Die ersten drei Quartale des Jahres gestalteten sich für Goldinvestoren positiv – das gelbe Metall hielt sich stabil im Plus. Doch unmittelbar vor dem Jahreswechsel lautet die Devise: zurück auf Los. Innerhalb kürzester Zeit wurden die Jahresgewinne, bemessen sowohl in US-Dollar als auch in Euro, restlos ausgelöscht. Bei den Weissmetallen sieht es noch düsterer aus: Silber notiert mittlerweile etwa zehn Prozent im Minus, Platin bei 18 Prozent und Palladium bei 34 Prozent. Zeichnet sich für 2024 also ein düsteres Jahr für Edelmetalle ab?

Die Dynamik, mit welcher in den letzten Tagen nicht nur Gold und seine Begleiter, sondern auch die Aktienmärkte fielen, überrascht selbst erfahrene Marktstrategen. Doch es gibt eine simple, gleichzeitig verblüffende Erklärung: Die Renditen US-amerikanischer Staatsanleihen sind in den vergangenen Jahren rasant angestiegen und tasten sich immer weiter an die Fünf-Prozent-Marke heran. Diese sichere Rendite zieht viele Investoren an, die nun ihre Aktien oder Goldbestände veräussern.

Doch nicht nur auf der anderen Seite des Atlantiks rücken Staatsanleihen wieder vermehrt in den Anlegerfokus. Auch hierzulande wählen immer mehr Menschen die Option, dem Staat für einige Jahre ihr Geld zu leihen: Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen ist zuletzt auf über 3 Prozent gestiegen. Zu Beginn des Jahres war sie noch im negativen Bereich – der Staat verdiente also tatsächlich am Schuldenmachen. Jetzt ist wieder ein deutlicheres Entgegenkommen gefragt: Seit dem Ende der Nullzinspolitik hat der feste Zinssatz, den Investoren mit Staatsanleihen erzielen können, von 1,4 Prozent im Juli 2022 auf mittlerweile über 3,0 Prozent zugelegt.

Der gestiegene Reiz der Staatsanleihen, sowohl in Europa als auch in den USA, kann durch die Unsicherheit bezüglich der weiteren Leitzinspolitik der Notenbanken erklärt werden. Der bisherige Konsens, dass der Zenit der Leitzinsen bereits erreicht sei, wurde jüngst ins Wanken gebracht. Sowohl Vertreter der EZB als auch der Fed signalisierten deutlich, dass sie zu weiteren Zinserhöhungen bereit seien. In den USA spielt der robuste Arbeitsmarkt der Notenbank dabei besonders in die Hände, da er nach ihrer Einschätzung weitere Zinserhöhungen verkraften kann.

Doch genau hier besteht eine Gefahr. Denn die Federal Reserve riskiert eine handfeste Rezession – die hohen Zinsen bewirken, dass sich immer weniger Amerikaner grössere Investitionen leisten können. Sie halten also ihr Geld zurück und speisen es nicht in den Wirtschaftskreislauf ein. Ein vergleichbarer Effekt ist in Deutschland bereits seit geraumer Zeit zu beobachten und hat die Wirtschaft des Landes geradewegs in die Rezession manövriert.

Kurzfristig hat der Goldpreis definitiv charttechnischen Schaden genommen. Nachdem das gelbe Metall monatelang oberhalb von 1.920 US-Dollar gehandelt wurde und einen soliden Boden für einen Sprung über die psychologisch wichtige Marke von 2.000 US-Dollar vorbereitet hatte, wurde diese Stabilität zunächst untergraben. Mittel- bis langfristig stellt sich jedoch die Frage, ob die Kampfansagen der Notenbanken an die Inflation möglicherweise nur Schaumschlägerei waren, da sie sich auf Dauer die hohen Zinsen schlicht nicht leisten können – denn hohe Zinsen bedeuten auch zusätzliche Lasten für den eigenen Schuldendienst.

„Die physische Goldnachfrage ist vor der Hintergrund des zuletzt stark gefallenen Goldkurses stark gestiegen. Mittlerweile kommen auf zwei Verkäufer wieder acht Goldkäufer“, sagt Robert Hartmann, Mitgründer von pro aurum.

Bildrechte: © vladk213 / Fotolia


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