Die Krisenwährung Gold befindet auf gutem Weg, den dritten Monatsgewinn in Folge zu erzielen. Aktuell beläuft sich der Wertzuwachs nach dem Markieren mehrerer Rekordhochs 6,1 Prozent (Stand: 25.09.24). Technische Korrekturen werden stets zum Einstieg genutzt.

Gold – keine Konditionsschwäche in Sicht

Angesichts der Tatsache, dass der Goldpreis noch im Februar zeitweise unter 2.000 Dollar notierte, kann man das im September erfolgte Überwinden der Marke von 2.600 Dollar zweifellos als starkes Statement interpretieren. Technische Korrekturen von mehr als zehn Prozent waren in diesem Jahr eindeutig Mangelware. Im Herbst 2023 gab es letztmals einen Rückschlag im zweistelligen Prozentbereich zu beobachten. Offensichtlich werden selbst leichte Gewinnmitnahmen stets als Kaufgelegenheit wahrgenommen. Gestiegene geopolitische Risiken und sinkende Opportunitätskosten, die Goldbesitzern durch den Zinsverzicht zwangsläufig entstehen, dürften bei der jüngsten Rekordfahrt eine wichtige Rolle gespielt haben.

Obwohl die am 18. September beschlossene Zinssenkung der Fed um 50 Basispunkte mehrheitlich vom Markt erwartet worden war, scheint es weiterhin mehr Gründe für den Kauf als für den Verkauf von Gold zu geben. Sowohl der Krieg in Osteuropa als auch die militärische Eskalation im Nahen Osten verursachen ein starkes Interesse an der altbewährten Krisenwährung Gold. In diversen Studien wurde zudem nachgewiesen, dass innerhalb eines Wertpapier-Portfolios das Beimischen von Gold unter finanzmathematischen Aspekten zu einem Ansteigen der risiko-adjustierten Renditen führt. Der World Gold Council bietet interessierten Investoren mit dem Portfolio-Simulator (auf Basis historischer Daten) ein nützliches Werkzeug, um den Einfluss einer veränderten Goldquote auf die Rendite eines Portfolios besser einschätzen zu können.

Robert Hartmann, Mitgründer von pro aurum, merkt an, dass die Zinssenkung um 50 Basispunkte eine vernachlässigbare Entwicklung darstellt, aber eigentlich keine entscheidende Rolle gespielt hat. Begründung: Während Anfang des Jahres viele Analysten noch bis zu sechs Zinssenkungen für 2024 prognostiziert hätten, würden es nun maximal drei werden. „Ich persönlich gehe davon aus, dass die Märkte in Hinsicht auf Zinssenkungsfantasien viel zu optimistisch sind. Nimmt es die amerikanische Notenbank mit dem Ziel der Geldwertstabilität wirklich ernst, dann würden steigende Inflationsraten weitere Zinssenkungen verhindern“, sagt der erfahrene Edelmetallexperte. Deshalb sollten Anleger die nächsten Daten zur Inflation in den USA aufmerksam verfolgen. Er könne sich nämlich gut vorstellen, dass hier negative Überraschungen eintreten werden.

Gold-Futures derzeit stark gefragt

Beim Überwinden der Marke von 2.600 Dollar dürften die Terminmärkte einmal mehr eine wichtige Rolle gespielt haben. Insbesondere grosse Terminspekulanten (Non-Commercials) sind in den vergangenen Monaten deutlich optimistischer geworden. Seit dem Jahreswechsel haben sie ihre Long-Seite um 79.900 Kontrakte aufgestockt und im selben Zeitraum ihr Short-Engagement um 41.900 Futures reduziert. Dadurch hat sich ihre Netto-Long-Position (mehrheitlich optimistisch gestimmt) bis zum 17. September von 207.700 auf 329.500 Kontrakte (+58,6 Prozent) erhöht. Auf dem Papier entspricht dies einem Kaufvolumen von immerhin 379 Tonnen Gold.

