Star-Maler Leon Löwentraut feiert mit „Beyond Horizon“ seine Rückkehr nach Düsseldorf. Im Doppelinterview sprechen der Künstler und Galeristin Antonia von Fraunberg über Inspiration, Erfolg und die Entwicklungen im Kunstmarkt.
Herr Löwentraut, für Sie ist „Beyond Horizon“ die erste Solo-Ausstellung in Düsseldorf seit vier Jahren – und gleichzeitig eine Rückkehr an den Ort, an dem Ihre Karriere begann. Was hat diese Schau für Sie besonders gemacht?
Löwentraut: Ich liebe Düsseldorf. Es ist meine Heimatstadt, in die ich immer wieder gern mit einer Ausstellung zurückkehre. Deshalb ist es für mich eine grosse Ehre und ein echtes Highlight, hier in der Galerie von Antonia von Fraunberg mit „Beyond Horizon“ meine Arbeiten zu präsentieren.
Frau von Fraunberg, die neue Ausstellung von Leon Löwentraut wurde kürzlich in Ihrer Galerie eröffnet – wie haben Sie den Abend der Vernissage erlebt?
Von Fraunberg: Es war ein Kunsterlebnis, das auch beim jungen kunstinteressierten Publikum extrem gut ankam. Die Kunst von Leon weckt eine wahnsinnige Begeisterung. Dementsprechend war die Vernissage nicht nur erfolgreich, sondern vor allem unter dem gesellschaftlichen Aspekt spannend und reich an hochinteressanten Gesprächen.
Sie haben Leon Löwentraut kennengelernt, als er gerade 17 war. Was hat Sie damals an ihm überzeugt – und wie haben Sie seine Entwicklung über die Jahre wahrgenommen?
Von Fraunberg: Damals hat Leon zwei Dinge ausgezeichnet: Leidenschaft und Mut. Schon in jungen Jahren die Kunst leben zu wollen, hat mich besonders stark beeindruckt. Ich habe sein Schaffen von Anfang an verfolgt und miterleben dürfen, wie er sich im nationalen und internationalen Kunstmarkt etablierte und durch tolle Ausstellungen in renommierten Galerien sowie auf Kunstmessen überzeugte. Besonders wichtig in diesem Zusammenhang: Mit dem Ernst Barlach Preis hat er im Jahr 2023 eine in der Kunstszene bedeutende und angesehene Auszeichnung erhalten.
Leon, ein Grossteil Ihrer neuen Werke ist in Ihrem Atelier in Portugal entstanden. Sie sprechen von einer besonderen Einsamkeit dort – was macht diesen Ort für Ihre Kunst so bedeutend?
Auf der Suche nach neuen Perspektiven zur Weiterentwicklung meiner Kunst habe ich mir zahlreiche Orte angesehen und mich dann für den Süden Portugals entschieden. Beeindruckt haben mich hier vor allem das phänomenale Licht, die Ursprünglichkeit der Natur mit ihrer Schroffheit sowie die Mentalität und Freundlichkeit der Portugiesen.
Zudem bin ich ein grosser Fan des Atlantiks und des Klimas; ich komme an und fühle mich sofort wohl. Vor einigen Jahren habe ich mir deshalb dort ein Atelier gebaut und geniesse nun die Atmosphäre und das besondere Licht, das goldene Licht, wie es so oft heisst; das hat die Farbigkeit meiner Bilder bewusst und unbewusst beeinflusst. Ich bin ja nicht der erste Künstler, den es in den Süden Europas gezogen hat, um zu malen. Lange Rede, kurzer Sinn: Für mich ist es einfach ein gutes Gefühl, in Portugal aufzuwachen. Ich betrachte das Land mittlerweile sogar als mein zweites Zuhause.
Frau von Fraunberg, Ihre Galerie konzentriert sich auf junge zeitgenössische Kunst. Was reizt Sie an dieser Ausrichtung – und was muss ein Künstler mitbringen, damit Sie ihn in Ihre Galerie aufnehmen?
