Es gibt Unternehmen, bei denen bereits der Name „wertvoll“ klingt. Auf die Königliche Porzellan-Manufaktur Berlin (KPM) trifft dies definitiv zu. Mit Jörg Woltmann, dem erfahrenen und erfolgreichen Bankier und Unternehmer, führte pro aurum Anfang Januar ein Interview.

Im Jahr 1763 vom Preussenkönig Friedrich dem Grossen gegründet, gehört die Manufaktur zweifellos zu den ältesten Handwerksbetrieben Berlins. Mit ihren hochwertigen Produkten begleitete die Firma mehrere Epochen und „überlebte“ sogar zwei Weltkriege. Nach dem Jahrtausendwechsel geriet das Unternehmen jedoch in eine existenzielle Krise. Im Jahr 2006 übernahm dann nach mehreren Privatisierungsversuchen der Berliner Bankier Jörg Woltmann die Königliche Porzellan-Manufaktur Berlin als alleiniger Gesellschafter. Mit der Neuausrichtung des Traditionsunternehmens gelang ihm die Rettung. Auch heute führt er gemeinsam mit der Geschäftsführerin Martina Hacker die Manufaktur.

pro aurum: Was bringt einen erfahrenen und erfolgreichen Bankier dazu, ein 260 Jahre altes in Existenznöten steckendes Traditionsunternehmen wie die Königliche Porzellan-Manufaktur Berlin zu übernehmen und viel Herzblut und Energie in dessen Wohlergehen und Comeback zu investieren?

Jörg Woltmann: Das war vor allem auf Patriotismus zurückzuführen. Als gebürtiger Berliner bin ich der Stadt immer treu geblieben, weil ich sie über alles liebe. Die KPM ist das älteste produzierende Unternehmen der Stadt und gehört für mich zu Berlin wie das Brandenburger Tor. Da ich mit dem Vorzeigeunternehmen aufgewachsen bin, fühle ich mich mit diesem in gewisser Weise verbunden. Wenn dann ein solches „Kulturgut“ in finanziellen Schwierigkeiten steckt bzw. unterzugehen droht und der Staat als damaliger Eigentümer nicht mehr konnte oder wollte, müssen meiner Meinung nach die Bürger dieses Landes diese Aufgabe übernehmen. Es war nie mein Herzenswunsch gewesen, Eigentümer der KPM zu werden, sondern vielmehr eine Herzensverpflichtung, dies zu machen. Wie bereits gesagt, spielte dabei vor allem eines eine besonders wichtige Rolle: mein stark verwurzelter Patriotismus.

In welcher Branche ist es Ihrer Meinung nach leichter, sich zu behaupten – im Finanzsektor oder in einem produzierenden Unternehmen aus der „Very Old Economy“?

Das jeweilige Umfeld der beiden extrem unterschiedlichen Firmen lässt sich nur schwer miteinander vergleichen. Ich bin ja in der Finanzbranche grossgeworden, die sich in den vergangenen Jahren völlig gewandelt hat. Durch die ausufernde Regulatorik wird es für kleinere Banken immer schwieriger, sich in dem widrigen Marktumfeld zu behaupten. Obwohl es sich um zwei völlig unterschiedliche Branchen handelt, kann man allerdings beiden attestieren, dass jede einzelne auf ihre Art eine grosse Herausforderung für die verantwortlichen Entscheidungsträger darstellt.

Inwiefern helfen der KPM neue Technologien bzw. die fortschreitende Digitalisierung, den Fortbestand der Gesellschaft über Generationen hinweg zu sichern? Wie gelingt es Ihnen dabei, „Tradition“ und „Moderne“ miteinander in Einklang zu bringen?

Die Herstellung von Porzellan kann natürlich nicht digitalisiert werden, aber bei der Steuerung der Produktionsketten und -abläufe setzen wir natürlich schon auf die Vorteile, die durch Digitalisierung oder künstliche Intelligenz möglich sind. Unsere Strategie zielt stets darauf ab, die Tradition zu bewahren, ohne den Blick auf die Moderne zu verlieren – und dies gelingt uns vor allem durch neue Produkte und die Interpretationen von alten Mustern. Grundsätzlich dominiert in unserer Manufaktur weiterhin die Handarbeit, aber beim ganzen Drumherum hilft uns die Digitalisierung enorm. Dabei denke ich vor allem an unsere Social-Media-Kanäle und unseren Onlineshop, der in diesem Zusammenhang natürlich besonders nützlich ist.

Welche Ähnlichkeiten können Sie beim Vergleich von gelbem mit weissem Gold ausmachen und wo sehen Sie möglicherweise sogar Porzellan im Vorteil?

