Im Oktober verzeichnete der Goldpreis aufgrund des Kriegs zwischen Israel und palästinensischen Terroristen ein markantes Plus. Bislang erzielte die altbewährte Krisenwährung mit plus 7,9 Prozent den höchsten Monatsgewinn seit November 2022.

Inflation an geopolitischen Krisenherden

Die jüngste Kursrally beendete auf einen Schlag die seit mehreren Monaten anhaltende Talfahrt des Goldpreises. Im Oktober hat sich das gelbe Edelmetall in der Spitze um elf Prozent verteuert und im Zuge dieser Entwicklung den höchsten Stand seit Mai dieses Jahres markiert. Auf Eurobasis gelang ihm mit fast 1.900 Euro sogar ein neues Rekordhoch. Die Sorge, dass sich der regionale militärische Konflikt zwischen Terroristen der Hamas bzw. Hisbollah auf der einen Seite und Israel auf der anderen Seite zu einem Flächenbrand entwickeln könnte, war hierfür hauptverantwortlich. Zusammen mit Russlands Krieg gegen die Ukraine und den wachsenden geopolitischen Spannungen zwischen China und den USA bzw. diversen Nachbarstaaten (Taiwan und den Philippinen) hat sich beim Goldpreis mittlerweile eine relativ hohe Risikoprämie gebildet. Derzeit deutet wenig darauf hin, dass sich die weltweiten Krisen in Wohlgefallen auflösen werden.

Robert Hartmann, Mitgründer von pro aurum, weist darauf hin, dass geopolitische Ereignisse normalerweise beim Goldpreis eher eine kurzfristige Rolle spielen. Der Krieg zwischen Israel und der Terrorgruppe Hamas könnte hier aber zu einer Ausnahme werden, wenn sich weitere Akteure einmischen. Und leider ist die Gefahr gross, schliesslich hat sich der Libanon, Iran, die USA und zuletzt auch China nicht nur mit Worten in Stellung gebracht. Der Edelmetallprofi sagt: „Die Situation ist brandgefährlich und nicht kalkulierbar. Ich rechne je nach Verlauf mit einer deutlich erhöhten Volatilität bei den Edelmetallen – in beide Richtungen.“

Zinssorgen rücken in den Hintergrund

Die deutlich gestiegenen Renditen bei US-Staatsanleihen blendeten die Akteure an den Goldmärkten bislang komplett aus. Zeitweise waren bei Papieren mit zehn und 30 Jahren mehr als fünf Prozent p.a. zu verdienen. Normalerweise haben diese sogenannten Opportunitätskosten, die durch den beim Goldbesitz zwangsläufig notwendigen Zinsverzicht entstehen, den Goldpreis in diesem Jahr immer wieder ausgebremst. Mit US-Staatsanleihen können Investoren seit einiger Zeit die Inflation übertreffen und somit positive Realzinsen erzielen. Dies war vor allem auf die Kombination von rasant gestiegenen Zinsen und einer deutlich rückläufigen Inflation zurückzuführen.

In Deutschland sind wir von einem solchen Szenario aber noch ein gutes Stück entfernt. Die jüngste Goldpreisrally deutet darauf hin, dass an den Finanzmärkten wieder andere Prioritäten gesetzt werden und das Schutzbedürfnis der Geldanleger eindeutig im Vordergrund steht, schliesslich gab es an den internationalen Aktienmärkten in den vergangenen Monaten kräftige Verluste zu beklagen. Insbesondere europäische Leitindizes wie der DAX oder der Euro Stoxx 50 haben seit ihrem Jahreshoch in der Spitze mehr als zehn Prozent verloren.

Als besonders interessant sollten Geldanleger die Tatsache interpretieren, dass Staatsanleihen hoher Bonität während des Ausverkaufs an den internationalen Aktienmärkten nicht sonderlich stark gefragt waren, was sich an den weiterhin hohen Renditen ablesen lässt. Offensichtlich wird diese Anlageklasse nicht mehr als „sicherer Hafen“ wahrgenommen, was angesichts explodierender Schuldenberge und hoher Inflationsraten nicht allzu sehr verwundern sollte. Über Generationen hinweg kann man eines mit Fug und Recht behaupten: Gold erwies sich als deutlich sicherer als Anleihen.

Edelmetallexperte Hartmann geht davon aus, dass die nächsten Wochen extrem spannend werden und stellt deshalb folgende Fragen: Wie weit treiben es die Notenbanken bei der Bekämpfung der Inflation? Nehmen sie schwere Rezessionen in Kauf? Oder knicken Sie bei den nächsten Hiobsbotschaften aus der Wirtschaft ein? Am vergangenen Donnerstag hatte die EZB ja bereits eine Zinspause verkündet nach zehn Zinserhöhungen in Folge. Robert Hartmann meint: „Ich denke, am Ende wird es wieder so sein wie in den vergangenen 15 Jahren. Spitzen sich die Dinge zu, dann kommen die Zentralbanken mit Liquidität zur Hilfe.“ Für ihn ist somit eines völlig klar: Am europäischen Zinsmarkt wird auch in Zukunft real nichts zu verdienen sein.

