. Ich persönlich investiere nicht deshalb in Gold, um seinen Wert in fünf Jahren zu verzehnfachen. Vielmehr gehe ich davon aus, dass der Goldpreis auf lange Sicht kontinuierlich steigen wird – und ausserdem sieht es sehr schön aus.

Vielen Dank für das Gespräch und die hochinteressanten Erkenntnisse.

Am 11. Dezember wird Prof. Dr. Andreas Burkert im Goldhaus von pro aurum in München einen Vortrag über die Entstehung des Goldes halten.
Weitere Informationen zur Veranstaltung und die Möglichkeit zur Anmeldung finden Sie hier.

Weitere Infos:
www.andreasburkert.com

Bildquelle: Prof. Burkert, Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics


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