Auch im April tendierte der Goldpreis in deutlich höhere Regionen und markierte bei 3.500 Dollar ein neues Allzeithoch. Damit verteuerte sich die Krisenwährung seit dem Jahresultimo um über 27 Prozent (Stand: 24.04.25).

Trump greift Fed-Chef Powell an

US-Präsident Trump scheint absolut nichts heilig zu sein – nicht einmal die Unabhängigkeit der US-Notenbank Fed. Deren Chef Jerome Powell bezeichnete er am Ostermontag als „grossen Verlierer“ und „Herr Zu Spät“. Es ist nicht das erste Mal, dass der Notenbanker vom US-Präsidenten höchstpersönlich herabgewürdigt wird. Nach wie vor weigert sich Powell mit Verweis auf die verhängten US-Zölle und die daraus resultierende Inflationsgefahr, die US-Leitzinsen zu senken. Trump unterstellt ihm sogar parteipolitische Motive, weil im August 2024 wenige Monate vor der Präsidentschaftswal eine Zinssenkung um 50 Basispunkte erfolgte. Während Powell dies mit dem vorherigen Anstieg der Arbeitslosenrate von 3,7 auf 4,2 Prozent begründet, behauptet Trump, er habe damit Kamala Harris zum Wahlsieg verhelfen möchten.

Doch der Goldpreis profitierte in den vergangenen Wochenauch von der chaotischen Zollpolitik Trumps. Im April war die US-Handelspolitik von einer besonders starken Verunsicherung geprägt, da die US-Regierung kurzfristig neue Zölle beschlossen hatte. Ausserdem wurden mehrere Ausnahmen für bestehende Zölle verkündet, was Unternehmen weltweit vor logistische und finanzielle Herausforderungen stellte und eines besonders stark gefährdet hat: Planungssicherheit. Weil die Chinesen auf Trumps Zölle mit Gegenzöllen reagierte, kletterten die US-Einfuhrzölle auf viele chinesische Waren auf 145 Prozent, während China seine Zölle auf US-Importe auf 125 Prozent erhöht hat. Ausserdem hat China den Export bestimmter kritischer Rohstoffe, darunter seltene Erden und Magnete, eingeschränkt, was insbesondere die US-amerikanische Auto-, Luftfahrt- und Halbleiterindustrie betrifft.

Bei der Diskussion um Zölle sollte man folgendes Bedenken. Die von Trump verlangten Zölle bezahlen nicht die ausländischen Exportfirmen, sondern die heimischen Importfirmen. Häufig werden diese dann durch Preiserhöhungen vom US-Konsumenten bezahlt, was zu einer erhöhten Inflationsgefahr führt. Ausserdem erhöhen Zölle den bürokratischen Aufwand und können somit ebenfalls zu steigenden Preisen führen. Viele Experten vertreten daher die These, dass Handelskriege keine Gewinner, sondern auf beiden Seiten nur Verlierer hervorbringen. Der WunschTrumps, dass die Zolleinnahmen in Zukunft die Einkommensteuer ersetzen können oder ausländische Firmen in die USA auswandern, um dort zu produzieren, dürfte sich höchstwahrscheinlich nicht erfüllen. Denn Firmen investieren in der Regel nur dann, wenn in einem Land Planungssicherheit existiert. Dies dürfte derzeit weder in den USA noch im Rest der Welt sonderlich stark ausgeprägt sein.

Statt von Wirtschaftswachstum wird an den internationalen Finanzmärkten eher von Rezession gesprochen. JPMorgan Chase warnte bspw. Anfang des Monats vor einer drohenden Rezession in den USA. In seinem Aktionärsbrief taxierte z.B. CEO Jamie Dimon die Wahrscheinlichkeit für deren Eintreten auf 50 Prozent. Ausserdem befürchtet er „erhebliche Turbulenzen“ in der Wirtschaft, bedingt durch Handelskonflikte, eine anhaltend hohe Inflation, steigende Staatsdefizite und volatile Vermögenspreise. Die Wahrscheinlichkeit für eine weltweite Rezession wird von der US-Investmentbank sogar auf 60 Prozent geschätzt.

