Walter Sennebogen führt gemeinsam mit seinem Bruder das im bayerischen Straubing beheimatete Familienunternehmen SENNEBOGEN Maschinenfabrik GmbH. Mit ihm führte pro aurum ein Interview über die Firma, die 2.200 Mitarbeiter beschäftigt.
Welche Beschreibung in zwei oder drei Sätzen bringt Ihrer Meinung nach das Wesen und den Charakter der SENNEBOGEN Maschinenfabrik GmbH am treffendsten auf den Punkt?
SENNEBOGEN ist ein führender Hersteller für Materialumschlagmaschinen sowie Krane, die in Bayern und Ungarn produziert und weltweit vertrieben werden. Wir sehen uns als modernes, dynamisches und werteorientiertes Unternehmen, das derzeit von Familienmitgliedern der zweiten und dritten Generation persönlich geführt wird. Drei Dinge werden bei uns besonders grossgeschrieben: Innovation, Kundenorientierung und Nachhaltigkeit. Seit der Gründung des Unternehmens durch unseren Vater Erich vor über 70 Jahren folgen unsere Mitarbeiter vor allem einem Leitsatz: Es geht nicht, gibt’s nicht.
Was waren Ihrer Meinung nach die wichtigsten Voraussetzungen, um aus einem mittelständisch geprägten bayerischen Familienunternehmen einen „global player“ zu formen?
Ein wichtiger Erfolgsfaktor war sicherlich die starke Orientierung am Kunden sowie der persönliche Kontakt zu ihm. Dank dieser Zusammenarbeit konnten wir nämlich die technologische Entwicklung vorantreiben, um stets auf der Höhe der Zeit oder ihr sogar voraus zu sein. Da unser Geschäft konjunkturbedingt starken Schwankungen unterliegt, ist eine hohe Kapitalkraft unabdingbar. Aus diesem Grund legen wir mit Blick auf betriebswirtschaftliche Kennzahlen besonders grossen Wert auf eine aussergewöhnlich hohe Eigenkapitalquote. Dies gelang uns auch durch eine etwas aus der Mode geratene Tugend namens Sparsamkeit.
Mit Blick auf Ihre Produkte und Ihre Firmenstrategie spielt die Farbe „Grün“ eine wichtige Rolle? Was war der Hauptgrund für die grüne Ausrichtung des im niederbayerischen Straubing verwurzelten Familienunternehmens?
Zum einen wollten wir uns von herkömmlichen, überwiegend in Gelb gehaltenen Baumaschinen farblich abheben. Mitte der 90er-Jahre haben wir zudem unsere Strategie verstärkt auf den Bereich Materialumschlag ausgerichtet und uns im Zuge dieser Entwicklung für die Farbe Grün entschieden. Zum anderen spielte beim Farbwechsel aber auch der Umstand eine wichtige Rolle, dass unsere Maschinen vor allem in der Kreislaufwirtschaft – beim Recycling von Schrott sowie in der Holzwirtschaft – zum Einsatz kommen und dadurch einen starken Bezug zur Nachhaltigkeit haben. Die Firmenfarbe Grün drängte sich somit geradezu auf und führte bei unseren Kunden mittlerweile zu einem starken Wiedererkennungseffekt und einem „Beleg für Qualität“.
… und was sind die wichtigsten Vorteile des „Green Hybrid System“?
Das von uns entwickelte „Green Hybrid System“ speichert die bei Abwärtsbewegungen der Ausleger entstehende Energie, um sie bei Aufwärtsbewegungen wieder zu nutzen. Die dadurch erzielte Ersparnis beläuft sich auf bis zu 30 Prozent der Diesel- bzw. Stromkosten. Für unsere Kunden stellt dieser Vorteil ein besonders starkes Kaufargument dar, weil lange Betriebszeiten und hohe Energiepreise den Kostenblock Energie in den vergangenen Jahren deutlich nach oben getrieben haben. Derzeit wird das „Green Hybrid System“ bei sämtlichen Maschinen ab einem Eigengewicht von 50 Tonnen eingesetzt.
