Roman Niewodniczanski wurde in diesem Jahr vom Gourmet-Magazin „Der Feinschmecker“ der prestigeträchtige Titel „Winzer des Jahres 2023“ verliehen. Mit ihm führte pro aurum auf seinem imposanten Weingut Van Volxem ein Interview.

Unter den Weinliebhabern geniessen häufig Weine aus dem Ausland einen höheren Stellenwert als edle Tropfen „Made in Germany“. Eine Anbauregion, die besonders häufig verkannt wird, liegt an der unteren Saar in Rheinland-Pfalz. Was viele Weinkenner nämlich gar nicht wissen: Aus dieser geschichtsträchtigen Region stammen einige der teuersten Weissweine der Welt. Im Jahr 2000 übernahm Roman Niewodniczanski, ein Urenkel des Gründers der Bitburger-Brauerei, das in Wiltingen beheimatete Weingut Van Volxem.

Seit dem Jahr 2019 „thronen“ auf dem firmeneigenen Schlossberg die Vinothek, in der die eigenen Weine in perfektem Ambiente verkostet werden, und die Manufaktur, in der sich die edlen Tropfen zu Top-Weinen entwickeln. Im Raritätenkeller reifen in Hochdruck-Edelstahltanks ausgewählte Jahrgänge und Weine aus Spitzenlagen zu Raritäten. Der Holzfasskeller bildet das Herzstück der Manufaktur. Dort mutieren die Saarweine Grosser Lagen in wertvollem Holz zu wertvollen Tropfen. Übrigens: Weinliebhaber können auf dem Weingut eine geführte Weinprobe (Dauer 1,5 Std.) buchen und sich ein eigenes Bild über den Geschmack und die Qualität der dort erzeugten Weine machen.

pro aurum: Wein von der unteren Saar aus Rheinland-Pfalz hat unter den ganz normalen Weinkonsumenten nicht denselben Bekanntheitsgrad wie die Vertreter anderer Anbauregionen. Was sind dessen Besonderheiten und wodurch zeichnet er sich gegenüber der nationalen und internationalen Konkurrenz aus?

Roman Niewodniczanski: An der unteren Saar, wo vor allem Riesling angebaut wird, haben wir mit die niedrigsten Durchschnittstemperaturen und die höchsten Tag- und Nacht-Schwankungen in ganz Deutschland. Da Rebsorten wie Riesling oder Pinot Noir Kühle lieben und die Böden in dieser Gegend mit ihrem reichhaltigen Steinanteil als besonders mineralhaltig gelten, herrschen hier ideale Voraussetzungen zur Produktion von Spitzenweinen. Das Ergebnis ist eine der längsten Vegetationsperioden in Europa. Die daraus resultierende langsame Reife führt zu finessenreichen und filigranen Aromen. Die Kombination von Boden und Mikroklima ist der Grund, warum genau hier seit der Römerzeit Weinbau betrieben wird. Die hiesigen Steillagen sind eine weitere wichtige Voraussetzung, damit die Trauben die notwendige Reife erlangen können. Der teuerste Wein der Welt ist übrigens kein Bordeaux und auch kein Burgunder, sondern kommt aus dieser Gegend, dem kleinen, an der unteren Saar gelegenen Weinort Wiltingen.

Bei der Bewertung von Immobilien hört man häufig folgendes Mantra: Lage, Lage, Lage. Wie beurteilen Sie im Weinbau den Stellenwert der Lagen und wodurch zeichnen sich diese bei Van Volxem aus?

Diese Regel gilt zweifellos auch beim Weinanbau. Die Lage bildet den Kern dessen, was einen Wein prägt. Des Weiteren benötigt man aber auch ein Team exzellenter Mitarbeiter – alles andere ist nachrangig. Wir betreiben Van Volxem zwar naturnah und unter einem hohen Anteil von Handarbeit, nutzen aber auch modernste Technologien wie z. B. Drohnen, Raupensysteme sowie eine computergestützte Traubensortierung, die unsere aufwendige Handsortierung ergänzen, um unserem Exzellenzanspruch gerecht zu werden. Denn nur, wenn ich penibel auf die Details achte, kann ich ganz oben mitspielen.

Wie gross ist bei Van Volxem eigentlich der Anteil „VDP Grosser Lagen“, die bekanntlich für eine besonders hohe Traubenqualität stehen?

Von den 85 Hektar, die wir bewirtschaften, verfügen ungefähr 70 Prozent über dieses Gütesiegel. Neben dem geschichtsträchtigen Scharzhofberger und Wiltinger Gottesfuss haben wir unser Portfolio seit dem Jahr 2000 um exzellente Grosse-Gewächs-Lagen wie Bockstein, Geisberg, Goldberg und Altenberg erweitert. Die meisten meiner Spitzenlagen wurden bereits von den Römern bewirtschaftet. Beim Bewerten von Lagen haben mir alte Steuerkarten der Finanzämter aus dem Jahr 1860 sehr geholfen. Mittlerweile befindet sich im Besitz von Van Volxem das grösste Portfolio an Spitzenlagen.

… und die meisten gelten als Steillagen. Welche Folgen hat dies?

Hier arbeiten wir zu 100 Prozent mit Handlese. Davon können 35 Hektar nur von Hand bewirtschaftet werden. Verglichen mit den meisten Weingütern anderer Regionen in Deutschland und Europa fallen bei uns vierfach höhere Produktionskosten an. Als Lohn dieser Arbeit und aufgrund des hier herrschenden Mikroklimas und der hohen Mineralität der Böden können wir im Gegenzug herausragende Weine erzeugen und uns vor allem durch Qualität beweisen.

