Obwohl die Inflation in diesem Jahr an Schrecken verloren hat, sollten Geldanleger sie weiterhin auf dem Radarschirm behalten und am altbewährten Inflationsschutz zumindest festhalten oder ihr Gold-Exposure weiter ausbauen.

Keine generelle Entwarnung in Sicht

Wichtig zu wissen: Weil die US-Notenbank früher auf eine restriktive Geldpolitik gewechselt ist als die EZB, fiel der Inflationsrückgang jenseits des Atlantiks stärker als in der Eurozone aus. Ausserdem wirkte sich Russlands Invasion in der Ukraine dank der geringeren Abhängigkeit der USA im Bereich fossiler Energieträger weniger stark auf die Konsumentenpreise aus als dies in Europa der Fall war. Seit dem Jahreswechsel hat sich die US-Inflationsrate von 6,5 auf 3,2 Prozent p.a. (Juli) mehr als halbiert. In der Eurozone war im selben Zeitraum ein Rückgang von 9,2 auf 5,3 Prozent p.a. registriert worden, während hierzulande die Teuerung lediglich von 8,1 auf 6,2 Prozent p.a. nachgelassen hat. In Europa fällt selbst in Ländern wie Portugal (3,1 Prozent), Russland (3,2 Prozent), Albanien (4,5 Prozent) oder Bosnien-Herzegowina (4,9 Prozent) der Kaufkraftverlust geringer als in Deutschland aus, was einem durchaus zu denken geben sollte.
Zudem wird Deutschland laut einer aktuellen Prognose des Internationalen Währungsfonds als einziger G7-Staat für das laufende Jahr ein negatives Wirtschaftswachstum in Höhe von 0,3 Prozent ausweisen, während in der Eurozone ein Plus von 0,9 Prozent und in den USA sogar ein Zuwachs um 1,8 Prozent erwartet wird. Ein wichtiger Grund für diese Negativentwicklung dürfte auf die nachlassende Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen zurückzuführen sein, was in erster Linie auf die hohen Kosten zurückzuführen. Besonders deutlich wird der hiesige Standortnachteil beim Vergleich der Energiekosten mit anderen Ländern. Schwache wirtschaftliche Perspektiven in Kombination mit einer relativ hohen Inflation stellen erfahrungsgemäss kein gutes Umfeld für die Entwicklung eines Landes dar. Und in unsicheren Zeiten hat vor allem eines Hochkonjunktur – Krisenschutz.

Negative Realzinsen belasten Europäer

Für die Bürger eines Landes muss eine hohe Inflation nicht zwangsläufig von Nachteil sein. Sobald ein Land beim inflationsbereinigten Reallohn Steigerungen verzeichnet oder die jeweiligen Anleiherenditen die Teuerungsrate (positive Realzinsen) übertreffen, kann man von Wohlstandszuwächsen sprechen. Beides ist in Deutschland derzeit nicht der Fall. Bei Bundesanleihen mit einer Restlaufzeit zwischen 20 und 30 Jahren bewegen sich die erzielbaren Renditen unterhalb von 2,7 Prozent, so dass sich deren Kaufkraftverlust aktuell auf über drei Prozent pro Jahr beläuft. Deutlich höhere Nominalrenditen lassen sich derzeit mit Kurzläufern verdienen, was zu einem geringeren Kaufkraftverlust führt. Ein solches Szenario beschreiben Kapitalmarktexperten als inverse Zinsstruktur, die übrigens als Indikator für eine bevorstehende Rezession interpretiert wird.

In den USA kann man an den Anleihemärkten derzeit zwar ebenfalls eine inverse Zinsstruktur beobachten, dank der niedrigen Inflation von 3,0 Prozent, können US-Amerikaner mit Staatsanleihen zumindest leicht positive Realzinsen vereinnahmen. Nun darf man gespannt sein, ob das Land der unbegrenzten Möglichkeiten von einer markanten Rezession verschont bleibt. Viele Investoren scheinen diesbezüglich etwas skeptisch zu sein. Darauf deutet auch der Umstand hin, dass der Goldpreis trotz der rückläufigen Teuerung relative Stärke bewies und sich 2023 bislang um über fünf Prozent verteuert hat.

Zur Erinnerung: Obwohl die EZB und Fed immer wieder ihr Inflationsziel von zwei Prozent betonen, sollte sich Anleger stets darüber bewusst sein, dass sowohl die Schuldentragfähigkeit als auch die konjunkturelle Entwicklung sowie der Arbeitsmarkt die jeweilige Geldpolitik beeinflussen können. Grundsätzlich kann man beiden Notenbanken folgendes unterstellen: Da selbst hochverschuldete Staaten mit relativ guter Bonität deutlich höhere Zinsen höchstwahrscheinlich nicht dauerhaft stemmen können, dürfte die künftige Geldpolitik nicht allzu restriktiv ausfallen – schließlich will man Schuldnern auch in Zukunft ermöglichen, ihre Kredite mit weniger werthaltigem Geld zurückzuzahlen.

Gold macht nicht nur als Inflationsschutz Sinn

In den vergangenen Wochen gab es mehrere Nachrichten, die den Schluss nahelegen, dass der Kauf von Goldbarren oder -münzen – ungeachtet der gestiegenen Zinsen und trotz der rückläufigen Inflation – weiterhin Sinn macht. Erstens: Die Ratingagentur Fitch hat aufgrund der erwarteten finanziellen Verschlechterung der US-Haushaltslage in den kommenden Jahren und angesichts des wachsenden Schuldenbergs die Kreditwürdigkeit der USA von „AAA“ auf „AA+“ herabgestuft. Zweitens: Der russische Propagandasender Russia Today (RT) hat angekündigt, dass die BRICS-Staaten auf ihrem Gipfeltreffen in Johannesburg (22. bis 24. August) über eine goldgedeckte Gemeinschaftswährung diskutieren werden. Sollte tatsächlich eine neue mit physischem Gold gedeckte Währung ernsthaft vorangetrieben werden, könnte dies zu massiven Goldkäufen führen. Ob eine solche Währung von internationalen Investoren als vertrauenswürdig eingestuft wird, darf bezweifelt werden, schliesslich geniessen vor allem China und Russland aufgrund ihres derzeitigen Gebarens weltweit überwiegend einen schlechten Ruf.

Und eines sollte daher jedem Investor klar sein: Vertrauen kann man nicht verordnen oder aufoktroyieren – man muss es sich verdienen. Monetäre Edelmetalle wie Gold und Silber sind der beste Beweis für diese These. Seit mehreren tausend Jahren haben beide nicht nur Kaufkraft erhalten, sondern sich auch als Krisen- und Vermögensschutz bestens bewährt.

Bildnachweis: jirsak
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