Junge Künstler, von denen viele gar nicht mehr so jung sind, bieten den Vorteil, dass man sie auf ihrem Weg begleiten kann. Man kann sie fördern und etwas mitaufbauen und dadurch auch mitgestalten. Jeder Künstler, der bei uns aufgenommen wird, muss mit Blick auf seinen Stil über ein Alleinstellungsmerkmal verfügen – und dies ist bei Leon definitiv der Fall. Und genau dieses Alleinstellungsmerkmal reizt Galeristen und Galeristinnen zur Zusammenarbeit mit einem Künstler wie Leon und macht diesen Beruf so interessant. Wichtig ist aber auch der Wiedererkennungswert des Malstils, der im Laufe der Zeit zu einer erfolgreichen Markenbildung beiträgt, und im Idealfall führt dies bei Kunstinteressierten zu der Einschätzung: Das ist ein Löwentraut.
Leon, Sie haben einmal gesagt, dass Sie beim Malen in eine Art Trance geraten. Wie erleben Sie diesen kreativen Zustand – und wann wissen Sie, dass ein Bild fertig ist?
Das kann man nur schwer beschreiben. Es ist einfach ein Gefühl, das einem überkommt. Da ich an mehreren Bildern gleichzeitig arbeite, entstehen bei mir Kreativphasen, in denen ich immer wieder in eine andere Welt eintauche und meinen Gedanken dann freien Lauf lasse. Diese kreisen weniger um die Kunst als um das absolut pure Leben, insbesondere um Gefühle, und darum, was ich bisher in jeglicher Hinsicht erlebt habe. Ich denke, gerade das macht meine Kunst aus. Beim Malen bin ich meist nicht ansprechbar und sobald ich irgendwann das subjektive Gefühl habe, dass die Geschichte des Bilds fertigerzählt ist, betrachte ich das Werk als vollendet. Einfach ausgedrückt: Ein Bild ist fertig, wenn es fertig ist.
Frau von Fraunberg, Kunst wird zunehmend auch als Investment wahrgenommen. Wie spüren Sie diesen Trend im Galeriebetrieb – und wie reagieren Sie auf Sammler, die neben der Leidenschaft auch Renditepotenziale im Blick haben?
Meiner Meinung nach sollte ein gutes Portfolio immer diversifiziert sein und deshalb gehört Kunst als wertstabile Geldanlage seit jeher dazu. Das war bereits vor 30 Jahren so und ist es auch heute noch. Auch junge Kunstinteressierte möchten neben Ästhetik und Qualität zusätzlich einen gewissen Renditefaktor erwerben, wobei vor allem die Expertise der Galerie für den Qualitätsanspruch steht. Und gerade die in Galerien, Ausstellungen oder Kunstmessen präsentierten Künstler haben dadurch nur eines nämlich: Luft nach oben. Damit wäre für die potenzielle Kundschaft der Wunsch nach Wertstabilität auf jeden Fall gesichert.
Leon, Ihre Werke erzielen fünfstellige Preise und gelten bei vielen als attraktive Anlageobjekte. Was bedeutet es für Sie, wenn Ihre Kunst nicht nur emotional bewegt, sondern auch unter wirtschaftlichen Aspekten betrachtet wird?
Darüber wird in der Branche natürlich stark diskutiert, letztendlich ist Kunst – und das sage ich jetzt nicht aus meiner Künstlersicht – in erster Linie für Galerien, Museen oder das Kunstpublikum auch ein Geschäft, was aus meiner Sicht durchaus nachvollziehbar ist. Als Künstler sollte man sich davon aber nicht beeinflussen lassen. Sobald man nämlich zweckgebunden malt, um dem Markt zu gefallen und eine möglichst gute Wertentwicklung zu erzielen, geht die Authentizität der Kunst verloren. Die Aufgabe des Künstlers besteht vielmehr darin, das wiederzugeben, was er fühlt und darstellen möchte – und das auf seine ganz eigene Art.
