Russlands Angriffskrieg gegen sein Nachbarland Ukraine trieb den Goldpreis im März auf ein neues Rekordhoch (intraday) von fast 1.899 Euro pro Feinunze. Obwohl sich die Preise mittlerweile wieder beruhigt haben, sorgen anhaltende Kriegs- und Inflationsängste für ein starkes Interesse an Gold.

Ängste und Unsicherheitsfaktoren en masse

Kriegsängste — gepaart mit Inflations- und Rezessionsängsten — sind an den Finanzmärkten derzeit allgegenwärtig. Da wundert es kaum, dass Anleger auf ihrer Suche nach Schutz vermehrt den „sicheren Hafen“ Gold ansteuern. Gold mag zwar mit der Performance von Highflyer-Aktien oder Kryptowährungen nicht mithalten können, in puncto Stabilität gehört Gold auf jeden Fall zu den Top-Performern. Besonders überzeugen kann Gold durch folgende Sachverhalte:

  • Kein Kontrahentenrisiko
  • Kein Totalverlustrisiko
  • Niedrige Kursschwankungsintensität (Volatilität)
  • Korreliert negativ zu Aktien, Dollar und Zinsen
  • Wirksamer Langfrist-Inflationsschutz

Die Sanktionen westlicher Industrieländer gegen Russland haben Inflationssorgen zu Inflationsängsten mutieren lassen, schliesslich gelten die Russen nicht nur im Energiesektor, sondern auch bei diversen Industriemetallen und Agrarrohstoffen sowie bei Edelmetallen als wichtige Lieferanten. Im März führte dieses Abhängigkeitsverhältnis u.a. bei Nickel, Aluminium, Palladium und Weizen zu starken Preisturbulenzen. Explodierende Nickelpreise haben an der London Metal Exchange sogar zu einem mehrtägigen Handelsstopp und dem Annullieren zahlreicher Trades geführt. Dies dürfte auch so manchen Edelmetallinvestor aufgeschreckt haben, schliesslich ist es kein Geheimnis, dass die an den Terminmärkten gehandelten Waren nur auf dem Papier und nicht in physischer Form existieren. Das heisst: Marktteilnehmer müssen darauf vertrauen, dass etwaige Lieferansprüche auch in Krisenzeiten funktionieren.

Robert Hartmann, der Mitgründer von pro aurum, geht davon aus, dass politische Ereignisse und kriegerische Auseinandersetzungen kurzfristig sicherlich Einfluss auf die Preisbildung bei den Edelmetallen haben. Solange sich der Krieg aber nicht auf das Nato-Gebiet ausweitet, wird der Markt das Geschehen einpreisen. Zugleich gibt der Edelmetallprofi aber folgendes zu bedenken und sagt: „Langfristig betrachtet sind andere Dinge für die weitere Entwicklung von Gold & Co entscheidender. Dabei denke ich an die anhaltend hohe Inflation sowie die Tatsache, dass der reale Zins — also der Nominalzins minus Inflationsrate — stetig negativer wird.“ Für ihn ist daher klar: Wer in einem solchen Umfeld seine Kaufkraft schützen will, muss ins Risiko gehen, denn an den Zinsmärkten sind Verluste praktisch vorprogrammiert.

Für Edelmetallexperte Hartmann ist mit Blick auf die deutsche Lage völlig klar, dass wir gerade eine Zäsur erleben. Es werden neue Schulden gemacht, um die Verteidigungsfähigkeit der Bundeswehr zu verbessern und den Einsatz erneuerbarer Energien zu forcieren. Dabei handelt es sich um Kosten in Höhe von mehr als 200 Milliarden Euro, die abseits des normalen Bundeshaushalts über ein sogenanntes Sondervermögen finanziert werden sollen. Er erklärt: „Sicherlich sind solche Ausgaben langfristig sinnvoll. Mir macht es aber ein wenig Sorgen, dass hierfür neue Schulden aufgenommen werden und nicht versucht wird, wenigstens einen Teil der Investitionen durch Einsparungen an anderer Stelle zu stemmen.“

