Wolfgang Wrzesniok-Rossbach zählt mit über 30 Jahren Erfahrung zu den führenden Edelmetallexperten im deutschsprachigen Raum. Er war in nahezu allen Bereichen des Edelmetallgeschäfts tätig – vom Bankensektor über die Industrie bis zum Handel mit Privatanlegern. Heute bringt er sein Wissen als Gründer der Fragold GmbH ein und veranstaltet das ZukunftsForum Edelmetalle, das vom 23. bis 25. März in Frankfurt am Main stattfinden wird.

Herr Wrzesniok-Rossbach, was hat Sie als gelernter Investmentbanker dazu bewogen, in den Edelmetallsektor zu wechseln?

Im Grunde genommen habe ich mein gesamtes Berufsleben im Edelmetallgeschäft zugebracht. Unmittelbar nach meiner Bankausbildung wollte ich eigentlich Devisenhändler bei der Dresdner Bank werden, aber mein damaliger Chef meinte, im Devisenhandel sei gerade kein Platz – setz’ dich mal da hinten hin. So landete ich dann durch Zufall im Edelmetallhandel. Dort blieb ich dann, habe viel gesehen, war viel im Ausland unterwegs und habe eineinhalb Jahre in Singapur und einige Monate in Sidney gearbeitet. Das war eine schöne Zeit, von der ich keine Sekunde missen möchte.

Mittlerweile verfügen Sie im Bereich Edelmetalle über eine sehr lange Expertise. Was sind Ihrer Meinung nach die wichtigsten Vorteile des Edelmetalls Gold und der Weissmetalle Silber, Platin und Palladium – auch gegenüber anderen Anlageklassen wie Aktien, Anleihen und Immobilien?

Gold ist ja für viele Anleger zunächst einmal eine ultimative Sicherheitsreserve. Es ist leichter zu transportieren und im Ernstfall leichter zu Geld zu machen als eine Immobilie. Und es kann die Volatilität eines Portfolios verringern, wenn man es zusätzlich zu Aktien und Anleihen hält. Hinzu kommt, dass Gold natürlich den Charme hat, dass sein Preis steigen kann und es so nicht nur die gerade beschriebene Sicherheit, sondern auch noch eine Rendite bietet. In den letzten Jahren ja sogar in erheblicher Höhe.

Was trauen Sie Gold und Silber in den nächsten drei Jahren zu – auch angesichts der fulminanten Entwicklung in der Vergangenheit?

Ich sehe die Entwicklung zweigeteilt. So glaube ich, dass wir schon relativ kurzfristig die Marke von 3.000 Dollar für eine Unze testen und auch leicht überschreiten werden. Die Vergangenheit hat aber gezeigt, dass das Erreichen solcher besonderer Marken erst einmal zu Gewinnmitnahmen führen kann. Das war bei den 1.000 US-Dollar so und auch bei den 2.000 US-Dollar. Seinerzeit sind die Preise danach erst einmal um 30 bzw. 20 Prozent gefallen. Das waren dann aber klare Kaufkurse und damit rechne ich auch dieses Mal wieder. Die Welt wird in den nächsten Jahren nicht weniger kompliziert, da werden Zentralbanken meines Erachtens genauso weiter kaufen wie institutionelle Gross- und private Kleinanleger. Damit sind dann langfristig Kurse von weit über 3.000 US-Dollar möglich, unter der entscheidenden Voraussetzung allerdings, dass die Nachfrage der Zentralbanken anhält.

Bei Silber ist die Lage etwas schwieriger. Hier sehe ich für die nächsten Jahre vor allem eine sehr gute industrielle Nachfrage, und diese sollte den Preis nicht nur stützen, sondern endlich auch mal ordentlich voranbringen. Problem ist nur, dass der Zugang zu Silber für Anleger durch die Mehrwertsteuer auf Barren und Münzen in vielen Märkten nicht so einfach ist wie bei Gold. Außerdem fehlt natürlich eine starke Käufergruppe, die beim gelben Metall eine wichtige Rolle spielt, und das sind die Zentralbanken.

