Die Inflation steigt von Monat zu Monat in ungeahnte Höhen, die Notenbanken reagieren lediglich mit kleinen Zinsschritten und treiben die Weltwirtschaft damit an den Rand der Rezession — und was macht der Goldpreis? Der Krisen- und Inflationsschutz stand Mitte des Monats Mai 2022 bei rund 1.850 US-Dollar, nachdem er zwischenzeitlich an der Marke von 2.000 US-Dollar gekratzt hatte. Und viele Anleger fragen sich — mal wieder: Was ist mit dem Goldpreis los?

Auch wenn sich viele Marktbeobachter gerade wieder auf Gold einschiessen und nicht müde werden, den Untergang der Sachwerte herbeizubeschwören, sieht die Realität bei nüchterner Betrachtung anders aus — und die Performance von Gold kann sich im Jahr 2022 durchaus sehen lassen. In Euro hat der Goldpreis in den ersten fünf Monaten des Jahres ein Plus von circa zehn Prozent erreicht, in US-Dollar sind es immerhin noch knapp zwei Prozent. Dagegen sieht das Zwischenergebnis bei anderen Anlageklassen übel aus: Der DAX hat von Januar bis Mai 2022 etwa 13 Prozent an Wert eingebüsst, der Dow Jones liegt circa zwölf Prozent im Minus.

Ist eine Entwarnung für den Goldpreis also angebracht? Nur teilweise — denn im Vergleich zu seinen Jahreshochs musste das gelbe Metall bereits deutlich Federn lassen. Im März stand Gold in US-Dollar kurzzeitig bei 2.050 US-Dollar, in Euro bei 1.850 Euro. Seitdem sind die Notierungen in beiden Währungen deutlich nach unten abgetaucht — wobei der Absturz bei Gold in US-Dollar stärker ausfällt.

Dies lässt sich allerdings leicht erklären: Der Trend beim Währungspaar Euro/Dollar geht seit etwa einem Jahr kontinuierlich nach unten. Inzwischen bekommt man für einen Euro nur noch 1,05 US-Dollar, im Januar 2021 waren es rund 1,23 US-Dollar. Dadurch hat in den vergangenen Monaten auch der Goldpreis in US-Dollar stärker Federn lassen müssen als der Goldpreis in Euro. Oder mit anderen Worten: Anleger im Euroraum haben in den letzten Monaten nur einen leichten Rückgang des Goldpreises erlebt.

Generell stehen derzeit alle Anlageklassen massiv unter Druck. Die Zinswende verunsichert die Märkte, dazu kommt der Krieg in der Ukraine. Ein Ende der russischen Angriffe ist nicht absehbar und vor allem die Diskussionen um einen möglichen Atomkrieg haben dazu geführt, dass die Angst-Indikatoren an der Börse auf Rekordwerte angestiegen sind.

Zudem droht die Gefahr einer sogenannten „Stagflation“ — wenn die Inflation hoch bleibt und die Menschen ihr Geld beisammenhalten, wird die Wirtschaft abgewürgt. Es kommt zu Entlassungen — ein Teufelskreis setzt sich in Gang. Diese Entwicklung ist bereits jetzt zu beobachten — die Inflation lag in der Eurozone im April bei 7,5 Prozent und in Spanien bereits bei 8,4 Prozent, in den USA wurden im März 8,5 Prozent erreicht und in den Niederlanden sogar 9,7 Prozent. Währenddessen werden die Wirtschaftsaussichten immer weiter nach unten korrigiert, beispielsweise in der Eurozone von 3,9 auf 2,8 Prozent. Es ist höchst wahrscheinlich, dass auch das prognostizierte BIP-Wachstum in den USA für 2022 von 3,7 Prozent demnächst an die Realität angepasst wird. Denn die massiven Probleme bei Lieferketten und Energiepreisen trifft die US-Wirtschaft ungebremst.

Investoren sollten allerdings bedenken, dass es eine „echte“ Zinswende nicht geben wird. Der eine oder andere Zinsschritt wird in diesem Jahr noch umgesetzt, doch die Notenbanken bringen ihre heimischen Regierungen in grosse Not, wenn sie durch steigende Zinsen das Schuldenmachen verteuern. Diesen Effekt spüren jetzt schon Häuslebauer, die nach Ende der Zinsbindung mit massiven Zusatzkosten konfrontiert werden. Der Staat wird sich jedoch nicht die Blösse geben, sich durch die eigenen Notenbanken in weitere Schwierigkeiten bringen zu lassen. Deshalb wird es sich bei Zinssteigerungen um symbolhafte Massnahmen handeln — und es bleibt dabei: Im Zeitalter der Geldentwertung sind Sachwerte die erste Wahl.

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