Nach der seit drei Monaten zu beobachtenden Seitwärtsbewegung orientierte sich der Goldpreis in der zweiten Julihälfte nach oben und überwand zeitweise sogar die Hürde von 3.400 Dollar. Viele Kaufgründe können mit „Made in USA“ umschrieben werden.
Donald Trump bleibt „ständiger Unruheherd“
Ein entscheidender Katalysator ist der anhaltend schwelende Handelsstreit zwischen den USA und der übrigen Welt, der Gold als klassischen Krisenschutz stärkt. Mit Japan, Indonesien und den Philippinen hat sich Trumps Regierung zwar auf ein neues Handelsabkommen geeinigt, intensiv verhandelt wird aber weiterhin mit der EU und China, zwei besonders wichtige Wirtschaftsräume. Unterstützt wurde der Goldpreis aber auch durch das von US-Präsident Trump durchgesetzte umfassende Gesetzespaket namens „One Big Beautiful Bill“, das im Juli beschlossen wurde. Trotz der Bekanntgabe solider US-Wirtschaftsdaten sorgten die dadurch verstärkten Schuldensorgen für einen schwachen Dollar, was dem Goldpreis nach oben geholfen hat.
Parallel befindet sich Gold auch unter dem starken Einfluss politischer Turbulenzen: Trump erhöhte den Druck auf Fed-Chef Jerome Powell, indem er ihn öffentlich erneut als „Dummkopf“ beleidigte, weil dieser die Leitzinsen nicht senkt. Ausserdem hat Trump angekündigt, Powell in acht Monaten zu entlassen. Diese verbalen Attacken haben das Ansehen des Dollars bzw. der USA einmal mehr belastet und zusätzliche Unsicherheit erzeugt. In einem solchen Umfeld sollte man sich nicht wundern, dass sich der Krisen-, Vermögens- und Inflationsschutz nicht signifikant verbilligt.
Robert Hartmann, Mitgründer von pro aurum, weist darauf hin, dass Trump mit dem Haushaltsgesetz lediglich eine Tradition fortsetzt – nämlich die des Schuldenmachens. Er sagt: „Steuergeschenke und andere milde Gaben an die Bevölkerung auf Pump werden die Schuldentragfähigkeit der USA am langen Ende nicht gerade stärken, ganz im Gegenteil.“ Der Edelmetallexperte geht zwar davon aus, dass unter den Anleiheinvestoren der Kipppunkt des Vertrauens noch nicht erreicht sei, man nähere sich diesem aber nach dem Gesetz schneller als zuvor. Zugleich merkt er an, dass es in Deutschland mit Blick auf die Verschuldung auch nicht wirklich besser laufe und sagt: „Hier hat die neue Regierung Merz einen grossen Schluck aus der Pulle genommen und sich milliardenschwere Schuldenkapazitäten für die nächsten Jahre absegnen lassen – im Übrigen von Teilen der alten Ampel-Regierung. Die neue Sitzverteilung des Bundestags hätte so ein Vorgehen nicht mit einer Zweidrittel-Mehrheit gebilligt.“
Fiat-Währungen verlieren an Bedeutung
Mit den im Juli erzielten Fortschritten bei der Regulierung von Kryptowährungen in den USA kommt vor allem eines zum Ausdruck: Fiat-Währungen bekommen immer mehr Konkurrenz – zum einen durch neue digitale Alternativen und zum anderen durch altbewährte Hartwährungen wie Gold und Silber. Im Juli herrschte im Kryptosektor dank der neuen Gesetze eine ausgesprochen gute Laune. Diese hat den Marktwert der drei bedeutendsten Kryptos Bitcoin, Ether und XRP auf rund drei Billionen Dollar ansteigen lassen. Während der GENIUS Act (Guiding and Establishing National Innovation for U.S. Stablecoins Act) erstmals einen bundesweiten Rechtsrahmen für Stablecoins schafft, definiert der CLARITY Act (Digital Asset Market Clarity Act) die Zuständigkeiten der Aufsichtsbehörden an den Kryptomärkten und etabliert ein Regelwerk für Krypto-Börsen, Broker und Händler. Der CBDC Anti-Surveillance State Act, das vom Repräsentantenhaus verabschiedete Gesetz (häufig nach seinem Initiator auch „Anti-CBDC Act“ genannt) soll die Einführung eines digitalen Dollars durch die US-Notenbank einschränken. Es verbietet u.a. der Federal Reserve, ohne Zustimmung des US-Kongresses eine zentralbankgestützte Digitalwährung (CBDC) für die breite Öffentlichkeit herauszugeben.
