Im Dezember gelang dem Goldpreis ein neues Rekordhoch – sowohl in Dollar als auch in Euro. In diesem Jahr erzielte die altbewährte Krisenwährung bis zum 27. Dezember einen Wertzuwachs in Höhe von 13,0 Prozent (Dollar) bzw. 9,0 Prozent (Euro).

Zinswende kommt schneller als erwartet

Obwohl die Goldperformance für europäische Goldbesitzer aufgrund der diesjährigen Eurostärke geringer ausfallen wird als auf Dollarbasis, dürfen sie sich über den sechsten Jahresgewinn in Folge freuen. Allein im vierten Quartal hat sich der Goldpreis um über elf Prozent verteuert. Somit hat sich das gelbe Edelmetall einmal mehr als substanzstarke Krisenwährung bewährt und derzeit deutet wenig darauf hin, dass sich all die Krisen in Wohlgefallen auflösen werden.

Der Impuls für die Jahresendrally kam eindeutig von der „Zinsfront“. In den vergangenen beiden Monaten gab es sowohl bei den US-Renditen und auch beim Dollar eine markante Talfahrt zu beobachten. Derzeit sieht es nicht danach aus, dass die Fed – entgegen vorheriger Ankündigungen – das hohe Zinsniveau sonderlich lange beibehalten wird. Das FedWatchTool des Terminbörsenbetreibers CME Group spricht nämlich eine eindeutige Sprache. Zum einen zeigt es derzeit eine Wahrscheinlichkeit von über 84 Prozent an, dass wir bereits bei der Fed-Sitzung im März niedrigere Zinsen als heute sehen werden. Zum anderen sollen die US-Leitzinsen bis Ende 2024 mit einer Wahrscheinlichkeit von mehr als 99 Prozent das gegenwärtige Niveau um mindestens 100 Basispunkte unterschreiten.

Über sinkende Zinsen freuen sich erfahrungsgemäss nicht nur Kreditnehmer, sondern auch Goldbesitzer, schliesslich fällt ihnen der Verzicht auf Zinsen in solchen Marktphasen besonders leicht, so dass die sogenannten Opportunitätskosten an Schrecken verlieren. Häufig führen sinkende US-Renditen auch zu einem nachgebenden Dollar, wodurch sich Gold ausserhalb des Dollarraums wieder verbilligt und dadurch (noch) attraktiver wird.

Heraeus erwartet 2024 neues Rekordhoch

Im Dezember lieferte Heraeus Precious Metals in der elf Seiten starken Studie „Edelmetall Prognose 2024“ einen Ausblick, wie sich im kommenden Jahr der Dollar sowie die Edelmetalle Gold, Silber, Platin, Palladium, Rhodium, Ruthenium und Iridium entwickeln könnten. So weisen die Heraeus-Analysten darauf hin, dass die Zinsen ihren Gipfel erreicht haben könnten, schliesslich seien an den europäischen und US-amerikanischen Zins-Futures-Märkten für 2024 bereits hohe Zinssenkungen eingepreist worden. Demzufolge könnte eine frühzeitige Zinssenkung dem Goldpreis „den entscheidenden Impuls für neue Höchststände geben“. Ausserdem bestünde im Investmentsektor die Chance, dass ein weiter steigender Preis für die Krisenwährung die Nachfrage im ETF-Sektor und bei Barren & Münzen nach oben treiben könnte. Mit Blick auf die Aktivitäten der Notenbanken rechnen die Heraeus-Analysten mit anhaltendem Kaufinteresse. Im wichtigsten Marktsegment Schmuck trauen sie Indien und China zwar eine steigende Nachfrage zu, im Falle einer einsetzenden Rezession könnten allerdings fallende Verbraucherausgaben eintreten und dadurch die Schmucknachfrage belasten.

Alles in allem prognostizieren die Heraeus-Analysten für das kommende Jahr pro Feinunze Gold eine Tradingrange zwischen 1.880 und 2.250 Dollar. Übrigens: Für 2023 wurde ein Jahreshoch von 1.920 Dollar in Aussicht gestellt – und, wie wir mittlerweile wissen deutlich übertroffen.

