Die Performance des Goldpreises im Jahr 2024 hatte zweifellos Seltenheitswert. Auf Dollarbasis (30.12.24: +27,1 Prozent) erzielte die altbewährte Krisenwährung Gold die höchste Wertsteigerung seit 2010. Damals war ein Zuwachs um 29,5 Prozent erzielt worden.

Analystenprognosen für 2024 zu konservativ

Im Jahr 2024 fielen die meisten Analystenprognosen hinsichtlich Gold eindeutig zu vorsichtig aus. So zeichnete sich z.B. die von der London Bullion Market Association (LBMA) Anfang des Jahres veröffentlichte Umfrage unter 25 Analysten durch eine lediglich moderat positive Grundstimmung aus. Die Experten wurden gebeten, den durchschnittlichen Goldpreis für 2024 sowie die erwartete Handelsspanne inkl. Jahreshoch und Jahrestief zu schätzen. Der Durchschnittswert dieser Prognosen lag bei 2.059 Dollar, was im Vergleich zum Vorjahr einem Anstieg von 6,1 Prozent entsprach.

Am 30. Dezember liegt der errechnete Durchschnittspreis bei über 2.384 Dollar, während der aktuelle Goldpreis mit 2.619 Dollar diesen Wert sogar deutlich übertrifft. Auch die prognostizierten Jahreshochs, die zwischen 2.100 und 2.405 Dollar angesetzt wurden, erwiesen sich als zu konservativ. Tatsächlich wurde von der LBMA am 30. Oktober ein Rekordhoch von fast 2.784 Dollar festgestellt.

Die optimistischste und zugleich treffendste Prognose stammt übrigens von Chantelle Schieven (Capitalight Research), deren geschätzter Durchschnittspreis von 2.170 Dollar dem tatsächlichen Wert am nächsten kommt. Die LBMA-Umfrage wird bereits seit dem Jahr 2010 durchgeführt. Seither fielen deren Prognosen sechsmal zu optimistisch und neunmal zu pessimistisch aus.

Viele Einflussfaktoren im Visier

Weil an den Goldmärkten viele unterschiedliche Einflussfaktoren existieren, erweisen sich Prognosen seit Jahren als relativ schwierig, schliesslich können folgende Marktsegmente den Goldpreis entweder beflügeln oder auch belasten: Schmuckbranche, Notenbanken (via Geldpolitik bzw. Reservepolitik), Terminmärkte, ETF-Sektor, Industrie sowie zu einem relativ kleinen Anteil auch der physische Edelmetallhandel in Form von Barren und Münzen. So kann z.B. eine wirtschaftliche Schwächephase auf der einen Seite die Schmucknachfrage belasten und auf der anderen Seite das Interesse an Gold als „sicherer Hafen“ oder „Portfolio-Stabilitätsanker“ verstärken. Der konkrete Mix an verschiedenen Entwicklungen bestimmt dann häufig die Richtung des Goldpreises.

Und selbstverständlich spielt auch die Entwicklung der Angebotsseite eine wichtige Rolle. Sollte z.B. die weltweite Goldnachfrage dynamischer ansteigen als das globale Goldangebot aus dem Minen- und Recyclingsektor, dann müsste sich nach den Gesetzen der Betriebswirtschaftslehre der Goldpreis eigentlich verteuern. Vermeintliche Gesetzmässigkeiten sollten allerdings stets mit Vorsicht genossen werden. Die nachfolgenden Beispiele sind hierfür ein guter Beleg.

Im Jahr 2022 fiel bspw. auf, dass die relativ hohe Teuerungsrate dem Inflationsschutz damals nicht in deutlich höhere Regionen verholfen hat, während in den Jahren 2023 und 2024 die sinkenden bzw. niedrigen Inflationsraten mit starken Kurszuwächsen einherging. Dies war im Grunde genommen nicht nachvollziehbar und nur durch andere (kompensierende) Markttendenzen zu erklären. Als schwer kalkulierbar können stets folgende Risiken eingeordnet werden: Pandemien, Kriege oder politische Entwicklungen (z.B. Putin, Trump usw.). Seit dem Jahrtausendwechsel, als Gold noch für unter 300 Dollar bzw. Euro pro Feinunze zu haben war, machte es als Geldanleger, Analyst, Vermögensberater oder Notenbanker allerdings Sinn, potenziell negative Einflussfaktoren eher auszublenden bzw. gänzlich zu ignorieren. Allein in den vergangenen 15 Jahren hat nämlich der altbewährte Krisenschutz – in Euro gerechnet – lediglich in einem Jahr mehr als ein Prozent an Wert verloren (2013: -31,2 Prozent).

Erreicht der Goldpreis 2025 die 3.000-Dollar-Marke?