Die Kryptoregulierung in den USA könnte klassische Edelmetalle wie Gold und Silber für Anleger wieder attraktiver machen. Ähnlich wie der Bitcoin zeichnen sich Gold und Silber durch begrenzte Verfügbarkeit und Unabhängigkeit gegenüber staatlicher Willkür aus. In der Öffentlichkeit wird Bitcoin oft als „digitales Gold“ bezeichnet, da es – analog zu Edelmetallen – nur begrenzt verfügbar und von keiner Zentralbank kontrolliert ist. Physisches Gold und Silber besitzt jedoch einen entscheidenden Vorteil: Sie existieren ausserhalb digitaler Systeme und sind frei von technischen und regulatorischen Risiken, die bei Kryptowährungen bestehen. So kann Gold nicht gehackt werden. Außerdem benötigen Gold und Silber kein Netzwerk, das von Behörden reguliert oder abgeschaltet werden könnte.
Historisch gelten Gold und Silber als sichere Häfen in Krisenzeiten. Ihre Attraktivität beruht auf jahrhundertelanger Vertrauensbasis: Beide Metalle sind knapp, fungibel und nicht beliebig vermehrbar – im Gegensatz zu Fiat-Geld, das Zentralbanken in unbegrenzter Menge nachdrucken können. Edelmetall-Barren oder -Münzen sind an keine Regierung gekoppelt, was in unsicheren Zeiten Schutz vor politisch bedingter Geldentwertung bietet. Je stärker nun digitale Vermögenswerte reguliert und in staatliche Aufsicht eingebunden werden, desto mehr könnte dieses Alleinstellungsmerkmal der Edelmetalle betont werden.
Krypto – kein Problem für Gold & Co.
Die jüngste Entwicklung zeigt, dass der Staat die Krypto-Branche nicht mehr sich selbst überlässt. Für viele Marktakteure mindert dies den Reiz der Kryptowährungen als staatlich unabhängige Anlageklasse. Infolgedessen könnten Gold und Silber verstärkt als Alternative glänzen. Beide Edelmetalle haben keine digitale Angriffsfläche und entziehen sich in Form von physischem Besitz weitgehend staatlicher Steuerung in ihrem Bestand. So deuten z.B. die jüngsten Rallys bei Gold und Silber auf eine steigende Flucht in materielle sichere Häfen hin. Sollte die Regulierung digitaler Assets weiter zunehmen, dürfte dies den relativen Wert von Gold und Silber als krisensichere Anlagen weiter unterstreichen.
