Aktualisierung:
Am 8. August kündigte das Weisse Haus an, mit einer kurzfristigen Executive Order für Klarheit zu sorgen und „Fehlinformationen“ zu korrigieren. Damit soll endgültig geklärt werden, ob die umstrittenen Zölle tatsächlich greifen – bis zur Veröffentlichung bleibt die Lage jedoch angespannt und unsicher.
Ursprünglicher Text:
Seit dem 31. Juli belegen die USA Goldbarren aus der Schweiz mit zusätzlichen Importzöllen. Betroffen sind ausgerechnet die Standardgrössen von 1 Kilogramm und 100 Unzen – die einzigen Formate, die an der Terminbörse COMEX in New York zur physischen Lieferung zugelassen sind. Damit haben sie im professionellen amerikanischen Goldhandel eine zentrale Bedeutung, private Anleger können auch auf andere Gattungen ausweichen.
Hintergrund der Massnahme ist eine neue zollrechtliche Einstufung dieser Barren, die nun zusätzliche Abgaben auslöst. An der COMEX sorgt das für spürbare Unruhe, da die betroffenen Formate im Handels- und Lieferprozess eine Schlüsselrolle spielen.
An der COMEX werden die Gold-Futures nicht nur auf dem Papier gehandelt, sondern teilweise bei Fälligkeit auch tatsächlich mit physischem Gold erfüllt.
„Wenn diese beim Import aus der Schweiz plötzlich teurer werden und sich die Lieferung verzögert, gerät der physische Nachschub ins Stocken. In den Tagen nach der Ankündigung der Zölle stieg der Preis für Gold an der COMEX zeitweise um mehr als 100 Dollar pro Unze über den Spotpreis in London – ein deutliches Zeichen, dass die Versorgung in den USA ins Wanken geraten war“, sagt Robert Hartmann, der Mitgründer von pro aurum.
Die Schweiz ist in diesem Geschäft ein zentraler Akteur: Ihre Raffinerien veredeln einen grossen Teil des weltweiten Goldes und waren bislang die wichtigsten Lieferanten für die USA in diesem Segment. Nach Einführung der Zölle haben mehrere Schweizer Raffinerien ihre Exporte in die USA vorübergehend gestoppt, um zu prüfen, welche Produkte genau betroffen sind.
London kann als Lieferant einspringen
Um den Bedarf in den USA trotzdem zu decken, suchen Händler nun nach anderen Wegen. Eine Möglichkeit wäre, grosse 400-Unzen-Barren aus London in die USA zu liefern, die möglicherweise nicht unter die neuen Zölle fallen. Diese könnten dann vor Ort in die benötigten kleineren Formate umgegossen werden. Das macht den Prozess zwar langsamer und teurer, verhindert aber einen völligen Stillstand der Lieferungen.
Noch ist aber unklar, ob 400-Unzen-Barren von den neuen US-Zöllen ausgenommen sind – voraussichtlich wird sich das im Laufe des Tages klären. Sollten diese Barren befreit sein, wäre die Lage deutlich entspannter, fielen sie jedoch unter die neuen Abgaben, dürfte dies nach Einschätzung von Robert Hartmann erhebliche Unruhe auslösen: In diesem Szenario müssten Händler physisch nachliefern, indem sie beispielsweise Münzen zusammenkaufen, die dann unter der einzigen ausgenommenen Zolltarifnummer importiert werden können.
Für Anleger in Deutschland sind die Auswirkungen derzeit gering. Der hiesige Markt wird über europäische Lieferketten versorgt, die nicht unter den US-Zöllen leiden. Zudem: Gold, das nun nicht mehr in die USA geht, könnte verstärkt nach Europa fliessen. Engpässe oder starke Preissprünge sind daher in Deutschland kurzfristig nicht zu erwarten.
Trotzdem lohnt es sich, ein paar Punkte im Blick zu behalten. Erstens: Auch hierzulande können die Aufgelder für bestimmte Barrenformate schwanken, wenn sich weltweit die Handelsströme verschieben – wenn auch voraussichtlich nur leicht. Zweitens: Wer flexibel bei der Wahl der Grössen ist, kann auf andere Barren oder Münzen ausweichen, falls ein Format knapp wird. Drittens: Wer sein Gold an verschiedenen Standorten lagert, etwa in Deutschland und der Schweiz, reduziert politische und logistische Risiken.
Die Zölle treffen den Markt in einer Zeit, in der Gold ohnehin durch weltweite Krisen, Inflationsängste und die starke Zentralbanknachfrage im Aufwind ist. Für deutsche Anleger heisst das: aufmerksam bleiben, flexibel agieren – und sich von kurzfristigen Schlagzeilen aus den USA nicht aus der Ruhe bringen lassen.
Bildquelle: pro aurum Composing
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