Kauflaune an den Terminmärkten und im ETF-Sektor

Mit Blick auf Gold gab es im März sowohl an den Terminmärkten als auch im ETF-Sektor starkes Kaufinteresse zu beobachten. So hat sich zum Beispiel bei Gold-Futures die Netto-Long-Position (mehrheitlich optimistisch gestimmt) grosser und kleiner Terminspekulanten im März von 285.800 auf 297.400 Futures (+4,1 Prozent) erhöht. Zur Erinnerung: Ein Future bewegt (zumindest auf dem Papier) den Gegenwert von 100 Feinunzen Gold. Beim weltgrössten Gold-ETF SPDR Gold Shares gab es seit Ende Februar signifikante Kapitalzuflüsse zu vermelden. Dessen gehaltene Goldmenge hat sich nämlich seither von 1.029,02 auf 1.087,66 Tonnen (+5,7 Prozent) erhöht und ist damit auf den höchsten Stand seit Februar 2021 geklettert.

Über eines sollten sich Anleger auf jeden Fall im Klaren sein: Sowohl Gold-Futures als auch Gold-ETFs gehören grundsätzlich der Kategorie „Papiergold“ an, die stets über ein mehr (Futures) oder weniger stark ausgeprägtes (ETFs) Kontrahentenrisiko verfügen. Ob deren verbriefter Anspruch auf die Lieferung von Gold auch im Worst-Case-Szenario funktionieren wird, darf bezweifelt werden. Auch die Frage, ob sämtliche Gold-ETFs komplett mit physischem Gold hinterlegt sind, beinhaltet einen gewissen Vertrauensvorschuss. Völlig nüchtern betrachtet, handelt es sich sowohl bei Futures als auch bei ETFs lediglich um ein Stück Papier, auf dem das Wort „Gold“ steht. Echten und wirksamen Schutz kann daher nur der Besitz von physischem Gold in Form von Barren oder Münzen bieten.

Verunsicherte Anleger nutzen Gold als „Stabilitätsanker“

Der russische Krieg gegen die Ukraine hat zu einer extremen Verunsicherung der Wirtschaft geführt. Prognosen hinsichtlich der weiteren Konjunktur- und Preisentwicklung gestalten sich gegenwärtig als ausserordentlich schwierig. Die folgenden beiden Indikatoren zeigen den Ernst der Lage besonders treffend auf. Erstens: Mit 25,9 Prozent p.a. verbuchten die deutschen Produzentenpreise im Februar den höchsten jemals gemessenen Anstieg. Zweitens: Das ZEW-Konjunkturbarometer verzeichnete im März mit einem Rückgang von plus 54,3 auf minus 39,3 Zähler den stärksten jemals gemessenen Stimmungseinbruch innerhalb eines Monats und markierte damit zugleich den niedrigsten Wert seit März 2020 (Corona-Ausbruch!).

Angesichts der aktuellen Nachrichtenlage sollte man sich nicht darüber wundern, dass unter den Anlegern der Wunsch nach Krisen-, Vermögens- und Inflationsschutz das Interesse an Goldinvestments in den vergangenen Wochen erheblich verstärkt hat. Aufgrund der negativen Korrelation zwischen den Anlageklassen Aktien und Gold gab es in diesem Jahr massive Umschichtungen von Aktien ins gelbe Edelmetall zu beobachten. Trotz der jüngsten Erholungstendenz weisen viele Aktien seit dem Jahreswechsel hohe Verluste aus, während sich der Goldpreis im selben Zeitraum auf Dollarbasis um sieben Prozent und in Euro gerechnet um fast elf Prozent verteuert hat.

Dadurch wird ersi
chtlich, dass Goldbesitzer etwaige Verluste an den Aktienmärkten kompensieren können. Diese Wechselwirkung hat zudem den angenehmen Nebeneffekt, das Gesamtrisiko eines Portfolios zu reduzieren. Ausserdem bietet Gold folgenden Vorteil: Verglichen mit Investments in Aktienindizes, Rohstoffe, Kryptowährungen oder Edelmetalle wie Silber, Platin und Palladium fällt die Kursschwankungsintensität (Volatilität) von Gold teilweise erheblich niedriger aus. Selbst ein Investment in den breit diversifizierten S&P-500-Aktienindex gilt mit Blick auf die historische 250-Tage-Volatilität gegenwärtig als volatiler und somit riskanter als der Kauf von Gold.

