Kaum hat das Smartphone die ersten Kratzer oder ein paar Jahre Lebenszeit hinter sich, ist es Zeit für einen Nachfolger – so oder so ähnlich ergeht es wohl den meisten mobilen Endgeräten: Sie landen eher früher als später im Elektroschrott. Dort muss ihr Nutzen jedoch nicht beendet sein, denn die „inneren Werte“ der Bauteile sind nicht zu unterschätzen. Das hat auch die Royal Mint erkannt – und will als erste international renommierte Münzprägestätte gezielt die Rückgewinnung von Gold aus Elektronikschrott voranbringen.

Dafür soll nun im Auftrag der Königlichen Münzanstalt der Bau einer Recyclinganlage in Südwales erfolgen: „Die Anlage wird dazu beitragen, ein wachsendes Umweltproblem zu lösen, Arbeitsplätze und Qualifikationen in Grossbritannien zu fördern und eine neue Quelle für hochwertige Edelmetalle für die Wirtschaft zu schaffen“, heisst es in einer Stellungnahme der Royal Mint. Anne Jessopp, Vorstandsvorsitzende der Royal Mint, sagte anlässlich der Vorstellung des neuesten Projektes: „Unsere Investition in eine neue Anlage wird die Royal Mint zu einem führenden Unternehmen für nachhaltig gewonnene Edelmetalle machen und dem Vereinigten Königreich eine dringend benötigte Lösung für das wachsende Problem des Elektronikschrotts bieten.“

Die Königliche Münze möchte Gold in erster Linie aus den Leiterplatten von Laptops und Mobiltelefonen gewinnen. Durch eine spezielle chemische Reaktion soll es möglich sein, mehr als 99 Prozent der Edelmetallbestandteile aus den Elektronik-Bauteilen zurückzugewinnen. Der Bau der Recyclinganlage soll noch in diesem Monat beginnen und auf dem Hochsicherheitsgelände der Royal Mint angesiedelt sein. Das rückgewonnene Gold soll direkt in den Betrieb der Münzprägestätte überführt werden – somit würde künftig also das Gold, was zur Prägung einer Britannia- oder Sovereign-Münze genutzt wird, aus Elektroschrott stammen.

Die Royal Mint hat für ihren neuen Geschäftszweig grosse Pläne: Die Anlage soll im Jahr 2023 vollständig in Betrieb gehen und dann bis zu 90 Tonnen Leiterplatten aus Grossbritannien pro Woche verarbeiten – der erwartete Ertrag: Hunderte von Kilogramm Gold pro Jahr. Rund 40 neue Mitarbeiter sollen dafür eingestellt und bereits für die Royal Mint tätige Experten weitergebildet werden.

Anlässlich der Vorstellung ihrer Recycling-Sparte rechnet die Royal Mint vor, dass jedes Jahr weltweit mehr als 50 Millionen Tonnen Elektroschrott anfallen, nur ein Fünftel davon wird jedoch wiederverwertet – und bis 2030 soll der Elektroschrott-Berg pro Jahr auf 74 Millionen Tonnen anwachsen. Dagegen will die Royal Mint ankämpfen und setzt dafür modernste Technik ein: Der Elektronikschrott wird nicht, wie sonst üblich, bei hohen Temperaturen in Schmelzwerken verarbeitet, sondern bei Raumtemperatur bearbeitet. Dabei soll die gesamte Leiterplatte verwertet werden, um das Abfall-Aufkommen so weit wie möglich herunterzufahren.

Der Vorstoss der Royal Mint ist stellvertretend für eine Entwicklung, die seit vielen Jahren in der Edelmetallbranche zu beobachten ist: Das Thema „Nachhaltigkeit“ hat für Prägestätten und Goldraffinerien oberste Priorität. Die London Bullion Market Association hat gerade erst einen Bericht veröffentlicht, in dem sie den Fokus auf Gold-Recycling legt. Demnach soll im Zeitraum zwischen 2010 und 2021 das Recycling beachtliche 28 Prozent des gesamten weltweiten Goldangebots ausgemacht haben – und davon entfielen weit über 90 Prozent auf alten Schmuck. „Das Recycling hat das Potenzial, den Goldpreis erheblich zu beeinflussen“, betont die LBMA. Die wichtigste Triebkraft für das Schrottaufkommen sei jedoch der Goldpreis – wenn der Goldpreis hoch ist, entscheiden sich immer mehr Goldbesitzer zum Verkauf.

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