An den globalen Goldmärkten werden bei der Diskussion über goldhungrige Goldnationen häufig vor allem China und Indien genannt. Ein Land wird dabei häufig vergessen: Deutschland, wo erfahrungsgemäss die Nachfrage nach Barren und Münzen ausgesprochen hoch ausfällt.

Inflation: Aus Schaden wird man klug

Die starke Goldaffinität der deutschen Bevölkerung ist historisch gewachsen. Vor genau 100 Jahren stürzte die deutsche Hyperinflation das gesamte Land ins Chaos und weite Teile der Bevölkerung in Hunger und Elend. Während die damalige Währung einen Totalverlust erlitten hatte, wurde der Besitz von Gold zwar verboten, eine Unze Gold war aber auch nach zwei Weltkriegen und diversen Währungsreformen ausgesprochen werthaltig und bewährt sich – mittlerweile seit Generationen – als global handelbare Krisenwährung. Die leidvolle Erfahrung mit der Hyperinflation scheint sich in das kollektive Gedächtnis der deutschen Geldanleger „eingebrannt“ zu haben, wenngleich das gelbe Edelmetall auch in den vergangenen Jahrzehnten mit Blick auf dessen mannigfaltige Schutzfunktion wertvolle Dienste geleistet hat.

Anleger haben mittlerweile seit über zwei Jahrzehnten das Gefühl, dass die Krisen in immer kürzeren Abständen und in immer grösseren Ausmassen die internationalen Finanzmärkte heimsuchen. Bereits vor dem Jahrtausendwechsel, also vor dem Platzen der Dotcom-Blase (Internetaktien), gab es in Argentinien, Russland sowie Asien Finanzkrisen mit massiven Verwerfungen zu beobachten, doch verglichen mit der Finanzkrise (2008/2009) oder der Pandemie (2021/2022), die sich beide global besonders stark ausgewirkt haben, kann man die vorherigen Krisen gemäss Deutsche-Bank-Vokabular fast schon als „Peanuts“ bezeichnen. An den Goldmärkten führte dies zu einer kräftig gestiegenen Nachfrage unter privaten und institutionellen Investoren sowie unter Notenbanken, insbesondere aus aufstrebenden Wirtschaftsnationen. Diese verfügen beim Vergleich mit OECD-Ländern hinsichtlich ihrer Goldreserven über enormes Nachholpotenzial und über ein starkes Interesse, ihre Währungsreserven zu diversifizieren.

Deutsche „schwören“ auf Barren und Münzen

Besonders interessant: In absoluten Zahlen landet deutlich weniger Gold in Deutschland als in China oder Indien, was aufgrund der um den Faktor 33 höheren Gesamtbevölkerung dieser beiden Staaten keine grosse Überraschung darstellen sollte. In einem Marktsegment gelten Deutsche laut World Gold Council (WGC) jedoch als besonders „goldhungrig“ – bei Barren und Münzen. In den vergangenen zehn Jahren haben sie mehr als 1.250 Tonnen dieser Produkte erworben und in den Jahren 2020 und 2022 mit 157,0 bzw. 185,6 Tonnen sogar die vergleichbare Nachfrage aus Indien übertroffen. In Deutschland stellte sich somit pro Einwohner eine gekaufte Goldmenge von 2,2 Gramm ein, während innerhalb dieses Marktsegments Indien (0,124 Gramm) und China (0,156 Gramm) auf eine deutlich geringere Goldmenge kamen. Unter Berücksichtigung der jeweiligen Schmucknachfrage erhöhen sich diese Durchschnittswerte auf immerhin 0,553 bzw. 0,564 Gramm Gold pro Einwohner.

Als besonders eindrucksvoll kann man auch den Umstand werten, dass deutsche Privathaushalte derzeit mehr als 9.000 Tonnen Gold (pro Kopf: 108,4 Gramm) besitzen und damit sogar die Goldreserven der Deutschen Bundesbank (3.353 Tonnen) deutlich übertreffen. In kumulierter Form repräsentiert somit die Gesamtgoldmenge in deutschem Besitz über sechs Prozent der weltweit gelagerten Goldmengen, obwohl Deutschland lediglich auf etwas mehr als ein Prozent der Weltbevölkerung kommt. An dieser Goldaffinität dürfte sich auf lange Sicht höchstwahrscheinlich wenig ändern, wenngleich im ersten Halbjahr die deutsche Goldnachfrage im Marktsegment Barren & Münzen stark nachgelassen hat. Daten des WGC weisen sowohl für das erste Quartal als auch für das zweite Quartal 2023 gegenüber der vergleichbaren Vorjahresperiode einen Rückgang um jeweils mehr als 70 Prozent aus. Hierfür gibt es zwei potenzielle Gründe. Erstens: Das hohe Goldpreisniveau könnte das Interesse an der Krisenwährung erheblich gedämpft haben. Zweitens: Die gestiegenen Zinsen dürften ein weiterer Grund für die schwache Nachfrage gewesen sein, obwohl deutsche Anleger selbst mit der Rendite 30-jähriger Bundesanleihen immer noch weniger verdienen, als die Inflation wieder „auffrisst“.

Forsa-Umfrage bestätigt starke Goldaffinität

Die Ergebnisse der diesjährigen repräsentativen Forsa-Umfrage zum Thema Geldanlage zeigten das „innige Verhältnis“ der Deutschen zu Goldanlagen wieder einmal auf. Bei der Frage, welcher Geldanlage bei einer Laufzeit von mindestens drei Jahren gegenwärtig der höchste Gewinn zugetraut wird, nannten 28 Prozent der Befragten Gold. Einen marginal höheren Zuspruch erhielt mit 29 Prozent lediglich die Anlageklasse „Aktien“. Hinsichtlich der Frage nach dem konkreten Goldbesitz fiel jedoch auf, dass lediglich eine Minderheit von zwölf Prozent Goldbarren oder -münzen besitzt und 14 Prozent in Papiergold investiert sind. Das heisst: Die grosse Mehrheit der Deutschen besitzt noch gar kein Gold und hat somit erheblichen Nachholbedarf. Beim dritten Themenkomplex der Umfrage sollten die Befragten vier Thesen zum Thema „Gold als Geldanlage“ beurteilen. Den grössten Zuspruch erhielten die beiden Behauptungen, dass „Gold eine gute Ergänzung zu anderen Geldanlagen“ (75 Prozent) und „Gold eine sichere Geldanlage“ (74 Prozent) seien. Relativ starken Zuspruch erfuhr auch die Aussage, dass „Gold eine geeignete Geldanlage für risikoscheue Anleger“ darstelle. Auf einen Wert von 50 Prozent kam die folgende These: „Gold ist derzeit eine lohnende Anlage, weil die Kurse steigen werden.“

Goldbarren und -münzen sollten in erster Linie als Versicherung gegen anhaltende und neue Krisen interpretiert und deshalb möglichst nicht verkauft werden. Was viele Goldbesitzer gar nicht wissen: Bei temporären Liquiditätsengpässen kann man für bei pro aurum eingelagertes Gold ein Edelmetalldarlehen beantragen und den Goldbesitz als Pfand hinterlegen, wobei die Kreditkonditionen mit denen von Hypothekendarlehen vergleichbar sind.

Bildrechte: pro aurum


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