Der Goldpreis eilt von einem Rekordhoch zum nächsten, hat mittlerweile die Marke von 2.700 Dollar bzw. 2.500 Euro deutlich hinter sich gelassen und im Oktober den vierten Monatsgewinn in Folge erzielt. Seit dem Jahreswechsel legte Gold um 34 Prozent (USD) bzw. 37 Prozent (EUR) zu.

Gold – Kaufargumente überwiegen nach wie vor

Viele Marktteilnehmer fragen sich allerdings, wie man die diesjährige Goldpreissteigerung begründen kann. Sicherlich sind die Käufe der Notenbanken ein gewichtiges Argument. Darauf hat im Oktober z.B. Frank Holmes, der angesehene Goldexperte und Chief Executive Officer (CEO) bzw. Chief Investment Officer (CIO) der Investmentgesellschaft U.S. Global Investors, in seinem Finanz-Blog „Frank Talk“ hingewiesen. Beim Blick zurück fällt ihm nämlich auf, dass die internationalen Notenbanken ungefähr 36.000 Tonnen Gold und damit ungefähr 20 Prozent der global zu Tage geförderten Goldmenge absorbiert haben. Des Weiteren merkt er an, dass in den vergangenen zehn Jahren jede achte Feinunze der globalen Goldfördermenge bei den Zentralbanken gelandet ist. Damit übertrafen deren Goldkäufe seit dem Jahr 2009 stets die -verkäufe. Russland und China erwiesen sich mit Käufen von 1.230,6 Tonnen bzw. 1.210,2 Tonnen in den vergangenen zehn Jahren als besonders goldhungrig. Frank Holmes interpretiert Gold übrigens als „ultimatives Sicherheitsnetz“.

Geholfen haben dem Goldpreis aber auch die Bestrebungen einiger BRICS-Staaten, ihre US-Dollarreserven zugunsten des gelben Edelmetalls abzubauen. So diskutiert der lose Staatenbund, dem neben Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika seit Anfang 2024 auch, Ägypten, Argentinien, Äthiopien, Iran, Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate angehören, über die Einführung einer gemeinsamen Währungseinheit, um der Dominanz von Dollar & Co und der damit verbundenen Sanktionsgefahr zu begegnen. Diese Alternative soll nach aktuellen Plänen zu 40 Prozent mit Gold hinterlegt sein und zu 60 Prozent aus einem Währungskorb der jeweiligen Mitgliedsländer bestehen.

Echte Fortschritte oder gar Erfolgsmeldungen gab es auch beim jüngsten BRICS-Gipfeltreffen im russischen Kasan allerdings nicht zu vermelden. Im Rahmen dieses Treffens schlug der russische Machthaber Putin nun vor, eine BRICS-Edelmetallbörse zu gründen. Offensichtlich scheinen ihm die westlichen Sanktionen doch einige Probleme zu bereiten. Nur zur Erinnerung: Die LBMA hat im März 2022, nach der russischen Invasion in der Ukraine, die Akkreditierung für russische Goldraffinerien ausgesetzt. Dies bedeutet, dass russische Raffinerien nicht mehr als „Good Delivery“-Lieferanten gelistet und deren Goldbarren somit nicht mehr für den LBMA-Handel zugelassen sind.

Unter charttechnischen Aspekten deuten beim gelben Edelmetall zwar einige technische Indikatoren auf eine überkaufte Situation hin, als triftiger Grund zum massiven Verkauf von Gold eignet sich dieser Sachverhalt allerdings nicht. Auf der Charttechnik-Website Tradingview legen zum Beispiel von den insgesamt 26 erfassten Parametern gegenwärtig 15 das „Kaufen“, zehn das „Halten“ und lediglich einer das „Verkaufen“ von Gold nahe. Geldanleger, die das Edelmetall weniger als Spekulationsobjekt, sondern eher als langfristiger Vermögens-, Krisen- und Inflationsschutz betrachten, können die Charttechnik getrost außer Acht lassen. Mit Blick auf die Fundamentaldaten spricht mehr denn je für den Tausch von Geld in Gold.