Diese Tendenz stellt übrigens keine temporäre Momentaufnahme dar, sondern war bereits im März 2021 ebenfalls zu beobachten. Ein guter Vermögensschutz verzeichnet sich u.a. dadurch aus, dass er geringere Kursschwankungen als andere Anlageklassen aufweist. In unsicheren Zeiten stellt dies einen unschätzbaren Vorteil dar. Angesichts der katastrophalen Nachrichtenlage dürfte sich der Wunsch nach einem „Stabilitätsanker“ oder einem „sicheren Hafen“ in Form von Gold höchstwahrscheinlich nicht verflüchtigen und vor allem eines sein: extrem sinnvoll.

März: Hohes Orderaufkommen und Beschaffungsprobleme

Auch im März fiel bei pro aurum die Edelmetallnachfrage unserer Kundschaft weiterhin sehr hoch aus. Dies galt übrigens für alle drei Kundengruppen: Privatkunden, angeschlossene Banken sowie europäische Edelmetallhändler, mit denen wir Kooperationen aufgebaut haben. Auf neun Käufer kam nur ein Verkäufer. Die Anzahl der Verkaufsorders fiel etwas höher aus, als sich der Goldpreis der Marke von 60.000 Euro pro Kilogramm angenähert hatte.

Das Orderaufkommen konnte man als sehr herausfordernd beschreiben — selbiges trifft übrigens auch auf die Beschaffung von Münzen und Barren zu. Bei einigen Herstelllern sind Barren bis zu 100 Gramm für die nächsten Wochen ausverkauft. Die Münzproduzenten fokussieren sich derzeit auf die Herstellung von Unzenmünzen. Die sogenannten Fractionals, also Münzen in den Gewichtseinheiten 1/2 Unze, 1/4 Unze sowie 1/10 Unze sind in grösseren Stückzahlen kaum mehr zu bekommen.

Drei Fragen an die Privatkunden von pro aurum

An der Edelmetall-Stimmungsumfrage von pro aurum haben sich im März 1.020 Anleger (Februar: 1.070) beteiligt. Der russische Krieg gegen die Ukraine hat die Kauflaune der Befragten spürbar belebt und zu einem Anstieg von 48,6 auf 54,9 Prozent geführt. Stark vertreten war auch der Anteil abwartender Anleger, der sich gegenüber dem Vormonat von 41,1 auf 41,2 Prozent marginal erhöht hat. Als verschwindend gering kann man mittlerweile die Verkaufsbereitschaft der Umfrageteilnehmer einstufen. Hier stellte sich nämlich ein markanter Rückgang auf 3,9 Prozent (Februar: 10,3 Prozent) ein.

Signifikante Veränderungen gab es im März bei der Frage nach der Bewertung der aktuellen Edelmetallpreise zu beobachten. So stufen derzeit lediglich 29,7 Prozent der Anleger (Februar: 46,5 Prozent) die Edelmetallpreise als unterbewertet ein. Deutlich bergauf ging es hingegen mit der Einschätzung, dass bei Gold & Co aktuell eine faire Bewertung vorliegt. Diese Quote kletterte nämlich gegenüber dem Vormonat von 36,6 auf 43,2 Prozent. Markant verstärkt hat sich die Ansicht, dass Edelmetalle derzeit als überbewertet anzusehen sind. Hier war auf Monatssicht ein Zuwachs von 16,9 auf 27,1 Prozent registriert worden.

Mittlerweile erwarten nämlich lediglich 50,0 Prozent der Befragten (Februar: 62,7 Prozent), dass die Edelmetallpreise steigen werden. Am zweithäufigsten war die Einschätzung vertreten, dass die Preise einen Seitwärtstrend vollziehen werden. Gegenüber dem Vormonat war hier ein Plus von 26,4 Prozent auf 33,3 Prozent registriert worden. Am geringsten fiel die Quote der Pessimisten aus, wo allerdings gegenüber den Februarzahlen ein Zuwachs von 10,9 auf 16,7 Prozent zu beobachten war.

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