Einmal pro Jahr ermittelt die London Bullion Market Association im Rahmen einer umfangreichen Umfrage unter Analysten deren Prognosen bezüglich Gold, Silber, Platin und Palladium. Anfang Februar wurden diese veröffentlicht.

Auf der Suche nach dem treffsichersten Analysten

Wie in jedem Jahr gewinnt der Edelmetallexperte, der den tatsächlichen Durchschnittspreis des jeweiligen Edelmetalls am nächsten kommt, nicht nur ein hohes Mass an beruflichem Renommeé, sondern zudem einen Unzenbarren Gold des Sponsors PAMP.

2021 konnte keines der vier Edelmetalle die Konsenserwartungen der tendenziell optimistisch gestimmten Analysten erfüllen. Besonders starke Abweichungen gab es bei Gold und Silber zu beobachten, wo der tatsächliche Durchschnittspreis des Jahres 2021 den Analystenkonsens um neun bzw. zwölf Prozent unterschritten hat. Bei Platin und Palladium fielen die Abweichungen mit 3,7 bzw. 1,7 Prozent nicht ganz so heftig aus.

Auf Mitte Januar war die Abgabefrist für den diesjährigen Analystenwettstreit terminiert. Bis dahin konnten die teilnehmenden Edelmetallexperten ihre Prognosen für den 2022 erwarteten Durchschnittspreis und die Tradingrange der vier Edelmetalle inklusive kurzer Begründung einreichen (siehe Tabelle unten). In diesem Jahr haben insgesamt 34 Analysten an dem Wettbewerb teilgenommen. Auf fast 30 Seiten hat die LBMA die Ergebnisse der Stimmungsumfrage detailliert zusammengetragen und mit interessanten Tabellen und Grafiken bereichert. Befragt nach den wichtigsten Einflussfaktoren auf die Edelmetallpreise haben sich drei Determinanten als besonders wichtig herauskristallisiert: US-Geldpolitik (36 Prozent), Inflation (24 Prozent) und Entwicklung der Aktienmärkte (9 Prozent). Keine sonderlich starke Beachtung wurde übrigens den Themen Pandemie und Risiken der Geopolitik geschenkt.

Analysten trauen dem Goldpreis 2022 wenig zu

Die von den insgesamt 28 Analysten abgegebenen Prognosen zum durchschnittlichen Goldpreis für das Jahr 2022 reichten von 1.630 Dollar (Bernard Dahdah von Natixis) bis 1.965 Dollar (Thorsten Polleit von Degussa Goldhandel). Unter Berücksichtigung sämtlicher Einschätzungen stellte sich ein arithmetischer Mittelwert in Höhe von 1.801,90 Dollar ein, wodurch per Saldo eine generell wenig optimistische Einschätzung aller Analysten zum Ausdruck kommt. Das heisst aber nicht, dass die Experten beim gelben Edelmetall ein langweiliges Handelsjahr erwarten, schliesslich errechnet sich auf Basis des niedrigsten Jahrestiefs (1.500 Dollar) und des höchsten Jahreshochs (2.280 Dollar) eine Schwankungsbreite von immerhin 780 Dollar, wobei der Durchschnittswert sämtlicher Jahrestiefs bzw. Jahreshoch bei 1.660,90 Dollar bzw. 1.950,50 Dollar lag.

Nachdem im vergangenen Jahr die überwiegend optimistisch gestimmten Analysten enttäuschend wurden, könnte es in diesem Jahr genau umgekehrt laufen und die von Skepsis geprägten Prognosen möglicherweise übertroffen werden. Denn ein Blick in die Vergangenheit zeigt, dass an den Finanzmärkten weitverbreitete Einschätzungen relativ häufig nicht eintreffen.

Und so sehen die Prognosen für Silber aus

Bei Silber haben insgesamt 27 Analysten eine Prognose abgegeben. Der niedrigste durchschnittliche Silberpreis für 2022 stammte mit 20,10 Dollar von Liu Yufei (Bank of China), der höchste belief sich auf 27,00 Dollar und kam von Andy Habluetzel (Sharps Pixley). Bei sämtlichen Kursprognosen errechnete sich ein arithmetischer Mittelwert in Höhe von 23,54 Dollar. Zugleich wird der „kleine Bruder von Gold“ aber auch seinem Ruf gerecht, als besonders wild und volatil zu gelten, schliesslich ergibt sich unter Berücksichtigung des niedrigsten Jahrestiefs (15,00 Dollar) und des höchsten Jahreshochs (35,20 Dollar) eine Schwankungsbreite von immerhin 20,20 Dollar bzw. 134 Prozent. Auch die Durchschnittswerte sämtlicher Jahrestiefs bzw. Jahreshoch liegen mit 19,49 Dollar bzw. 27,32 Dollar ziemlich weit auseinander.

Übrigens: Vorjahressieger Peter Fertig (QCR Quantitative Commodity Research) rechnet 2022 mit einem durchschnittlichen Silberpreis von 23,74 Dollar und kann somit etwas optimistischer als der Analystenkonsens angesehen werden.

Schwestermetalle Platin und Palladium mit Luft nach oben

Bei den in der Automobilbranche (Katalysatorenproduktion) besonders stark nachgefragten Edelmetallen Platin und Palladium sehen die Analysten Luft nach oben. Allerdings fällt auch hier die Bandbreite der Schätzungen relativ üppig aus. Bei Platin reichen die insgesamt 25 Prognosen von 886 Dollar (Frank Schallenberger von der LBBW) bis 1.210 Dollar (James Steel von HSBC Securities USA) und führen unter Berücksichtigung sämtlicher Schätzungen zu einem Mittelwert von 1.063,40 Dollar. Die Palladium-Prognosen (Anzahl: 25) reichen in der Spitze von 1.571 Dollar (Frank Schallenberger von der LBBW) bis 2.320 Dollar (Philip Klapwijk von Precious Metals Insight).

Schallenberger begründet seinen Pessimismus bei Platin und Palladium mit dem Angebotsüberschuss und dem nachhaltigen Boom bei Elektrofahrzeugen. Sie benötigen bekanntlich keinen Katalysator. Anleger sollten beim Vergleich von Investments in Platin und Palladium stets im Hinterkopf behalten, dass letztgenanntes als riskanter anzusehen ist. Dies wird auch mit Blick auf die Bandbreite der Analystenschätzungen sehr gut ersichtlich. Bei Platin errechnet sich zwischen niedrigstem Jahrestief und höchstem Jahreshoch ein Tradingrange von 80 Prozent, während sich dieser Wert bei Palladium auf 113 Prozent beläuft. Hierfür dürften zwei Faktoren hauptverantwortlich sein. Erstens: An den Terminmärkten gilt der Handel mit Futures & Optionen — verglichen mit Platin — als weniger liquide und somit als schwankungsanfälliger. Zweitens: Ausserdem hängt das Wohl und Wehe des Palladiumpreises in erster Linie von einer Branche ab: dem Automobilsektor — und der hinterlässt insbesondere bei Verbrennungsmotoren derzeit keinen sonderlich gesunden Eindruck.

In der Tabelle sind die wichtigsten Erkenntnisse hinsichtlich der abgegebenen Kursziele der vier Edelmetalle Gold, Silber, Platin und Palladium aufgeführt. Wer noch mehr Einzelheiten über die von der LBMA durchgeführten Analysten-Umfrage erfahren möchte, kann die Publikation hier herunterladen.

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