Was vor Corona kaum eine wichtige Notenbank für möglich gehalten hatte, wird nun von der Deutschen Bundesbank prognostiziert — eine deutsche Inflationsrate im zweistelligen Prozentbereich. Dies gab es letztmals vor 70 Jahren zu beklagen.

Inflation: Ungemütliche Zeiten voraus?

In folgenden G20-Staaten ist diese „psychologisch wichtige Marke“ bereits überschritten worden: Türkei (80,2 Prozent), Argentinien (71,0 Prozent), Russland (15,1 Prozent), Niederlande (12,0 Prozent), Spanien (10,4 Prozent), Grossbritannien (10,1 Prozent) und Brasilien (10,1 Prozent). Sowohl die Deutsche Bundesbank als auch mehrere Analysten befürchten, dass die Bundesbürger noch in diesem Jahr eine jährliche Inflationsrate von zehn Prozent und mehr erleben werden. Im vergangenen Monat haben beide Institutionen wegen des Auslaufens von Tankrabatt und Neun-Euro-Ticket auf den drohenden Preisschub hingewiesen. Mittlerweile haben die OPECplus-Staaten eine Förderkürzung um 100.000 Barrel pro Tag für Oktober angekündigt und die Bundesregierung ihr drittes Entlastungspaket beschlossen. Zudem will die vom russischen Staat kontrollierte Firma Gazprom kein Erdgas mehr durch die Pipeline North Stream 1 liefern. Nach dem Krieg gegen die Ukraine scheint Putins Reich nun einen Energiekrieg gegen Europa führen zu wollen.

Obwohl in Deutschland der repräsentative Warenkorb erfahrungsgemäss besonders stark auf Veränderungen der Energiepreise reagiert, sind mittlerweile auch steigende Lebensmittelpreise für den massiven Inflationsschub verantwortlich. Nur zur Erinnerung: Noch vor weniger als zwei Jahren meldete das Statistische Bundesamt negative Teuerungsraten. Für die rasante Geldentwertung gibt es allerdings mehrere Gründe, die nicht alle auf Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine zurückzuführen sind. Während die Ursache für die Verteuerung bei Rohöl, Benzin, Heizöl & Diesel, Gas und Strom vor allem in den kriegsbedingten Sanktionen westlicher Demokratien gegen Putins Russland zu sehen sind, sorgten auch Lieferkettenprobleme für massive Preissteigerungen in den unterschiedlichsten Branchen. Hierfür verantwortlich waren — neben dem Ukraine-Krieg — auch die corona-bedingten Lockdowns (insbesondere in China) sowie schwere Dürren in weiten Teilen der Welt und die daraus resultierenden Probleme bei der Stromproduktion aus Wasserkraft und Kernkraft. Hierzulande sind wetterbedingt vor allem die Binnenschifffahrt sowie die Landwirtschaft in Mitleidenschaft gezogen worden.

Eines sollte man bei der ganzen um die aktuell enorm hohe Inflation jedoch nicht ausser Acht lassen: Die seit Jahrzehnten durch die Notenbanken verursachten explodierenden Geldmengen und Schuldenberge gelten in der Volkswirtschaftslehre ebenfalls als wichtige Preistreiber. Mit Blick auf die Entwicklung von Geldmengen und Preisen für Waren und Dienstleistungen sollte man dabei allerdings verschiedene Phasen unterscheiden. Ungemach droht sobald die Preise der Güter bzw. Dienstleistungen schneller steigen als die Geldmengen. Dies könnte dann zu einer Nachfragereduktion führen und unter Umständen eine Rezession auslösen. Das Vorliegen einer inversen Zinsstruktur (Kurzläufer bieten höhere Renditen als Langläufer) gilt ebenfalls als Indiz für eine bevorstehende Rezession. Bei US-Staatsanleihen ist dieses Negativszenario bereits eingetreten.

Besonders ungemütlich dürfte es werden, sobald die Finanzmärkte zur Ansicht gelangen, dass die Zentralbanken die Kaufkraft ihrer Währungen opfern werden, um die Konjunktur zu retten. Spätestens dann sollte man im Besitz von möglichst viel Gold und Silber sein, schliesslich hat vor allem die Krisenwährung Gold in den vergangenen Jahrhunderten ihre Kaufkraft erhalten und sich als langfristiger Vermögens- bzw. Inflationsschutz bestens bewährt.

