1,50 Euro oder ein australischer Dollar für eine Feinunze Silber? 100 Euro oder 50 US-Dollar für eine Feinunze Gold? Die Preise, die auf modernen Anlagemünzen abgebildet sind, klingen zu schön, um wahr zu sein – doch ganz so günstig, wie es auf den ersten Blick scheint, wird man die Anlagemünzen aus Österreich, Australien oder den Vereinigten Staaten von Amerika nicht bekommen. Denn ihr Edelmetallwert ist deutlich höher als der aufgeprägte Wert. Was soll das? Oder anders gefragt: Warum ist der Nennwert auf Goldmünzen zur Kapitalanlage so niedrig?

Tatsächlich tragen Goldmünzen, die als Kapitalanlage gekauft werden, meistens einen sogenannten „Nennwert“, der deutlich unter ihrem tatsächlichen Goldwert liegt. Als Nennwert wird der Wert bezeichnet, für den man im Ausgabeland mit dieser Münze einkaufen kann. Dieser Wert wird von den ausgebenden Institutionen festgelegt und ist Teil der Geldmenge, die jedes Jahr „neu“ geschaffen wird.

Der Hauptgrund für den geringen Nennwert der Anlagemünzen liegt in der Art und Weise, wie sie nach Wunsch der ausgebenden Regierungen verwendet werden soll – nämlich nicht als Zahlungsmittel an der Supermarktkasse. Zwar haben Goldmünzen in der Regel einen Nennwert, damit sie als gesetzliche Zahlungsmittel im Ausgabeland gelten. Deshalb erhalten einen Nennwert, um den Status als Zahlungsmittel sichtbar zu machen. Dieser Nennwert ist jedoch meist symbolisch – er repräsentiert nicht den tatsächlichen Marktwert des Goldes, aus dem die Münze besteht. Die Regierungen stellen durch dieses bewusst gewählte Missverhältnis sicher, dass die Münzen nicht im täglichen Geldverkehr eingesetzt werden.

Auch wenn man also wohl kaum in Österreich einen Wiener Philharmoniker in Gold oder Silber an der Supermarktkasse im Wechselgeld finden wird, hat der Nennwert bei Anlagemünzen mehrere Vorteile für Investoren. Zuallererst geniessen die Münzen durch den Status als Zahlungsmittel (noch) gewisse Steuervorteile: Üblicherweise werden Münzen, die als gesetzliches Zahlungsmittel gelten, anders besteuert oder behandelt als reines Gold oder Goldbarren. Sie können von der Mehrwertsteuer befreit sein – wie in Deutschland. Ausserdem unterliegen sie normalerweise weniger strengen Exportkontrollen.

Durch einen grossen Abstand zwischen dem Nennwert und dem langfristig realistischen Materialwert sichern sich die Regierungen auch gegen Marktschwankungen ab: Der Preis von Gold auf dem globalen Markt schwankt ständig. Der Nennwert einer Münze bleibt jedoch konstant, unabhängig davon, wie sich der Goldpreis ändert. Und wenn Metallwert und Nennwert zu nah beieinanderliegen, kann es passieren, dass der Materialwert über den Nennwert steigt – so geschehen beispielsweise bei den Zehn-Euro-Gedenkmünzen aus Deutschland oder den Fünf-Mark-Umlaufmünzen aus den ersten Jahrzehnten der Bundesrepublik.

Während der Nennwert von Edelmetall-Anlagemünzen weit unterhalb des Metallwertes liegt, kann der Sammlerwert deutlich darüberliegen: Viele Goldmünzen, die eigentlich zu Anlagezwecken geprägt wurden, haben neben ihrem Gold- auch einen Sammlerwert. Sie können wegen ihrer Seltenheit (beispielsweise werden Goldmünzen aus der Lunar-Serie aus Australien nur 30.000-mal pro Jahrgang geprägt), ihres Designs (der Panda aus China gilt als eine der aufwendigsten Anlagemünzen), ihrer Geschichte (der Krügerrand ist eine wahre Investment-Legende) oder aus anderen Gründen von Sammlern begehrt sein. Der Nennwert spielt für diese Bewertung eine eher untergeordnete Rolle – aber gerade auf dem deutschen Markt geniessen Münzen ein grösseres Vertrauen als Medaillen, weil Letztere von jedermann hergestellt werden können und Münzen ausschliesslich von Staaten ausgegeben werden dürfen.

Bildnachweis: Wenping Zheng
File#: 658321898
Bildquelle: www.istockphoto.com


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