Die Krisenwährung Gold setzte im September ihre Rekordfahrt fort und markierte oberhalb von 3.700 Dollar ein neues Rekordhoch. Schwacher Dollar und sinkende US-Zinsen waren hierfür hauptverantwortlich.

Gewinnmitnahmen nach Fed-Zinssenkung

Mit der am 17. September von der US-Notenbank Fed verkündeten Senkung der US-Leitzinsen um 25 Basispunkte legte der Goldpreis kurzzeitig eine Atempause ein, weil die Statements von Fed-Chef Jerome Powell weniger „taubenhaft“ als erwartet ausgefallen waren. Danach orientierte er sich aber wieder in rekordhohe Regionen. Insgesamt war der September durch eine stark ausgeprägte Zinshoffnung gekennzeichnet, schliesslich zeigt das FedWatch-Tool des Terminbörsenbetreibers CME Group aktuell eine Wahrscheinlichkeit von über 73 Prozent an, dass die Fed Funds bis Ende des Jahres ihr derzeitiges Niveau um 50 Basispunkte unterschreiten werden. Vor einem Monat lag dieser Wert bei lediglich 34 Prozent.

Die jüngste Zinsreduktion um 25 Basispunkte war auf die markante Schwäche des US-Arbeitsmarkts zurückzuführen. So stiegen bspw. die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe in der ersten Septemberwoche auf 263.000 und erreichten damit den höchsten Stand seit fast vier Jahren. Auch der Augustbericht des US-Arbeitsministeriums wies mit 4,3 Prozent die höchste Arbeitslosenquote seit Oktober 2021 aus. Hinzu kommt, dass die Beschäftigungsstatistik für die zwölf Monate bis März 2025 um 911.000 Stellen nach unten revidiert wurde – die grösste Korrektur seit dem Jahr 2000.

Wichtig zu wissen: Die Fed hat zwei Aufträge zu erfüllen. Dieses sogenannte duale Mandat beschreibt die beiden zentralen Ziele, die ihr der US-Kongress gesetzlich vorgibt. Zum einen soll sie für Preisstabilität sorgen und damit die Inflation in einem moderaten, vorhersehbaren Rahmen halten. Zum anderen hat sie den Auftrag, eine möglichst hohe Beschäftigung zu gewährleisten, also viele Menschen in Arbeit zu bringen, ohne dabei das Gleichgewicht der Preise zu gefährden. Im Unterschied zu anderen Zentralbanken, wie etwa der Europäischen Zentralbank, die sich vorrangig der Preisstabilität verschrieben hat, muss die Fed beide Ziele gleichzeitig im Blick behalten.

Dies führt in der Praxis häufig zu einem Balanceakt: Steigt die Inflation zu stark an, reagiert die Notenbank mit Zinserhöhungen, auch wenn diese das Wachstum bremsen und den Arbeitsmarkt schwächen. Umgekehrt senkt sie die Zinsen, wenn die Arbeitslosigkeit hoch ist, um die Konjunktur zu stützen, selbst wenn dadurch die Gefahr einer anziehenden Inflation entsteht. Das duale Mandat zwingt die Fed also dazu, Inflation und Arbeitsmarkt gleichgewichtig zu berücksichtigen und zwischen beiden Zielgrössen abzuwägen.

Donald Trump verfolgt bei der Federal Reserve eine Strategie, die auf stärkeren politischen Einfluss und eine raschere Lockerung der Geldpolitik abzielt. Er drängt auf deutlichere Zinssenkungen und versucht, den Kurs der Notenbank durch Personalentscheidungen zu beeinflussen. Ein Beispiel ist sein aktueller Konflikt mit Fed-Gouverneurin Lisa Cook, die er entlassen wollte, was weithin als Versuch gesehen wurde, unabhängige Stimmen innerhalb des Fed-Boards zu schwächen. Die Sorge um die Unabhängigkeit der Fed dürfte einer von vielen Gründen sein, warum der Goldpreis immer neue Höhen erreicht.

Politische Turbulenzen in der Eurozone

Der September lieferte dem Goldpreis aber auch politisch bedingten Rückenwind. Frankreich steckt derzeit in einer tiefen politischen Krise, ausgelöst durch das Scheitern von Premierminister François Bayrous Regierung nach einer verlorenen Vertrauensabstimmung im Parlament. Sein Sparprogramm über 44 Milliarden Euro sowie der Versuch, Feiertage abzuschaffen, stiessen auf starke Ablehnung – Bayrou musste letztendlich seinen Rücktritt einreichen. Präsident Emmanuel Macron ernannte mittlerweile Sébastien Lecornu zum neuen Premierminister. Auf ihn wartet eine Mammutaufgabe, schliesslich ist die Haushaltssituation prekär und die Kreditwürdigkeit Frankreichs wurde im Zuge der jüngsten Turbulenzen von der Ratingagentur Fitch herabgestuft.

