Wenn Notenbanken wie die EZB oder die Fed ihre Zinsentscheidungen bekannt geben, steht Gold üblicherweise unter Druck. Zuletzt haben es die Währungshüter geschafft, mit ihrer überraschenden Entscheidung eines verzögerten Ausstiegs aus der Hochzinspolitik den Goldpreis unter 2.000 US-Dollar zu drücken. Gleichzeitig kaufen sie Gold in unvorstellbaren Mengen und bauen ihre Devisenreserven massiv in Form von Gold aus – ein Schelm, der Böses dabei denkt? Die Goldkäufe der Notenbanken sind ein Thema von anhaltendem Interesse, das tatsächlich von zahlreichen Mythen und Verschwörungstheorien umgeben ist. Es existiert die Vorstellung, dass mächtige Staaten über ihre Notenbanken den Goldpreis beeinflussen könnten, um ihre eigenen Goldbestände günstig aufzustocken oder um die Bürger von Investitionen in das Edelmetall abzuhalten und das Vertrauen in die Stabilität des Fiat-Geldsystems aufrechtzuerhalten. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung geht diesen Verschwörungstheorien auf den Grund.

Insbesondere die Federal Reserve in den USA wurde nach Darstellung der FAZ wiederholt Gegenstand solcher Spekulationen, obwohl ihre Goldreserven bereits vor Jahrzehnten an das Finanzministerium übertragen wurden. Interessanterweise sind es jedoch gerade die Notenbanken, die in jüngster Zeit eine massgebliche Rolle auf dem Goldmarkt spielen, und zwar auf zweierlei Weise, wie die FAZ erklärt.

Zum einen haben die Notenbanken in den vergangenen Jahren aussergewöhnlich hohe Mengen an Gold erworben. Im Jahr 2023 erreichten ihre Käufe mit 1037,4 Tonnen den zweithöchsten Stand seit Beginn der Aufzeichnungen durch den World Gold Council. Dies entspricht einem Anteil von etwa 23 Prozent an der globalen Goldnachfrage. Fachleute bezeichnen das Tempo dieser Käufe als „halsbrecherisch“, da es unerwartet und rekordverdächtig hoch ist.

Auf der anderen Seite beeinflussen die Notenbanken durch ihre Geldpolitik aktiv den Goldpreis. Insbesondere die Aussicht auf Zinssenkungen macht das Edelmetall attraktiver, da es im Vergleich zu verzinsten Anlagen wie Staatsanleihen rentabler erscheint. Daher sank der Goldpreis, als die erste Zinssenkung in den USA verschoben wurde und die Erwartungen an eine mögliche Lockerung der Geldpolitik schwanden.

Obwohl die Motive der Notenbanken für den Goldkauf nicht immer transparent sind, gibt es verschiedene Erklärungsansätze. Einerseits könnte die Diversifizierung der Währungsreserven eine Rolle spielen, um sich gegen potenzielle Risiken und Unsicherheiten abzusichern. Andererseits könnte das verstärkte Interesse an Gold auch als Reaktion auf geopolitische Spannungen und wirtschaftliche Unsicherheiten interpretiert werden, die das Vertrauen in das bestehende Finanzsystem erschüttern.

Besonders auffällig ist, dass Schwellenländer wie China, Russland und Indien verstärkt ihre Goldreserven aufstocken. Dies könnte Teil ihrer Strategie zur Reduzierung der Abhängigkeit von US-Dollar-Anlagen sein und gleichzeitig ihre finanzielle Unabhängigkeit stärken. Diese Länder sehen Gold möglicherweise auch als Mittel, um sich gegen mögliche Sanktionen zu schützen und ihre Souveränität zu wahren.

Insgesamt deutet laut der Analyse der FAZ das verstärkte Interesse der Notenbanken an Gold auf eine breitere Verschiebung in den globalen Wirtschafts- und Finanzmärkten hin. Gold wird nicht nur als traditionelle Absicherung gegen Inflation und Währungsrisiken betrachtet, sondern auch als Instrument zur Stärkung der finanziellen Unabhängigkeit und Resilienz von Staaten und Zentralbanken in einer zunehmend volatilen und unsicheren Weltwirtschaft.

Bildnachweis: Philipp
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