Die Handelspolitik von US-Präsident Donald Trump hat zu einem Comeback der Inflationssorgen geführt. Man muss nicht sonderlich clever sein, um zu wissen, dass hohe Zölle vor allem als Preistreiber und nicht als Inflationskiller wirken dürften.

Zoff zwischen den USA und dem Rest der Welt

Der Handelskonflikt zwischen den USA und China hat sich im April deutlich verschärft. Beide Länder haben massive Strafzölle eingeführt, die den bilateralen Handel erheblich beeinträchtigen. Trump verlangt für viele Waren aus China Sätze von 145 Prozent, in China belaufen sich diese auf 125 Prozent. Ausserdem hat China als Reaktion auf die von den USA eingeführten Strafzölle umfassende Exportbeschränkungen für seltene Erden verhängt. Diese Massnahmen betreffen sowohl Rohmaterialien als auch verarbeitete Produkte und haben erhebliche Auswirkungen auf verschiedene US-Industrien wie z.B. Elektromobilität, Verteidigung und Medizintechnik.

Auch dem Rest der Welt hat der US-Präsident hohe Zölle auferlegt, angedroht und teilweise wieder ausgesetzt. Am sogenannten „Liberation Day“ (2. April) hat er sein Zollpaket vorgestellt, das nahezu alle Länder betraf und zum Ziel hat, das Handelsdefizit der USA zu reduzieren sowie die heimische Industrie zu stärken. Neben den bereits erwähnten Massnahmen gegen China wurden folgende Länder mit besonders hohen Zöllen belegt: Lesotho (50 Prozent), Saint-Pierre und Miquelon (50 Prozent), Kambodscha (49 Prozent), Laos (48 Prozent), Madagaskar (47 Prozent), Vietnam (46 Prozent) u.v.m. wurden dafür bestraft, dass sie gegenüber den USA in den Augen von Donald Trump besonders „unfaire“ Handelsungleichgewichte ausgewiesen haben.

Die Trump-Regierung brüstet sich zwar damit, dass sie bislang von 18 Staaten Vorschläge für Handelsabkommen erhalten habe und in der Woche nach Ostern Gespräche mit 34 Ländern über Handelsfragen geplant waren, ob der „Dealmaker Trump“ erfolgreiche und vor allem für das eigene Land vorteilhafte Abkommen erzielen wird, steht allerdings auf einem völlig anderen Blatt. Da die globalen Lieferketten und diversen Abhängigkeitsverhältnisse unter den verschiedenen Staaten extrem kompliziert sind, sollten politische Entscheidungsträger diesen Sachverhalt auf keinen Fall ausser Acht lassen. Auch der bürokratische Aufwand in Zusammenhang mit neuen Regeln bzw. Ausnahmeregelungen dürfte durch Trumps Strategie die Preise für die Endverbraucher tendenziell erhöhen.

Trügerische Talfahrt bei der Inflation

Sowohl in den USA als auch in der Eurozone ging es mit der Inflation in diesem Jahr zwar bergab, dies war allerdings ausschliesslich auf den starken Rückgang der Energiepreise zurückzuführen. Trumps „Kuschelkurs“ mit Russland und dem Iran sowie die von den OPEC+-Staaten beschlossene Ausweitung der Fördermengen waren hierfür massgeblich verantwortlich. Die Teuerungsraten für den Monat März bewegten sich in den USA mit 2,4 Prozent p.a. auf dem niedrigsten Stand seit September. In Europa wurde mit 2,2 Prozent p.a. der niedrigste Wert seit November gemeldet.

Wichtig zu wissen: In beiden Wirtschaftsregionen beschleunigten sich im März die jährlichen Teuerungsraten für Lebensmittel, diesseits des Atlantiks von 2,7 auf 2,9 Prozent und jenseits des Atlantiks von 2,6 auf 3,0 Prozent. Den Wählern von Donald Trump dürfte dies eher nicht schmecken, schliesslich versprach er ihnen, die Inflation zu beenden und Amerika wieder erschwinglich zu machen. Mit Spannung werden nun die aktuellen Inflationsdaten für den Monat April erwartet. Diese sollen für Deutschland am 30. April veröffentlicht werden. Am 2. Mai stehen die Teuerungsraten für die Eurozone zur Bekanntgabe an und am 13. Mai erfahren die Marktakteure, wie sich die US-Inflation entwickelt hat. Laut einer von Trading Economics veröffentlichten Umfrage unter Analysten soll sich diese von 2,4 auf 2,7 Prozent p.a. beschleunigt haben. Zum Vergleich: Für den Euroraum wird ein Rückgang von 2,2 auf 2,0 Prozent prognostiziert, womit der von der EZB vordefinierte Zielkorridor erreicht wäre.

USA: Starker Inflationsschub erwartet

Derzeit deutet einiges darauf hin, dass es mit der US-Inflation in Zukunft eher bergauf als bergab gehen könnte. So misst bspw. die Uni Michigan die durchschnittlichen Inflationserwartungen US-amerikanischer Verbraucher für einen Prognosezeitraum von zwölf Monaten. Er gilt als wichtiger Frühindikator für die Geldpolitik der US-Notenbank Fed und wies für den Monat April einen Anstieg von 5,0 auf 6,7 Prozent p.a. aus – den höchsten Wert seit November 1981. Nur zur Erinnerung: Aktuell liegt in den USA die jährliche Teuerungsrate bei 2,4 Prozent.​

Angesichts dieser Entwicklung an der „Inflationsfront“ und den nicht absehbaren Folgen an der „Konjunkturfront“ sollte die bislang abwartende Zurückhaltung der Fed hinsichtlich der von Trump geforderten Zinssenkungen nicht sonderlich überraschen. Und bei der nächsten Fed-Entscheidung am 7. Mai droht erneut eine Nullrunde, schliesslich zeigt das FedWatch-Tool des Terminbörsenbetreibers CME Group eine Wahrscheinlichkeit von lediglich sechs Prozent an, dass eine Zinsreduktion um 25 Basispunkte erfolgen wird.

Nicht auszudenken, in welcher Form Trump den Notenbanker Jerome Powell dann herabwürdigen wird. Am Ostermontag beleidigte er ihn als „Herr Zu Spät“ und „grossen Verlierer“, unterstellte ihm bei dessen Zinssenkung im September vergangenen Jahres parteipolitische Motive und schickte damit einmal mehr die Aktien-, Anleihe- und Kryptomärkte auf Talfahrt und den Inflationsschutz Gold auf das neue Allzeithoch von 3.500 Dollar. Eine breit angelegte Talfahrt der Konsumentenpreise dürfte angesichts der geopolitischen, konjunkturellen und politischen Risiken derzeit ein relativ unwahrscheinliches Szenario darstellen, sodass der Besitz des Inflationsschutzes Gold weiterhin Sinn macht.

Bildquelle: Christian Horz
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