Während wichtige Aktienmärkte und Kryptowährungen das neue Handelsjahr zeitweise steil bergab tendierten, musste der Goldpreis aufgrund „falkenhafter Töne“ der Fed seine anfänglichen Kursgewinne in der zweiten Januarhälfte wieder abgeben.

Stürmisches Auf und Ab an den Finanzmärkten

Zum Jahresstart trübte sich das Börsenwetter aufgrund von Zinsängsten und geopolitischer Risiken spürbar ein. Riskante Anlageklassen wie Aktien und Kryptowährungen wurden zeitweise massiv verkauft, während sich das gelbe Edelmetall einmal mehr als „sicherer Hafen in stürmischen Zeiten“ bewährt hat. Dass vor allem in den USA eine starke Flucht der Investoren in Gold zu beobachten war, liess sich an der Entwicklung der gehaltenen Goldmenge des weltgrössten Gold-ETF SPDR Gold Shares sehr gut ablesen. Sie hat sich nämlich seit Ende Dezember von 975,66 auf 1.014,26 Tonnen (plus 38,6 Tonnen) erhöht, nachdem im vergangenen Jahr ein „Aderlass“ in Höhe von insgesamt 195 Tonnen registriert worden war.

Dass die Nervosität der Anleger einen kräftigen Satz nach oben gemacht hat, lässt sich auch an der signifikant gestiegenen Volatilität (Kursschwankungsintensität) erkennen. So kletterte zum Beispiel die historische 250-Tage-Volatilität des DAX auf 18 Prozent und beim Bitcoin stellte sich sogar ein Wert von 70 Prozent ein. Verglichen damit wirkt das gelbe Edelmetall fast schon wie ein „Witwen- und Waisenpapier“. Bei ihm schlug nämlich Ende Januar lediglich ein Wert von 17 Prozent zu Buche.

Folgende Trends des vergangenen Jahres scheinen sich an den Goldmärkten auch im neuen Jahr erst einmal fortzusetzen: das Ignorieren der hohen Inflation und die Angst vor steigenden Zinsen. Letztere erhielt durch das am 26. Januar verkündete Ergebnis der ersten Fed-Sitzung des Jahres 2022 neue Nahrung. Die Äusserungen von Fed-Chef Jerome Powell legen den Schluss nah, dass bei der für Mitte März anberaumten Fed-Sitzung die US-Leitzinsen erhöht werden und im weiteren Jahresverlauf weitere Anhebungen erfolgen werden. Begründet wurde der angekündigte Richtungswechsel mit der hartnäckigen Inflation, die im Dezember auf sieben Prozent p.a. geklettert war.

Robert Hartmann, der Mitgründer von pro aurum, merkt diesbezüglich an, dass die Märkte bereits drei bis vier Zinsschritte á 25 Basispunkte für das Jahr 2022 eingepreist haben. Dies habe — ähnlich wie beim letzten Versuch der FED die Zinsen zu erhöhen — die historisch hoch bewerteten Aktienmärkte stark verunsichert. Der erfahrene Edelmetallexperte meint: „Für mich ist das für mittelfristig agierende Anleger eigentlich unverständlich, schliesslich bewegen sich die inflationsbereinigten Anleiherenditen weiterhin im deutlich negativen Bereich und können somit als extrem unrentabel bezeichnet werden. Und dies wird auch so bleiben, denn ich gehe nicht davon aus, dass sich die Inflationsrate in diesem Jahr der von der FED gewünschten Zielmarke von 2 Prozent annähern wird.“

Zur Erinnerung: In Deutschland herrscht mit aktuell 5,3 Prozent p.a. zwar eine geringere Inflation als jenseits des Atlantiks, unser Wirtschaftswachstum fällt zugleich allerdings auch deutlich geringer als in den USA aus. Eine Teuerungsrate von mehr als fünf Prozent gab es bedingt durch die Deutsche Einheit letztmals im Jahr 1992 — allerdings mit einem grossen Unterschied. Damals lag der Leitzins der Bundesbank bei 8,5 Prozent. Heute hält die EZB aber nach wie vor an ihrer Nullzinspolitik fest. Sie nutzt die Zinsen praktisch als Instrument, damit die ausgeuferten Staats- und Unternehmensschulden zurückgezahlt werden können — natürlich mit entwertetem Geld. Robert Hartmann sieht dies kritisch und sagt: „Die Sparer sind diejenigen, die diese Rechnung bezahlen müssen. Und dies ist kein Zufall, sondern Kalkül — sozusagen eine Vermögenssteuer durch die Hintertür.“

