Trotz der zum Jahresende beobachtbaren leichten Konditionsschwäche wird das Jahr 2024 höchstwahrscheinlich als extrem guter Jahrgang in die Annalen eingehen. Auf Dollarbasis (in Euro) beläuft sich die Jahresperformance (Stand: 27.12.24) aktuell auf 27,7 Prozent (35,2 Prozent).
Die Schlüsselfaktoren für die Rally des Goldpreises
Noch besser entwickelte sich der Goldpreis letztmals im Jahr 2010. Damals legte er in Dollar gerechnet um 29,5 Prozent und in Euro sogar um 38,8 Prozent zu. Der World Gold Council (WGC) führt die starke Performance des Goldpreises im Jahr 2024 auf mehrere Schlüsselfaktoren zurück. Zum einen konnte man in diesem Jahr anhaltende Käufe durch Zentralbanken beobachten, wenngleich die Vorjahreswerte aller Voraussicht nach nicht erreicht werden. In den ersten neun Monaten beliefen sich die Nettokäufe der Notenbanken laut WGC zwar auf 693,5 Tonnen, der vergleichbare Vorjahreswert von 833,4 Tonnen wurde damit allerdings um fast 17 Prozent unterschritten. Nur zur Erinnerung: In den Jahren 2022 und 2023 landeten jährlich mehr als 1.000 Tonnen Gold in den Tresoren diverser Zentralbanken. Somit summierten sich die Zuflüsse seit dem Jahr 2010 auf mehr als 8.500 Tonnen.
Des Weiteren gab es 2024 auch ein starkes Kaufinteresse unter asiatischen Investoren zu beobachten. Bei Barren & Münzen war in Indien innerhalb der ersten neun Monate laut WGC ein Nachfragewachstum von 118,5 (2023) auf 163,4 Tonnen (+37,9 Prozent) erzielt worden, während in China im selben Zeitraum ein Zuwachs von 196,8 auf 252,6 Tonnen (+28,4 Prozent) zu Buche schlug. Massive Käufe gab es zudem bei asiatischen Gold-ETFs zu beobachten. Bis Mitte Dezember verzeichnete diese Region mit 69,7 Tonnen die höchsten Zuflüsse, während sich die Bestände nordamerikanischer Gold-ETFs um lediglich 12,8 Tonnen Gold erhöht und Europas ETFs sogar Goldabflüsse von 97,6 Tonnen erlitten haben, was angesichts der zahlreichen geopolitischen Krisen (Ukraine, Russland, Gaza-Streifen, Libanon, Syrien, Iran) als relativ ungewöhnlich interpretiert werden kann.
In seinem jüngsten Quartals-Marktbericht („Gold Demand Trends“) nannte der WGC aber auch die geopolitischen Unsicherheiten sowie den in der zweiten Jahreshälfte zu beobachtenden Zinsrückgang als weiteren Preistreiber für das gelbe Edelmetall. Robert Hartmann, Mitgründer von pro aurum, sprach mit Blick auf die diesjährige Entwicklung des Goldpreises sogar von einem „Champagnerjahrgang“. Kurszuwächse von über 20 Prozent binnen zwölf Monaten seien aber eher eine Ausnahme und keineswegs die Regel. Er sagt: „Angesichts des in der ersten Jahreshälfte registrierten Zinsanstiegs in den wichtigsten Industrieländern der Welt hat mich die starke Performance von Gold schon ein wenig überrascht.“ Zugleich merkte er an, dass die Kunden von pro aurum ihn 2023 oft gefragt hätten, warum der Goldpreis trotz der damaligen Inflationsraten von über acht Prozent nicht steigen würde? Und heuer höre er oft die Frage, warum der Goldpreis trotz nachlassender Inflation so stark anzieht?
Für ihn sei in diesem Jahr eines deutlich geworden. Er sagt: „Gold ist kein reines Inflationsbarometer. Es gibt auch andere Motive für einen Goldkauf. Dazu gehören die Diversifikation grosser Portfolios, geopolitische Spannungen und nicht zuletzt der Wille einiger Notenbanken, ihre Währungsreserven neu zu strukturieren, um den Goldanteil zu Lasten des Dollars aufzustocken.“
Trendwechsel nach oben bei der Inflation?