Der starke Optimismus dieser hochspekulativen Marktakteure birgt aber auch gewisse Risiken. Zum einen könnte beim Einsetzen von Gewinnmitnahmen an den Goldmärkten erheblicher Verkaufsdruck aufkommen. Zum anderen hat die Vergangenheit gezeigt, dass der Anlagehorizont von Grossspekulanten meist von kurzfristiger Natur ist und ihre Entscheidungen häufig von charttechnischen Faktoren bzw. Indikatoren abhängen.

Da Gold-Futures im Grunde genommen den Charakter von kreditfinanzierten Wetten auf den Preis des gelben Edelmetalls haben, bevorzugen viele Investoren aufgrund des geringeren Risikos Gold-ETFs. Dieses relativ wichtige Marktsegment weist für die ersten acht Monate zwar noch Goldabflüsse in Höhe von insgesamt 43,8 Tonnen aus, in den Monaten Mai bis August wurden jedoch Zuflüsse zwischen 8,2 Tonnen (Mai) und 47,7 Tonnen (Juli) verzeichnet. Nachdem in den Jahren 2021 (minus 188,8 Tonnen), 2022 (minus 109,5 Tonnen) und 2023 (minus 244,2 Tonnen) hohe Abflüsse zu Buche schlugen, stehen die Chancen für das laufende Jahr angesichts der gestiegenen ETF-Käufe relativ gut, einen positiven Saldo zu erzielen.

Wichtig beim Vergleich von Geld mit Gold

Bei langfristiger Betrachtung der Kapitalmärkte sollte man beim Vergleich von Geld mit Gold folgendes stets im Hinterkopf behalten: Während sich z.B. die US-Geldmenge M2 seit dem Jahrtausendwechsel mehr als vervierfacht, die Staatsausgaben mehr als verfünffacht und die Staatsschulden mehr als versechsfacht haben, entwickelten sich die weltweiten Goldbestände weniger dynamisch nach oben. Weil sich die Goldmenge – im Gegensatz zur Geldmenge – weder auf Knopfdruck noch in unbegrenzter Form erhöhen lässt, war Geldentwertung (-> Inflation) für das gelbe Edelmetall in den vergangenen Jahrzehnten absolut kein Problem. Seit dem Jahr 2010 hat sich die jährliche Goldminenförderung (Primärproduktion) zwar von 2.754,5 auf aktuell 3.636,2 Tonnen erhöht, im selben Zeitraum verbuchte in den USA die Geldmenge M2 indes einen Zuwachs im zweistelligen Billionenbereich.

Da sich „neues“ Gold nur durch den Einsatz von viel Arbeit, Energie und Kapital gewinnen lässt, kann man es als deutlich werthaltiger betrachten als Geld. Dessen Materialwert tendiert nämlich gegen Null. Im Grunde genommen basiert Geld in erster Linie auf dem Vertrauen, dass der Wirtschaft eines Währungsraums und dessen staatlichen Institutionen entgegengebracht wird. Seine Besitzer hoffen, dass sie es auch in Zukunft in Waren oder Dienstleistungen eintauschen können. Die deutsche Geschichte hat in den vergangenen 100 Jahren durch mehrere Währungsreformen allerdings aufgezeigt, dass dieses Vertrauen auch enttäuscht werden kann.

Diese Abkürzung bringt es auf den Punkt: S2F

Währungen kann man u.a. durch ihren Härtegrad bewerten. Das gelbe Edelmetall gilt aus physikalischer Sicht zwar nicht als sonderlich hart, unter finanzmathematischen Aspekten allerdings schon. Die Härte einer „normalen“ Währung kann man durch Berücksichtigung der Inflation, der Wechselkursstabilität, des Zinsniveaus, der Devisenreserven, des Bonitäts-Ratings oder der Leistungs- bzw. Handelsbilanz einschätzen, bei Alternativwährungen wie Gold, Silber oder dem Bitcoin kann sich die Kennzahl Stock-to-Flow-Ratio (S2F) als nützlich erweisen. Sie dient als Maß für deren Knappheit bzw. Härtegrad.

Das Stock-to-Flow-Ratio wird bei Gold berechnet, indem man die globalen Goldbestände (Stock) durch die jährliche Goldminenproduktion (Flow) teilt. Das Ergebnis zeigt an, wie viele Jahre es dauern würde, um den globalen Goldbestand bei konstanter Produktionsrate zu verdoppeln. Je höher diese Kennzahl ausfällt, desto knapper bzw. härter gilt die Krisenwährung. Auf Basis aktueller Daten (Quelle: World Gold Council) weist Gold derzeit ein S2F in Höhe von über 58 aus.