Robert Hartmann, Mitgründer von pro aurum, gibt bei der Frage nach seiner persönlichen Goldpreisprognose ein interessantes Statement ab und sagt: „Ich bin kein gelernter Analyst und daher für Prognosen eher ungeeignet.“ Hinsichtlich Goldpreisprognosen gibt er zu bedenken, dass fast alle Menschen leider (oder Gott sei Dank) ausschliesslich nominal (also in Euro) denken und erklärt: „Wer Gold als Marktgeld betrachtet und als Währungseinheit verwendet, würde erkennen, dass nahezu alle Anlageklassen wie z.B. Anleihen, Aktien oder Immobilien seit dem Jahrtausendwechsel 50 Prozent oder mehr an Wert verloren haben.“

Er weist darauf hin, dass bei fast allen Dingen die Regel gilt: Die Preise steigen nominal – gegen Gold gerechnet bleiben sie konstant oder fallen sogar. Er zieht in diesem Zusammenhang folgendes Fazit und sagt: „Die nominale Scheinblüte sorgt dafür, dass die Anleger ruhig bleiben.“ Für alle Zweifler rät er zum Besuch der Webseite www.pricedingold.com. Dort kann man nämlich seine These überprüfen und unzählige kostenfreie Charts von verschiedensten in Gold bewertete Anlagen finden.

Goldappetit einiger Notenbanken ungebrochen

Im Dezember meldete der World Gold Council die „offiziellen“ Goldkäufe der Notenbanken für den Monat Oktober. Wie in den Monaten zuvor erwies sich ein Land als besonders goldhungrig: China. Im Oktober wurden die Goldbestände um 23,0 Tonnen aufgestockt, nachdem China im dritten Quartal mit über 78 Tonnen die Liste der Top-Goldkäufer angeführt hatte, gefolgt von Polen (56,6 Tonnen) und der Türkei (39,2 Tonnen). Seit dem Jahreswechsel haben sich die Goldreserven der Volksrepublik China sogar um 204 Tonnen erhöht. Grundsätzlich kann man derzeit davon ausgehen, dass die Notenbanken weiterhin deutlich mehr Gold kaufen als verkaufen werden. Nur zur Erinnerung: 2023 erwarben sie in den ersten neun Monaten mit 800 Tonnen Gold – so viel wie noch nie innerhalb eines solchen Zeitraums. Ausserdem gab es im Jahr 2022 mit 1.081,9 Tonnen Gold die stärksten jemals gemessenen Goldkäufe unter Notenbanken zu vermelden, sodass sich deren Goldreserven seit dem Jahr 2010 um insgesamt 6.761 Tonnen erhöht haben.

Dadurch kommt vor allem das wachsende Misstrauen gegenüber dem Dollar zum Ausdruck. Denn zugleich trennt sich das Riesenreich derzeit im grossen Stil von seinen US-Staatsanleihen. Innerhalb von zwölf Monaten gab es hier einen „Aderlass“ von 877,9 Milliarden auf 769,6 Milliarden Dollar (-12,3 Prozent) zu beobachten. Eine ähnliche Strategie konnte man in den Jahren vor der Krim-Annexion übrigens auch in Russland beobachten – US-Anleihen wurden verkauft und Gold gekauft. Laut WGC-Daten verfügt Russland mittlerweile mit 2.332,74 Tonnen weltweit über die vierthöchsten nationalen Goldreserven. Bleibt zu hoffen, dass die Chinesen mit Blick auf Taiwan nicht dasselbe vorhaben.

Wenig Interesse an Gold scheint derzeit in einem anderen wichtigen Marktsegment vorzuherrschen, schliesslich sind bei ETFs seit Juni ausschliesslich Goldabflüsse registriert worden. Diese scheinen mittlerweile zwar nachzulassen, belaufen sich für das Gesamtjahr aber immerhin auf fast 235 Tonnen. Während nordamerikanische ETF-Investoren bislang Papiere im Gegenwert von 93,1 Tonnen Gold verkauft haben, fiel der Verkaufsdruck in Europa mit mehr als 155 Tonnen deutlich höher aus. Dabei könnten vor allem folgende Negativfaktoren eine Rolle gespielt haben. Erstens: Der Streit der Demokraten und Republikaner um das Anheben der US-Schuldenobergrenze. Zweitens: Das Herabstufen der Bonität diverser US-Banken und last, but not least: Selbst die USA musste in diesem Jahr den Verlust der Bestnote für die Zahlungsfähigkeit (durch Fitch) und die Aussicht auf eine Herabstufung durch Moody`s hinnehmen. Fazit: Ein schlechtes Umfeld für Geld und ein gutes Umfeld für Gold.