Während sich EZB-Chefin Christine Lagarde bei der jüngsten Zinsentscheidung (10. Dezember) hinsichtlich der weiteren Inflation relativ zuversichtlich gab, dass der Zielwert von zwei Prozent wieder erreicht werde, klangen die US-Notenbanker anlässlich ihrer letzten Notenbanksitzung (18. Dezember) des Jahres 2024 etwas vorsichtiger. Und dies macht zweifellos Sinn, schliesslich hat Donald Trump, der ab dem 20. Januar in den USA mit einer komfortablen Mehrheit im Senat und im Repräsentantenhaus regieren kann, Europa, China, Mexiko, Kanada und den BRICS-Staaten bereits massive Zölle angedroht.
Volkswirte stehen der Einführung oder Erhöhung von Zöllen in der Regel kritisch gegenüber, da solche Massnahmen oft mit wirtschaftlichen Nachteilen verbunden sind. Zölle können bspw. dazu führen, dass Waren teurer werden, wodurch Handelsströme umgeleitet und Marktkräfte verzerrt werden. Höhere Importzölle verteuern meist die betreffenden Produkte, wodurch sich die Kaufkraft der Konsumenten reduzieren kann. Ausserdem können Zölle Handelskonflikte auslösen, da betroffene Länder oft mit Gegenmassnahmen reagieren, wodurch eine Abwärtsspirale entstehen könnte. Protektionistische Massnahmen wie Zölle können zudem Innovation und Wettbewerbsfähigkeit verringern, da Unternehmen weniger Anreize haben, effizienter zu werden. Das Wahlversprechen Trumps, die Inflation zu beseitigen und die Lebenshaltungskosten zu reduzieren, dürfte im Falle eines Wahrmachens seiner Drohungen ein ausgesprochen schwieriges Unterfangen werden.
Edelmetallprofi Hartmann weist darauf hin, dass viele Analysten aktuell davon ausgehen, dass sich die Inflationsraten in den westlichen Ländern dem Zielwert von zwei Prozent relativ rasch annähern. Er zeigt sich in diesem Punkt jedoch eher skeptisch und sagt: „Ich glaube nicht, dass dies passieren wird und schaue gespannt auf die weitere Entwicklung des Ölpreises. Dieser stellt nämlich für die Inflationsraten die wichtigste Komponente dar. Mich würde es nicht wundern, wenn wir hier im Jahr 2025 erhebliche Überraschungen nach oben sehen werden.“
Prognosen der Analysten für 2024 waren zu vorsichtig
Eines steht mit Blick auf den „Goldjahrgang 2024“ ausser Frage: Die meisten Analysten haben das Aufwärtspotenzial bei Gold unterschätzt und lagen mit ihren Preisprognosen „meilenweit“ daneben. Die London Bullion Market Association (LBMA) lieferte hierfür den besten Beweis. Deren Anfang des Jahres veröffentlichte Umfrage unter 25 Analysten, war durch eine moderat positive Stimmung gekennzeichnet. Die Experten sollten den durchschnittlichen Goldpreis für 2024 sowie die erwartete Tradingrange (Jahreshoch und Jahrestief) schätzen. Für das Jahr 2024 lag der durchschnittliche Prognosewert aller Goldpreischätzungen bei 2.059 Dollar, was gegenüber dem Vorjahr einem Anstieg um 6,1 Prozent entsprach. Nur zur Info: Wenige Tage vor dem Jahreswechsel errechnet sich ein Durchschnittspreis von über 2.384 Dollar, während der aktuelle Goldpreis mit 2.613 Dollar sogar deutlich höher notiert.
Auch die prognostizierten Jahreshochs, die von 2.100 bis 2.405 Dollar reichten, fielen eindeutig zu skeptisch aus, schliesslich war von der LBMA Ende Oktober ein rekordhoher Goldpreis von fast 2.784 Dollar festgestellt worden. Die optimistischste und somit treffendste Prognose stammt übrigens von Chantelle Schieven (Capitalight Research), die mit ihrem durchschnittlichen Vorhersagewert von 2.170 Dollar dem tatsächlichen Wert am nächsten kommen wird.
