Wer kennt sie nicht, die alte Volksweisheit, dass jede Medaille ihre zwei Seiten hat? Dies trifft zweifellos auch auf das Edelmetall Silber zu, allerdings sprechen derzeit beide Seiten für einen Kauf des mit Abstand günstigsten Edelmetalls der Welt.

Silber — das edle und nützliche Industriemetall

Zum einen geniesst Silber unter verunsicherten Anlegern — direkt nach Gold — hohes Ansehen als Vermögensschutz. Und in diversen Industriebranchen ist es derzeit im Zuge der Flucht in Rohstoffe bzw. Edelmetalle ebenfalls stark gefragt. Und hierfür gibt es gute Gründe. Insbesondere die hohe elektrische Leitfähigkeit des Edelmetalls macht es im Bereich Elektronik besonders begehrt und einzigartig, schliesslich leitet kein anderes Metall elektrischen Strom besser als Silber. Auch als Wärmeleiter eignet sich das edle Metall bestens. Bei einer anderen physikalischen Eigenschaft kann ebenfalls kein Konkurrent mithalten: dem Reflexionsvermögen, wodurch es vor allem in der Photovoltaikbranche stark nachgefragt wird.

Zu guter Letzt sollte man auf keinen Fall die antiseptische Wirkung von Silber ausser Acht lassen, schliesslich stellt das Abtöten von Keimen und Bakterien für die Menschheit einen besonders grossen Nutzen dar. Desinfektionen via Silber kommen vor allem bei Hautcremes, Wundbehandlungen und der Wasserreinigung bzw. -aufbereitung zum Einsatz. Und auch im Bereich Nanotechnologie wird sogenanntes Nanosilber hochgeschätzt, schließlich hilft es unter anderem beim Bekämpfen von antibiotikaresistenten Keimen und sogenannten „Biofilmen“ (Bakterienbelägen).

Glänzende Nachfrageperspektiven in der Industrie?

Der russische Krieg gegen die Ukraine hat natürlich zu einem hohen Mass an allgemeiner Verunsicherung geführt. Und diese ist auch in diversen Branchen zu spüren, bei denen Silber eine grosse Rolle spielt. Anfang Februar — also vor Kriegsausbruch — prognostizierte das Silberinstitut für 2022 einen Anstieg der globalen Silbernachfrage um acht Prozent p. a. auf 1,112 Milliarden Unzen, was einem neuen Rekordwert entsprechen würde.

Angesichts des schlechten Images fossiler Energieträger — vor allem, wenn sie aus Russland kommen — dürfte der Photovoltaiksektor weiterhin boomen und zu entsprechenden Nachfragesteigerungen bei Silber führen. Weniger eindeutig stellt sich die Lage bei einem anderen Hoffnungsträger dar: der Automobilbranche. Weil immer mehr Autos mit Verbrennermotoren durch Hybrid- bzw. Elektrofahrzeuge ersetzt werden, könnte dies die Silbernachfrage stimulieren, falls an den weltweiten Automärkten kriegsbedingt kein Absatzausbruch einsetzen sollte. Während nämlich in Fahrzeugen mit herkömmlichem Antrieb eine Feinunze Silber verarbeitet wird, landen in Hybridfahrzeugen eineinhalb Unzen und in Fahrzeugen mit Elektromotoren sogar zwei Unzen Silber.

Investoren erinnern sich an Krisenschutz Silber

Ungefähr die Hälfte der globalen Silbernachfrage stammt von Investoren, die ihr Depot dadurch aufwerten bzw. bereichern möchten. Silberbarren und -münzen eignen sich nämlich zur Diversifikation des eigenen Wertpapier-Portfolios (-> Risikoreduktion) sowie zum Ausschalten von Kontrahentenrisiken. Seit seiner Existenz musste das Edelmetall noch nie einen Totalverlust hinnehmen, was man von börsennotierten Wertpapieren wie Aktien, Anleihen, Zertifikaten usw. nicht gerade behaupten kann. Neben dem Kauf silberner Barren und Münzen, der im Gegensatz zu Kapitalanlagegold in Deutschland nicht von der Mehrwertsteuer befreit ist, greifen Investoren seit Jahren aber auch verstärkt bei sogenanntem „Papiersilber“ in Form von physisch hinterlegten börsengehandelten Wertpapieren (Exchange Traded Products) zu. In den Jahren 2019 bis 2021 sind schätzungsweise über 17.500 Tonnen Silber von diesem Marktsegment absorbiert worden. Zum Vergleich: Bei physischen Silberinvestments summierte sich die nachgefragte Silbermenge für denselben Zeitraum sogar auf ungefähr 19.900 Tonnen. Laut Prognosen des Silberinstituts soll in diesem Jahr bei Barren & Münzen die Nachfrage um 13 Prozent auf ein Siebenjahreshoch zulegen und die Bestände von börsennotiertem Papiersilber in der Nähe ihres 2021 markierten Rekordhochs verharren.

