Im Juli bewegte sich das gelbe Edelmetall in einer breiten Tradingrange. Zwischen Monatstief und Monatshoch lagen nämlich mehr als 164 Dollar. Bis zum Redaktionsschluss (26. Juli) schmolz der Gewinn auf rund zwei Prozent dahin.

Fed läutet Zinssenkungszyklus ein

Die London Bullion Market Association vermeldete am 17. Juli neue Allzeithochs von 2.480,25 Dollar bzw. 2.267,94 Euro. Dies war vor allem auf Zinsspekulationen zurückzuführen. Bei der US-Notenbank haben sich nämlich mehrere US-Notenbanker – darunter auch Fed-Chef Jerome Powell – hinsichtlich einer Senkung der US-Leitzinsen ausgesprochen zuversichtlich gezeigt. Eine Reduktion der Fed Funds am 18. September gilt mittlerweile als ausgemachte Sache. Das FedWatch-Tool des Terminbörsenbetreibers CME Group zeigt für dieses Szenario aktuell nämlich eine Wahrscheinlichkeit von 100 Prozent an, nachdem vor einem Monat hierfür lediglich ein Wert von weniger als 63 Prozent ausgewiesen worden war. Für den Rest des Jahres sollen zudem zwei weitere Zinsschritte nach unten folgen.

Rückläufige Zinsen verbinden Goldanleger stets mit sinkenden Opportunitätskosten, da diesen der Verzicht auf Anleihezinsen dann leichter fällt. Das heisst: Die Attraktivität von Gold (Staatsanleihen) nimmt in solchen Marktphasen zu (sinkt). Aus den folgenden Gründen hinkt allerdings der Vergleich dieser beiden Anlageklassen und es drängt sich die Volksweisheit auf, Äpfel nicht mit Birnen zu vergleichen. Zum einen bergen Goldbarren bzw. -münzen – im Gegensatz zu Anleihen – kein Kontrahentenrisiko. Zum anderen kann Gold in fast jedem Land relativ einfach in die jeweilige Landeswährung eingetauscht werden, was es somit zu einer globalen Währung mit extrem langer Historie macht. Last, but not least: Gold hat seit mehreren tausend Jahren noch nie einen Totalverlust erlitten und in den vergangenen Jahrzehnten an Attraktivität und an Wert deutlich gewonnen.

Robert Hartmann, Mitgründer von pro aurum, interpretiert die allgemeine Marktschwäche als ein Zeichen der Verunsicherung vieler Marktteilnehmer, die ihre Positionen verkaufen und an der Seitenlinie erst einmal abwarten. Er sagt: „Ich gehe davon aus, dass sich beim Gold mittel- bis langfristig gute Kaufgelegenheiten ergeben werden. Eine Unterstützung weist die Notierung zwischen 2.300 und 2.350 Dollar pro Feinunze aus.“

Politische Unsicherheit in den USA wächst

In den USA herrscht mit Blick auf die politische Lage eine ausgesprochen starke Verunsicherung. Nach dem gescheiterten Attentat auf den republikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump, stiegen dessen Siegchancen zunächst spürbar an, was durch den labilen Gesundheitszustand des amtierenden US-Präsidenten Joe Biden zusätzlich unterstützt wurde. Nachdem dieser sich jedoch aus dem Wahlkampf zurückgezogen hat und nun höchstwahrscheinlich Vize-Präsidentin Kamala Harris gegen Trump antreten wird, wurden jenseits des Atlantiks die politischen Karten neu gemischt und in einigen Umfragen liegt Kamala Harris mittlerweile sogar vor dem republikanischen Polarisierer Trump.

Derzeit hat man den Eindruck, dass Kamala Harris die Perspektiven des Goldpreises eher trübt, während Donald Trump das Gegenteil bewirkt. Dies dürfte vor allem daran liegen, dass im Falle eines Wahlsiegs Trumps die Verteidigungsfähigkeit der Ukraine aller Voraussicht nach sinken und die Nato ihr Abschreckungspotenzial gegenüber Putin verlieren würde. Grundsätzlich sollte man sich beim Blick auf geopolitische Risiken stets darüber im Klaren sein, dass man diese nicht kalkulieren kann. Derzeit deutet einiges darauf hin, dass mit Blick auf die Krisenherde im Nahen Osten, im Südchinesischen Meer sowie in Afrika geopolitische Risiken an den Goldmärkten auch in Zukunft eine Rolle spielen dürften.

