Die hohe Inflation und eine ganze Reihe an Zinsschritten machen den Finanzmärkten seit geraumer Zeit zu schaffen. Doch für Goldanleger war 2023 bisher ein gutes Jahr, denn sie können sich über einen Zuwachs von plus fünf Prozent in Euro und US-Dollar freuen. Gold hat also seinem Ruf als Krisen- und Inflationsschutz wieder einmal alle Ehre gemacht.

Die Weissmetalle müssen sich dagegen hinter dem Erfolg ihres „grossen Bruders“ Gold verstecken, denn ihre Performance ist dieses Jahr nicht wirklich vorzeigbar: Alle drei Weissmetalle, also Silber und Platin sowie Palladium, liegen zu Beginn des vierten Quartals 2023 deutlich im Minus: Silber hat einen Rückgang von vier Prozent in Euro und drei Prozent in US-Dollar zu verzeichnen, bei Platin sind es 16 Prozent in Euro und US-Dollar und Palladium kommt sogar auf 32 Prozent sowohl in Euro als auch in US-Dollar.

Sowohl Silber als auch Platin und Palladium sind in diesem Jahr in erster Linie zu Opfern der allgemeinen Zins- und Rezessionssorgen geworden. Denn die Instabilität im Finanzsektor und insbesondere der Zusammenbruch vieler Banken haben die Wahrscheinlichkeit einer Rezession deutlich gesteigert. Eine mögliche Folge wäre eine Kreditklemme, im schlimmsten Fall könnten mehr Unternehmen als bisher erwartet zahlungsunfähig werden. Ein Warnsignal: Derzeit weisen kurzfristige Anleihen höhere Renditen auf als langfristige – ein zuverlässiges Signal für eine Rezession. Die drei Weissmetalle leiden normalerweise in solchen Phasen besonders stark aufgrund ihrer Abhängigkeit von der Wirtschaftslage.

Erstaunliches Tempo bei der Zinswende

Auch wenn die Notenbanken in den letzten Monaten ein erstaunliches Tempo bei der Zinswende vorgelegt haben, scheint das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht – so zumindest ist der Konsens am Markt. Wie das FedWatch Tool der CME Group festgestellt hat, liegt die Wahrscheinlichkeit für höhere Zinsen bis Ende Dezember bei fast 78 Prozent – Zinssenkungen bis Jahresende sind stattdessen so gut wie ausgeschlossen. Die höheren Opportunitätskosten, die aus steigenden Zinsen für Edelmetalle wie Gold, Silber, Platin und Palladium resultieren, lasten auf den drei Metallen, da diese keine Zinseinnahmen bieten. Dass eine Rezession wahrscheinlich wird, sagen auch Ronald-Peter Stöferle und Mark Valek voraus – die Autoren des „In Gold We Trust“-Reports betonen, dass in den letzten 20 Zinserhöhungszyklen (seit 1915) nur dreimal keine Rezession auftrat – also liegt die Wahrscheinlichkeit für eine Rezession in diesem Jahr bei 85 Prozent.

Auf lange Sicht stehen die Karten für Silber, Platin und Palladium jedoch gut, denn alle drei Weissmetalle zeichnen sich durch einzigartige Eigenschaften aus. Während Platin und Palladium hauptsächlich in der Autoindustrie für Abgaskatalysatoren verwendet werden, findet Silber vielfältigere Anwendungen in Bereichen wie Photovoltaik, Elektromobilität und Elektronik. Silber besitzt zusätzlich antibiotische Eigenschaften, die es in der Medizin und bei der Wasseraufbereitung wertvoll machen. Es hat auch Tradition als Schmuck und Krisenwährung. Silber zeigt im Vergleich zu Platin und Palladium eine geringere Abhängigkeit von der Konjunktur. Platin wird in Schmuck und Dieselfahrzeug-Katalysatoren eingesetzt, während Palladium hauptsächlich zur Abgasreinigung in Benzinfahrzeugen verwendet wird. Angesichts des Klimawandels erkennen Investoren Veränderungen in der Autoindustrie, da die EU das Aus von Verbrennerfahrzeugen ab 2035 beschlossen hat.

Auf kurze Sicht dürften die Weissmetalle unter Druck bleiben. Hoffnung besteht allerdings insbesondere für Silber, denn der Silberpreis zeigt starke Korrelationen zum Goldpreis, jedoch mit grösseren Ausschlägen in beide Richtungen, was zu höherer Volatilität führt. In den letzten Jahrzehnten war die Volatilität von Silber doppelt so hoch wie jene von Gold. Aktuell liegt die historische 250-Tage-Volatilität von Silber bei über 36 Prozent, während die von Gold 18 Prozent beträgt. Hohe Volatilität bringt sowohl ein erhöhtes Verlustrisiko als auch höhere Renditechancen mit sich.

Robert Hartmann, der Mitgründer von pro aurum, macht sich hinsichtlich der weiteren Entwicklung des Silberpreises derzeit keine grossen Sorgen. Auf lange Sicht oszilliere das Gold-Silber-Ratio nämlich zwischen 50 und 55. Das heisst: In der Vergangenheit mussten durchschnittlich zwischen 50 und 55 Unzen Silber aufgewendet werden, um eine Unze Gold zu kaufen. Aktuell sind hierfür mehr als 79 Feinunzen nötig. Hinsichtlich der weiteren Perspektiven des Silberpreises gibt er sich optimistisch und sagt: „Ich gehe davon aus, dass wir in den kommenden Jahren im Vergleich zum Goldpreis stärkere Silberpreise sehen werden, und ich halte eine Rückkehr zu historischen Mittelwerten zwischen 50 und 55 für wahrscheinlich. Bezogen auf einen aktuellen Goldpreis von 1.960 Dollar, würde eine Unze Silber dann zwischen 36 und 39 Dollar kosten.“

Bildquelle: pro aurum | Composing


Immer aktuell informiert: Folgen Sie pro aurum

So verpassen Sie nichts mehr! Informationen und Chartanalysen, Gold– und Silber-News, Marktberichte, sowie unsere Rabattaktionen und Veranstaltungen.
Facebook | Instagram | LinkedIn | Twitter

Der pro aurum-Shop

Die ganze Welt der Edelmetalle finden Sie in unserem Shop: proaurum.ch