Der Goldpreis zeigte im Oktober starke Kursschwankungen. Nach einem Rekordhoch von mehr als 4.380 Dollar stürzte die Krisenwährung regelrecht ab. Bis zum 23. Oktober verbuchte sie mit 4.111 Dollar dennoch ein Monatsplus von 6,5 Prozent.

Heftige Gewinnmitnahmen nach Rekordhoch

Der Goldpreis hat im Oktober zunächst eine ausgesprochen starke Aufwärtsbewegung verzeichnet und legte gegenüber Ende September zeitweise um über 13 Prozent zu. Zur Erinnerung: Im Monat zuvor erzielte er bereits ein Plus von 11,9 Prozent. Die positive Entwicklung wurde von einer Kombination aus geo- bzw. handelspolitischen Spannungen, geldpolitischen Erwartungen und gestiegenen Risiken im US-Bankensektor getragen. Der „sichere Hafen“ Gold war einmal mehr stark gefragt – kein Wunder, schliesslich eignet sich das gelbe Edelmetall vorzüglich, um nachhaltigen Werterhalt ausserhalb von Banken zu betreiben.

In der zweiten Monatshälfte generierten dann erneute Turbulenzen im US-Bankensystem neue Goldpreisrekorde. Massive Probleme bei den Regionalbanken Zions Bancorporation und Western Alliance Bancorp. weckten Erinnerungen an die US-Regionalbankenkrise vom Frühjahr 2023, als die Silicon Valley Bank und die Signature Bank kollabierten. Anleger befürchteten erneut, dass das „Too big to fail“-Prinzip nur für die grossen Institute gelte – kleinere Banken hingegen schutzlos blieben. Diese Unsicherheit führte zu temporären Kapitalabflüssen aus dem Finanzsektor in sichere Anlagen wie Gold, was die Nachfrage weiter anheizte.

Parallel dazu setzte sich an den Märkten die Erwartung durch, dass die US-Notenbank Federal Reserve ihren Zinssenkungskurs fortsetzen wird. Nach mehreren Jahren restriktiver Geldpolitik signalisieren die jüngsten Inflationsdaten und Wachstumsprognosen, dass erheblicher Spielraum für geldpolitische Lockerungen besteht. Laut dem FedWatch-Tool des Terminbörsenbetreibers CME Group gilt es als nahezu sicher, dass wir sowohl am 29. Oktober (Wahrscheinlichkeit: 96,7 Prozent) als auch am 10. Dezember (96,1 Prozent) Zinssenkungen um jeweils 25 Basispunkte sehen werden. Da Gold keine laufenden Erträge abwirft, gewinnt es in einem Umfeld fallender Zinsen normalerweise an Attraktivität, weil die aus dem Zinsverzicht resultierenden Opportunitätskosten sinken. Einige Analysten sprachen deshalb von einem „perfekten Umfeld“ für das Edelmetall – niedrige Renditen, hohe Unsicherheit und geopolitische Spannungen. Lediglich in einem Marktsegment droht eine nachlassende Nachfrage: Im Schmucksektor wirkt sich nämlich ein hoher Goldpreis meist als Nachfragedämpfer aus.

Am 21. Oktober trübte sich an den Goldmärkten aufgrund von Gewinnmitnahmen die Stimmung aber stark ein. Hoffnungen auf eine baldige Lösung im Handelsstreit zwischen China und den USA sowie der starke Dollar wurden als Gründe für die Talfahrt der Krisenwährung genannt. Aus charttechnische Sicht kann man die jüngste Korrektur als gesunde Entwicklung einordnen, schliesslich hat der Goldpreis seit Ende Juli um rund 1.000 Dollar zugelegt. Ausserdem ist der langfristige Aufwärtstrend nach wie vor intakt. Dessen unter Begrenzung verläuft derzeit bei 3.600 Dollar – also deutlich unter dem gegenwärtigen Niveau.