Dezember: 2023 wird kein schlechter Jahrgang

In diesem Jahr feierte pro aurum sein 20-jähriges Firmenjubiläum. Robert Hartmann, Mitgründer von pro aurum, zieht mit Blick auf die Umsätze und Erträge folgendes Fazit und sagt: „2023 ist kein schlechter Jahrgang und rangiert in etwa auf Rang sieben bis acht. Verglichen mit den Vorjahren mussten wir aber recht deutliche Rückgänge hinnehmen.“

Dabei sollte man folgendes jedoch stets im Hinterkopf behalten: In den Corona-Jahren fiel die Nachfrage exorbitant hoch aus und es war und ist allen Verantwortlichen völlig klar, dass man diese Ergebnisse nicht zum Massstab nehmen und einfach fortschreiben darf. Für Goldanleger gab es eine vorteilhafte Entwicklung zu beobachten: Aufgrund der deutlich verbesserten Versorgungslage und Verfügbarkeit von Münzen und Barren haben sich beim Handel von Barren und Münzen die zu erzielenden Margen spürbar reduziert. Nach mehr als vier ungewöhnlichen Jahren kann man somit wieder von sich normalisierenden Marktverhältnissen sprechen.

Drei Fragen an die Privatkunden von pro aurum

An der Edelmetall-Stimmungsumfrage von pro aurum nahmen im Dezember insgesamt 1.461 Personen (November: 2.193) teil. Da Anfang des Monats bei Gold ein neues Rekordhoch erzielt wurde, war bei der Kaufbereitschaft der Befragten ein Rückgang von 42,4 auf 38,5 Prozent registriert worden. Bergauf ging es hingegen mit der Quote der Umfrageteilnehmer, die eine abwartende Haltung einnehmen. Hier war gegenüber dem Vormonat ein Zuwachs von 52,4 auf 55,9 Prozent zu beobachten. Kaum verändert hat sich hingegen die Verkaufsbereitschaft der Befragten, wo lediglich ein leichtes Plus von 5,2 auf 5,6 Prozent zu Buche schlug.

Goldreport 12/23: Neues Rekordhoch dank Jahresendrally

Bei der aktuellen Bewertung der Edelmetallpreise gab es im Berichtszeitraum einen massiven Stimmungswechsel zu beobachten. So ist zum Beispiel der Anteil der Befragten, die Edelmetalle als unterbewertet einschätzen, von 65,4 auf 42,4 Prozent regelrecht eingebrochen. Steil bergauf ging es hingegen mit der Ansicht, dass bei den Edelmetallpreisen derzeit eine faire Bewertung vorliege. Deren Quote hat sich nämlich von 26,3 auf 44,5 Prozent deutlich erhöht. Obwohl sich deren Anteil im Berichtszeitraum spürbar erhöht hat, stuft nach wie vor lediglich eine Minderheit von 13,1 Prozent der Befragten (November: 8,3 Prozent) die Edelmetallpreise gegenwärtig als überbewertet ein.

Goldreport 12/23: Neues Rekordhoch dank Jahresendrally

Überraschenderweise war bei der Beurteilung der weiteren Preisentwicklung der Edelmetalle während der kommenden drei Monate ein wachsender Optimismus registriert worden. Mittlerweile rechnet nämlich eine Mehrheit von 50,0 Prozent (Vormonat: 48,5 Prozent) mit weiter steigenden Edelmetallpreisen. Bei der Einschätzung, dass wir einen Seitwärtstrend sehen werden, gab es im Berichtszeitraum indes ein leichtes Minus von 38,2 auf 36,2 Prozent zu beobachten. Etwas erhöht hat sich im Dezember die Anzahl der Pessimisten, deren Quote innerhalb eines Monats von 12,3 auf 13,8 Prozent angestiegen ist.

Goldreport 12/23: Neues Rekordhoch dank Jahresendrally

Bildnachweis: JOE LORENZ DESIGN
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Bildquelle: www.adobestock.com


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