Mittlerweile kann man unter einigen Analysten eine wachsende Zuversicht hinsichtlich der Goldpreisentwicklung im kommenden Jahr ausmachen. Ein Erreichen der Marke von 3.000 Dollar wird bspw. von Goldman Sachs, Macquarie Group, UBS, Economic Forecast Agency, UBS und Citigroup für möglich gehalten. Der erfahrene Edelmetallprofi Robert Hartmann kann sich beim Goldpreis jedoch eine etwas länger anhaltende Korrektur vorstellen und sagt: „Der starke Anstieg im Jahr 2024 muss erst einmal verdaut werden. Mich würde es nicht wundern, wenn wir im ersten Quartal 2025 Preise unter 2.500 Dollar pro Feinunze sehen. Das sind dann aber für mich eindeutig Kaufkurse – vor allem für langfristig orientierte Anleger.“ Seiner Meinung nach könne sich übrigens auch der Markt für Weissmetalle als „sehr spannend“ erweisen – insbesondere Platin und Palladium hätten gegenüber den monetären Edelmetallen Gold und Silber nämlich einen „riesigen Nachholbedarf“.
2024 war für pro aurum ein gutes Jahr
Was Umsatz und Ertrag angeht, war der Jahrgang 2024 für pro aurum zweifellos ein guter. Natürlich kann man ihn nicht mit den Corona-Jahren vergleichen – aus historischer Sicht aber dennoch in der oberen Hälfte einordnen. Durch die starken Kurszuwächse beim Goldpreis gegen Euro kam es immer wieder zu Phasen, in denen sich Privatanleger von beträchtlichen Mengen an Münzen und Barren getrennt haben. Dies sorgte für Kaufinteressierte zu dem angenehmen Nebeneffekt, dass die Aufgelder für Sekundärware (keine Neuware) so tief waren, wie schon seit Jahren nicht mehr.
Drei Fragen an die Privatkunden von pro aurum
Im Dezember haben sich insgesamt 392 Personen (November: 496 Personen) an der auf proaurum.de durchgeführten Edelmetall-Stimmungsumfrage beteiligt. Die Kaufbereitschaft der Befragten hat sich ein weiteres Mal verstärkt. Nachdem im November ein Wert von 49,1 Prozent zu Buche schlug, stellte sich einen Monat später eine Quote von 52,3 Prozent ein. Nachgelassen hat indes der Anteil abwartender Anleger. Hier war gegenüber dem Vormonat ein Rückgang von 45,0 auf 40,1 Prozent zu beobachten. Zugleich hat die Verkaufsbereitschaft leicht zugenommen. Hier war nämlich ein Zuwachs von 5,9 auf 7,6 Prozent registriert worden.
Bei der Frage nach der aktuellen Bewertung der Edelmetallpreise waren 56,9 Prozent der Umfrageteilnehmer der Meinung, dass derzeit eine faire Bewertung vorliege. Im November lag dieser Prozentsatz mit 50,0 Prozent deutlich darunter. Als unterbewertet werden die Edelmetallpreise derzeit lediglich von 19,2 Prozent der Anleger (November: 23,2 Prozent) eingestuft. Ebenfalls an Zuspruch verloren, hat die Meinung, dass Edelmetalle gegenwärtig überbewertet seien. Hier stellte sich nämlich ein Rückgang von 26,8 auf 23,9 Prozent ein.
Hinsichtlich der künftigen Preisentwicklung der Edelmetalle in den kommenden drei Monaten nahm im Dezember der Optimismus leicht zu. So prognostizieren gegenwärtig 53,9 Prozent der Befragten (Vormonat: 50,3 Prozent) steigende Edelmetallpreise. Einen Seitwärtstrend halten 31,5 Prozent der Umfrageteilnehmer für wahrscheinlich, nachdem im November ein Wert von 30,8 Prozent gemeldet worden war. Spürbar nachgelassen hat indes gegenüber dem Vormonat der Pessimismus. Bei der Prognose fallender Edelmetallpreise war nämlich ein Rückgang von 18,9 auf 14,6 Prozent zu beobachten.
Bildnachweis: Auguste Lange
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Bildquelle: AdobeStock.com
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