Nach dem Wahlsieg von Donald Trump überraschte die Krisenwährung Gold mit einem technischen Rückschlag um in der Spitze fast zehn Prozent. In der zweiten Novemberhälfte setzte jedoch ein markanter Rebound ein.
Trump sorgt für Turbulenzen
Weil Trump überraschend deutlich zum 47. Präsidenten der USA gewählt wurde, nutzten die Akteure an den Goldmärkten dies, um erst einmal Gewinne mitzunehmen. Wenige Tage vor der Wahl war das gelbe Edelmetall der Marke von 2.800 Dollar noch ziemlich nahegekommen. Nach der Wahl rutschte Gold nahezu ungebremst auf den niedrigsten Stand seit zwei Monaten ab. Dies begründeten Marktbeobachter folgendermassen: Zum einen hat sich der Dollar massiv verteuert, was zu einem nachlassenden Goldinteresses ausserhalb des Dollarraums geführt hat. Zum anderen ging es mit den US-Renditen signifikant nach oben, was bei Gold zu höheren Opportunitätskosten (-> Zinsverzicht) geführt und somit dessen Anziehungskraft vermindert hat.
Ausserdem wechselten viele Anleger vom Risk-Off- in den Risk-On-Modus und investierten verstärkt in andere Anlageklassen wie z.B. Aktien oder Kryptowährungen. Im Vorfeld der Wahl kündigte Trump nämlich an, die USA zum führenden Krypto-Zentrum zu machen und eine nationale Bitcoin-Reserve anzulegen, um diese zur Reduktion des US-Schuldenbergs zu nutzen. Ausserdem versprach er, den SEC-Vorsitzenden Gary Gensler zu entlassen und diesen durch einen krypto-freundlichen Nachfolger zu ersetzen.
Robert Hartmann, Mitgründer von pro aurum, hält von der Idee Trumps, Bitcoin-Reserven zur Tilgung von US-Staatsschulden anzulegen allerdings nichts und sagt: „Für mich ist der Bitcoin nicht geeignet, diese Funktion zu übernehmen. Dazu ist er viel zu volatil. Blickt man auf die Kursentwicklung der vergangenen Jahre, so waren Kursrückgänge von 80 Prozent eher die Regel als die Ausnahme.“ Bitcoin zur Schuldentilgung einzusetzen, wäre reine Spekulation und nichts anderes. Ausserdem seien die Schulden der USA viel zu hoch, um diese mit Bitcoin zu tilgen. Des Weiteren dürfe man nicht vergessen, dass es ja immer einen Käufer geben muss, wenn Bitcoins verkauft werden. Was würde wohl passieren, wenn bekannt wird, dass das US Treasury Bitcoin-Bestände verkauft um Gewinne zu realisieren oder Schulden zu tilgen? Der Wert des Bitcoin würde sich wahrscheinlich innerhalb kürzester Zeit halbieren.
Wichtig zu wissen: Trotz des Wahlerfolgs von Donald Trump sprechen weiterhin einige Gründe für den Kauf von Gold. Erstens: So ist z.B. davon auszugehen, dass das mit Hardlinern und Politneulingen besetzte Regierungsteam sowie Trump höchstpersönlich aller Voraussicht nach mehr neue Krisen schaffen, als die bereits bestehenden lösen wird. Zweitens: Mit seiner Ankündigung die Zölle auf mexikanische, kanadische, chinesische und europäische Waren massiv zu erhöhen, wächst die Gefahr eines Handelskriegs und einer sich beschleunigenden Inflation, die das Interesse am seit Generationen bewährten Inflationsschutz verstärken könnte. Drittens: Massive Steuersenkungen könnten das Haushaltsdefizit und den Schuldenberg der USA weiter in die Höhe treiben und dadurch Gold interessanter machen, schliesslich ist diese Form der Geldanlage weder mit einem Kontrahentenrisiko noch mit einem Totalverlustrisiko verbunden.
