Nachdem der Goldpreis Anfang April mehrere Tage oberhalb der Marke von 3.100 Dollar gehandelt wurde, hat er sich im Zuge des veritablen Crashs an den internationalen Finanzmärkten in der Spitze um mehr als 200 Dollar verbilligt. Nach der Ankündigung von Donald Trump, die umstrittenen neuen Zölle für viele Länder für 90 Tage auszusetzen, drehte der Goldpreis am 9. April wieder deutlich ins Plus.
Crash und Chaos wegen Trumps Zollpolitik
Hauptverantwortlich für die aktuellen Finanzmarktturbulenzen sind vor allem die rigiden Zollmassnahmen der USA. So kündigte US-Präsident Donald Trump hohe Zölle auf diverse Importgüter zahlreicher Länder an, was weltweit Besorgnis über mögliche Handelskonflikte und eine drohende globale Rezession auslöste. Analysten der US-Investmentbank JPMorgan Chase taxieren das Risiko einer weltweiten Wirtschaftsschwäche mittlerweile auf 60 Prozent. Die protektionistischen Massnahmen der USA sowie die Gegenreaktionen Chinas führten zu einer nachvollziehbaren Kursschwäche internationaler Aktienindizes und haben den DAX am „schwarzen Montag“ mehr als zehn Prozent tiefer eröffnen lassen. Die jüngste Entwicklung bei den US-Zöllen beeinflussten aber auch den Goldpreis negativ, dem in der Kapitalmarktlehre normalerweise eine negative Korrelation zu Aktien zugestanden wird. In normalen Marktphasen gilt die Regel: Geht es mit den Aktien bergab, müsste der Goldpreis aufgrund seines Rufs als „sicherer Hafen in stürmischen Zeiten“ zulegen.
Doch von Normalität waren die Finanzmärkte zuletzt meilenweit entfernt, da die Flut an Zöllen möglicherweise die globalen Lieferketten stark beeinträchtigen wird und die Warenpreise nach oben treiben könnte. In der Volkswirtschaftslehre werden Zölle in der Regel als Preistreiber gesehen. Ob sich die höheren Warenpreise automatisch in einer höheren Inflationsrate bemerkbar machen werden, bleibt allerdings abzuwarten, schliesslich brach der Ölpreis (Nordseemarke Brent) während der jüngsten Marktturbulenzen innerhalb weniger Handelstage um über 15 Prozent auf den niedrigsten Wert seit vier Jahren ein. Da Energierohstoffe bei der Zusammensetzung der repräsentativen Warenkörbe zur Berechnung der Inflation eine wichtige Rolle spielen, könnten sie im Falle einer anhalten Talfahrt den allgemeinen Preisauftrieb bremsen.
Insbesondere in Deutschland wanderte das aus Aktienverkäufen freigesetzte Kapital jedoch nicht in die Fluchtwährung Gold, sondern in deutsche Bundesanleihen. Gemessen vom Jahreshoch bei 2,76 Prozent p.a. (12.03.25) stürzte die Umlaufrendite im Tief auf 2,29 Prozent p.a. (07.04.25) ab – und dies trotz des vorprogrammierten Anstiegs deutscher Staatsschulden.
Gründe für den Rücksetzer bei Gold
Der Goldpreis konnte sich der allgemeinen Talfahrt bei Aktien und Rohstoffen vor einigen Tagen zwar nicht entziehen, kam aber relativ glimpflich davon. In der Spitze rutschte das gelbe Edelmetall etwas mehr als fünf Prozent unter sein diesjähriges Allzeithoch. DAX und Dow mussten deutlich stärkere Verluste hinnehmen, die sich zeitweise auf mehr als 27 Prozent bzw. 15 Prozent beliefen. Bei Gold gab es mehrere Faktoren für den gestiegenen Verkaufsdruck und der daraus resultieren Preisschwäche. Zum einen nahm nach dem Erreichen eines neuen Allzeithochs und der starken Performance der vergangenen zwölf Monate (aktuell: +29 Prozent) die Verkaufsbereitschaft der Anleger zu und es setzten Gewinnmitnahmen ein.
Zum anderen sahen sich viele Hedgefonds, insbesondere solche mit Long-Positionen in Technologie- und Wachstumsaktien, aufgrund der rapide fallenden Kurse mit erheblichen Verlusten konfrontiert. Einige waren sogar gezwungen, ihre Positionen zu liquidieren, um Margin Calls (Nachschussforderungen) zu erfüllen. Andere Terminspekulanten mussten ihren Brokern zusätzliche Sicherheiten bereitstellen, da der Wert der hinterlegten Vermögenswerte stark gesunken war. Diese Entwicklung generierte weitere Verkäufen und verstärkte dadurch den Abwärtsdruck auf die Märkte. In diesem Zusammenhang haben einige Analysten vermutet, dass hochspekulative Anleger ihre Goldbestände veräusserten, um Liquidität für die Erfüllung von Margin Calls zu schaffen.
Auch Volatilitätsindizes sprechen für Gold
Während am vergangenen Montag wichtige Aktienindizes „kollabierten“ sind deren Volatilitätsindizes, welche die Kursschwankungsintensität messen und von Investoren vor allem als Risikobarometer interpretiert werden, regelrecht explodiert. Gemessen vom Jahrestief bei 13,7 Prozent vervielfachte sich zum Beispiel der VDAX-NEW auf ein Jahreshoch von 44,6 Prozent. Und selbst beim deutlich stärker diversifizierten S&P-500-Index verzeichnete dessen Volatilitätsindex VIX einen Anstieg von 14,8 Prozent (14.02.25) auf das Jahreshoch von 47,0 Prozent (+217 Prozent).
Zum Vergleich: Der von der Terminbörse CBOE berechnete Goldvolatilitätsindex (GVZ) bewegte sich seit dem Jahreswechsel in relativ geordneten Bahnen und hat sich von seinem Jahrestief bei 14,5 Prozent während der Marktturbulenzen auf lediglich 22 Prozent erhöht. Besonders interessant: Am Dienstag wies er mit 19,7 Prozent ein erheblich geringeres Risiko als seine Pendants auf den DAX (33,6 Prozent) und den S&P-500 (40,1 Prozent) aus – und dies trotz nicht vorhandener Diversifikation. Im Grunde genommen lassen die Volatilitätsindizes derzeit den Schluss zu, dass Investments in deutsche sowie US-Blue-Chips riskanter anzusehen sind als der Kauf von Gold.
Fazit: Der jüngste Rückgang des Goldpreises ist auf eine Kombination aus politischen Entscheidungen, Marktreaktionen und technischen Faktoren zurückzuführen. Trotz des aktuellen Rückgangs bleibt das übergeordnete Bild für Gold positiv. Anleger sollten daher das langfristige Potenzial von Gold nicht ausser Acht lassen, insbesondere in Zeiten erhöhter wirtschaftlicher Unsicherheit. Historisch betrachtet dient Gold als sicherer Hafen in wirtschaftlich unsicheren Zeiten. Die anhaltenden geopolitischen Spannungen und wirtschaftlichen Unsicherheiten könnten die Nachfrage nach Gold mittel- bis langfristig stützen.
Bildquelle: Jearu
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