In den vergangenen Monaten haben sich die Inflationsraten diesseits wie jenseits des Atlantiks alles andere als einheitlich entwickelt. Der altbewährte Inflationsschutz Gold zeigte sich unterdessen weiterhin stark und markierte neue Allzeithochs.
Kräftiger Inflationsschub in den USA
Seit dem Frühjahr hat sich die Inflationsdynamik diesseits und jenseits des Atlantiks uneinheitlich entwickelt: Während die jährliche Teuerung im Euroraum seit April tendenziell seitwärts verlief und im August bei 2,0 Prozent p.a. verharrte, war in den USA ein stärkerer Inflationsschub zu beobachten. Dort rutschte nämlich die Inflationsrate – nach mehreren Monaten der Beruhigung – im April zunächst auf das Jahrestief von 2,3 Prozent ab, um sich bis August wieder auf 2,9 Prozent zu beschleunigen. Trotz rückläufiger Preise bei Benzin und Diesel, sorgten überdurchschnittliche Preiszuwächse bei Erdgas, Nahrungsmittel und Gebrauchtfahrzeugen zu einem stärkeren Preisauftrieb als in der Eurozone.
Für diese unterschiedliche Entwicklung sind mehrere Faktoren verantwortlich. Zum einen ist im repräsentativen US-Warenkorb der US-Dienstleistungssektor – allen voran der Wohnkosten-Block – besonders stark gewichtet. Dieser läuft erfahrungsgemäss mit Verzögerung nach, was die gemessene Inflation zäher macht. Dies spiegelt sich in einer anhaltend hohen Kerninflation wider, während sich die Güterpreise bereits deutlicher normalisiert haben. Zum anderen fiel die Nachfrage der US-Konsumenten aufgrund höherer Reallöhne in einigen Segmenten und dank der relativen Stärke des US-Arbeitsmarkts robuster aus als in vielen Teilen Europas aus.
Mittlerweile haben sich die Perspektiven am US-Arbeitsmarkt aber spürbar eingetrübt. So kletterten z.B. die Erstanträge auf US-Arbeitslosenhilfe in der ersten Septemberwoche mit 263.000 auf den höchsten Wert seit fast vier Jahren und der Augustbericht des US-Arbeitsministeriums wies mit 4,3 Prozent sogar die höchste Arbeitslosenrate seit Oktober 2021 aus. Ausserdem schuf die US-Wirtschaft in den zwölf Monaten bis März 2025 911.000 weniger Arbeitsplätze als ursprünglich gemeldet – die grösste Abwärtskorrektur seit dem Jahr 2000.
Inflationsschub wegen sinkender Leitzinsen?
Die Sorgen um den US-Arbeitsmarkt haben dazu geführt, dass die US-Notenbank Fed am 17. September – trotz relativ hoher Inflationsrate – die US-Leitzinsen um 25 Basispunkte gesenkt hat. Dies könnte wiederum die Inflationsgefahr erhöhen. Niedrigere Zinsen verbilligen nämlich Kredite für Unternehmen und Haushalte, stimulieren Investitionen und den Konsum und schwächen oft den Dollar. All dies erhöht die gesamtwirtschaftliche Nachfrage und könnte die Preise daher weiter nach oben treiben. Auf der Pressekonferenz äusserte sich Fed-Chef Powell mit Blick auf die Zölle und die Inflation alles andere als zuversichtlich und meinte, dass irgendjemand für die Zölle zahlen müsse, entweder seien es die Konsumenten an der Kasse oder die Unternehmen mit geringeren Gewinnmargen. Dass sich die Inflation „verflüchtigt“, gilt an den Kapitalmärkten hingegen als relativ unwahrscheinliches Szenario. Investoren sollten daher nicht ausschliessen, dass sich die Teuerung als hartnäckig erweisen bzw. weiter ansteigen wird.
Wie sich die Inflation diesseits wie jenseits in Zukunft entwickeln wird, dürfte, wie gewohnt, in hohem Masse vom Ölpreis abhängen. Die Nordseemarke Brent bewegte sich in den vergangenen zwölf Monaten in einer Bandbreite zwischen 60 und 81 Dollar (aktuell: 67,00 Dollar). Auch hier herrscht ein hohes Mass an Verunsicherung über die künftige Richtung. Während sich eintrübende Konjunkturperspektiven und ein Erhöhen der Förderquoten seitens der OPEC+-Staaten zu einem erheblichen Überangebot inkl. rückläufiger Preise führen könnten, bergen geopolitische Risiken die Gefahr einer massiven Verteuerung des fossilen Energieträgers. Weitere Sanktionen gegen Russland oder ukrainische Drohnenangriffe gegen dessen Öl- und Gasindustrie sowie eine potenzielle Eskalation im Nahen Osten könnten hierfür der Auslöser sein.