Edelmetallexperte Robert Hartmann macht sich mit Blick auf den Goldpreis keine Sorgen und sagt: „An den Märkten gilt bekanntlich das Motto: Politische Börsen haben kurze Beine. Je nach dem, wer sich bei den Wahlen in den USA durchsetzt, kann es zu gewissen Rotationen am Aktienmarkt kommen. Auf mich wirken viele Wachstumswerte angeschlagen. Dies gilt auch für den Dollar, was für die Edelmetalle aber grundsätzlich positiv sein sollte.“

Stimmungswechsel unter westlichen Goldinvestoren

Das Jahr 2024 war an den Goldmärkten dadurch gekennzeichnet, dass in westlichen Industrienationen zeitweise ein relativ schwaches Investoreninteresse registriert worden war, wobei an den Terminmärkten die Stimmung grosser und kleiner Terminspekulanten deutlich früher drehte als im ETF-Sektor. Bei grossen Terminspekulanten (Non-Commercials) war im Februar der schwächste Optimismus verzeichnet worden, während kleine Terminspekulanten (Non-Reportables) erst im März optimistischer wurden. So verzeichnete zum Beispiel die Netto-Long-Position der Kleinspekulanten (mehrheitlich optimistisch gestimmt) seither einen Anstieg von 15.500 auf 24.300 Futures (+56,8 Prozent), während bei Grossspekulanten ein deutlich stärkerer Zuwachs von 131.200 auf 285.000 Kontrakte (+117 Prozent) zu Buche schlug.

Bei westlichen ETF-Investoren hat der Optimismus deutlich länger auf sich warten lassen, was sich an den kräftigen Abflüssen während der ersten vier Monate ablesen lässt. Innerhalb dieses Zeitraums reduzierten sich die weltweit in ETFs gehaltenen Goldmengen per Saldo um fast 146 Tonnen. In den Regionen Nordamerika (minus 67,1 Tonnen) und Europa (minus 106,3 Tonnen) fiel der Verkaufsdruck besonders heftig aus, während in Asien sogar signifikante Zuflüsse (plus 29,1 Tonnen) registriert wurden. Im Mai drehte dann die Stimmung, was sich in steigenden Zuflüssen niedergeschlagen hat. Diese haben sich von 8,2 Tonnen (Mai) auf 17,5 Tonnen (Juni) beschleunigt und in den ersten drei Juliwochen kletterten die weltweiten ETF-Bestände sogar um 28,9 Tonnen auf aktuell insgesamt über 3.134 Tonnen.

Edelmetallprofi Hartmann stuft die Gold-Abflüsse während der vergangenen 12 Monate als massiv ein und sagt: „Obwohl eine Erholung überfällig ist, erwarte ich trotzdem keine grosse Nettonachfrage bis zum Jahresende aus diesem Sektor.“

Juli: Schnäppchenkäufe nach Rücksetzer

Bei pro aurum war der Handel im Juli dadurch gekennzeichnet, dass zur Monatsmitte das Verkaufsinteresse der Kundschaft wieder deutlich zugenommen hat, was durch die rekordhohen Goldpreise begünstigt worden war. Zugleich fiel aber auf, dass die Preisrücksetzer dazu geführt haben, dass zahlreiche Kunden auf dem unter langfristigen Aspekten relativ hohen Niveau weiterhin Käufe tätigen.

Drei Fragen an die Privatkunden von pro aurum

Im Juli beteiligten sich an der auf proaurum.de durchgeführten Edelmetall-Stimmungsumfrage 1130 Personen (Juni: 3.096). Steil bergauf ging es mit der Kaufbereitschaft der Befragten, die sich von 36,5 auf 52,6 Prozent erhöht hat. Deutlich reduziert hat sich hingegen die Quote derer, die gegenwärtig tendenziell abwarten. Hier stellte sich im Berichtszeitraum nämlich ein Rückgang von 52,9 auf 34,2 Prozent ein. Leicht verstärkt hat sich indes die Verkaufsbereitschaft, was sich in einem Anstieg von 10,6 auf 13,2 Prozent niedergeschlagen hat.

Mit Blick auf die Frage nach der aktuellen Bewertung der Edelmetallpreise hat die Zuversicht der Umfrageteilnehmer leicht gelitten. Nachdem im Juni noch 31,7 Prozent der Befragten eine Unterbewertung gesehen haben, rutschte dieser Wert auf Monatssicht auf 26,3 Prozent ab. Mehr als die Hälfte der Anleger sieht mittlerweile eine faire Bewertung. Gegenüber dem Vormonat war hier ein Anstieg von 47,5 auf 52,6 Prozent zu beobachten. Etwas zugelegt hat die Ansicht, dass bei Edelmetallen aktuell eine Überbewertung vorliegt, was sich an der von 20,8 auf 21,1 Prozent gestiegenen Quote erkennen lässt.

Bei den Prognosen zur künftigen Preisentwicklung der Edelmetalle in den kommenden drei Monaten war von nachlassendem Optimismus keine Spur, ganz im Gegenteil. Gegenüber Juni hat sich nämlich der Anteil der Optimisten von 47,8 Prozent auf 54,1 Prozent erhöht. Bergab ging es hingegen mit der Ansicht, dass die Edelmetallpreise einen Seitwärtstrend vollziehen werden. Hier stellte sich nämlich ein Rückgang von 35,0 auf 32,4 Prozent ein. Wie gewohnt fiel der Anteil der Pessimisten ausgesprochen gering aus und hat sich von 17,2 auf 13,5 Prozent weiter reduziert.

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