Welchen Faktoren räumen Sie eine ähnlich hohe Bedeutung wie den Lagen ein?

Im Gegensatz zu vielen anderen Weingütern benötigen wir Mitarbeiter, die gern von Hand arbeiten und Freude daran haben, Grenzbereiche auszuloten. Ich benötige die fröhlichsten, fleissigsten und leidenschaftlichsten Mitarbeiter, die man sich vorstellen kann. Obwohl sich der Arbeitsmarkt mittlerweile von einem Verkäufer- zu einem Käufermarkt entwickelt hat, freuen wir uns über ein stetiges Bewerberaufkommen. Ich gehe davon, dass meine Vorträge in ganz Deutschland sowie das Kommunizieren unseres Exzellenzanspruchs auf unseren Social-Media-Kanälen für das starke Interesse an Van Volxem als Arbeitgeber hauptverantwortlich sind.

Was wäre für deutsche Winzer wichtig, damit der Standort Deutschland nicht an Wettbewerbsfähigkeit verliert?

Als Weinbauunternehmen, das bewusst auf einen Grossteil staatlicher Fördermittel verzichtet hat, sehen wir hinsichtlich Wettbewerbsfähigkeit gleich mehrere Baustellen. Neben der CO2-Steuer stufe ich vor allem die Bildungspolitik als grosses Problem ein. Nicht zu vergessen die Bürokratie: Eine Reform des Weingesetzes führt z. B. dazu, dass ich ab 2025 meinen Saar-Riesling nicht mehr so nennen darf, weil Begrifflichkeiten nicht mehr unter Marketingaspekten, sondern nach Dogmatismen von oben verordnet werden. Da fragt man sich schon nach dem Sinn und Zweck.

Ihre Manufaktur auf dem Wiltinger Schlossberg kann man zweifellos als imposante Sehenswürdigkeit beschreiben. Worauf sind Sie diesbezüglich besonders stolz – eher auf das ästhetische Erscheinungsbild oder den funktionellen Nutzen?

Am wichtigsten ist für mich, dass das Gebäude den Mitarbeitern dient und von diesen und unseren Kunden als sehr attraktiv wahrgenommen wird. Es spiegelt perfekt unsere Abläufe wider und verfügt über viele Sozialräume wie zum Beispiel eine Küche oder Ruheräume. Dies ermöglicht uns, dass wir bei Bedarf Tag und Nacht durcharbeiten können.

Unter Konsumenten sowie in der Wirtschaft im Allgemeinen und in der Landwirtschaft im Besonderen nimmt das Thema „Nachhaltigkeit“ eine immer grössere Bedeutung ein. Wie hat sich Ihr Weingut unter diesem Aspekt positioniert?

Wir sind ein Verfechter des Naturweingedankens und legen daher auf Nachhaltigkeit grössten Wert. Auf dem Firmengelände können gleichzeitig bis zu acht Elektrofahrzeuge aufgeladen werden. Circa 80 Prozent unseres Strombedarfs decken wir über unsere hauseigene Photovoltaikanlage und Wärme beziehen wir über Geothermie, wodurch wir komplett auf Öl und Gas verzichten können. Unser Weingut fördert zugleich den Weintourismus in der Region und zieht nicht nur Weingeniesser, sondern auch nationale wie internationale Branchenexperten förmlich an. Realisiert wurde dieses Nachhaltigkeitskonzept durch Spezialisten aus Italien, Österreich, Frankreich und natürlich auch aus Deutschland, weswegen wir seit einigen Jahren schon das Label „fair & green“ tragen dürfen. Übrigens, erst kürzlich wurden wir mit dem Preis für den besten Neubau in der Branche ausgezeichnet.

Apropos Preise, welche Bedeutung haben für Sie bzw. das Weingut Preisverleihungen wie die diesjährige Auszeichnung zum „Winzer des Jahres“ durch das Magazin „Der Feinschmecker“?

Selbstverständlich haben mein Team und ich uns über diesen Preis sehr gefreut, schliesslich tut Lob gut und man fühlt sich in seiner Arbeit bestätigt. Grundsätzlich betrachte ich solche Preise aber eher als Verpflichtung, weiterhin Menschen mit unseren Weinen zu begeistern. Dies führt dann allerdings zu dem weniger angenehmen Begleiteffekt eines wachsenden Erfolgsdrucks.

Als Besitzer eines grossen Weinguts dürften Sachwerte wie Immobilien sowie der Unternehmenswert das Kerninvestment bilden. Wie stufen Sie mit Blick auf die private Geldanlage all die anderen Anlageklassen ein? Bleibt Ihnen überhaupt Zeit, sich mit diesen zu beschäftigen?

Ich bin ein ganz grosser Freund von Vermögensstreuung und bevorzuge in erster Linie Aktien und meide aufgrund der meiner Meinung nach unterschätzten Inflationsgefahr Anleihen. Mein Vermögensportfolio enthält aber auch einen kleinen Anteil Gold. Ein gutes Weingut funktioniert ein bisschen wie die Förderung von Gold. Es erfordert einen langen Anlagehorizont und es muss viel Kapital und Arbeit investiert werden, um erfolgreich zu werden. Bei diesem Vergleich gefällt mir vor allem eines: Mein Gold liegt direkt vor der Haustür und das nicht nur in unserer Spitzenlage „Goldberg“.

Bildquelle: Van Volxem


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