Grundsätzlich verstehe ich aber auch die Perspektive der anderen, die Kunst als Investment sehen. Der Wert von Kunst hängt sehr stark davon ab, in welchen Galerien oder Museen man ausstellt, von welchen Sammlungen man gekauft wird oder wie stark man auf Messen präsent ist. Für Sammler ist neben meinem bisherigen Werdegang wichtig zu wissen, dass meine Arbeit und Entwicklung weitergehen werden – und all dies schafft auch Vertrauen in die Werthaltigkeit meiner Werke und rechtfertigt letztendlich auch deren Preise. Obwohl ich bereits seit zwölf Jahren auf Ausstellungen vertreten bin, sehe ich mich mit meinen 27 Jahren noch in der Anfangsphase meiner Karriere und gehe davon aus, dass man von mir noch einiges erwarten darf. Da bin ich mir ziemlich sicher.
Frau von Fraunberg, der Kunstmarkt hat sich in den letzten Jahren stark gewandelt – neue Messeformate, globale Netzwerke, jüngere Käufer. Was beobachten Sie in Ihrer täglichen Arbeit – und worauf kommt es heute als Galeristin besonders an?
Natürlich gab es in der Vergangenheit mit Blick auf die Messelandschaft einige neue Formate, von denen wir auch das eine oder andere ausprobiert haben. Ziel war es abzuschätzen, ob das jeweilige Publikum auch zu den von uns vertretenen Künstlern passt. Für renommierte Galerien kamen dabei allerdings nur wenige neue Formate infrage. Es ist zwar wichtig auf Online-Plattformen präsent und im Bereich Social Media aktiv zu sein, aber in der Auswahl der Messen sind wir relativ konservativ unterwegs und raten auch unseren Künstlern in der Regel nur zu bewährten Messeformaten.
Leon, Sie gehören zu den wenigen Künstlern Ihrer Generation mit internationaler digitaler Sichtbarkeit – über 1,2 Millionen Menschen folgen Ihnen auf Instagram. Wie verändert diese Öffentlichkeit Ihr künstlerisches Schaffen – oder bleibt das Atelier für Sie ein analoger Rückzugsraum?
Löwentraut: Also das Wichtigste vorweg: Das Atelier ist meine heilige Halle, da lasse ich – mit Ausnahme eines ganz kleinen Personenkreises – keinen rein. Atelierbesichtigungen sind daher nicht möglich. Social Media ist heutzutage zwar eine gute Möglichkeit, sich selbst darzustellen, stellt aber für einen Künstler meiner Ansicht nach kein Muss dar. Ich persönlich sehe Social Media aber als grosse Chance unserer Zeit, die es jedem Künstler ermöglicht, seine Kunst sichtbar zu machen, wodurch er eine eigene Plattform schaffen kann. Ich wurde schon oft gefragt, warum ich nicht alles selber mache und auf Galerien verzichte. Da der Kunstmarkt auf Galerien, Museen und Kunstmessen basiert, ist es wichtig, mit diesen Partnern seriös zusammenzuarbeiten. An diesem Prinzip werde ich auch in Zukunft festhalten. Das ist nämlich das Wichtigste, um als Künstler auch ernst genommen zu werden. Für mich ist der etablierte und konservative Kunstmarkt immer noch das Ausschlaggebende, um eine Künstlerkarriere zu erschaffen oder zu beflügeln.
Von Fraunberg: Da kann ich Leon nur zustimmen, da die Expertise der Galerien als wichtige Schnittstelle fungiert. Denn Kuratoren entscheiden, welche Top-Galerien auf Messen ihre Künstler präsentieren dürfen.
Zum Schluss an Sie beide: Was wünschen Sie sich für die Zukunft – künstlerisch, unternehmerisch oder ganz persönlich?
Löwentraut: Ich wünsche mir, auch in Zukunft mit Galeriepartnern eindrucksvolle Ausstellungen durchzuführen sowie mit Museen verstärkt zusammenzuarbeiten, um dadurch sukzessive eine gesunde Weiterentwicklung meines künstlerischen Schaffens zu erreichen. Schön wäre es, wenn ich in den nächsten Jahren meinen Stellenwert als Künstler immer weiter ausbauen könnte.
Von Fraunberg: Also ich würde mich freuen, weiterhin vertrauensvoll mit Kunstinteressenten und herausragenden Künstlern wie Leon zu arbeiten. Und da ich nicht mehr so jung bin wie Leon, wäre es schön, wenn mir dies bei guter Gesundheit gelänge.
Bildquelle: Fotograf: Frank van Groen / pro aurum
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