Goldpreis von 10.000 Dollar möglich

Für ein hohes Mass an Aufmerksamkeit sorgte im Oktober die Preisprognose von Jamie Dimon, dem Chef der grössten US-Bank JPMorgan Chase. Dimon hält auf lange Sicht einen Goldpreis von 10.000 Dollar für möglich und begründet dies folgendermassen: Die Weltwirtschaft stehe vor einem strukturellen Schuldenproblem und Gold sei einer der wenigen Werte, die Vertrauen unabhängig vom Finanzsystem verkörpern. Dimons Einschätzung löste an den Märkten lebhafte Diskussionen aus – zumal er in der Vergangenheit eher als Skeptiker alternativer Anlageformen bekannt war. So stufte der US-Banker im Jahr 2017 den Bitcoin als Betrug ein, mittlerweile bietet JPMorgan Chase seiner Kundschaft sogar Zugang zu Bitcoin-Produkten an und die hauseigenen Analysten trauen der Kryptowährung sogar einen Anstieg auf 165.000 Dollar zu.

Robert Hartmann, Mitgründer von pro aurum, zeigte sich von der Goldpreisrally im Oktober überrascht und sagte: „Ich bin seit dem Jahr 1985 im Goldhandel tätig und kann mich nicht erinnern, jemals eine vergleichbare Rally erlebt zu haben. Insbesondere die Trendbeschleunigung seit dem Januar 2024 lässt mich ehrlich gesagt staunen.“ Dabei merkt er an, dass sich der Goldpreis innerhalb von weniger als zwei Jahren mehr als verdoppelt habe, alle charttechnischen Indikatoren überhitzt waren und nach einer signifikanten Korrektur förmlich „geschrien“ haben. Vielleicht hat diese mit dem Kursrückgang am 21. Oktober begonnen? Bis dahin verliefen alle Versuche erfolglos, den Goldpreis signifikant zu drücken. Aber ein Rückgang von in der Spitze knapp 300 Dollar oder rund 8 Prozent an einem Handelstag sei schon ein Ausrufezeichen und eine Warnung an alle kurzfristig orientierten Goldspekulanten.

Zugleich wies der erfahrene Edelmetallprofi darauf hin, dass Silber in der ersten Oktoberhälfte sein aus dem Jahr 1980 stammendes Rekordhoch bei 50 Dollar überschritten hat und meint: „Dies war eigentlich mehr als überfällig. Das Gold/Silber-Ratio notiert aktuell immer noch über 80. Das ist historisch betrachtet zu hoch und eröffnet dem Weissmetall gute Chancen, sich in der Zukunft besser als Gold zu entwickeln.“ Trotz der diesjährigen Aufwärtsbewegung stuft er Goldminen, historisch betrachtet, weiterhin als unterbewertet ein und sagt: „An kursschwachen Tagen sollte man sich hier engagieren.“

US-Shutdown dauert bereits über drei Wochen

Der aktuelle Shutdown in den USA, der bereits seit dem 1. Oktober andauert, blockiert weite Teile der föderalen Verwaltung. Hintergrund ist ein Haushaltsstreit zwischen Republikanern und Demokraten über Ausgabenprogramme und das Anheben der Schuldenobergrenze. Viele Bundesbehörden arbeiten seither nur eingeschränkt, während Hunderttausende Staatsbedienstete unbezahlt freigestellt sind. Besonders gravierend: Die statistischen Ämter veröffentlichen keine neuen Wirtschaftsdaten – darunter wichtige Indikatoren wie Arbeitsmarktberichte, Konsumstatistiken und Inflationsdaten (CPI).

Für die US-Notenbank Fed stellt dieser Stillstand ein ernstes Problem dar. Ihre geldpolitischen Entscheidungen beruhen nämlich sehr stark auf aktuellen Wirtschaftsdaten. Wenn diese fehlen, entsteht ein „Datenvakuum“, das Prognosen und Zinsentscheidungen erschwert. Die Fed steht ohnehin vor einer sensiblen Phase: Nach mehreren Zinssenkungen in den vergangenen Monaten wartet der Markt auf Hinweise, ob der Lockerungskurs fortgesetzt wird. Da aber die makroökonomische Basis fehlt, dürfte die Notenbank vorsichtiger agieren – oder sich gezwungen sehen, eine Entscheidung auf unvollständiger Informationslage zu treffen.

