Die Sommermonate gelten normalerweise an den Goldmärkten unter saisonalen Aspekten nicht gerade als die besten. In diesem Jahr kletterte die Krisenwährung sowohl im Juli als auch im August auf neue Allzeithochs.

Powell läutet US-Zinswende ein

Zweimal täglich fixiert die London Bullion Market Association den Preis für eine Feinunze Gold. Am 20. August stellte sich beim Nachmittags-Fixing ein neues Rekordhoch von 2.529,75 Dollar bzw. 2.279,56 Euro ein. Den jüngsten Kursschub nach oben verdankte das gelbe Edelmetall den „taubenhaften Tönen“ von Fed-Chef Jerome Powell auf dem internationalen Notenbankertreffen in Jackson Hole. Einmal pro Jahr treffen sich die wichtigsten Notenbanker in den Bergen des US-Bundesstaats Wyoming, um über die aktuelle Wirtschaftslage und eine angemessene Geldpolitik zu diskutieren.

In diesem Jahr dominierte bei der Powell-Rede vor allem ein stark ausgeprägter expansiver Unterton. Mit Verweis auf den schwächelnden US-Arbeitsmarkt und die rückläufige Inflation fielen die Hinweise zur künftigen Geldpolitik relativ konkret aus. „Die Zeit für eine Anpassung der Politik ist gekommen“, sagte der wichtigste Notenbanker der Welt. Laut FedWatch-Tool des Terminbörsenbetreibers CME Group gilt eine Zinsreduktion am 18. September mittlerweile als ausgemachte Sache. Die Wahrscheinlichkeit für einen XXL-Zinsschritt um 50 Basispunkte beläuft sich derzeit auf mehr als 34 Prozent. Bis Ende des Jahres soll das derzeitige Niveau der US- Leitzinsen um 100 Basispunkte unterschritten werden. Darauf deutet zumindest ein Wahrscheinlichkeitswert von mehr als 74 Prozent hin.

Aus zwei Gründen gelten rückläufige Zinsen als Kaufargument für Gold. Erstens: Weil Anleger mit Staatsanleihen weniger verdienen, büsst diese Anlageklasse an Attraktivität ein. Im Gegenzug wächst bei Gold aufgrund rückläufiger Opportunitätskosten dessen Anziehungskraft, schliesslich fällt der Verzicht während Niedrigzinsphasen leichter als in Hochzinsphasen. Zweitens: Normalerweise droht dem Dollar während eines Zinssenkungszyklus eine Schwächephase, weil das Interesse an US-Bonds nachlässt. Schutz suchen Anleger dann verstärkt in der Anlageklasse Gold.

Dem Greenback droht aber auch von anderer Seite Ungemach. Durch die seit Jahren zu beobachtende Sanktionspolitik gegen Länder wie Russland oder Iran, sind mittlerweile auch zahlreiche andere Länder bestrebt, ihre Abhängigkeit vom Dollar zu reduzieren. So versuchen zum Beispiel die BRICS-Staaten – allen voran China und Russland – die Dominanz der US-Währung an den Weltmärkten zu beenden. Zahlreiche Analysten gehen davon aus, dass wir in den kommenden Jahrzehnten den Übergang zu einer multipolaren Wirtschaftsordnung erleben werden. Dieser Trend wird auch De-Dollarization bzw. Entdollarisierung genannt.

