Sie ist die Geburtsstätte einer Investmentlegende: Die Rand Refinery zeichnet für die Verarbeitung des südafrikanischen Goldes für den „Krügerrand“ verantwortlich – doch die Fabrik kann viel mehr, als „nur“ den Rohstoff für die bekannteste Anlagemünze der Welt liefern.
Als die Rand Refinery im Jahr 1921 in Südafrika ihren Betrieb aufnahm, markierte die Verarbeitung des heimischen Goldes im eigenen Land einen Wendepunkt – denn bislang war Südafrika von britischen Raffinerien abhängig. Noch im Jahr zuvor mussten laut einem Bericht des Fachmagazins „Mining Weekly“ südafrikanische Minen jedes Jahr immense Transportkosten im heutigen Gegenwert von bis zu 50 Millionen Pfund aufwenden, um das Gold nach London zu verschiffen, dort zu raffinieren und dann in alle Welt weiterzuverkaufen – ein kostspieliges und langwieriges Unterfangen, das zu Beginn der Zwanzigerjahre die Branche grundlegend infrage stellte. Im frühen 20. Jahrhunderts zählte Südafrika längst zu den bedeutendsten Goldproduzenten der Welt, hatte jedoch kaum Kontrolle über die Weiterverarbeitung – die Edelmetallverarbeitung im eigenen Land war also im erweiterten Sinne auch eine Frage der (ökonomischen) Unabhängigkeit. Südafrika war ein sogenanntes „Dominion“, also ein halbautonomer Bestandteil des Britischen Empires. Die Aussenpolitik und Verteidigung unterlagen bis in die 1920er-Jahre de facto noch britischer Kontrolle, wenngleich sich ein wachsendes Streben nach Unabhängigkeit zeigte.
Die südafrikanische Minenwirtschaft entschloss sich deshalb, die Kontrolle über einen zentralen Teil der Wertschöpfungskette zurückzugewinnen. Am 27. November 1920 wurde die Rand Refinery offiziell registriert, und bereits im Dezember 1921 begann in Germiston bei Johannesburg die Produktion – mit einer anfänglichen Jahreskapazität von über 370 Tonnen Rohgold. Ein technischer Meilenstein war die Einführung des sogenannten Miller-Verfahrens zur Goldraffination. Dadurch konnte man vor Ort Goldbarren mit höchster Reinheit produzieren, die direkt exportfähig waren. Für Südafrika bedeutete dies einen historischen Kurswechsel: Erstmals war das Land in der Lage, sein Gold selbst zu veredeln – und damit unabhängiger, wirtschaftlich effizienter und international wettbewerbsfähiger zu agieren.
Im Laufe der Jahrzehnte entwickelte sich die Rand Refinery zur grössten integrierten Edelmetallraffinerie der Welt – mit einer Kapazität von bis zu 600 Tonnen Gold pro Jahr. Das Unternehmen ist heute im Besitz grosser Minenkonzerne. Es verarbeitet nicht nur südafrikanisches Gold, sondern auch Erze und Sekundärmaterial aus anderen afrikanischen Ländern sowie aus Übersee. Mitglieder der London Bullion Market Association (LBMA) erkennen die Barren der Rand Refinery seit jeher als „Good Delivery“ an. Seit 2004 gehört das Unternehmen auch dem exklusiven Kreis der LBMA-Referees an – ein Beleg für seine technische Kompetenz und seine Bedeutung für den Weltmarkt. Über die Jahrzehnte entstanden am Standort Germiston nicht nur moderne Raffinerie- und Giessanlagen, sondern auch hochsichere Lager und ein eigener Logistikknotenpunkt am O. R. Tambo International Airport. Rund ein Drittel des weltweit jemals geförderten Goldes – mehr als 50.000 Tonnen – wurde seit 1921 von der Rand Refinery verarbeitet.
Das wohl bekannteste Produkt der Rand Refinery ist der Krügerrand: Die goldene Anlagemünze wurde 1967 eingeführt, um den Export südafrikanischen Goldes zu erleichtern, und entwickelte sich zur weltweit meistverkauften Bullion-Münze. Die Rand Refinery stellt bis heute die Rohlinge her, während die Prägung bei der South African Mint erfolgt. Seit 1980 gibt es auch kleinere Stückelungen – ideal für Einsteiger im Edelmetallinvestment. Das Produktportfolio der Rand Refinery reicht allerdings weit über den Krügerrand hinaus, von Grossbarren für Zentralbanken bis hin zu geprägten Barren für den Einzelhandel. Besonders gefragt sind die klassischen 400-Unzen-Gussbarren, die weltweit als Referenzgrösse für institutionelle Investoren gelten. Darüber hinaus bietet die Raffinerie auch Kilobarren, Silberbarren und kleinere geprägte Einheiten zwischen 2,5 und 100 Gramm an – jeweils mit Sicherheitsmerkmalen wie Hologrammen oder Seriennummern versehen. Ausserdem hat die Rand Refinery in den vergangenen Jahren versucht, mit der „Big Five“-Serie eine Alternative zum Krügerrand im eigenen Haus zu etablieren.
Auch die Industrie beliefert die Rand Refinery mit massgeschneiderten Halbzeugen – etwa in Form von Stranggussprodukten für die Schmuckverarbeitung oder Speziallegierungen für technische Anwendungen. Das Unternehmen verfügt über eigene Forschungseinrichtungen zur Metallurgie und Qualitätskontrolle, um höchste Standards zu garantieren – auch im Bereich Nachhaltigkeit: Im Rahmen ihrer „Responsible Gold and Silver“-Programme bezieht das Unternehmen sowohl bei primären als auch sekundären Rohstoffströmen strenge Sorgfaltsprozesse nach OECD‑ und LBMA‑Richtlinien ein, einschliesslich detaillierter Know‑Your‑Customer‑ und Know‑Your‑Product‑Kontrollen sowie regelmässiger Vor-Ort-Audits durch unabhängige Dritte. Die Führungsebene hat hierfür spezielle Ressourcen eingerichtet: Ein „Responsible Gold and Silver Officer“ ist im Vorstand verankert.
Bildnachweis: NuriAlam
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