Welcher Antriebsart trauen Sie in Zukunft ein besonders hohes Marktpotenzial zu?
Ich gehe davon aus, dass wir in Zukunft mehrere Antriebsarten benötigen werden. Bei kleineren Maschinen macht der Einsatz von Akkus sicherlich Sinn, da hier die Preise, Laufzeiten und Ladezeiten in einem vernünftigen Verhältnis stehen. Bei den grösseren Maschinen ab 200 Kilowatt Leistung macht der Elektrobetrieb via Akkus unter betriebswirtschaftlichen Aspekten hingegen keinen Sinn. Bei den grösseren Maschinen sehe ich die Wasserstofftechnologie als besonders vielversprechend. Allerdings wird sich meiner Meinung nach weniger die Brennstoffzelle, sondern eher der Wasserstoff-Verbrenner durchsetzen. Daneben eröffnen auch E-Fuels erhebliches Potenzial für die Zukunft, die parallel zum Diesel verwendet werden können und damit die schrittweise CO2-Reduktion auch in Entwicklungsländern möglich machen.
In der deutschen Wirtschaft ist die Stimmung nach wie vor relativ schlecht. Wo drückt Ihnen als bayerischem Familienunternehmen der Schuh am stärksten? Sind es die Kosten für Energie, Rohstoffe, Personal oder gibt es möglicherweise ein anderes Problemfeld?
Derzeit gibt es zahlreiche Probleme. In vielen Branchen fehlt schlicht und einfach das Vertrauen in die Zukunft, was vor allem durch eine schwache Investitionsbereitschaft zum Ausdruck kommt. Hohe Energie- und Arbeitskosten mindern in hohem Masse die Wettbewerbsfähigkeit gegenüber der internationalen Konkurrenz. Und die völlig überzogene deutsche und europäische Bürokratie verursachen bei Unternehmen enorme Kosten. Dokumentationspflichten und die Androhung hoher Strafen sind nur die Spitze des Eisbergs. So bringen wir die deutsche Wirtschaft nicht zum Laufen.
Hätten Sie für die künftige Bundesregierung einen Rat parat?
Neben einem massiven Abbau der Bürokratie sollten Genehmigungsverfahren beschleunigt und Subventionen sowie Vorschriften-Listen entrümpelt werden. Lange Rede, kurzer Sinn: mehr Freiheit für die Bürger und die Unternehmen. Die wissen nämlich viel besser als das Beamtentum, was zu tun ist, um wirtschaftlich erfolgreich zu sein und die zukünftigen Herausforderungen zu bewältigen.
Abschliessend noch eine persönliche Frage: Abgesehen von Ihrer Beteiligung am eigenen Unternehmen – wie stehen Sie zum Investieren in klassische Anlageklassen? Welche bevorzugen Sie und welche sagen Ihnen weniger zu?
Aus Sicherheitsgründen bin ich ein grosser Freund von diversifizierten Investments. Ich investiere in erster Linie in Branchen mit Substanz, die ich auch verstehe. Mit Anlageklassen wie Immobilien oder Aktien fühle ich mich wohl, während ich langfristige Anleihen mit niedrigen Zinsen eher meide. Ausserdem stufe ich Edelmetalle zur Absicherung stets als sinnvolle Option ein, da sie in schwachen Kapitalmarktphasen meist ein hohes Mass an relativer Stärke beweisen.
Bildquelle: Walter Sennebogen
Immer aktuell informiert: Folgen Sie pro aurum
So verpassen Sie nichts mehr! Informationen und Chartanalysen, Gold– und Silber-News, Marktberichte, sowie unsere Rabattaktionen und Veranstaltungen.
Facebook | Instagram | LinkedIn | Twitter
Der pro aurum-Shop
Die ganze Welt der Edelmetalle finden Sie in unserem Shop: proaurum.ch