Bis vor ein paar Tagen kannte kaum jemand ausserhalb der US-amerikanischen Start-up-Szene die Silicon Valley Bank (SVB). Eine Bank wie viele andere in den USA mit einem speziellen Fokus auf eine eingegrenzte Zielgruppe, nämlich Start-ups. Die jungen Unternehmen brauchen sehr schnell und sehr viel Geld, um ihre ambitionierten Wachstumsziele in die Tat umzusetzen. Das Geschäftsmodell ist lukrativ, aber risikoreich – und die kleine Spezialbank ist mit den grosse Namen der Branche verwoben.

Seit dem überraschenden Zusammenbruch der Silicon Valley Bank befinden sich die Finanzmärkte wieder einmal in einem Panikmodus, der in beänstigender Weise an das Jahr 2008 erinnert. Die weltweite Besorgnis in der Finanzbranche ist gross – und es geht die Angst vor einem Dominoeffekt um, der auch andere Banken in den Abgrund reissen könnte. Die ersten Kollateralschäden gibt es bereits, beispielsweise die New Yorker Signature Bank. Und bereits jetzt ist die Rede von einem Bankenkollaps, wie man ihn zuletzt in der grossen Finanzkrise von 2008 gesehen hat.

Nachdem die Finanzmärkte in den vergangenen Tagen in einen regelrechten Crash-Modus übergegangen waren, haben die Spitzenpolitiker und Notenbanker nun alle Hände voll zu tun, einen finanziellen Flächenbrand zu verhindern. In einer ersten Stellungnahme hatte US-Präsident Joe Biden strengere Vorschriften bei der Bankenregulierung angekündigt. Er betonte, dass alles Notwendige getan werde, um die Situation zu bewältigen – eine Wortwahl, die in beängstigender Form an das Mantra des ehemaligen EZB-Präsidenten Mario Draghi erinnert.

Finanzministerin Janet Yellen, Notenbankchef Jerome Powell und die US-Einlagensicherung FDIC haben jedoch in einer gemeinsamen Stellungnahme kurz darauf eingeschränkt, dass der Steuerzahler nicht für die Verluste im Zusammenhang mit der Abwicklung der Silicon Valley Bank aufkommen müsse. Und diese Aussage versetzte die Finanzmärkte in erneute Panik – denn „whatever it takes“ bedeutet offenbar inzwischen nicht mehr, dass Spekulanten eine Vollkaskoversicherung beim Zocken genießen und in jedem Fall ihr Geld vom Staat zurückerhalten.

Die Schockwellen des Zusammenbruchs der Silicon Valley Bank sind bis auf den europäischen Kontinent vorgedrungen – und sie bedrohen sogar einen sicher geglaubten Finanzplatz wie die Schweiz. Dort sind zuletzt die Preise für Kreditausfallversicherungen von Credit-Suisse-Anleihen auf einen neuen Rekordstand gestiegen.

In Deutschland geben sich offizielle Stellen unterdessen auffällig entspannt. Der Bundesverband deutscher Banken (BdB) hat eine Entwarnung ausgesprochen: Die Auswirkungen der Pleite der SVB in den USA auf deutsche Geldhäuser seien begrenzt. Der Verband betont, dass die deutschen Banken „robust, stabil und widerstandsfähig“ seien und die deutsche Einlagensicherung nicht in Anspruch genommen werden müsse.

Während viele Marktbeobachter nach dem Zusammenbruch der Silicon Valley Bank betonten, dass es sich hierbei um einen Einzelfall ohne Ansteckungsrisiko handeln würde, geriet nur einen Tag später das nächste Geldhaus in die Abwärtsspirale im Bankensektor – und diesmal traf es einen grossen Namen: Die Credit Suisse verlor zwischenzeitlich ein Drittel ihres Börsenwertes, nachdem ein Großaktionär weitere Geldspritzen zur Stützung des traditionsreichen Schweizer Instituts verweigert hatte. Und nur wenige Stunden, nachdem die Unternehmensführung öffentlichkeitswirksam auf staatliche Unterstützung verzichtet hatte, wurde bekannt: Die Credit Suisse leiht sich bis zu 50 Milliarden Franken bei der Schweizer Nationalbank – natürlich nur, um die Liquidität „präventiv zu stärken“.


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