Im Herbst 2025 verzeichnete der Goldpreis ein stürmisches Auf und Ab. Nachdem er sich 2025 in der Spitze um 67 Prozent verteuert hatte, drehte er nach dem Markieren eines Rekordhochs bei 4.381 Dollar deutlich nach unten.

Krisenwährung erzielt diverse Rekorde

Laut World Gold Council (WGC) hat die Krisenwährung in diesem Jahr insgesamt 39 Allzeithochs erzielt und im dritten Quartal eine rekordhohe Nachfrage von 1.313,1 Tonnen Gold verzeichnet. Und dies gelang, obwohl im grössten Marktsegment – dem Schmucksektor – gegenüber dem Vorjahresquartal sogar ein kräftiger Einbruch von 460,0 auf 371,3 Tonnen (-19,3 Prozent) zu Buche schlug. Gefragt war Gold vor allem im Investmentsektor, wo ein Zuwachs von 364,8 auf 537,2 Tonnen (+47,3 Prozent) zu beobachten war. Während bei Barren & Münzen eine Steigerung um 16,8 Prozent auf 315,5 Tonnen erzielt wurde, haben sich die Goldzuflüsse im ETF-Sektor von 94,7 auf 221,7 Tonnen mehr als verdoppelt.

Besonders interessant: Trotz des massiven Anstiegs des Goldpreises hat sich in den ersten neun Monaten die Minenproduktion lediglich von 2.700,6 auf 2.716,8 Tonnen (+0,6 Prozent p. a.) erhöht, während bei der Goldnachfrage (ohne den OTC-Sektor) ein signifikantes Plus von 3.307,5 auf 3.639,7 Tonnen (+10,0 Prozent) erzielt wurde. Wenn das Angebot mit der Nachfrage nicht Schritt halten kann, stellt dies nach den Lehren der Betriebswirtschaft ein gutes Umfeld für einen steigenden Preis dar.

Für das Schlussquartal 2025 erwartet der World Gold Council eine anhaltend hohe Goldnachfrage, getrieben durch starke ETF-Zuflüsse und robuste Barren- und Münzkäufe (vor allem in China und Indien). Das Investmentsegment wird deutlich nach oben revidiert, während die Schmucknachfrage wegen hoher Preise schwach bleibt. Zentralbanken dürften weiter zukaufen, wenn auch moderater. Die Minenproduktion bleibt relativ hoch, könnte aber durch Ausfälle gebremst werden. Beim Recycling wird weiterhin mit einer gewissen Trägheit gerechnet. Insgesamt sieht der WGC den Markt weiter von Investments dominiert, während geopolitische Risiken auch weiterhin das Bild prägen werden.

Wachsende Zuversicht unter Analysten

Im Oktober haben mehrere Banken ihre Goldpreisprognosen deutlich angehoben. Morgan Stanley rechnet bis Mitte 2026 mit rund 4.500 US-Dollar, Goldman Sachs mit 4.900 US-Dollar je Unze. Ausserdem meldete die Nachrichtenagentur Reuters, dass der Median der von Analysten ausgesprochenen Kursziele für 2026 erstmals über 4.000 US-Dollar angestiegen ist. Für grosses Aufsehen sorgte im Oktober die Preisprognose von Jamie Dimon, dem Chef der US-Grossbank JPMorgan Chase. Er hält auf lange Sicht einen Goldpreis von bis zu 10.000 Dollar für möglich.

Zur Begründung verweist Dimon auf ein strukturelles Schuldenproblem der Weltwirtschaft und betont, Gold sei einer der wenigen Werte, die Vertrauen unabhängig vom Finanzsystem verkörpern. Seine Einschätzung sorgte für rege Diskussionen, zumal Dimon bislang als Skeptiker alternativer Anlagen galt. Noch 2017 bezeichnete er Bitcoin als Betrug – inzwischen bietet JPMorgan Chase jedoch selbst Kryptoprodukte an, und die Analysten der Bank trauen der Kryptowährung mittlerweile einen Anstieg auf bis zu 165.000 US-Dollar zu.

Robert Hartmann, Mitgründer von pro aurum, zeigte sich von der Goldpreisrally im Oktober überrascht. Er erklärte: „Ich bin seit dem Jahr 1985 im Goldhandel tätig und kann mich nicht erinnern, jemals eine vergleichbare Rally erlebt zu haben. Insbesondere die Trendbeschleunigung seit dem Januar 2024 lässt mich, ehrlich gesagt, staunen.“ Hartmann betonte, dass sich der Goldpreis in weniger als zwei Jahren mehr als verdoppelt habe und sämtliche charttechnischen Indikatoren überhitzt gewesen seien – der Markt habe förmlich „nach einer signifikanten Korrektur geschrien“. Diese könnte, so Hartmann, mit dem Kursrückgang am 21. Oktober eingesetzt haben. Bis dahin seien alle Versuche gescheitert, den Preis spürbar zu drücken. Ein Rückgang von knapp 300 Dollar beziehungsweise rund acht Prozent an nur einem Handelstag sei jedoch ein klares Warnsignal für kurzfristig orientierte Spekulanten gewesen.