Robert Hartmann, Mitgründer von pro aurum, hat die diesjährige Rally des Goldpreises ziemlich überrascht. Er erinnert sich noch gut daran, dass die Kunden von pro aurum in den Jahren 2022 und 2023 – als die Inflationsraten der führenden Wirtschaftsnationen der Welt stark angestiegen sind – nicht ganz zu Unrecht nachgefragt haben, warum der Goldpreis nicht stark ansteigen würde. Immerhin sei dies bekanntlich die eigentliche Funktion des gelben Edelmetalls, den Verlust durch Inflation auszugleichen. Er gibt dabei folgendes zu bedenken und sagt: „Blickt man auf die vergangenen 25 Jahre, so hat Gold diese Funktion sogar übererfüllt. Denn der Anstieg des Goldpreises übertraf die kumulierte Inflation dieses Zeitraums.“ Ausserdem habe sich Gold seither auch besser als Aktien und Immobilien entwickelt. „Dies alles passiert natürlich nicht linear, sondern unter teils erheblichen Schwankungen. Und so wird es auch bleiben. Unterm Strich ist bei Gold die globale Nachfrage wohl grösser als das eher langsam steigende Angebot“, meint der erfahrene Edelmetallprofi. Ausserdem geht er davon aus, dass asiatische Investoren in den vergangenen 10 bis 15 Jahren die Rally am Goldmarkt mehr oder weniger verpasst haben. Nun springen immer mehr auf den fahrenden Zug auf. Viele Europäer waren dagegen von Anfang an dabei und machen nach mehreren hundert Prozent Kursgewinnen einmal Kasse.

Rückenwind von den Terminmärkten

Der World Gold Council (WGC) merkte in seinen quartalsweise erscheinenden „Gold Demand Trends“ an, dass die diesjährige relative Stärke des Goldpreises in erster Linie auf den OTC-Sektor (Over the Counter) zurückzuführen war. Hierzu gehören vor allem die Terminmärkte, wo zwar viel Papiergold in Form von Futures & Optionen gehandelt wird und nur ein kleiner Teil durch physische Goldbestände gedeckt sind. Allein im zweiten Quartal war diesem Marktsegment laut WGC ein Kaufvolumen in Höhe von 329,2 Tonnen attestiert worden. Gegenüber dem Vorquartal entspricht dies einem Anstieg um 385 Prozent.

Dies bringt der aktuelle Commitments-of-Trader-Report der US-Aufsichtsbehörde CFTC besonders gut zum Ausdruck. So hat sich zum Beispiel die Anzahl offener Kontrakte, der sogenannte Open Interest, seit dem Jahreswechsel von 491.300 auf 532.900 Kontrakte (+8,5 Prozent) markant erhöht. Als besonders bemerkenswert sind allerdings die seither zu beobachtenden Transaktionen grosser Terminspekulanten (Non-Commercials) anzusehen. Diese stockten seit Ende Dezember ihre Long-Engagement um 65.700 Futures auf und reduzierten im selben Zeitraum ihre Short-Seite um 17.800 Kontrakte. Da sich ein Gold-Future auf 100 Feinunzen Gold bezieht, haben Grossspekulanten damit per Saldo und in Papierform seither 260 Tonnen Gold „gekauft“.

Zusammen mit den Notenbanken waren sie laut WGC für die diesjährige Rekordfahrt des Goldpreises hauptverantwortlich. Allein in den ersten sechs Monaten wanderten in die Tresore der Zentralbanken nämlich mehr als 483 Tonnen. Derzeit deutet wenig darauf hin, dass dieser Rückenwind künftig weniger heftig ausfallen wird, wenngleich die Chinesen für die Monate Mai, Juni und Juli keine offiziellen Goldkäufe gemeldet haben. Dies sollte aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Goldhunger in den vergangenen Jahren im Notenbankensektor ausgesprochen stark ausgeprägt war. Allein seit 2010 erhöhten sich deren Goldreserven um mehr als 6.000 Tonnen – wenn das kein Statement „pro Gold“ darstellt?

Wechselt Silber in den Outperformance-Modus?

Seit dem Jahreswechsel hat sich Silber (22,6 Prozent) etwas besser entwickelt als Gold (+21,6 Prozent). Auf Sicht von zwölf Monaten übertraf hingegen das gelbe Edelmetall die Performance des Weissmetalls um mehr als zehn Prozentpunkte. Viele edelmetallaffine Anleger fragen sich nun, wer sich wohl in Zukunft besser entwickeln wird? Während Gold in erster Linie als monetäres Edelmetall wahrgenommen wird, gilt Silber einerseits als Krisenwährung und andererseits als konjunktursensitives Edelmetall, dass in vielen Branchen aufgrund seiner nützlichen Eigenschaften nicht mehr wegzudenken ist.

