Bücher begleiten uns ein Leben lang. Von den Märchen in der Kindheit bis zu den Romanen der Gegenwart sind Bücher Seelentröster, Inspiration und Lebensfreude. Man träumt von spannenden Abenteuern, liest von romantischen Liebesreigen und setzt sich mit philosophischen Gedanken zum Leben und zum Tod, zur Religion und zur Revolution auseinander.

Gold als moralisches Symbol

Gold als Motiv in der Weltliteratur hat eine lange Tradition. Bereits der römische Dichter der Antike Ovid spricht in seinen Metamorphosen vom „Goldenen Zeitalter“, das den idyllischen Zustand des Zusammenlebens der Menschen beschreibt. In vielen Geschichten oder Gedichten ist das Motiv des Goldes ein wiederkehrendes Thema. Von Kindheit an bis ins hohe Alter wird es uns in der Literatur begegnen, meist im positiven, aber auch im negativen Sinn verknüpft.

Wer kennt sie nicht, die „Goldmarie“ oder das „Rumpelstilzchen“? Bereits im Kinderzimmer bringt die Literatur das glänzende Edelmetall seinen jungen Lesern nahe. In Grimms Märchen wird Gold mit der Wertschätzung eines Menschen, dessen soziale und moralische Integrität mit Goldtalern belohnt wird, verbunden. Dies ist im Märchen „Frau Holle“ (1812) die Figur der Goldmarie, während ihre faule Stiefschwester mit Pech übergossen wird. Der Wunsch, Gold selbst herzustellen, wird im Märchen „Rumpelstilzchen“ (1812) beschrieben – hier wird aus gesponnenem Stroh, mithilfe von Rumpelstilzchen, Gold.

Aber auch die Goldgier sowie die Last des Goldes werden häufig angesprochen. Zudem das Unheil, das es dem Besitzenden bringen kann. Im Märchen „Hans im Glück“ (1819) der Brüder Grimm wird bspw. der fleissige Hans von seinem Herrn mit einem schweren Klumpen Gold belohnt. Hans tauscht jedoch auf seiner langen Wanderschaft diesen Klumpen Gold zuerst gegen ein Pferd, dann gegen eine Kuh, später gegen ein Schwein, danach gegen eine Gans und schliesslich gegen einen Schleifstein und Feldstein ein, die ihm letztendlich noch abhandenkommen. Dennoch bezeichnet sich Hans am Ende als glücklichsten Menschen der Welt, frei von aller Last. Fazit dieses Märchens ist, dass Glück und Freiheit nicht vom Gold abhängen.

Spätestens im Jugendalter trifft man im Klassiker „Die Schatzinsel“ (1883) des schottischen Schriftstellers Robert Louis Stevenson erneut auf Gold. Der Abenteuerroman erzählt von einem Jungen namens Jim Hawkins aus der Hafenstadt Bristol, dem eine Schatzkarte in die Hände fällt. Auf der Suche nach dem Piratenschatz aus Gold und Silber sticht er als Teil der Schiffsbesatzung in See. Nach grossen Abenteuern und dem Ausheben des Schatzes auf der Insel kehrt Jim mit einem Teil des Goldes nach Hause zurück und finanziert davon seine Ausbildung. Die Geschichte handelt vom begehrten Gold, der grossen Gier danach und dem erbitterten Kampf darum. Letztendlich bringt das Gold dem Protagonisten die Freiheit, seine berufliche Zukunft zu finanzieren.

Symbol für ewige Liebe

In der Schulzeit steht der deutsche Dichter Johann Wolfgang von Goethe und seine Tragödie „Faust“ (1808) auf dem Lehrplan. Im Streben Fausts um die Erkenntnis, was die Welt im Innersten zusammenhält, singt Gretchen in der Abendszene die Ballade vom König von Thule, der von seiner verstorbenen Gemahlin einen goldenen Becher geschenkt bekommt, aus dem er stets trinkt. Der König verschenkt all seinen Besitz, behält aber den goldenen Becher als Symbol der Liebe zu seiner Frau, die ihn am Leben hält. Kurz vor seinem Tod wirft er den Becher ins Meer und stirbt. Hier steht der goldene Becher, der auch im Gedicht als heiliger Becher betitelt wird, für unbezahlbaren Wert, da er die ewige Liebe symbolisiert.