Stimmungswechsel unter Terminspekulanten

Überraschenderweise hat an den US-Terminmärkten die Stimmung unter den hochspekulativen Marktakteuren nicht unmittelbar nach dem terroristischen Überfall der Hamas auf Israel, sondern erst eine Woche später gedreht. Der seit dem 10. Oktober registrierte Stimmungsumschwung unter grossen Terminspekulanten (Non-Commercials) fiel dann aber relativ heftig aus. Diese haben nämlich innerhalb von lediglich zwei Wochen ihre Long-Seite um mehr als 31.000 Kontrakte aufgestockt und zugleich ihr Short-Exposure um 46.800 Futures reduziert. Dadurch hat sich deren Netto-Long-Position (mehrheitlich optimistisch gestimmt) von 71.400 auf 149.400 Kontrakte (+109 Prozent) erhöht, was papiermässig einer gekauften Goldmenge von über 242 Tonnen entspricht. Zur Erinnerung: Mit 195.800 Futures war diese Gruppe im Mai dieses Jahres hinsichtlich ihrer Wetten auf einen steigenden Goldpreis deutlich zuversichtlicher gestimmt. In der gegenwärtigen Marktlage lässt dies auf erhebliches Nachholpotenzial schliessen.

Eine starke Nachfrageflaute herrscht allerdings seit einigen Monaten im globalen ETF-Sektor, der normalerweise ebenfalls einen starken Einfluss auf den Goldpreis ausübt. In den Monaten Juni bis September wies der World Gold Council auf seiner Website Goldabflüsse im Gesamtvolumen in Höhe von über 195 Tonnen aus, von denen der Löwenanteil auf die Regionen Nordamerika (minus 122,7 Tonnen) und Europa (minus 81,2 Tonnen) entfiel, während vor allem in Asien im selben Zeitraum Zuflüsse von immerhin 14,2 Tonnen Gold registriert wurden.

Robert Hartmann weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass ETF-Investoren von Natur aus eher als weniger spekulativ einzustufen sind als beispielsweise die Akteure an den Futures-Märkten. Von daher ist es derzeit eher negativ zu werten, dass es bei ETFs seit Monaten substanzielle Goldabflüsse zu beobachten gibt. Sobald man sich allerdings die Goldpreise in verschiedenen Währungen und nicht nur im US-Dollar ansieht, könne man unschwer erkennen, dass Gold in vielen Landeswährungen nahe der historischen Höchstkurse notiert oder gerade dabei ist, neue Hochs zu markieren. Der erfahrene Edelmetallprofi weist darauf hin, dass der Trend zu Gold ungebrochen ist und sagt: „Das Gold wertet gegenüber nahezu allen Währungen seit Jahren auf. Und das ist nach den jahrelangen Geld- und Verschuldungsorgien der Staaten auch genau das, was seine Funktion ist.“

Oktober: Verstärkte Gewinnmitnahmen

In Euro gerechnet hat sich der Goldpreis während der vergangenen drei Wochen besonders rasant entwickelt. Dadurch nahm die Abgabeneigung der Kunden von pro aurum deutlich zu. Es gab sogar Handelstage, an denen mehr Ware an pro aurum verkauft als von Kunden gekauft wurde. Viele Investoren machen jetzt offenbar „Kasse“ und nehmen ihre Gewinne mit. Dabei stellt sich allerdings folgende Frage bleibt: Wohin mit den Erlösen aus den Verkäufen? Die Börsen schwächeln, die Immobilienpreise korrigieren und auf dem Zinsmarkt kann man nach Abzug der Inflationsrate nur negative Renditen erwirtschaften. Besonders stark verkauft wurden übrigens Goldbarren ab 100 Gramm, wobei sich die durchschnittliche Ordergrösse auf 15.000 bis 20.000 Euro deutlich erhöht hat.

Drei Fragen an die Privatkunden von pro aurum

An der Edelmetall-Stimmungsumfrage von pro aurum beteiligten sich im Oktober insgesamt 707 Personen (Vormonat: 2.706). Im Zuge des deutlich gestiegenen Goldpreises hat sich unter den Befragten eine von 44,4 auf 39,2 Prozent rückläufige Kaufbereitschaft eingestellt. Deutlich mehr als die Hälfte der Umfrageteilnehmer warten nun erst einmal ab. Deren Quote hat sich im Oktober von 50,1 auf 53,6 Prozent erhöht. Leichte Zugewinne gab es auch bei der Verkaufsbereitschaft zu vermelden, wo ein Anstieg von 5,5 auf 7,2 Prozent registriert worden war.

Goldreport 10/23: Marke von 2.000 Dollar wieder in Reichweite

Bei der Frage hinsichtlich der Bewertung des Goldpreises war im Berichtszeitraum unter den Befragten ein starker Stimmungsumschwung zu beobachten. Nachdem im September noch eine grosse Mehrheit von 62,0 Prozent der Meinung war, dass die Edelmetallpreise gegenwärtig unterbewertet seien, brach diese Quote auf 46,4 Prozent regelrecht ein. Stark zugenommen hat hingegen die Ansicht, dass derzeit eine faire Bewertung vorliege. Hier gab es nämlich einen kräftigen Zuwachs von 26,9 auf 41,2 Prozent zu vermelden. Eine Überbewertung sehen mittlerweile 12,4 Prozent der Befragten (September: 11,1 Prozent).

Goldreport 10/23: Marke von 2.000 Dollar wieder in Reichweite

Eine überraschende Entwicklung gab es hinsichtlich der Beurteilung der weiteren Preisentwicklung der Edelmetalle in den kommenden drei Monaten. Trotz des starken Goldpreises nahm im Oktober der Optimismus deutlich zu. Während im Vormonat lediglich 38,3 Prozent der Befragten steigende Edelmetallpreise prognostiziert hatten, kletterte dieser Wert im Oktober auf 54,2 Prozent. Die Einschätzung, dass wir einen Seitwärtstrend sehen werden, verzeichnete hingegen einen markanten Rückgang von 47,6 auf 35,9 Prozent. Ebenfalls nachgelassen hat die Anzahl der Pessimisten. Hier stellte sich auf Monatssicht nämlich ein Minus von 14,1 auf 9,9 Prozent ein.

Goldreport 10/23: Marke von 2.000 Dollar wieder in Reichweite

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