Aktuelle Edelmetallprognosen von Heraeus für 2022

Im Januar haben Prognosen und Jahresausblicke Hochkonjunktur. Am 25. Januar präsentierten die Analysten von Heraeus Precious Metals ihre Einschätzungen zu Gold & Co. Nachdem die Edelmetallmärkte 2021 durch pandemiebedingte Schocks auf der Angebots- und Nachfrageseite stark beeinträchtigt waren, rechnen die Heraeus-Analysten in diesem Jahr mit einer allmählichen Rückkehr zur Normalität. Corona bleibe zwar weiterhin ein Einflussfaktor, seine Auswirkungen dürften allerdings nachlassen. Das Credo der Edelmetallexperten fällt jedoch eindeutig positiv aus: „Gold bleibt ein sicherer Hafen und eine Versicherung gegen geopolitische Risiken.“ Rückenwind könnte sein Preis durch einen schwächer werdenden Dollar bekommen. Sollte dieses Szenario eintreten, ist beim Silberpreis mit einer Outperformance gegenüber dem Goldpreis zu rechnen.

Für den Kauf von Gold spräche u.a. das Risiko einer anhaltend hohen Inflation. Ausserdem sei davon auszugehen, dass die Realzinsen (Nominalrenditen minus Inflation) weiterhin negativ bleiben werden. Auf kurze Sicht könne der Dollar gegenüber dem Dollar zwar weiterhin ansteigen, im laufenden Jahr sei allerdings ein Trendwechsel nach unten wahrscheinlich. Weil den beiden Assets Gold und Dollar eine negative Korrelation nachgesagt wird, sollte dies dem Goldpreis höhere Notierungen bescheren. 2022 dürften zudem Notenbanken weitere Goldkäufe tätigen, wenngleich deren Volumen deutlich unter dem Niveau des vergangenen Jahres liegen dürfte, als mehr als 400 Tonnen Gold in den Tresoren diverser Zentralbanken landeten. Für den Schmucksektor erwarten die Analysten lediglich eine leichte Steigerung der Nachfrage, nachdem im vergangenen Jahr bereits eine deutliche Erholung registriert worden war.

Mit Blick auf die künftige Entwicklung des Goldpreises spielt die Investmentnachfrage laut Heraeus eine besonders wichtige Rolle. Damit sich Gold verteuern kann, muss die Investorennachfrage zulegen. Gründe hierfür gibt es zuhauf. Neben Inflationssorgen dürften weitere Argumente wie die geopolitischen Risiken sowie die Überbewertung bzw. deutlich höhere Volatilität anderer Vermögensklassen die Anziehungskraft von Gold als „sicherer Hafen“ stärken. Im Laufe des Jahres rechnen die Experten von Heraeus beim Goldpreis mit einer Tradingrange zwischen 1.700 und 2.120 Dollar. Beim „kleinen Bruder“ Silber fällt die prognostizierte Bandbreite mit 20 bis 32 Dollar erheblich üppiger aus. Ähnlich starke Schwankungen werden im Jahresverlauf auch bei Platin (850 bis 1.300 Dollar) und Palladium (1.400 bis 2.250 Dollar) in Aussicht gestellt.