Mit 114 Prozent der Wirtschaftsleistung gehört Frankreich – nach Griechenland (152,5 Prozent) und Italien (137,9 Prozent) – zu den drei am stärksten verschuldeten Länder der Eurozone. Beim Haushaltsdefizit landen die Franzosen im Ranking der unsolide finanzierten Mitgliedsstaaten sogar ganz oben. Dieses belief sich im vergangenen Jahr auf 5,8 Prozent des BIP und dürfte angesichts der politischen Instabilität in diesem Jahr eher steigen als fallen. Wenngleich die finanzielle Lage Deutschlands beim Blick auf die Verschuldung bzw. das Haushaltsdefizit deutlich besser als in unserem Nachbarland ausfällt, gilt eine Verschlechterung der Lage als relativ wahrscheinlich.

Robert Hartmann, Mitgründer von pro aurum, gibt mit Blick auf die Schulden innerhalb der Eurozone folgendes zu bedenken und sagt: „Die Leistungsfähigkeit der Staaten ist grundsätzlich davon abhängig, wie viele Leistungsträger in die Sozialsysteme einzahlen. Über lange Zeit hinweg kann man nur verteilen, was eingezahlt wird. Nahezu alle europäischen Staaten nutzen aber schon heute einen erheblichen Teil der Steuereinnahmen, um die Sozialsysteme zu finanzieren.“ Laut Hartmann könne dies langfristig nicht gut gehen – insbesondere dann, wenn immer weniger einzahlen und immer mehr Leistungen empfangen. Der Edelmetallprofi merkt in diesem Kontext an, dass Ausgabenkürzungen für Politiker fast schon ein Tabu seien, weil der Überbringer schlechter Nachrichten in der Regel bei der nächsten Wahl nicht mehr gewählt wird.

Deshalb würden sie eher dazu neigen, weitere Schulden aufzunehmen – so lange es noch geht. Für den Edelmetallexperten Hartmann ist aber eines völlig klar: „Irgendwann kommt es zu einem Vertrauensverlust der Investoren in die Staatsanleihen solcher Länder. Dann müssen die anderen Euro-Länder wohl in die Bresche springen, um den Euro zu retten.“ Bei der Euro-Einführung sei dieses Szenario eigentlich ausgeschlossen worden, aber wer spricht heute noch von den verpflichtenden Maastricht-Kriterien für den Euro. Seit Jahren gibt es fast kein Land mehr, das die Kriterien erfüllt. Für Robert Hartmann ist es lediglich eine Frage der Zeit, wann ein Land der Eurozone oder auch die USA das Vertrauen der Kapitalmärkte verliere und sagt: „Für dieses Szenario gibt es wenig, was Anleger vor massiven Verlusten schützt. Edelmetalle im Allgemeinen und Gold im Besonderen sind sicherlich Vehikel, mit denen Investoren solche Zeiten ohne grosse Vermögensschäden überstehen können.“

Gold bietet einerseits zwar weder Zinsen noch Dividenden, hat aber andererseits auch keine Schulden, weist kein Kontrahentenrisiko auf und hat seit seiner Existenz noch nie einen Totalverlust erlitten. Diese Vorteile scheinen unter Investoren immer wichtiger zu werden. Und sollten die Zentralbanken ihre expansive Geldpolitik fortsetzen, sind weitere Umschichtungen in Gold denkbar. Nach einer Schätzung von Goldman könnte bereits eine Umschichtung von nur einem Prozent der in Privatbesitz befindlichen US-Staatsanleihen den Goldpreis auf 5.000 Dollar treiben. Die Analysten von UBS und Deutscher Bank gaben sich im September ebenfalls optimistisch und haben ihre Prognose für den Goldpreis mitunter kräftig erhöht. Edelmetallprofi Hartmann zeigte sich überrascht, dass die beiden Grossbanken jetzt Kursziele von 4.000 Dollar pro Feinunze Gold nennen, schliesslich hat der Goldpreis in diesem Jahr bereits um satte 42 Prozent zugelegt (Stand 25.9.2025). In Euro gerechnet beträgt das Plus immerhin rund 25 Prozent.

Der Edelmetallexperte merkt an, dass Grossbanken in den vergangenen Jahren eher zurückhaltend bis pessimistisch waren, was den weiteren Kursverlauf des gelben Edelmetalls angeht. Andererseits seien es bis zum Erreichen der Kursziele aber lediglich etwas mehr als 10 Prozent. Als langfristig orientierter Anleger findet er es wichtig, dass man auch einmal langfristige Charts betrachtet. Da könne man nämlich seit Oktober 2023 einen extrem beschleunigten Aufwärtstrend erkennen, schliesslich hat sich der Goldpreis seither glatt verdoppelt. Er sagt: „Ich bin seit 1985 im Edelmetallmarkt beruflich aktiv und kann mich nicht erinnern, so eine Performance in einer so kurzen Zeit schon einmal erlebt zu haben und empfehle Anlegern daher, sich Ihr Portfolio genau anzuschauen. Liegt der Edelmetallanteil aufgrund der Kursanstiege oberhalb des gewünschten Zielkorridors bietet sich die aktuelle Kursstärke zum Abbau der überschüssigen Bestände an – in Fachkreisen auch Rebalancing genannt.“ Eine grundsätzliche Reduzierung des Edelmetallanteils – laut Hausmeinung von pro aurum sollte diese zwischen 5 und 25 Prozent liegen – wird aber nicht empfohlen.