Silber gelingt positive Überraschung

Nachdem der Silberpreis in den Jahren 2023 und 2024 schwächer performte als Gold, erzielte er in diesem Jahr bis Anfang November eine deutliche Outperformance. Vielen Investoren und Schmuckkäufern wurde Gold offensichtlich zu teuer. Massives Kaufinteresse führte dann dazu, dass das seit Jahrzehnten gültige Rekordhoch im Bereich von 50 Dollar mit über 54 Dollar kurzzeitig sogar deutlich übertroffen wurde. Für Edelmetallprofi Hartmann sei dies seit Längerem „mehr als überfällig“ gewesen. Zugleich merkt er an, dass das Gold-Silber-Ratio mit 80 unter historischen Aspekten immer noch zu hoch sei. Dies eröffne dem Weissmetall gute Chancen, sich in der Zukunft weiterhin besser als Gold zu entwickeln.

In der Finanzwelt gilt Silber zwar als wilder und weniger berechenbar als Gold, doch beide monetären Krisenmetalle dürften aus den folgenden Gründen aller Voraussicht nach auch in Zukunft nicht aus der Mode geraten. Erstens: Dank wachsender Schuldenberge und Haushaltsdefizite werden nicht beliebig vermehrbare Edelmetalle wie Gold und Silber als nachhaltiger Wertspeicher immer attraktiver. Zweitens: Weil beide vor allem in unsicheren Marktphasen – wie wir sie derzeit zweifellos erleben – eine negative Korrelation gegenüber Aktien aufweisen, fungieren sie in Vermögensportfolios bei ausgewogener Gewichtung wie ein Stabilitätsanker und führen dank der damit verbundenen Diversifikation zu einer höheren risikobereinigten Gesamtrendite.

Während das Weissmetall Silber sowohl von Investoren als auch in diversen Industrien stark nachgefragt wird, gilt das gelbe Edelmetall vor allem als Geldanlage und Vermögensschutz. In diesem Jahr gab es z. B. bei Gold-ETCs massive Zuflüsse zu beobachten. Diese beliefen sich in den ersten zehn Monaten auf über 673,8 Tonnen, nachdem in den Jahren 2021 bis 2024 Goldabflüsse im Volumen von insgesamt 549 Tonnen registriert wurden. In diesem Jahr landete besonders viel Gold in nordamerikanischen (392,9 Tonnen) und europäischen ETCs (111,0 Tonnen). Starkes Wachstum kann man auch in Asien (162,7 Tonnen) ausmachen, insbesondere wenn man bedenkt, dass in diesem relativ wichtigen Marktsegment in den Boomjahren 2016 und 2020 lediglich 40,2 bzw. 37,6 Tonnen Gold in Richtung Asien geflossen sind.

Selbst Notenbanken benötigen Gold

Ein wichtiges Kaufargument für Gold sollten Privatanleger auf keinen Fall ausser Acht lassen – die Notenbanken. Sie fallen nämlich durch zwei Faktoren auf: Die einen wollen sich nicht von ihren hohen Goldbeständen trennen, während die anderen ihre Goldreserven deutlich aufstocken möchten. Letzteren wird es in diesem Jahr wahrscheinlich nicht gelingen, die in den Jahren 2022, 2023 und 2024 überschrittene magische Marke von 1.000 Tonnen Gold zu übertreffen. Doch deren seit 2010 registrierten Goldkäufe von insgesamt 8.900 Tonnen sprechen eine klare Sprache und legen den Schluss nahe, dass der ganz normale Bürger auf keinen Fall auf Gold verzichten sollte. Wohl dem, der zu dieser Erkenntnis bereits vor Jahren gelangt ist.

Bildnachweis: Lemon_tm
Bildnummer: 2168932876
Bildquelle: www.istockphoto.com


Immer aktuell informiert: Folgen Sie pro aurum

So verpassen Sie nichts mehr! Informationen und Chartanalysen, Gold– und Silber-News, Marktberichte, sowie unsere Rabattaktionen und Veranstaltungen.
Facebook | Instagram | LinkedIn | Twitter

Der pro aurum-Shop

Die ganze Welt der Edelmetalle finden Sie in unserem Shop: proaurum.ch