September: Gewinnmitnahmen ab Monatsmitte

Bei pro aurum verlief der Goldhandel in der ersten Septemberhälfte relativ ausgeglichen. Im Zuge neuer Allzeithochs überwogen danach aber wieder die Verkäufe. Edelmetallprofi Hartmann tritt hinsichtlich der künftigen Perspektiven des Goldpreises etwas auf die Euphoriebremse und sagt: „Der Goldpreis hat auf Dollarbasis heuer schon über 25 Prozent zugelegt. Das ist historisch betrachtet sehr viel. Ich könnte mir daher gut vorstellen, dass es am Goldmarkt bis zum Jahresende zu einer milden Korrektur kommt.“ Zugleich geht er jedoch davon aus, dass der seit 2015 eingeschlagene Aufwärtstrend weiterhin intakt bleiben wird. Mit Blick auf die mit Spannung erwartete US-Präsidentschaftswahl, weist er auf die altbekannte Investmentregel „Politische Börsen haben kurze Beine“ hin. Dies bedeutet, dass es nach der US-Wahl je nach Ausgang kurzfristig durchaus zu grösseren Bewegungen kommen kann, mittel- bis langfristig glaubt er aber nicht, dass es relevant ist, wer US-Präsident wird. Langfristig werden Trends vor allem durch Angebot und Nachfrage dominiert.

Drei Fragen an die Privatkunden von pro aurum

An der auf proaurum.de durchgeführten Edelmetall-Stimmungsumfrage haben sich im September 289 Personen (August: 268) beteiligt. Mit der Kaufbereitschaft der Befragten ging es weiter bergab, was sich an der von 41,8 auf 31,0 Prozent rückläufigen Quote der Käufer ablesen lässt. Der Anteil abwartender Anleger tendierte hingegen deutlich nach oben und erhöhte sich im Berichtszeitraum von 45,0 auf 56,0 Prozent. Mit Abstand am geringsten war einmal mehr die Verkaufsbereitschaft ausgeprägt. Sie hat sich gegenüber dem Vormonat von 13,2 auf 13,0 Prozent leicht reduziert.

Goldreport 09/24: Gold mit neuem Rekordhoch über 2.600 Dollar

Bei der aktuellen Bewertung der Edelmetallpreise war im September eine wenig veränderte Stimmung zu beobachten. Aktuell sind 21,0 Prozent der Befragten (August: 22,2 Prozent) der Ansicht, dass bei den Edelmetallpreisen eine Unterbewertung vorliegt, während eine grosse Mehrheit von 58,0 Prozent (Vormonat: 56,7 Prozent) den Edelmetallen derzeit eine faire Bewertung attestiert. Wie in den Monaten, zuvor fiel der Anteil derer, die Edelmetalle gegenwärtig als überbewertet einstufen relativ gering aus. Hier gab es nämlich lediglich ein marginales Minus von 21,1 auf 21,0 Prozent zu vermelden.

Goldreport 09/24: Gold mit neuem Rekordhoch über 2.600 Dollar

Bei der Frage nach der künftigen Preisentwicklung der Edelmetalle in den kommenden drei Monaten kann man folgendes behaupten: Ungeachtet der neuen Rekordhöchststände des Goldpreises bleibt der Optimismus stark verbreitet. Mit der Quote der Optimisten ging es auf Monatssicht sogar von 57,5 auf 61,7 Prozent markant nach oben. Mit einem Seitwärtstrend rechnen mittlerweile lediglich 27,7 Prozent, womit der Wert des Vormonats in Höhe von 28,7 Prozent leicht unterschritten wurde. Pessimistische Prognosen sind indes weiterhin Mangelware. Dies kommt durch den jüngsten Rückgang von 13,8 auf 10,6 Prozent besonders gut zum Ausdruck.

Goldreport 09/24: Gold mit neuem Rekordhoch über 2.600 Dollar

Bildnachweis: Lemon_tm
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Bildquelle: www.istockphoto.com


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