Edelmetallexperte Robert Hartmann weist grundsätzlich darauf hin, dass Gold und Bitcoin einige gemeinsame Attribute haben und erklärt: „Die Werthaltigkeit von Gold und Silber basiert nicht auf dem Versprechen eines Dritten und die Menge kann nicht beliebig vermehrt werden.“ Er habe gut diversifizierten Anlegern schon vor zehn Jahren folgenden Rat gegeben: Es darf nicht heissen „Entweder oder“, sondern „sowohl als auch“. Weiter meint er: „Die Volatilität bei Bitcoin ist deutlich höher als bei Gold. Deshalb ist es in meinem Portfolio sehr stark untergewichtet. So wird es wohl bei fast allen konservativen und langfristig orientierten Anlegern sein.“
Goldpreis weiterhin solide auf Kurs
Mittlerweile wechselte der Goldpreis zwar von einem steilen Aufwärtstrend in den Seitwärtsmodus, 2025 gelang ihm bislang aber in jedem Monat ein mehr oder weniger stark ausgeprägter Preiszuwachs. Zuverlässig funktioniert hat in diesem Jahr in besonders hohem Masse die negative Korrelation zwischen dem Dollar und Gold. Üblicherweise steigt nämlich der Goldpreis, wenn der Dollar fällt. Edelmetallprofi Hartmann erinnert sich aber auch an Jahre, in denen das nicht so war und sagt: „Ich empfehle immer, jeden Markt für sich zu analysieren. So kann ich mir bspw. gut vorstellen, dass der Dollar zum Euro in den kommenden Monaten einen Teil seiner jüngsten Verluste wieder aufholen wird. In diesem Fall steigt beim Goldpreis automatisch das Risiko einer stärkeren Korrektur.“
Grundsätzlich ordnet Robert Hartmann die Verschnaufpause nach dem steilen Anstieg seit Februar 2024 als „mehr als angebracht“ ein und sagt: „Im Vergleich zu früheren Korrekturen fällt die aktuelle sehr moderat aus. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass kurzfristig weitere Kursabschläge möglich sind.“ Preise zwischen 2.900 und 3.100 Dollar würde er aber dann für den Ausbau von Positionen nutzen. Er konstatiert: „Die langfristige Aufwärtsbewegung ist aus meiner Sicht noch nicht zu Ende. Diese wird nicht zuletzt auch von ausufernden Staatsschulden befeuert.“
Drei Fragen an die Privatkunden von pro aurum
An der im Internet durchgeführten Edelmetall-Stimmungsumfrage von pro aurum haben sich im Juli 253 Personen (Juni: 394 Teilnehmer) beteiligt. Am stärksten war unter den Befragten wieder einmal die Kaufbereitschaft ausgeprägt. Deren Quote hat sich gegenüber dem Vormonat von 46,4 auf 55,2 Prozent erhöht. Etwas bergab ging es mit der abwartenden Haltung, wo sich ein Minus von 37,3 auf 35,6 Prozent eingestellt hat. Die Verkaufsbereitschaft hat im Berichtszeitraum deutlich stärker nachgelassen und reduzierte sich 16,3 auf 9,2 Prozent.
Befragt nach der aktuellen Bewertung der Edelmetallpreise war im Juli ungefähr die Hälfte der Umfrageteilnehmer der Meinung, dass Edelmetalle derzeit fair bewertet sind. Ihre Quote hat sich gegenüber Juni von 46,6 auf 49,4 Prozent erhöht. Unterbewertete Edelmetallpreise sehen derzeit 31,8 Prozent der Befragten (Vormonat: 27,7 Prozent). Eine eindeutige Minderheit teilt hingegen die Einschätzung, dass Edelmetalle derzeit überbewertet sind, wo sich ein Rückgang von 25,7 auf 18,8 Prozent eingestellt hat.
Hinsichtlich der Frage nach der künftigen Preisentwicklung der Edelmetalle in den kommenden drei Monaten nahm der Anteil der Optimisten wieder zu und erhöhte sich von 49,0 auf 54,3 Prozent. Kaum verändert hat sich hingegen die Einschätzung, dass wir künftig einen Seitwärtstrend sehen werden. Hier stellte sich im Berichtszeitraum ein leichter Quotenrückgang von 33,5 auf 32,1 Prozent ein. Deutlich stärker nachgelassen hat indes die Erwartungshaltung, dass die Edelmetallpreise fallen werden. Hier gab es einen Rückgang von 17,5 auf 13,6 Prozent zu beobachten.
Bildquelle: freepik.com
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