Robert Hartmann, Mitgründer von pro aurum, merkt an, dass derzeit Dinge passieren, die es in der jüngsten Geschichte so nicht gegeben hat. So verlor der US-Dollar in den vergangenen Tagen und Wochen massiv an Wert – und diesnicht nur gegenüber dem Euro, sondern allen Währungen entwickelter Länder. Zugleich stiegen die Zinsen in Amerikaund es kam an den Weltbörsen zeitweise zu erratischen Kursverlusten. Er sagt: „In der Vergangenheit waren diesimmer Sternstunden des Dollars, der in Krisenzeiten das weltweite Kapital in seiner Eigenschaft als sicherer Hafenanzog. Und nun scheint genau das Gegenteil zu passieren.“Als Grund vermutet der erfahrene Edelmetallprofi, dass grosse Kapitalsammelstellen amerikanische Assets verkaufen und in andere Wirtschaftsräume investieren.

Einige Notenbanken scheinen diesen Weg ebenfallseingeschlagen zu haben. In der Vergangenheit habe man ja schon oft über den Trend der Entdollarisierung lesen können, speziell was beispielsweise die chinesische oder die russische Notenbank angeht. Hartmann sagt: „Diesen Trend sollte man als Investor genau beobachten. Ich persönlich gehe zwar nicht davon aus, dass der Dollar seine Funktion als Reservewährung kurzfristig verlieren wird, mittel- bis langfristig könnte das aber durchaus passieren, falls sich die aktuellen Trends fortsetzen oder gar intensivieren sollten.“

USA: Hohe Zuflüsse in Gold-ETFs

Der Goldpreis fungiert an den Finanzmärkten als Indikator für das Ausmass an Verunsicherung. Da das Edelmetall allein in den vergangenen zwölf Monaten um über 43 Prozent angestiegen ist und damit das im Vorjahr markierte Rekordhoch um über 700 Dollar übertroffen hat, dürfte dies den Ernst der Lage eindrucksvoll aufzeigen. Insbesondere den Babyboomern in den USA droht angesichts der einbrechenden Aktienindizes mit Blick auf die bevorstehende Rente erhebliches Ungemach. Traditionell vertrauen in den USA viele Vertreter dieser Generation nicht nur auf die staatliche Sozialversicherung sondern in hohem Masse auf kapitalgedeckte Rentenpläne in Form von Pensionsfonds. Ein schwaches Börsenumfeld oder steigende Inflation würde deren Renten deutlich belasten. Derzeit droht aufgrund der Unberechenbarkeit der Trump-Regierung beides zugleich.

Das Interesse der US-Anleger an Gold hat sich in den vergangenen Wochen und Monaten deutlich verstärkt. Dies lässt sich vor allem an den massiven Goldzuflüssen im ETF-Sektor ablesen. Seit Ende Dezember haben sich in den USA die hinterlegten Goldmengen der ETFs um 168,1 Tonnen erhöht und damit die weltweit höchsten Zuwächse verzeichnet. Auf den Plätzen dahinter landeten China (plus 68,3 Tonnen), Grossbritannien (plus 23,3 Tonnen), die Schweiz (plus 18,2 Tonnen) und Deutschland (plus 17,9 Tonnen). In den vergangenen beiden Monaten waren übrigens die höchsten Goldzuflüsse stets in den USA registriert worden. Offensichtlich herrscht dort eine besonders starke Verunsicherung und somit ein Besonders starkes Interesse am „sicheren Hafen Gold“.

So schätzt Robert Hartmann die Lage ein

Diesen Sachverhalt findet Edelmetallexperte Hartmann aktuell besonders interessant: Mit dem jüngsten Rekordhoch von 3.500 Dollar sei genau das Hundertfache des Goldpreises erzielt worden, der in der Zeit nach dem zweiten Weltkrieg bis zum Treffen in Bretton Woods als fixer Umtauschkurs zum Dollar gültig war. Danach haben die Notenbanken die Politik des festen Gold-Dollar-Wechselkurses aufgegeben und der Goldpreis tendierte seither steil bergauf. Er meint, dass grundsätzlich wenig gegen kleinere Gewinnmitnahmenspräche, insbesondere dann, wenn man schon früh in den aktuellen Bullenmarkt investiert hat. Er sagt: „Manche unserer Kunden sitzen auf Buchgewinnen von über 1.000 Prozent. Im grossen Stil verkaufen würde ich persönlich aber nicht –gerade in unruhigen Zeiten wie diesen, sollte man Gold als Stabilitätsanker unbedingt im Portfolio haben.“