In der Zeit von Februar bis Oktober 2024 „knackte“ der Goldpreis im Eiltempo reihenweise die Marken 2.100 bis 2.700 Dollar. Einige Analysten rechnen im kommenden Jahr sogar mit dem Überschreiten der Marke von 3.000 Dollar. Zu dieser Gruppe von Optimisten gehören z.B. die Analysten von Goldman Sachs, Macquarie Group, UBS, Economic Forecast Agency, UBS und Citigroup.

Die Experten von Heraeus Precious Metals gehören diesem Kreis zwar nicht an, in ihrer am 10. Dezember veröffentlichten „Edelmetallprognose 2025“ stellten sie für das neue Jahr dennoch neue Rekordhochs sowie eine Tradingrange zwischen 2.450 und 2.950 Dollar in Aussicht. Bei weiteren Zinssenkungen und einem schwächeren Dollar sei nach deren Ansicht das Erreichen des prognostizierten Jahreshochs möglich. Ausserdem könnten sich 2025 die Trends fortsetzen, die dem Goldpreis bereits 2024 Rekordhöhen beschert haben. So gehen die Heraeus-Analysten davon aus, dass Zentralbanken weiterhin Gold kaufen werden, allerdings in geringeren Mengen als im Vorjahr. Sollten wirtschaftliche Massnahmen der chinesischen Regierung die Konjunktur erfolgreich ankurbeln, könnten China und Indien eine solide Grundlage für die Goldnachfrage im nächsten Jahr bilden.

Zahlreiche schwer prognostizierbare Risiken

Geopolitische Unsicherheiten, wie Russlands Krieg gegen die Ukraine, Spannungen im Nahen Osten sowie Chinas Drohungen gegen seine asiatischen Nachbarn kann man im Grunde genommen als „unprognostizierbar“ einordnen. Diese Kategorie trifft auch auf die weltweiten politischen Verwerfungen in den USA und Europa zu. Der designierte US-Präsident Donald Trump der am 20. Januar die USA regieren wird, hat bereits Europa, China, Mexiko, Kanada und den BRICS-Staaten massive Zölle bzw. deren Erhöhung angedroht. Die Wahrscheinlichkeit ist daher relativ gross, dass sich mit ihm die weltweiten Krisen eher vermehren als in Wohlgefallen auflösen werden.

Ein Problem könnte im kommenden Jahr auch die weitere Entwicklung der Inflation darstellen. Während EZB-Chefin Christine Lagarde am 10. Dezember zuversichtlich war, den vorgegebenen Inflationszielwert von zwei Prozent mittelfristig zu erreichen, äusserte sich Fed-Chef Jerome Powell auf der Notenbanksitzung am 18. Dezember 2024 vorsichtiger. Kein Wunder, schliesslich gelten Zölle in der Volkswirtschaftslehre eher als „Inflationstreiber“. Robert Hartmann, Mitgründer von pro aurum, merkt an, dass gegenwärtig viele Analysten davon ausgehen, dass sich die jährlichen Teuerungsraten in den westlichen Ländern dem Wunschwert der Notenbanken in Höhe von zwei Prozent relativ rasch annähern werden. Er stuft dieses Szenario hingegen als weniger wahrscheinlich ein und sagt: „Ich glaube nicht, dass dies passieren wird und schaue gespannt auf die weitere Entwicklung des Ölpreises. Dieser stellt nämlich für die Inflationsraten die wichtigste Komponente dar. Mich würde es nicht wundern, wenn wir hier im Jahr 2025 erhebliche Überraschungen nach oben sehen werden.“

Last, but not least: Die hohe Staatsverschuldung der USA dürfte über Jahre hinweg – wenn nicht gar Jahrzehnte – ein bedeutender Risikofaktor bleiben. So ist davon auszugehen, dass nicht nur in den USA die Schulden und Zinszahlungen trotz potenzieller Zinssenkungen weiterhin steigen werden. Und all die zuvor erwähnten Kaufargumente dürften Gold als „sicheren Hafen“ und „Stabilitätsanker“ im kommenden Jahr unverzichtbar machen.

Den Blick auf 2025 gerichtet, liefert Edelmetallprofi Hartmann folgenden Ausblick. Er kann sich beim Goldpreis eine etwas länger anhaltende Korrektur vorstellen und sagt: „Der starke Anstieg im Jahr 2024 muss erst einmal verdaut werden. Mich würde es nicht wundern, wenn wir im ersten Quartal 2025 Preise unter 2.500 Dollar pro Feinunze sehen. Das sind dann aber für mich eindeutig Kaufkurse – vor allem für langfristig orientierte Anleger.“

Bildnachweis: Prae_Studio
Bildnummer: 2160360708
Bildquelle: www.istockphoto.com


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