US-Schuldenberg spricht für Goldbesitz

Laut einem Bericht des überparteilichen und gemeinnützigen Committee for Responsible Federal Budget würden bspw. sowohl die Wirtschaftspläne von Donald Trump als auch die von Kamala Harris die US-Staatsschulden weiter in die Höhe treiben. Trumps Wirtschaftsplan würde in den nächsten zehn Jahren den Schuldenberg (aktuell: 35,5 Billionen Dollar) um 7,5 Billionen Dollar erhöhen, während die Vorschläge von Harris schätzungsweise 3,5 Billionen Dollar kosten würden. Das heißt: Egal, wer die Wahl am 5. November gewinnen wird, mit einer nachhaltigen Reduktion des Schuldenbergs sollte besser nicht gerechnet werden. Nur zur Erinnerung: Derzeit beläuft sich die US-Staatsverschuldung auf mehr als 123 Prozent des Bruttosozialprodukts. Weil die weltweiten Goldvorkommen begrenzt sind und sich die handelbare Goldmenge (im Gegensatz zu Geld) nicht auf Knopfdruck vermehren lässt, dürfte das beim gelben Edelmetall nicht vorhandene Kontrahentenrisiko weiterhin ein starkes Kaufargumen darstellen.

Robert Hartmann, Mitgründer von pro aurum, weist auf folgendes hin und sagt: „Es ist kein Geheimnis, dass die Staatsverschuldung weltweit ausufert. Deshalb sollte man sich unbedingt fragen: Wie lange lässt sich das noch durchhalten und wann verlieren die Investoren das Vertrauen in die Werthaltigkeit von Staatsanleihen?“ Angesehene Anlagestrategen wie Stanley Druckenmiller oder Paul Tudor Jones kaufen mittlerweile keine Anleihen mehr. Der Erstgenannte habe sogar eine massive Wette auf fallende Anleihekurse abgeschlossen. Beide investieren stattdessen in Rohstoffe, Gold und Bitcoin.

In dieses Bild passe laut Edelmetallprofi Hartmann auch, dass der Internationale Währungsfonds im Oktober wegen der weltweit weiterhin stark steigenden Schuldenstände der Länder eine erneute Warnung ausgegeben hat. Der Edelmetallexperte zieht deshalb folgendes Fazit und sagt: „Sollten Anleger ernsthaft und in großem Stil beginnen, sich aus Mangel an Vertrauen in die Schuldendienstfähigkeit von Staaten aus deren Staatsanleihen verabschieden, würde der Goldpreis exorbitant ansteigen – und am Ende wahrscheinlich fünfstellige Notierungen erreichen.“

Anhaltendes Interesse an Gold-ETFs

Der Oktober war dadurch gekennzeichnet, dass Investoren verstärkt „Papiergold“ in Form von physisch hinterlegten Gold-ETFs gekauft haben. Seit Ende September hat sich z.B. die gehaltene Goldmenge des weltgrößten Gold-ETFs SPDR Gold Shares von 871,94 Tonnen auf 889,78 Tonnen erhöht (+2,0 Prozent) und zu einem Marktwert von 79,19 Milliarden Dollar geführt. Dies stellte in diesem Jahr zugleich den stärksten Mengen- und Wertzuwachs pro Monat dar.

Laut Daten des World Gold Council steigt damit die Chance, dass der globale ETF-Sektor erstmals seit 2020 auf Gesamtjahressicht wieder Zuflüsse vermelden kann. Nach Goldabflüssen im Volumen von 188,8 Tonnen (2021), 109,5 Tonnen (2022) und 244,2 Tonnen (2023) sind die im ersten Halbjahr registrierten Goldabflüsse von 120,1 Tonnen mittlerweile auf nur noch 25,4 Tonnen dahingeschmolzen. Während sich die Goldbestände asiatischer ETFs seit Ende Dezember um 48,2 Tonnen erhöht haben, verzeichneten nordamerikanische Gold-ETFs ein Lagerminus von 18,5 Tonnen. Trotz der Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten war bei europäischen ETFs überraschenderweise ein regelrechter „Aderlass“ von etwas mehr als 60 Tonnen zu beklagen. Doch in den vergangenen Monaten wechselten auch europäische ETF-Investoren wieder in den Kaufmodus und verbesserten mit Blick auf die Entwicklung der Goldbestände die Chance auf einen versöhnlichen Jahresausklang.