Ausserdem stuft er folgende Strategie als sinnvoll ein und erklärt: „Wer durch den jüngsten Preisanstieg des Goldes prozentual mittlerweile mehr als 25 Prozent seines Portfolios in physischem Gold hält, könnte Teile seiner Bestände verkaufen. Nach einer Korrektur in den Bereich von 2.700 bis 2.900 Dollar würde sich dann ein erneuter Goldkauf anbieten.“

Höhenflug beim Gold/Silber-Ratio

Im April betrug das Gold/Silber-Ratio in der Spitze mehr als 105. Das heisst: Am Tag des jüngsten Goldpreisrekords (22. April 2025) entsprach eine Feinunze Gold dem Gegenwert von 105,59 Feinunzen Silber. Dies stellte den höchsten Wert seit Mai 2020 dar. Damals verbreitete sich die Corona-Pandemie, nach dem Ausbruch in China, im Rest der Welt und führte dadurch zu massiven Konjunkturängsten und einem Einbruch der Weltwirtschaft. Weil die Silbernachfrage ungefähr zur Hälfte in diversen Industriebranchen entsteht, entwickelte sich der Silberpreis damals deutlich schwächer als sein „grosser Bruder Gold“. Dieser profitierte nämlich dank seines guten Rufs als Krisenschutz und „knackte“ im August 2020 sogar erstmals die Marke von 2.000 Dollar.

Mit Blick auf den Silbermarkt weist Robert Hartmann darauf hin, dass alle Marktteilnehmer auf den Goldpreis schauen und Edelmetalle wie Silber, Platin und Palladium kaum beachtetwerden. Er zieht daraus folgendes Fazit und sagt: „Wenn man sich die historischen Ratios dieser Metalle zum Gold anschaut, kann man schon auf die Idee kommen, dass sie gegenüber Gold drastisch unterbewertet sind. Auf Sicht der nächsten Jahre sehe ich hier durchaus grosse Chancen!“

Drei Fragen an die Privatkunden von pro aurum

Im Monat April nahmen an der auf proaurum.de durchgeführten Edelmetall-Stimmungsumfrage 482 Personen teil (März: 620 Teilnehmer). Im Zuge der Rekordfahrt des Goldpreises hat unter den Befragten die Kaufbereitschaftsignifikant nachgelassen. Deren Quote rutschte nämlich von 49,1 auf 41,2 Prozent ab. Mit 42,4 Prozent ist nun eine abwartende Haltung am stärksten vertreten. Im Monat zuvor war hier ein Wert von 38,7 Prozent registriert worden. Zugenommen hat auch die Verkaufsbereitschaft der Anleger, die sich im Berichtszeitraum von 12,2 auf 16,4 Prozent erhöht hat.

Mit Blick auf die aktuelle Bewertung der Edelmetallpreise stuft im April erneut mehr als die Hälfte derUmfrageteilnehmer die Edelmetalle als fair bewertet ein. Deren Anteil hat sich gegenüber dem Vormonat von 51,2 auf 55,6 Prozent erhöht. Einen leichten Dämpfer verzeichnete indes die Ansicht, dass die aktuellen Edelmetallpreise aktuellunterbewertet sind. Hier schlug ein Rückgang von 21,5 auf 16,9 Prozent zu Buche. Keine nennenswerten Änderungen gab es bei der Einschätzung, dass Edelmetalle aktuell überbewertet sind. Gegenüber dem Vormonat war hier ein leichter Anstiegvon 26,7 auf 27,5 Prozent registriert worden.

Hinsichtlich der Frage nach der künftigen Preisentwicklung der Edelmetalle in den kommenden drei Monaten dominierten auch im April die Optimisten das Marktgeschehen. Nachdem im März 58,6 Prozent der Befragten steigendeEdelmetallpreise erwartet hatten, stellte sich einen Monat später mit 61,2 Prozent ein etwas höherer Wert ein. EinSeitwärtstrend wird nun von 22,9 Prozent der Befragten erwartet (März: 24,6 Prozent). Etwas abgeschwächt hat sich unter den Anlegern die Ansicht, dass die Edelmetallpreise fallen werden. Hier stellte sich im Berichtszeitraum nämlich ein leichter Rückgang von 16,8 auf 15,9 Prozent ein.

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