Was man über die Inflation unbedingt wissen sollte

Heutzutage sollte jeder Konsument das Thema Inflation auf keinen Fall ignorieren und dabei zwei Aspekte unbedingt verinnerlichen. Deshalb sollte man Geldentwertung durch zwei verschiedene Brillen betrachten: zum einen die Preisentwicklung des repräsentativen Warenkorbs und zum anderen den Kaufkraftverlust ungedeckter Fiat-Währungen auf Sicht mehrerer Jahre. Sowohl die Europäische Zentralbank als auch die US-Notenbank Fed wünschen sich weder eine zu hohe noch eine zu niedrige Inflationsrate. Beide stufen eine jährliche Geldentwertung in Höhe von zwei Prozent als wünschenswert ein. Davon sind wir derzeit allerdings „meilenweit“ entfernt. Die unten aufgeführte Tabelle veranschaulicht die Bedeutung der Inflation durch zwei verschiedene Sichtweisen. Zum einen mit Blick auf die Verteuerung bestimmter Waren bzw. Dienstleistungen und zum anderen mit Blick auf den Kaufkraftverlust der Währung.

Während sich der Preis einer Ware oder Dienstleistung bei einer jährlichen Inflationsrate von zwei Prozent innerhalb von fünf Jahren um 10,4 Prozent verteuert hat, würde der Preisanstieg bei einer Teuerungsrate von 10,0 Prozent p.a. im selben Zeitraum bei über 61 Prozent liegen. Aus der Sicht von Bargeld stellt sich die Lage folgendermassen dar. Bei einer Inflation in Höhe von zwei Prozent p.a. würde sich nach fünf Jahren ein Kaufkraftverlust von 10,4 Prozent einstellen. Bei einer Teuerungsrate von 10 Prozent p.a. würde der Verlust an Kaufkraft auf 41 Prozent ansteigen.

Derzeit deutet wenig darauf hin, dass sich die Lage an der „Inflationsfront“ deutlich entspannen könnte, schliesslich stellen Bevölkerungswachstum, Klimawandel und Wasserknappheit keinen sonderlich vorteilhaften Mix an Umgebungsvariablen dar — und dabei sind die zahlreichen geopolitischen Krisenherde (Ukraine, Taiwan u.a.) noch gar nicht berücksichtigt.

Unbedingt auf die Realzinsen achten

In der aktuellen Marktlage sollten Geldanleger den jüngsten Zinsanstieg inklusive Goldpreisschwäche aus folgendem Grund eher als Chance und weniger als Risiko begreifen: In den vergangenen zwölf Monaten sind in den meisten Ländern die Teuerungsraten deutlich stärker angestiegen als die Renditen der Staatsanleihen. In Deutschland war innerhalb dieses Zeitraums zum Beispiel ein Inflationszuwachs von 4,1 auf 7,9 Prozent p.a. registriert worden, während die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen aktuell lediglich bei 1,64 Prozent p.a. notiert. Der Realzins — also der Nominalzins abzüglich der Inflationsrate — bewegt sich gegenwärtig im stark negativen Bereich. Aufgrund der enormen Verschuldung einiger europäischer Staaten kann die EZB die Leitzinsen nicht in angemessenem Umfang erhöhen — im Gegensatz zur US-Notenbank Fed. In Marktphasen mit negativen Realzinsen entwickelt sich normalerweise Gold relativ positiv.

Diese Gesetzmässigkeit funktioniert derzeit jedoch nicht, da der US-Dollar als „sicherer Hafen“ über eine stärkere Anziehungskraft verfügt als der traditionelle Krisenschutz Gold. Dabei dürfte es sich jedoch lediglich um eine temporäre Erscheinung handeln. Jede ungedeckte Währung ist der Inflation schutzlos ausgeliefert, wenn weder Tagesgeld noch Termingeld oder Staatsanleihen „auskömmliche“ Zinsen bieten. Und dies wäre nur dann der Fall, wenn die Renditen die Inflationsrate übertreffen. Mit Blick auf den Dollar sollte man zudem nicht zu optimistisch in die Zukunft blicken, schliesslich arbeiten zahlreiche Länder mit autokratischen Regierungen daran, dessen Ende als Weltleitwährung einzuläuten. Wer zwischen Geld und Gold die Wahl hat, sollte unter langfristigen Aspekten eher Letzteres bevorzugen, schliesslich haben Goldbarren und -münzen bislang jeden Krieg und jede Währungsreform relativ unbeschadet überstanden.

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