Welche Haltung nehmen Sie gegenüber den verschiedenen Formen von Edelmetallinvestments in Papierform ein?

Meiner Meinung nach hängt das sehr stark von den Motiven des Anlegers ab. Also ich bin auf jeden Fall ein Anhänger von physischen Edelmetallinvestments, weil nur damit eine ultimative Sicherheit erzielt wird. Deshalb sollte man sie unbedingt im Portfolio haben, je nach persönlichen Vorlieben in Münzen- oder Barrenform. Bei Münzen müssen es jedoch nicht immer die am meisten gehandelten Anlagemünzen sein – mir gefallen auch die Exemplare mit wechselnden Motiven sehr gut. Des Weiteren bieten sich aber auch Silbermünzen an, die sich aufgrund ihres niedrigeren Preises im Notfall deutlich besser als Zahlungsmittel eignen würden. Ihr Besitz gibt einem schlicht und einfach ein gutes Gefühl. Wer eine Master-Box von Silbermünzen besitzt, weiss genau, was ich meine. Für Grossanleger oder renditeorientierte Investoren mögen Gold und Silber in Form von Wertpapieren eine interessante Alternative sein, grundsätzlich rate ich aber jedem, einen gewissen Teil der Edelmetallanlage in physischer Form zu halten.

Meines Wissens handelten Sie mit Gold in der Vergangenheit auch mit Zentralbanken. Welche Erfahrungen haben Sie dabei gemacht und wie stufen Sie deren Aktivitäten heutzutage ein?

Mit Zentralbanken habe ich in erster Linie Goldleihe-Geschäfte durchgeführt. Die Zentralbanken erhielten von der Dresdner Bank Zinsen und das ausgeliehene Gold wurde dann an Minengesellschaften oder Scheideanstalten weiterverliehen. Massive Goldverkäufe traten nach dem Ende der Goldpreisbindung an den Dollar ein. Viele Notenbanken trennten sich in grossem Stil von ihren Goldreserven. So haben bspw. die Briten am absoluten Tiefpunkt des Goldpreises ihre Verkäufe beendet und die Schweizerische Nationalbank hat unter sämtlichen Zentralbanken mengenmässig sogar am meisten Gold verkauft. Dass diese Strategie falsch war, dürfte beim Blick auf den heutigen Goldpreis relativ klar sein. Wie man es besser machen kann, hat die Deutsche Bundesbank gezeigt, die im Grossen und Ganzen an ihren Goldbeständen festgehalten hat und nun über einen Goldschatz mit gigantischem Wert verfügt.

… doch seit einigen Jahren treten Notenbanken trotz des gestiegenen Goldpreises per Saldo verstärkt als Goldkäufer in Erscheinung.

Genau, dabei kann man zwei Motive ausmachen. Es gibt viele Zentralbanken, die im Vergleich zu westlichen Industrieländern über relativ geringe Goldreserven verfügen und diese deshalb aufstocken möchten, um sich gegen Risiken jeglicher Art abzusichern. Es gibt aber auch Länder, die über hohe Währungsreserven verfügen und nach Russlands Überfall auf die Ukraine erkannt haben, dass diese eingefroren oder beschlagnahmt werden können und somit nicht frei verfügbar sind. Länder wie Russland oder China wünschen sich daher eine völlig unabhängige Reservewährung und stocken selbst auf dem erhöhten Preisniveau weiterhin ihre Goldbestände auf, die sich mehr und mehr als einzige echte Alternative zu Dollar & Co erweisen.

Das von Ihnen ins Leben gerufene ZukunftsForum Edelmetalle findet vom 23. bis 25. März in der Finanzmetropole Frankfurt statt. Können Sie bitte in einigen Sätzen die Besonderheiten dieser Konferenz vorstellen?