Nachfrage übertrifft Angebot

Obwohl für 2022 ein Anstieg der Minenproduktion um sieben Prozent und im Recyclingsektor ein Plus von drei Prozent erwartet wird, soll sich ein Nachfrageüberhang bzw. ein Angebotsdefizit in Höhe von 622 Tonnen einstellen. Das heisst: Um diese Silbermenge übertrifft die Silbernachfrage das Angebot, was nach dem Gesetz von Angebot und Nachfrage normalerweis
e für einen steigenden Silberpreis spräche. Bei der Analyse des Silberangebots gilt es, gegenüber dem Goldmarkt folgende Unterschiede zu beachten. Erstens: Während bei Gold mehr als 25 Prozent des Gesamtangebots durch Recycling gewonnen wird, liegt diese Quote bei Silber aus Rentabilitätsgründen deutlich unter 20 Prozent. Zweitens: Lediglich ein Drittel des globalen Silberangebots stammt aus „reinen“ Silberminen, der überwiegende Rest fällt als Beiprodukt anderer Minen an, die selbst bei niedrigen Silberpreisen ihr gewonnenes Silber verkaufen und somit für zusätzlichen Verkaufsdruck und unangemessen niedrige Preise sorgen können.

Auf der Suche nach Kaufargumenten wird man bei Silber dennoch relativ schnell fündig. So verfügt Silber zum Beispiel über erhebliches Nachholpotenzial, schliesslich stellte sich im April 2011 ein Rekordhoch von fast 50 Dollar ein. Anfang März 2022 bewegte sich der Silberpreis pro Feinunze bei lediglich 25 Dollar. Doch damit nicht genug — einige Analysten sehen beim Vergleich der weltweit existierenden geologischen Vorkommen von Gold und Silber und deren Preisen ein krasses Missverhältnis. Die globalen förderfähigen Silbervorkommen übertreffen die vergleichbaren Werte bei Gold zwar um den Faktor sieben, doch der Preis für das gelbe Edelmetall übertrifft den Silberpreis mit aktuell dem Faktor 76 um ein Vielfaches mehr, was nach Ansicht einiger Analysten für den Kauf von Silber spricht.

Diese Zahl gilt übrigens als Gold-Silber-Ratio und zeigt an, wie viele Silberunzen zum Kauf einer Feinunze Gold benötigt werden. Unter Edelmetallinvestoren geniesst die Kennzahl hohes Ansehen. In den vergangenen 20 Jahren schwankte sie zwischen 32 und 125 und führte zu einem Durchschnittswert von 60. Sollte sich der aktuelle Wert (76) in den kommenden Monaten wieder dem Durchschnittswert annähern, wäre dies nur bei einer Outperformance des Silberpreises gegenüber Gold möglich. Wichtig zu wissen: Eine Outperformance von Silber würde sich aber auch einstellen, falls es weniger zurückfallen würde als Gold. Aufgrund der russischen Invasion in der Ukraine und zahlreicher weiterer Krisen gelten jedoch altbewährte Krisenwährungen wie Gold und Silber derzeit als weniger absturzgefährdet als so manche andere Anlageklasse.

Last, but not least bleibt noch anzumerken, dass unter Anlegern zweifellos Gold als besonders wirksamer Inflationsschutz wahrgenommen wird; seit der Einführung des Euro im Januar 2002 funktionierte der Werterhalt über das „Gold des armen Mannes (Silber)“ aber ebenfalls sehr gut. Hätte man nämlich damals für insgesamt 1.000 Euro Silber gekauft, wäre diese Edelmetallposition mittlerweile fast 4.500 Euro wert.

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