Goldminen erwachen aus ihrer Lethargie

Deutlich besser als der Goldpreis haben sich in diesem Jahr zweifellos Goldminenaktien entwickelt. Während die Krisenwährung um 42 Prozent zulegte, hat sich der Goldminenindex NYSE Arca Gold BUGS in etwa verdoppelt und somit eine beachtliche Hebelwirkung erzielt. Edelmetallexperte Hartmann geht davon aus, dass die Minen auch in den kommenden zwölf Monaten deutlich stärker steigen werden als Gold, schließlich seien die Margen bei den Goldminen noch nie so hoch gewesen wie heute. Davon profitierte auch der Fonds pro aurum Valueflex, der in diesem Jahr bereits 60 Prozent Kursgewinne aufweist. Neben einem Anteil von 25 Prozent an physischem Gold hält dieser Fonds aktuell vor allem Rohstoffaktien aus dem Edelmetall und Uran-Sektor. Hinsichtlich der Goldminenbranche zieht Robert Hartmann folgendes Fazit und sagt: „Die Förderung von Gold wird kurzfristig nicht signifikant steigen, da der Aufbau einer neuen Mine von der Planung bis zur ersten Förderung fünf bis sieben Jahre dauert. Die einzige Quelle, die das Goldangebot signifikant erhöhen kann, stellt der Ankauf von Altgold bzw. das Altgoldrecycling dar.“ Er weist darauf hin, dass aktuell viele Menschen die hohen Goldpreise zum Verkauf ihrer alten Schmuckstücke nutzen. Übrigens: Nicht wenige investieren das erhaltene Geld wieder direkt in Goldmünzen bzw. -barren.

Drei Fragen an die Privatkunden von pro aurum

An der im Internet durchgeführten Edelmetall-Stimmungsumfrage von pro aurum haben sich im September 101 Personen (August: 222 Teilnehmer) beteiligt. Erneut ging es unter den Befragten mit der Kaufbereitschaft spürbar bergab. Sie hat sich gegenüber dem Vormonat 38,2 auf 31,7 Prozent reduziert. Nachdem im August noch 51,3 Prozent der Umfrageteilnehmer eine abwartende Haltung eingenommen haben, sank dieser Wert auf 48,5 Prozent ab. Kräftig verstärkt hat sich im Berichtszeitraum indes die Verkaufsbereitschaft – die von 10,5 auf 19,8 Prozent zugenommen hat.

Befragt nach der aktuellen Bewertung der Edelmetallpreise fiel im September auf, dass trotz des deutlich gestiegenen Goldpreises eine wachsende Zuversicht auszumachen war. Aktuell stufen 24,7 Prozent der Befragten die Edelmetallpreise als unterbewertet ein, nachdem im August ein Wert von 21,9 Prozent registriert worden war. Eine faire Bewertung sieht derzeit eine Mehrheit von 52,5 Prozent (August: 53,4 Prozent). Leicht gelitten hat die Ansicht, dass Edelmetalle derzeit überbewertet sind. Hier stellte sich gegenüber dem Vormonat ein Rückgang von 24,7 auf 22,8 Prozent ein.

Bei der Frage nach der künftigen Preisentwicklung der Edelmetalle in den kommenden drei Monaten kam es zu heftigen Verwerfungen. So brach der Anteil der Optimisten, die steigende Preise erwarten, im Berichtszeitraum von 56,2 auf 14,9 Prozent regelrecht ein. Im Gegenzug hat sich die Einschätzung, dass die Edelmetallpreise künftig seitwärts tendieren werden, kräftig erhöht. Hier stellte sich im Berichtszeitraum nämlich ein massiver Zuwachs von 30,1 auf 59,4 Prozent ein. Fallende Edelmetallpreise erwarten mittlerweile von 25,7 Prozent (Vormonat: 13,7 Prozent) der Befragten und damit deutlich mehr als im August.

Bildnachweis: NuriAlam
Bildnummer: 1380086475
Bildquelle: www.stock.adobe.com


Immer aktuell informiert: Folgen Sie pro aurum

So verpassen Sie nichts mehr! Informationen und Chartanalysen, Gold– und Silber-News, Marktberichte, sowie unsere Rabattaktionen und Veranstaltungen.
Facebook | Instagram | LinkedIn | Twitter

Der pro aurum-Shop

Die ganze Welt der Edelmetalle finden Sie in unserem Shop: proaurum.ch