Im dritten Quartal bewegte sich der Goldpreis innerhalb einer Bandbreite von rund 100 Dollar und überwand zeitweise sogar die Marke von 2.000 Dollar. Nach wie vor hängt das gelbe Edelmetall aber sehr stark am „Tropf der internationalen Geldpolitik“.

Anhaltende Zins- und Dollarsorgen

Bei nachlassenden Rezessionssorgen kommen reflexartig Zinsängste auf, die an den Goldmärkten dann zu verstärktem Verkaufsdruck führen. Laut IWF droht Deutschland in diesem Jahr als einzigem Land der G7-Gruppe eine Rezession. Ende Juli revidierte der IWF seine bisherige Prognose von minus 0,1 auf minus 0,3 Prozent. Zum Vergleich: In der Eurozone soll 2023 ein Wachstum von 0,9 Prozent und in den USA sogar ein Plus von 1,8 Prozent erzielt werden. Deutlich schwächer als erwartet entwickelt sich aber vor allem Chinas Wirtschaft.

Aufgrund der starken Exportabhängigkeit trübt dies die Perspektiven der deutschen Wirtschaft. Deren Wettbewerbsfähigkeit leidet aber auch unter den hohen Energiepreisen in Deutschland und der enormen Bürokratie. Hohe Inflation, negative Realzinsen und sinkende Reallöhne könnten daher in den kommenden Jahren zu signifikanten Wohlstandsverlusten der deutschen Bevölkerung führen. Neben den hohen Zinsen drückt auch die hartnäckige Inflation auf die Stimmung der Bundesbürger.

Laut FedWatch-Tool des US-Terminbörsenbetreibers CME Group deutet derzeit viel auf eine längere Zinspause hin. Dass am 20. September kein Zinsschritt erfolgen wird kann angesichts einer Wahrscheinlichkeit von 93 Prozent als ausgemachte Sache betrachtet werden. Mit Blick auf die beiden folgenden Fed-Entscheidungen am 1. November bzw. 13. Dezember steigt die Wahrscheinlichkeit für ein Anheben der US-Leitzinsen zwar auf ungefähr 40 Prozent, sobald sich in den USA die Konjunkturperspektiven verdunkeln sollten, dürften sich die Zinsängste verflüchtigen und dem Goldpreis eine erhöhte Nachfrage bescheren.

Robert Hartmann, der Mitgründer von pro aurum, attestiert dem Goldpreis trotz der jüngsten Dollarstärke und gestiegener US-Renditen ein hohes Mass an Resistenz und sagt: „Grundsätzlich schliesse ich einen temporären Kursrutsch in Richtung 1.850 Dollar pro Feinunze nicht aus – aber das wäre dann noch einmal eine gute Kaufgelegenheit für Investoren, die noch nicht bzw. noch nicht in gewünschtem Umfang in Gold investiert sind.“ Er sieht bei den kurz- und mittelfristigen Charts eine Bodenbildung und geht deshalb davon aus, dass das gelbe Edelmetall bis zum Jahresende zulegen wird.

Stimmungswechsel bei ETFs und Futures?

Gelitten hat der Krisenschutz Gold in den vergangenen Monaten vor allem unter der schlechten Stimmung an den Terminmärkten und den markanten Goldabflüssen im ETF-Sektor. Doch in beiden Marktsegmenten scheint mittlerweile Hoffnung aufzukeimen. Darauf deuten zum Beispiel die gelagerten Goldmengen des weltgrössten Gold-ETFs SPDR Gold Shares hin. Während nämlich in den Monaten Juni (minus 17,66 Tonnen), Juli (minus 8,97 Tonnen) und August (minus 22,83 Tonnen) erhebliche Abflüsse zu verzeichnen waren und am 25. August mit 884,04 Tonnen sogar der niedrigste Wert seit Januar 2020 gemeldet worden war, verzeichnete der ETF seither wieder etwas höhere Goldbestände. Besonders interessant: Für die Monate Juni (minus 55,9 Tonnen), Juli (minus 34,7 Tonnen) und August (minus 45,6 Tonnen) meldete auch der World Gold Council für den globalen ETF-Sektor ausgesprochen hohe Goldabflüsse.

Erheblicher Verkaufsdruck kam in den Sommermonaten vor allem von den Terminmärkten. Dort haben zum Beispiel grosse Terminspekulanten (Non-Commercials) allein von Mitte Juli bis Ende August ihre Netto-Long-Position (mehrheitlich optimistisch gestimmt) von 193.350 auf 123.300 Futures (-36,3 Prozent) reduziert, während bei Kleinspekulanten (Non-Reportables) im selben Zeitraum ein Rückgang von 20.400 auf 17.300 Kontrakte (-15,2 Prozent) registriert worden war. Zuletzt kehrte aber auch in diesem relativ wichtigen Marktsegment unter den spekulativen Akteuren der Optimismus zurück. Sollte sowohl bei Gold-ETFs als auch bei Gold-Futures nachhaltiges Kaufinteresse aufkommen, spricht beim Goldpreis viel für einen Angriff auf die psychologisch wichtige Marke von 2.000 Dollar bzw. das Markieren eines neuen Rekordhochs.

Damoklesschwert China

Alles andere als rund läuft es derzeit in der zweitgrössten Volkswirtschaft der Welt: China. Krisenanzeichen gibt es im Riesenreich derzeit en masse. Erstens: Im Juli rutschte die Volksrepublik China erstmals seit Anfang 2021 in die Deflation ab und verzeichnete eine negative Inflationsrate in Höhe von 0,3 Prozent p.a. Zweitens: In den vergangenen Monaten musste die chinesische Wirtschaft beim Im- und Export kräftige Einbussen hinnehmen, so dass die Vorgaben der chinesischen Machthaber zum wirtschaftlichen Wachstum für das laufende Jahr von vielen Analysten als gefährdet eingestuft werden. Drittens: Besonders miserabel stellt sich die Lage am Immobilienmarkt sowie im Konsumsektor dar, wo die Zahlungsschwierigkeiten grosser Immobilienunternehmen und die schlechte Konsumstimmung nach den mittlerweile aufgehobenen Corona-Restriktionen für ein hohes Mass an Verunsicherung sorgt. Viertens: Die rekordhohe Jugendarbeitslosigkeit im Juni, deren Veröffentlichung mittlerweile von der Pekinger Regierung eingestellt wurde, verstärkt die Krise der ehemaligen globalen Wachstumslokomotive.

Da China seit vielen Jahren zu den wichtigsten Playern am globalen Goldmarkt gehört, könnte sich eine Zuspitzung der dortigen Wirtschaftskrise durchaus negativ auf die Goldnachfrage und damit auch auf den Goldpreis auswirken. Doch folgenden Aspekt sollten Geldanleger in diesem Zusammenhang auf keinen Fall ausser Acht lassen. Seit November 2022 hat die chinesische Notenbank Monat für Monat ihre Goldreserven aufgestockt. Laut offiziellen Meldungen haben sich innerhalb dieses Zeitraums die Goldbestände um mehr als 188 Tonnen erhöht und weisen aktuell eine Gesamtmenge von 2.113,46 Tonnen aus. Und auch die weltgrösste Volkswirtschaft hinterlässt derzeit nicht gerade den robustesten Eindruck, was durch die im August erfolgte Herabstufung der Kreditwürdigkeit der USA und mehrerer US-Banken offensichtlich geworden ist. Zusammengefasst bleibt Gold ein unverzichtbares Anlagegut.

Creator: peterschreiber.media
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Bildquelle: www.istockphoto.com


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