Zunächst einmal sind beides Sachwerte, die schon immer Generationen überdauert haben. Einen klaren Vorteil von ästhetischer Natur sehe ich bei Manufaktur-Porzellan in dessen Sammlerwert, schliesslich sind Kunstobjekte aus „weissem Gold“ auch sehr schön anzusehen, während man sich Gold normalerweise nicht auf den Tisch stellt. Deshalb attestiere ich unseren Produkten einen ausserordentlich hohen Genusswert.

Unternehmen sind derzeit mit Blick auf den freien Welthandel, geopolitische Krisen und Energiesicherheit unzähligen Risiken ausgesetzt. Welche bereiten Ihnen besonders viel Kopfzerbrechen und welche stufen Sie möglicherweise als beherrschbar ein?

Erhebliches Kopfzerbrechen bereitet uns derzeit vor allem die Energiepolitik und der damit einhergehende Kostenanstieg, schliesslich basiert unser Geschäftsmodell ganz klar auf dem Brennen von Porzellan. Die diesbezüglichen Kostenrisiken sind für uns auf jeden Fall sehr unerfreulich. Als beherrschbar würde ich hingegen unsere starke Abhängigkeit von Lieferketten einstufen.

Spürt die KPM die allgemeine Konsumzurückhaltung der Deutschen oder konnten sich die hochpreisigen Luxusgüter aus weissem Gold von diesem Trend entkoppeln?

Also grundsätzlich spüren wir schon eine gewisse Zurückhaltung innerhalb unserer Klientel. Wir vermarkten zwar ein Luxusgut, aber unsere Kundschaft besteht nicht ausschliesslich aus Hochvermögenden, bei denen der Preis absolut keine Rolle spielt. Bei uns kauft auch der „kultivierte Mittelstand“. Gegenwärtig kann man die Geschäftslage folgendermassen beschreiben: Wir haben in absoluten Zahlen etwas weniger Kunden, aber die Verbleibenden geben trotz der aktuell zu beobachtenden konjunkturellen Schwächephase mehr Geld aus.

Viele Kunden von pro aurum sorgen sich aufgrund labiler Finanzsysteme und explodierender Schuldenberge um die dauerhafte Wertbeständigkeit von Geld. Bei welchen Produkten aus dem Hause KPM sehen Sie besonders gute Chancen für dauerhaften Werterhalt oder gar erhebliches Wertsteigerungspotenzial?

Grundsätzlich möchte ich feststellen, dass dauerhafter Werterhalt bei allen KPM-Produkten gegeben ist. Besonders hohes Wertsteigerungspotenzial sehe ich insbesondere bei Produktlinien wie z. B. unserer „Prinzessinnengruppe“. Dabei handelt es sich um eine erlesene Figurengruppe in reiner Handarbeit. Hier werden insgesamt 88 einzeln in Porzellan gegossene Teile in aufwendiger künstlerischer Bildnisarbeit zu einem neuen Kunstwerk zusammengefügt und gebrannt. Daneben eröffnen aber auch diverse Büsten berühmter Persönlichkeiten gute Chancen auf erhebliche Wertsteigerungen.

Und in welchen Regionen bewegen sich besonders wertvolle Exponate aus Ihrem Haus?

Bei den vom Kunsthaus Lempertz veranstalteten Preussenauktionen erfreuten sich KPM-Kunstobjekte in den vergangenen Jahren einer wachsenden Beliebtheit. Also spontan fällt mir in diesem Kontext die bei KPM gefertigte „Vase mit acht Ansichten“ ein, die bei einer vor einigen Jahren durchgeführten Lempertz-Auktion im Vorfeld auf 200.000 bis 250.000 Euro geschätzt wurde und letztendlich für 275.000 Euro den Besitzer gewechselt hat.

Losgelöst von Ihren Firmenbeteiligungen dürften sich unsere Leser aufgrund Ihrer Erfahrung und Expertise als Bankier besonders stark für Ihre ganz persönliche Geldanlagestrategie interessieren. Welche Anlageklassen stufen Sie auf lange Sicht als aussichtsreich ein und welche meiden Sie eher?

Ich setze bei meiner privaten Geldanlage stets auf einen Mix aus verschiedenen Geldanlagen und bevorzuge dabei Investments in Immobilien, Aktien und Gold. Produkte wie zum Beispiel den Bitcoin lasse ich hingegen aus. Mein Motto lautete nämlich schon immer: Finanzprodukte, die ich nicht verstehe, kaufe ich nicht, und ich verkaufe sie auch nicht an meine Kunden.

Bildquelle: Königliche Porzellan Manufaktur Berlin (KPM)


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