In Goethes Drama wird Gold zudem als Symbol für Reichtum und Macht verwendet. Durch seinen Pakt mit dem Teufel versucht der Hauptakteur dies zu erlangen. Faust verführt Gretchen mithilfe Mephistos’ mit goldenem Schmuck und Perlen, die er in einem Schmuckkästchen in Gretchens Zimmer stellt. Gretchens reine Seele durchschaut diese Manipulation, erliegt aber dennoch dem glänzenden Goldschmuck, mit dem Wohlstand und Anerkennung verbunden sind und der standesgemäss nur von „Edelfrauen“ getragen wird. Sie erkennt ihre Begehrlichkeit und beklagt diese in dem weltberühmten Ausspruch: „Nach Golde drängt, am Golde hängt doch alles. Ach, wir Armen!“

Gold als Erfüllung

Viele Literaturliebhaber dürften das Buch „Der Alchimist“ (1988) des brasilianischen Schriftstellers Paulo Coelho gelesen haben. Der Roman erzählt die Geschichte des andalusischen Hirten Santiago, der von einem Schatz bei den Pyramiden träumt. Daraufhin macht er sich auf den Weg nach Ägypten, wo er auf die Figur des Alchimisten trifft, der aus Blei Gold herstellt. Auf seiner langen Reise mit vielen Gefahren lernt er Fatima, die Liebe seines Lebens, kennen. Letztendlich findet Santiago den Schatz, doch nicht in der Wüste, sondern in seiner Heimat, dem Ausgangspunkt seiner Reise. Die Quintessenz dieses Werks besteht darin, die eigenen Träume zu erfüllen und seinem Herzen zu folgen. Diejenigen, die diesen Mut aufbringen, erfahren auf diesem Weg in vielfältiger Weise Unterstützung. So wie der Alchimist Blei in Gold verwandelt, wird der Traum zur Wirklichkeit.

Ebenso interessant ist das Goldmotiv in der Bibel, dem wahrscheinlich berühmtesten Buch der Welt. Gold ist das Wertvollste und gebührt nur den Königen. So schildert der Evangelist Matthäus, wie die Sterndeuter aus dem Morgenland zur Geburt Jesu die Geschenke Gold, Weihrauch und Myrrhe überbrachten. Oder auch König Salomos Tempelbau in Jerusalem war reich an Gold und Silber. Seinen Thron aus Elfenbein mit sechs Stufen und zwölf Löwenskulpturen liess er mit Gold überziehen.

Die Magie des Goldes

Gold in der Weltliteratur zeigt die magische Kraft, die von diesem prächtigen Edelmetall ausgeht. Diese Kraft kann sowohl positiv wie negativ besetzt sein. Sie ist ambivalent: zum einen steht sie für Wertschätzung und Wohlstand zum anderen für Gefahr und Gier. Die Passion und Bewunderung für das wertvolle Metall zeigen sich in allen Kulturen, Religionen und Regionen. Es wird meist mit Reichtum, sozialem Aufstieg, Ansehen und Wertigkeit verbunden. Global begehrt, ist es ein wertvolles Gut und wird damit in der Weltliteratur häufig thematisiert.

Wenngleich der erbitterte Kampf ums Gold oder die Gier nach Gold fatale Auswirkungen haben kann, steht es in der Literatur symbolisch meist für das Positive: für Wertschätzung, Anerkennung und Verehrung, für Huldigung und Liebe sowie für eine erfüllte Zukunft. Gerade in deutschen Sprichwörtern und Redensarten ist Gold positiv besetzt: „Morgenstund’ hat Gold im Mund“ – „Reden ist Silber, Schweigen ist Gold“. So versinnbildlicht zum Beispiel „ein Herz aus Gold“ einen moralisch integren Menschen. Bei der Eheschliessung stehen die goldenen Ringe für ewige Liebe und Treue zweier Menschen. Gold als königliches Metall – die Goldmedaille ist nicht umsonst bei den Olympischen Spielen das höchste Ziel der Sportler. Sie gebührt nur dem Sieger, dem Besten. Des Weiteren spricht der römische Dichter Horaz vom „goldenen Mittelweg“, einer Lösung, die den Kompromiss zweier Parteien symbolisiert und damit die Ausgewogenheit.

In diesem Zusammenhang hier noch der Hinweis für Literatur- und Goldliebhaber auf die für den 2. Oktober anberaumte Ausgabe der 100-Euro-Goldmünze 2023 Goethes „Faust“ der Bundesregierung. In dieser Serie „Meisterwerke der deutschen Literatur“ folgen bis 2030 sieben weitere Goldmünzen.

Creator: cristianoalessandro
File#: 829775068
Bildquelle: www.istockphoto.com


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