Ich habe immer schon im deutschsprachigen Raum eine Konferenz vermisst, im Rahmen derer sich alle professionell Beteiligten auf den Edelmetallmärkten treffen und austauschen können. Das reicht von vermögenden Anlegern über Family Offices und Vermögensverwaltungen bis hin zu den Verarbeitern von Edelmetallen, industriellen Nutzern und Recyclern, Händlern, Zentral- und Geschäftsbanken, Journalisten, aber auch Behörden und NGOs.

Nur wenn wir zwischen all diesen Beteiligten eine positive Debattenkultur rund um die Edelmetalle schaffen, haben diese langfristig eine gute Zukunft als Geldanlage, als Teil unserer Währungsreserven, aber auch als strategische Industriemetalle. Und man darf nicht vergessen, dass an den Edelmetallen alleine in Deutschland Tausende Arbeitsplätze und mindestens viele Hundert Millionen Euro an Steuereinnahmen hängen.

Deshalb die Idee einer jährlichen zweieinhalbtägigen Konferenz, die im für alle leicht erreichbaren Frankfurt stattfindet. Wir wollen im Rahmen des ZukunftsForums Edelmetalle interessante Vorträge zu spannenden Themen rund um die Edelmetalle, die Wirtschaft und die Finanzmärkte, aber auch viel Zeit zum Netzwerken anbieten. Und das in Verbindung mit einer im ersten Jahr zunächst kleinen Messe, bei der Firmen ihre Produkte und Initiativen vorstellen können. Wenn das ankommt, soll das in den nächsten Jahren dann weiterwachsen.

Und welche konkreten Ziele verfolgt dieser Branchentreff von Edelmetallexperten aus den unterschiedlichsten Bereichen?

Mit der Veranstaltung versuchen wir, sämtliche Beteiligte des Edelmetallmarktes zu einem konstruktiven Austausch zusammenzubringen. Wir haben nämlich den Eindruck, dass derzeit mehr übereinander als miteinander gesprochen wird. In erster Linie soll der Branchentreff das Verständnis für Gold und seine zahlreichen Facetten erweitern helfen.

Können Sie unseren Lesern mitteilen, welche Experten bei der Veranstaltung Vorträge halten oder sich an Diskussionen beteiligen werden?

Wir setzen grundsätzlich auf ein sehr breites Spektrum an Vorträgen von Experten der verschiedensten Disziplinen. Insgesamt werden am Montag und Dienstag mehr als 20 Vorträge und Panel-Diskussionen stattfinden. Am Montag werden z. B. zwei Keynote-Vorträge abgehalten. Zunächst befasst sich Dr. Holger Schmieding, der Chefvolkswirt der Berenberg Bank, mit dem Thema „Herausforderungen für die Wirtschaft: Finanzmärkte und Anleger vor dem Hintergrund einer neuen Weltordnung“. Danach geht der Goldexperte Ronald Stöferle von der Liechtensteiner Vermögensverwaltung Incrementum AG auf die Frage ein: „Was bedeutet die neue Weltordnung für die Edelmetallmärkte?“ Am Dienstag hält dann noch Ralf Schuster, der geopolitische Experte der Helaba, einen weiteren Keynote-Vortrag zum Thema „50 Tage Trump, 30 Tage Merz: Europa zwischen Trump, Putin und XI“. Zahlreiche weitere Vorträge beschäftigen sich u. a. mit konkreten technologischen und regulatorischen Entwicklungen bei Gold, Silber, Platin und Palladium. Eingehend erläutert werden auch der Wunsch nach einer Nachverfolgbarkeit von Gold von der Mine bis zur Münze sowie das Thema „Peak Gold“ – also der Höhepunkt der globalen Goldförderung.

Übrigens: Das komplette Veranstaltungsprogramm inkl. einer Liste sämtlicher Vorträge kann im Internet heruntergeladen werden.

Bildquelle: Walter Sennebogen


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