Was Edelmetallprofi Hartmann meint

Nach Ansicht von Robert Hartmann kann es kurzfristig immer wieder zu Korrekturen beim Goldpreis kommen. Sollte sich zum Beispiel die Ukraine-Krise in Wohlgefallen auflösen oder der Dollar zum Euro weiter ansteigen, wird der Goldpreis auf kurze Sicht sicherlich nachgeben. Mittel- bis langfristig seien dies aber gute Gelegenheiten, um die eigenen Goldbestände weiter auszubauen. Er erklärt: „Gold hat die Funktion, den Kaufkraftverlust des Geldes auszugleichen. Zugleich ist davon auszugehen, dass die Renditen an den Zinsmärkten noch lange negativ bleiben. Das sind die wesentlichen Faktoren für einen freundlichen Kursverlauf des gelben Edelmetalls in den nächsten Jahren.“

Über eines sollten sich Anleger nach Ansicht Hartmanns stets bewusst sein: Der von den Notenbanken geschaffene Anlagenotstand hält schon seit Jahren an, so dass an den zinstragenden Anlageklassen Verluste garantiert sind. Deshalb kaufen viele Anleger Aktien, Immobilien und auch Edelmetalle. Hier gehen sie zwar ein Preisrisiko ein, eröffnen sich aber eben auch die Chance auf eine positive Rendite. Daran wird sich in nächster Zeit nichts ändern.

Januar: Ansprechende Orderlage zum Jahresauftakt

Der Edelmetallhandel bei pro aurum verlief im Januar laut Robert Hartmann weiterhin erfreulich. Die Orderlage bewege sich konstant auf einem ansprechenden Niveau. Einige Barrenlieferanten verzeichneten allerdings Lieferprobleme, weil Teile der Belegschaft in Quarantäne mussten. Wir gehen jedoch davon aus, dass es sich dabei um ein vorübergehendes Phänomen handelt, welches sich in den nächsten zwei bis drei Monaten erübrigen wird.

Aufgrund der hohen Nachfrage kann man die Aufgelder historisch betrachtet als „recht sportlich“ bezeichnen. Als Umsatzspitzenreiter erwiesen sich die Unzenmünzen Krügerrand sowie Goldbarren mit einem Feingewicht von 100 Gramm. Bei Silber sind im Januar die Unzenmünzen Maple Leaf sowie die Barren in der Gewichtseinheit von 1.000 Gramm besonders rege gekauft worden.

Drei Fragen an die Privatkunden von pro aurum

An der Edelmetall-Stimmungsumfrage von pro aurum haben sich im Januar 630 Personen (Dezember: 717) beteiligt. Deutlich mehr als die Hälfte der Befragten verspürt aktuell Kauflaune. Ihr Anteil ist gegenüber Dezember von 55,7 auf 57,2 Prozent gestiegen. Markant reduziert hat sich hingegen die Quote abwartender Anleger. Hier stellte sich nämlich ein Minus von 40,2 auf 33,3 Prozent ein. Deutlich nach oben ging es indes mit der Anzahl an Verkäufern. Aktuell befinden sich immerhin 9,5 Prozent (Dezember: 4,1 Prozent) der befragten Anleger auf der Verkäuferseite.

Mit Blick auf die Bewertung der aktuellen Edelmetallpreise kehrte im Januar wieder der Optimismus zurück. So hat sich zum Beispiel der Anteil derer, die aktuell eine Unterbewertung sehen, von 50,3 auf 58,7 Prozent spürbar erhöht. Eine faire Bewertung bei Gold & Co attestieren mittlerweile 25,3 Prozent der Umfrageteilnehmer, nachdem im Dezember noch ein Wert von 31,4 Prozent zu beobachten war. Als überbewertet werden die Edelmetallpreise derzeit von 16,0 Prozent der Befragten eingeschätzt (Vormonat: 18,3 Prozent).

Bei der Frage nach der weiteren Preisentwicklung der Edelmetalle im kommenden Quartal erwartet eine knappe Mehrheit von 50,7 Prozent, dass die Preise steigen werden, währen im Monat zuvor die Quote bei lediglich 43,2 Prozent lag. Am zweithäufigsten war unter 34,8 Prozent der Befragten die Meinung vertreten, dass die Edelmetallpreise seitwärts tendieren werden (Dezember: 42,6 Prozent). Keine nennenswerte Veränderung war beim Anteil der Pessimisten zu beobachten. Hier stellte sich nämlich gegenüber dem Vormonat lediglich ein marginales Plus von 14,2 auf 14,5 Prozent ein.

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