Stark differierende Inflationsraten in der Eurozone
Selbst innerhalb der Eurozone gibt es unter den Mitgliedsländern stark differierende Teuerungsraten zu beobachten – insbesondere unter den beiden wichtigsten Volkswirtschaften Deutschland und Frankreich. Während Bundesbürger mit einer jährlichen Inflation von 2,2 Prozent (Juli: 2,0 Prozent) leben müssen, hat sich die Teuerungsrate bei unseren französischen Nachbarn im August auf 0,9 Prozent p.a. (Juli: 1,0 Prozent) reduziert.
So richtig erstrebenswert scheint dieser vermeintliche Vorteil allerdings nicht zu sein. Denn in Frankreich fällt der Schuldenberg mit 3,3 Billionen Euro, das Haushaltsdefizit mit 5,8 Prozent sowie das Zinsniveau für Staatsanleihen deutlich höher aus. Solide Staatsfinanzen sehen sicherlich anders aus und die Chancen auf eine Besserung der Lage haben sich nach dem Scheitern von Ministerpräsident François Bayrou weiter verschlechtert. Für seinen Sparkurs gab es im französischen Parlament keine Mehrheit – kein gutes Omen für Frankreich, aber auch für den Rest Europas.
Sehr niedrige Inflation oder gar Deflation mag für so manchen Bürger auf den ersten Blick positiv erscheinen, kann sich aber durchaus als gefährlich erweisen. Wenn Preise nämlich dauerhaft sinken, verschieben Menschen ihre Käufe, Unternehmen verdienen weniger, Jobs gehen verloren und Schuldenlasten steigen real. Daher kann in solchen Marktphasen eine wirtschaftliche Abwärtsspirale entstehen, die das Wirtschaftswachstum abwürgt. Aus diesem Grund streben Notenbanken rund zwei Prozent Inflation pro Jahr an – genug Stabilität, ohne in die Deflation abzurutschen.
Inflationsschutz Gold funktioniert prächtig
In der Finanzwelt gibt es wenig Zweifel daran, dass die Besitzer von Gold – über Generationen hinweg – Kaufkraft besonders wirksam erhalten haben. Den besten Beweis hierfür liefert die Internetseite pricedingold.com. Dort können sich Anleger nämlich Aktienindizes, Rohstoffe, Immobilien und andere Anlageklassen nicht in Dollar oder Euro, sondern in Gold anzeigen lassen. So lässt sich etwa erkennen, wie viele Gramm Gold zu einem bestimmten Zeitpunkt für den S&P-500-Index, ein Fass Öl oder ein durchschnittliches US-Wohnhaus erforderlich gewesen wären. Solche Vergleiche verdeutlichen eindrucksvoll, dass viele Vermögenswerte in Gold gerechnet eine bemerkenswerte Konstanz aufweisen – während sie auf Dollarbasis scheinbar starke Auf- und Abwärtsbewegungen zeigen.
Als ideales Beispiel eignet sich dabei vor allem der Ölpreis, der sich in den vergangenen Jahrzehnten (auf Dollarbasis) vervielfacht hat. In Gold bemessen stellt sich ein völlig anderes Bild dar. Auf priceingold.com kann man den Preisverlauf für ein Fass Rohöl wahlweise seit 1950, seit 1985 oder seit 2006 betrachten und kommt stets zum selben Ergebnis. Während ein Fass Rohöl in den 1970er-Jahren nur wenige Dollar kostete und in den 2000er-Jahren über 100 Dollar anstieg, bewegte sich dessen Preis in Gold über Jahrzehnte hinweg in einem relativ stabilen Band und hat sich über den jeweiligen Gesamtzeitraum sogar stets verbilligt.
Als hochinteressant ist in diesem Zusammenhang aber auch der Preis des Dollars in Milligramm Gold anzusehen. Im Jahr 1900 konnte man mit einem Dollar nämlich noch 1.500 Milligramm Gold kaufen. 1997 waren es noch mehr als 85 Milligramm und 2006 immerhin über 55 Milligramm. Bei einem aktuellen Goldpreis von 3.700 Dollar pro Unze entspricht die US-Währung derzeit einem Gegenwert von lediglich 8,4 Milligramm. Dieser Kaufkraftverlust ist enorm.
Angesichts der ungewissen Zukunft der gesetzlichen Rente, sollten sich Bundesbürger stets darüber bewusst sein, dass der Erhalt von Kaufkraft weniger über Währungen, sondern vor allem durch Sachwerte wie Gold funktioniert hat. Geld in Gold zu tauschen, wird daher wohl auch in Zukunft nicht aus der Mode kommen.
Bildnachweis: jirsak
File#: 440717314
Bildquelle: www.stock.adobe.com
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