Edelmetallprofi Hartmann weist mit Blick auf die in der ersten Novemberhälfte registrierten Gewinnmitnahmen darauf hin, dass beim Goldpreis das diesjährige Jahresplus mit aktuell 28 Prozent immer noch ausgesprochen hoch ausfällt. Er sagt: „Trump hin oder her, das Jahr 2024 wird als ein sehr gutes Goldjahr in die Geschichte eingehen.“ Natürlich könne die Politik kurz- und mittelfristig auf die Entwicklung bestimmter Assets Einfluss nehmen. Er erklärt: „Langfristig setzen sich aber stets die fundamentalen Rahmenbedingungen und daraus abgeleitet die Nachfrage und das Angebot als Treiber für die Preisfindung durch. Und da sehe ich wenig Veränderung zu den Vorjahren.“
Zudem geht der erfahrene Edelmetallexperte davon aus, dass die Notenbanken aus unterschiedlichen Gründen weiterhin auf der Käuferseite stehen werden. Und die geopolitischen Spannungen werden seiner Meinung nach ebenfalls anhalten. Ausserdem erwartet er, dass die Inflation bleiben und eher auf der Oberseite überraschen wird und sagt: „Ich stufe die jüngsten Korrekturen beim Goldpreis als gesund ein und sehe darin eine gute Nachkaufgelegenheit für Investoren, die sich bei den Edelmetallen noch nicht eingekauft haben.“
Inflation wieder auf dem Vormarsch?
Sowohl diesseits als auch jenseits des Atlantiks drehte die Inflation im Oktober – nach dem im September erfolgten Markieren eines Dreijahrestiefs – wieder nach oben. So stellte sich z.B. in Deutschland ein Anstieg von 1,6 auf 2,0 Prozent p.a. und in der Eurozone ein Zuwachs von 1,7 auf 2,0 Prozent p.a. ein. In den USA beschleunigte sich die jährliche Teuerungsrate von 2,4 auf 2,6 Prozent. Die grosse Frage lautet daher: Wird sich der Inflationsschub in den kommenden Monaten weiter beschleunigen? Bislang war an den Finanzmärkten bis Ende 2025 mit mehreren Zinssenkungen gerechnet worden. Nach dem Wahlsieg von Donald Trump stellte sich in diesem Punkt eine gewisse Ernüchterung ein. So zeigt das FedWatch-Tool des Terminbörsenbetreibers CME Group derzeit eine Wahrscheinlichkeit von lediglich 33,8 Prozent an, dass wir bis Ende nächsten Jahres weitere Zinssenkungen um mind. 100 Basispunkte sehen werden. Vor den US-Präsidentschaftswahlen waren hier deutlich höhere Werte registriert worden.
Es ist wieder einmal zu befürchten, dass sich die europäische Wirtschaft im kommenden Jahr schwächer als die US-amerikanische entwickeln wird. Aktuell weist die US-Wirtschaft mit plus 2,7 Prozent p.a. einen deutlich höheren Wert als die Eurozone (plus 0,9 Prozent) bzw. Deutschland (minus 0,3 Prozent) aus. Der Druck der Notenbank, der Konjunktur über billiges Geld auf die Beine zu helfen, könnte somit in Europa um einiges stärker ausgeprägt sein als in den USA, wo zudem die Abhängigkeit von Rohstoffimporten und die daraus resultierende Inflationsgefahr erheblich geringer ausfallen dürfte.
Mit seiner Einschätzung, dass die Inflation in Zukunft höher als erwartet ausfallen wird, sieht sich Edelmetallprofi Hartmann eindeutig in der Minderheit. Er verstehe jedoch nicht, wie man derzeit von sinkenden Inflationsraten ausgehen kann und weist in diesem Zusammenhang vor allem auf die bereits angekündigten Preiserhöhungen bei Kfz-Versicherungen, bei privaten und gesetzlichen Krankenversicherungen sowie der staatlichen Pflegeversicherung hin. Auch die stetige Verteuerung der Gas- und Spritpreise durch die CO2-Steuer und drohende Mietsteigerungen sprächen ganz klar gegen eine Entspannung an der „Inflationsfront“.
WGC meldet für Q3 Licht und Schatten
Die Gesamtnachfrage nach Gold (inkl. OTC-Sektor) hat sich laut World Gold Council (WGC) im dritten Quartal gegenüber der vergleichbaren Vorjahresperiode um 5 Prozent auf 1.313 Tonnen erhöht – ein Rekordwert für ein drittes Quartal. Darauf reagierte der Goldpreis ausgesprochen positiv und markierte während des Quartals mehrfach neue Allzeithochs. Dies trieb den Wert der Nachfrage im Jahresvergleich um 35 Prozent nach oben, so dass erstmals die Marke von 100 Milliarden Dollar überwunden wurde.