Oktober: Aufgelder auf attraktivem Niveau

Im Oktober herrschte reges Treiben in den Schalterhallen der pro aurum Filialen. Und auch über den Onlineshop kamen viele Aufträge herein – an manchen Tagen waren mehr Käufer zu sehen und an anderen Tagen mehr Verkäufer. Die Aufgelder sind historisch betrachtet relativ niedrig. Einschränkungen, was die Warenverfügbarkeit angeht, gibt es derzeit nicht. Was pro aurum ein wenig zu schaffen gemacht hat, waren allerdings Streiks bei unseren Wertelogistikpartnern. Das hat dazu geführt, dass die Auslieferung von einigen Sendungen erst ein paar Tage später als gewohnt erfolgen konnten.

Sowohl bei deutschen als auch bei europäischen Privatinvestoren sei laut Robert Hartmann bislang keine Euphorie erkennbar. Im Gegenteil – nicht wenige der pro-aurum-Kunden hätten sich von Teilen ihrer Goldbestände getrennt und Kasse gemacht. Dies sei auch wenig verwunderlich, denn einige von diesen Privatanlegern haben sich frühzeitig in den Markt eingekauft und realisierten nun Gewinne von teilweise mehr als 600 Prozent. Edelmetallprofi Hartmann konstatiert: „Der Goldpreis klettert seit geraumer Zeit an einer ‚Wall of Worry‘ hoch und die ist bekanntermaßen eher von Angst und Sorgen geprägt und nicht von Euphorie.“

Dank der zahlreichen Rekorde nahm die Präsenz von Gold in den Medien deutlich zu. In der Vergangenheit war es jedoch meistens kein gutes Zeichen, wenn es der Goldpreis auf die Titelseiten der großen Zeitungen geschafft hat. Robert Hartmann äußert sich hinsichtlich der weiteren Perspektiven des Goldpreises relativ zurückhaltend und sagt: „Kurzfristig erscheint mir der Kursanstieg des Goldes etwas übertrieben. Ich rechne daher in den kommenden Wochen nicht mit starken Zugewinnen, sondern eher mit einer Konsolidierung auf hohem Niveau.“

Drei Fragen an die Privatkunden von pro aurum

Im Oktober haben sich 552 Personen an der auf proaurum.de durchgeführten Edelmetall-Stimmungsumfrage (September: 289) beteiligt. Trotz der Flut an neuen Rekordhochs ging es mit der Kaufbereitschaft der Befragten deutlich nach oben. Hier gab es nämlich einen Quotenanstieg von 31,0 auf 39,7 Prozent zu vermelden. Beim Anteil abwartender Anleger war im Berichtszeitraum hingegen ein kräftiger Rückgang von 56,0 auf 48,1 Prozent registriert worden. Die Verkaufsbereitschaft hat gegenüber dem Vormonat ebenfalls nachgelassen und sich von 13,0 auf 12,2 Prozent leicht reduziert.

Goldreport 10/24: Rekorde wie am Fliessband

Im Oktober war die aktuelle Bewertung der Edelmetallpreise dadurch gekennzeichnet, dass sich unter den Befragten die Ansicht verstärkt hat, dass derzeit eine Unterbewertung vorliegt. Hier stellte sich gegenüber dem Vormonat ein Anstieg von 21,0 Prozent auf 32,1 Prozent ein. Eine faire Bewertung sehen mittlerweile mit 49,4 Prozent fast die Hälfte der Umfrageteilnehmer (September: 58,0 Prozent), während im Berichtszeitraum der Anteil derer, die Edelmetalle derzeit als überbewertet einstufen, von 21,0 auf 18,5 Prozent gesunken ist.

Goldreport 10/24: Rekorde wie am Fliessband

Befragt nach der künftigen Preisentwicklung der Edelmetalle in den kommenden drei Monaten hat sich der Optimismus erneut verstärkt. Nachdem im September 61,7 Prozent der Befragten steigende Edelmetallpreise prognostiziert hatten, kletterte dieser Wert im Oktober auf 65,9 Prozent. Einen Seitwärtstrend erwarten mittlerweile 26,3 Prozent der Befragten (September: 27,7 Prozent). Am geringsten ausgeprägt kann man weiterhin den Pessimismus ansehen. Gegenüber dem Vormonat war hier nämlich ein Quotenrückgang von 10,6 auf 7,8 Prozent registriert worden.

Goldreport 10/24: Rekorde wie am Fliessband

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