Edelmetallexperte Hartmann meint, dass man Silber unbedingt im Portfolio haben sollte und sagt: „Bevor man Silber kauft, sollte man jedoch die eigene Risikoakzeptanz prüfen, schliesslich fällt die Kursschwankungsintensität deutlich höher als bei Gold aus.“ Zugleich weist er darauf hin, dass Silber Anfang der 80er Jahre fast 50 Dollar gekostet hat und man für 16 Unzen Silber eine Unze Gold kaufen konnte. Heute benötigt man hierfür rund 85 Unzen. Er konstatiert: „Für mich ist Silber klar unterbewertet. Grössere Käufe sollte man jedoch umsatzsteuerfrei im pro aurum Zollfreilager nahe Zürich tätigen.“

August: Ruhiger Handel trotz Rekordhoch

Bei pro aurum ist der Goldhandel im August eher ruhig verlaufen. Die historischen Höchstkurse beim Goldpreis gegen Euro animieren immer wieder einige zum Verkauf. Gekauft wird natürlich auch, wenngleich im historischen Vergleich eher zurückhaltend. Viele potenzielle Goldkäufer wünschen sich eine Korrektur, um dann günstiger einsteigen zu können. Nun darf man gespannt sein, ob sich deren Wünsche erfüllen werden.

Drei Fragen an die Privatkunden von pro aurum

Im August haben sich 268 Personen (Vormonat: 113) an der auf proaurum.de durchgeführten Edelmetall-Stimmungsumfrage beteiligt. Dabei war eine nachlassende Kaufbereitschaft der Befragten auszumachen. Diese hat sich nämlich von 52,6 auf 41,8 Prozent reduziert. Der Anteil abwartender Anleger hat sich hingegen deutlich erhöht und kletterte im Berichtszeitraum von 34,2 auf 45,0 Prozent. Bei der Verkaufsbereitschaft gab es keine Veränderungen zu beobachten. Diese verharrte nämlich mit 13,2 Prozent auf dem Niveau des Vormonats.

Goldreport 08/24: Statt Sommerflaute Rekordlaune bei Gold

Hinsichtlich der aktuellen Bewertung der Edelmetallpreise hat im Zuge der Rekordfahrt des Goldpreises die Zuversicht der Umfrageteilnehmer erneut gelitten. Eine Unterbewertung sehen mittlerweile lediglich 22,2 Prozent der Befragten, nachdem für Juli noch ein Wert von 26,3 Prozent gemeldet worden war. Nach wie vor sieht eine grosse Mehrheit bei den Edelmetallen derzeit eine faire Bewertung. Im Berichtszeitraum war nämlich ein erneuter Anstieg von 52,6 auf 56,7 Prozent registriert worden. Unverändert blieb allerdings der Anteil derer, die bei Edelmetallen gegenwärtig eine Überbewertung sehen. Dieser zeigte sich mit 21,1 Prozent unverändert.

Goldreport 08/24: Statt Sommerflaute Rekordlaune bei Gold

Hinsichtlich der Frage zur künftigen Preisentwicklung der Edelmetalle in den kommenden drei Monaten kann man feststellen, dass trotz rekordhoher Goldpreise der Optimismus ungebrochen ist. Der Anteil der Optimisten tendierte nämlich von 54,1 auf 57,5 Prozent erneut bergauf. Spürbar nachgelassen hat indes die Ansicht, dass die Edelmetallpreise einen Seitwärtstrend vollziehen werden. Hier stellte sich nämlich ein Rückgang von 32,4 auf 28,7 Prozent ein. Eindeutig in der Minderheit befinden sich weiterhin die Pessimisten, wo lediglich ein leichter Zuwachs von 13,5 auf 13,8 Prozent zu Buche schlug.

Goldreport 08/24: Statt Sommerflaute Rekordlaune bei Gold

Bildnachweis: venusvi
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Bildquelle: stock.adobe.com


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