Globale Gold-ETF-Zuflüsse (94,6 Tonnen) waren ein wesentlicher Treiber des Wachstums. So erwies sich das dritte Quartal als erstes positives Quartal seit Q1 2022. Zur Erinnerung: Im dritten Quartal 2023 waren noch erhebliche Abflüsse (-139,1 Tonnen) gemeldet worden. Die Investitionen in Barren und Münzen (269,4 Tonnen) haben sich im Jahresvergleich um 9,0 Prozent ermässigt, ausgehend von einem relativ starken dritten Quartal 2023. Ein Grossteil des Rückgangs war auf zwei oder drei Schlüsselmärkte zurückzuführen, wurde jedoch durch ein sehr starkes Quartal in Indien ausgeglichen.
Der Konsum von Goldschmuck (458,6 Tonnen) sank im Jahresvergleich um 11,8 Prozent, trotz eines starken Wachstums in Indien. Obwohl die Verbraucher geringere Mengen kauften, stiegen ihre Ausgaben für Goldschmuck aufgrund des gestiegenen Goldpreises: Der Wert der Nachfrage sprang um 13 Prozent im Jahresvergleich auf über 36 Milliarden US-Dollar.
Die Geschwindigkeit der Käufe durch Zentralbanken (186,2 Tonnen) hat sich im dritten Quartal zwar verlangsamt, aber die Käufe im bisherigen Jahresverlauf liegen in etwa auf dem Niveau des Jahres 2022. Laut WGC unterstützte Künstliche Intelligenz (KI) weiterhin den Einsatz von Gold in der Technologie (83,0 Tonnen), was sich in einem Zuwachs von 7,4 Prozent p.a. niedergeschlagen hat.
November: Ansprechendes Orderaufkommen
Im November konnte man das Orderaufkommen bei pro aurum historisch betrachtet als „ansprechend“ bezeichnen. Dabei fiel folgendes auf: An manchen Tagen – insbesondere bei steigenden Kursen – gab es unter unseren Kunden eine erhöhte Bereitschaft zur Abgabe von Münzen und Barren zu beobachten. An Handelstagen mit stark sinkenden Preisen dominierten hingegen die Käufer das Marktgeschehen. Die Angebotspalette war im November nahezu uneingeschränkt lieferbar und die Aufgelder fielen zugleich eher unterdurchschnittlich aus.
Insgesamt 496 Personen (Oktober: 552 Personen) haben sich im November an der auf proaurum.de durchgeführten Edelmetall-Stimmungsumfrage beteiligt. Obwohl der Goldpreis im November durch ein starkes Auf und Ab gekennzeichnet war, hat sich die Kaufbereitschaft der Befragten erneut verstärkt. Nachdem im Oktober ein Wert von 39,7 Prozent gemeldet worden war, stellte sich nun eine deutlich höhere Quote von 49,1 Prozent ein. Signifikant bergab ging es hingegen mit dem Anteil abwartender Anleger. Hier war gegenüber dem Vormonat ein Rückgang von 48,1 auf 45,0 Prozent zu beobachten. Kräftig nachgelassen hat indes die Verkaufsbereitschaft, wo ein Minus von 12,2 auf 5,9 Prozent zu Buche schlug.
Hinsichtlich der Frage nach der aktuellen Bewertung der Edelmetallpreise war genau die Hälfte der Befragten der Meinung, dass derzeit eine faire Bewertung (Vormonat: 49,4 Prozent) vorliegt. Eine Unterbewertung sehen mittlerweile lediglich 23,2 Prozent der Anleger, nachdem im Monat zuvor hier noch eine Quote von 32,1 Prozent registriert worden war. Signifikant verstärkt hat sich der Anteil derer, die Edelmetalle aktuell als überbewertet einstufen. Hier stellte sich nämlich ein Zuwachs von 18,5 auf 26,8 Prozent ein.
Mit Blick auf die künftige Preisentwicklung der Edelmetalle in den kommenden drei Monaten war ein markant nachlassender Optimismus zu beobachten. Steigende Edelmetallpreise prognostizieren mittlerweile nur noch 50,3 Prozent der Befragten, nachdem im Oktober mit 65,9 Prozent ein deutlich höherer Wert gemeldet worden war. Einen Seitwärtstrend haben im November 30,8 Prozent der Umfrageteilnehmer (Oktober: 26,3 Prozent) in Aussicht gestellt. Zugleich hat der Pessimismus deutlich zugenommen und gegenüber dem Vormonat einen signifikanten Anstieg von 7,8 auf 18,9 Prozent verzeichnet.
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