Den Goldpreis betrifft der Shutdown daher gleich doppelt. Zum einen verstärkt er die Unsicherheit an den Finanzmärkten, was Anleger traditionell in den „sicheren Hafen“ Gold treibt. Zum anderen deutet der Stillstand darauf hin, dass die Fed angesichts schwächerer Konjunktursignale und politischer Lähmung weiter an einer lockeren Geldpolitik festhalten könnte. Niedrigere Zinsen machen zinslose Anlagen wie Gold attraktiver. Insgesamt spricht der Shutdown daher für Gold, allerdings wurde dieser Faktor im Zuge der jüngsten Korrektur eindeutig ausgeblendet. Als besonders interessant kann man den Umstand einordnen, dass seit dem Shutdown keine Dollarschwäche zu beobachten war, sondern das genaue Gegenteil.

Erhöhte Aufmerksamkeit ist geboten

Edelmetallexperte Hartmann rät in diesem Kontext dazu, die Entwicklung am amerikanischen Bankensektor aufmerksam zu verfolgen. Viele grosse Banken haben den so genannten „Schattenbanken“ wie z.B. Private-Equity-Firmen, Hedgefonds, Kreditfonds oder anderen nicht regulierten Finanzinstituten enorm hohe Kredite gewährt. Kommt es hier zu Problemen, könnte das die Bilanzen der Banken verhageln. Das globale Finanzsystem sieht er dadurch aber nicht in Gefahr und sagt: „Was den Dollar angeht, könnte es in den kommenden Wochen zu einer Erholung kommen. Ich denke, es sind einfach zu viele Marktteilnehmer gegen den Dollar positioniert. Diese Positionen sollten erst einmal bereinigt werden.“

Hinsichtlich der aktuellen Marktunsicherheit meint der Edelmetallprofi, dass man mit einem Sparplan am besten beraten sei. Dann könne man Monat für Monat einen gewissen Betrag investieren und dadurch langfristig vom sogenannten Cost-Average-Prinzip profitieren. Für Anleger, die noch gar nicht investiert sind, mache seiner Meinung nach mittel- bis langfristig ein erster Kauf um die Marke von 4.000 Dollar Sinn. Als erstes Warnzeichen würde er indes ein Unterschreiten der Marke von 4.000 Dollar einstufen. Einen „Katastrophenstopp“ könnte man zudem bei 3.500 Dollar platzieren.

Drei Fragen an die Privatkunden von pro aurum

Im Oktober haben sich an der im Internet durchgeführten Edelmetall-Stimmungsumfrage von pro aurum 149 Personen (September: 101 Teilnehmer) beteiligt. Unter den Befragten war eine wachsende Kaufbereitschaft zu beobachten. Diese hat sich gegenüber dem Vormonat von 31,7 auf 43,4 Prozent erhöht. Stark abgenommen hat hingegen der Anteil der Umfrageteilnehmer, die eine abwartende Haltung vertreten. Dieser Wert sank von 48,5 auf 38,6 Prozent. Lediglich leicht bergab ging es im Berichtszeitraum mit der Verkaufsbereitschaft, die sich von 19,8 auf 18,0 Prozent reduziert hat.

Hinsichtlich der aktuellen Bewertung der Edelmetallpreise war im Oktober eine Mehrheit von 45,1 Prozent der Befragten der Meinung, dass bei den Edelmetallpreisen derzeit eine Unterbewertung vorliegt. Im September fiel diese Quote mit 24,7 Prozent deutlich niedriger aus. Eine faire Bewertung sehen derzeit nur noch 29,6 Prozent der Befragten (September: 52,5 Prozent). Leicht verstärkt hat sich indes die Ansicht, dass Edelmetalle derzeit überbewertet sind. Hier war gegenüber dem Vormonat ein Anstieg von 22,8 auf 25,3 Prozent registriert worden.

Bei der Frage nach der künftigen Preisentwicklung der Edelmetalle in den kommenden drei Monaten herrscht weiterhin ein hohes Mass an Skepsis. Lediglich 17,2 Prozent der Umfrageteilnehmer (September: 14,9 Prozent) erwarten steigende Edelmetallpreise. Dass die Edelmetallpreise seitwärts tendieren werden, erwarten nur noch 27,9 Prozent, was gegenüber dem Vormonatswert von 59,4 Prozent einem massiven Einbruch entspricht. Fallende Edelmetallpreise erwarten mittlerweile 54,9 Prozent (Vormonat: 25,7 Prozent) der Befragten erwartet.

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