Es kam, wie es kommen musste: Die Inflationsrate ist auf ein neues mehrjähriges Rekordhoch gestiegen und hat einen Wert von 7,3 Prozent erreicht. Zuletzt war die Teuerungsrate vor über 40 Jahren so hoch, als der erste Golfkrieg für einen sprunghaften Anstieg der Mineralölpreise sorgte. Das Statistische Bundesamt hat den Rekordwert errechnet, der deutlich über dem Niveau des Vorjahresmonats liegt. Im Februar wurde eine Teuerungsrate von 5,1 Prozent erreicht.

Als Grund für die Rekordinflation nennen die Statistiker aus Wiesbaden zuallererst den russischen Einmarsch in die Ukraine. Die kriegerische Auseinandersetzung sorgt für drastisch gestiegene Energie- und Rohstoffkosten. Ausserdem wurden bereits bestehende Lieferengpässe durch unterbrochene Lieferketten weiter verschärft. Dieses Problem bestand bereits seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie.

Bei näherem Hinsehen wird deutlich, dass die tatsächliche Inflation für Verbraucher in Deutschland deutlich höher liegt. So verweist das Statistische Bundesamt beispielsweise darauf, dass beim Tanken und Heizen die Deutschen im März knapp 40 Prozent mehr ausgeben mussten als im Vorjahresmonat. Auch Nahrungsmittel sind deutlich teurer geworden, sie kosten jetzt rund 6,2 Prozent mehr als noch im Vormonat.

Eine Entspannung ist aus Sicht der Volkswirte vorerst nicht zu erwarten. Die Analysten prognostizieren, dass künftig auch die Preise für Nahrungsmittel und Industriegüter deutlich steigen werden. Denn die Ukraine gilt als Kornkammer Europas und die ausbleibenden Weizenexporte sowohl aus der Ukraine als auch aus Russland werden der Teuerungsrate zusätzlichen Auftrieb verschaffen. Zudem seien auch künftig höhere Energiepreise vorprogrammiert. Deutschland werde sich künftig unabhängiger von Lieferungen aus Russland machen und dadurch höhere Ausgaben für Gas und Öl in Kauf nehmen müssen.

Die rekordverdächtige Inflation führt zu zusätzlichem Druck auf die Notenbanken. Die Europäische Zentralbank hat sich zuletzt weiterhin zurückhaltend geäussert, wie sie mit einer Leitzinserhöhung verfahren wird. Die Notenbanken stehen mit dem Rücken zur Wand, denn steigende Zinsen würden automatisch den Schuldendienst für die südeuropäischen Krisenstaaten verteuern und diese schnell an den Rand der Zahlungsunfähigkeit bringen.

Immerhin hat die EZB wenigstens den Ernst der Lage erkannt. Sie warnt anlässlich der neuen Inflationszahlen aus Deutschland vor einer noch höheren Inflation und vor einem Rückgang des Wachstums. EZB-Vizechef Luis de Guindos erwartet einen Höhepunkt der Inflation innerhalb der nächsten Monate. Allerdings weicht auch der prominente Währungshüter nicht von der Philosophie der EZB ab, wonach es sich bei der hohen Inflation lediglich um ein vorübergehendes Phänomen handelt. Die Inflation könnte jedoch im schlimmsten Fall auch einen zweistelligen Wert erreichen, wenn ein Lieferstopp für russische Energie verhängt wird.

Die EZB versucht dennoch wieder einmal mit Rhetorik, den Ernst der Lage kleinzureden. Sie geht nicht davon aus, dass die Eurozone in eine Rezession rutschen könnte. Lediglich im ersten Quartal sei ein geringes Wirtschaftswachstum zu erwarten und im zweiten Quartal sei auch eine kurzfristige Stagnation möglich. Die Gefahr einer Stagflation, also einer wirtschaftlichen Stillstandssituation in Verbindung mit einer hohen Teuerungsrate, will man in Frankfurt und Brüssel aber offenbar nicht heraufbeschwören.

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